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Da es für die SRI-Indizes noch keine speziell darauf ausgerichteten Put-
Optionen gibt, muss ein Investor zur Durchführung von Absicherungsmaßnahmen auf andere geeignete Put-Optionen zurückgreifen. Im Folgenden werden
als Alternative Put-Optionen auf den MSCI-Welt-Index verwendet. Die Ergebnisse zeigen, dass sich durch den Einsatz optimal passender Put-Optionen die
risikoadjustierte Performance wesentlich verbessern lässt im Vergleich zur Verwendung von Put-Optionen, die auf den MSCI-Welt-Index definiert sind.
Absicherungsmaßnahmen mit den letzteren sind nicht geeignet und stellen für
keinen der vier SRI-Aktienindizes eine sinnvolle Maßnahme dar. Selbst für den
NAI würde sich die risikoadjustierte Performance (gemäß Perf2 und Perf3) dadurch soweit verschlechtern, dass der MSCI-Welt-Index die bessere Investitionsalternative darstellt.
Tabelle 42: Risiko und Performance einer dynamischen Put-Strategie mit SRI-
Indizes, Anlagehorizont 1 Jahr, Benchmark = nominale Werterhaltung
Risikokennzahlen Performancekennzahlen
100%
Aktien
Risk1 Risk2 Risk3 Perf1 Perf2 Perf3 Perf4
DJSI vs. Welt (Q1 2000 – Q2 2006)
DJSI 0,488 1,724 3,104 2,660 1,477 0,922 0,194
DJSI optimal 0,616 1,221 1,574 3,581 2,779 2,003 0,242
Welt 0,597 1,189 1,557 4,048 3,091 2,328 0,292
Ethical vs. Welt (Q2 2002 – Q2 2006)
Ethical 0,551 1,409 2,101 3,337 2,237 1,567 0,266
Ethical optimal 0,569 1,114 1,497 4,210 3,135 2,390 0,310
Welt 0,542 1,081 1,486 4,953 3,603 2,876 0,370
FTSE vs. Welt (Q1 2002 – Q2 2006)
FTSE 0,594 3,228 4,605 1,143 0,801 0,100 -0,080
FTSE optimal 0,602 1,213 1,584 2,988 2,287 1,522 0,193
Welt 0,528 1,046 1,459 5,206 3,731 3,015 0,391
NAI vs. Welt (Q2 1998 – Q2 2006)
NAI 0,181 1,431 4,241 15,841 5,345 5,008 0,856
NAI optimal 0,357 0,849 1,447 22,497 13,205 12,619 0,730
Welt 0,515 1,023 1,444 8,534 6,047 5,338 0,476
Anmerkung: Anleihegewichtung = 100% Aktiengewichtung; die Risiko- und Performancekennzahlen für die Differenzportfolios verwenden den Zielwert null.
3.6 Fazit
Die Studie zeigt, dass nachhaltige Kapitalanlagen aus der Sicht von Stiftungen
nicht nur eine zulässige, sondern auch eine sinnvolle Klasse von Anlageprodukten darstellt. Im Vordergrund stehen derzeit vor allem weltweit diversifizierte Aktienanlagen.
Stiftungen werden durch die Investition in nachhaltige Kapitalanlagen in die
Lage versetzt, mögliche Zielkonflikte zwischen Stiftungssatzung und Ver-
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mögensverwaltung zu vermeiden. Darüber hinaus zeigen Studien zur Performance, dass in der Regel durch eine Auswahl von Aktien nach ethischen,
sozialen und ökologischen Kriterien keine systematischen Nachteile im Vergleich zu konventionellen Kapitalanlagen entstehen.
Es ist für eine Stiftung ratsam, genau zu prüfen, nach welchen Kriterien die Aktienauswahl konkret erfolgt, denn die Definitionen von Nachhaltigkeit, die Auswahlmethoden und die resultierende Portfoliostruktur können sich je nach Ratingagentur oder Fondsgesellschaft deutlich unterscheiden. Anschließend sollte
eine detaillierte Untersuchung der Rendite-Risiko-Struktur der ausgewählten Aktien erfolgen und insbesondere überprüft werden, in welchem Umfang eine Investition im Sinne einer optimalen Struktur des Gesamtportfolios der Stiftung
angestrebt werden soll.
Prinzipiell können nachhaltige Aktienanlagen genauso für statische und dynamische Anlagestrategien verwendet werden wie konventionell ausgewählte Aktienportfolios. Hinsichtlich des Anlagespektrums gibt es noch einige Einschränkungen. So existiert inzwischen eine große Anzahl aktiv verwalteter
Investmentfonds; es gibt jedoch sehr wenige passive Anlageprodukte, die sich
auf die inzwischen ebenfalls zahlreichen Nachhaltigkeitsindizes beziehen. Beispielsweise sind derzeit noch keine Put-Optionen auf diese Indizes verfügbar. Für
große Stiftungen dürften solche Einschränkungen allerdings kaum spürbar sein,
da ihnen entsprechende Produkte von Vermögensverwaltern maßgeschneidert
erstellt werden können.
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Chapter Preview
References
Zusammenfassung
In den letzten Jahren ist der Markt für nachhaltige Kapitalanlagen auch in Europa signifikant gewachsen. Besonders für Stiftungen können Kapitalanlagen, die nach ethischen, sozialen und ökologischen Kriterien ausgewählt werden interessant sein, weil dadurch der Stiftungszweck auch im Rahmen der Vermögensanlage berücksichtigt werden kann. Im April 2008 wurde zur Analyse dieses Themas eine Konferenz unter dem Titel „Nachhaltige Kapitalanlagen für Stiftungen: Aktuelle Entwicklungen“ in Osnabrück bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) durchgeführt. Ziel der Konferenz war es, einen umfassenden Überblick über die aktuellen Entwicklungen auf dem Markt für nachhaltige Kapitalanlagen zu geben und eine Bewertung, speziell aus der Perspektive von Stiftungen, durchzuführen.
Der vorliegende Konferenzband enthält als zentrales Kapitel die Studie „Nachhaltige Vermögensanlagen für Stiftungen“, die das ZEW zusammen mit der Universität Stuttgart durchgeführt hat. Die weiteren Beiträge befassen sich unter anderem mit dem noch relativ jungen Markt der Microfinance-Anlageprodukte, die als Teilgebiet der nachhaltigen Kapitalanlagen in Zukunft für Stiftungen eine ansteigende Bedeutung erlangen könnten.