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umfassen, wird sowohl auf die bisherige Rechtslage als auch auf die durch europarechtliche Entwicklungen hervorgerufenen Neuerungen eingegangen. Dadurch wird
eine Analyse des kollisionsrechtlichen Systems unter Berücksichtigung punktueller
gesetzgeberischer Interventionen ermöglicht. Auch mit Blick auf die Praxis wird
eine kontinuierliche Erfassung der Problematik gewährleistet.
B. Zielsetzung
Ziel dieser Arbeit ist es, den Export der LLP als neue englische Rechtsform durch
deutsche Rechtsanwälte zum Zwecke der gemeinsamen Berufsausübung in Deutschland unter Begründung eines deutschen Verwaltungssitzes insbesondere im Hinblick
auf die Frage der Anwaltshaftung für fahrlässig verursachte Vermögensschäden zu
untersuchen. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf der besonderen Problematik der Anwaltshaftung. Daneben werden die wesentlichen kollisions- und europarechtlichen Grundvoraussetzungen einer Integration der englischen Anwalts-LLP
in die deutsche Rechtsordnung, mithin die registerrechtliche und die berufsrechtliche
Erfassung sowie die Postulationsfähigkeit, eingehend untersucht.
Aus kollisionsrechtlicher Perspektive soll untersucht werden, welches Recht zur
Anwendung berufen ist. Auf Tatbestandsebene soll die Erfassung der LLP durch das
deutsche Recht durch die Methode der Substitution diskutiert werden. Die durch in
Deutschland tätige Rechtsanwälte zur Rechtsberatung in Deutschland niedergelassene LLP soll im Einzelnen mit den deutschen Rechtsformen Partnerschaft und GmbH
verglichen werden, um daraus Schlüsse für die Behandlung der Anwalts-LLP zu
ziehen. Insgesamt sollen die europarechtlichen Vorgaben für die Anwendung deutschen Rechts Berücksichtigung finden.
Ferner soll de lege lata hinsichtlich des mit dem Export der Anwalts-LLP durch
das allgemeine kollisionsrechtliche Verweisungssystem ausgelösten Wegbrechens
der Haftung des LLP-Gesellschafters nach den englischen Grundsätzen der professional negligence eine Korrektur dieses transnationalen Haftungswegfalls durch
das spezielle Rechtsinstitut der Anpassung auch im Hinblick auf die europarechtliche Zulässigkeit untersucht werden.27 Darüber hinaus soll ein Vorschlag für eine
neue europäische Kollisionsnorm zur Problemlösung de lege ferenda entwickelt
werden.
C. Gang der Untersuchung
Um eine stringente Analyse zu gewährleisten, erfolgt eine Aufteilung dieser Arbeit
in vier Teile. Der erste Teil ist der Erörterung der Gründung der englischen Anwalts-
LLP in ihrem Heimatland und der Rechtslage nach dem materiellen englischen
27 Siehe die Diskussion unten Teil 3 C, D.
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References
Zusammenfassung
Die englische Limited Liability Partnership (LLP) kann für in Deutschland niedergelassene Rechtsanwälte eine attraktive Alternative sein. Die Arbeit untersucht die in der Praxis für solche Anwalts-LLPs relevanten berufs-, haftungs-, gesellschafts- und registerrechtlichen Fragen aus internationalprivatrechtlicher und europarechtlicher Perspektive und vergleicht funktional die LLP mit Partnerschaft und GmbH. Insbesondere erörtert die Autorin die Haftung der LLP-Gesellschafter für Berufsfehler sowie die Frage, welche Normen der BRAO Anwendung finden. Die kollisionsrechtlichen Methoden der Substitution und der Anpassung werden diskutiert. De lege ferenda wird eine Neuregelung für das Kollisionsrecht vorgeschlagen.