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Soc. Générale
Telecom Italia
Telefónica
Total
Unicredit
Unilever
Vinci
Vivendi
VW
Anmerkung: weiß = im Index enthalten, schraffiert = nicht im Index enthalten.
Stand: 06.112008.
2.3 SRI im Anlagemanagement der DBU
Die DBU wurde bei der Gründung 1990 mit einem Stiftungskapital von etwa
1.288 Mio. € ausgestattet, zum 31. Dezember 2007 betrug das Stiftungskapital
1.792 Mio. €. Die Substanzerhaltungsrechnung der Stiftung zeigt, dass bei einer
inflationsbereinigten Betrachtung das Stiftungskapital – bezogen auf den Zeitpunkt der Übertragung des Stiftungskapitals im Dezember 1990 – zum 31.
Dezember 2007 etwa 1.263 Mio. € betrug; also bei einer inflationsbereinigten
Betrachtung von Dezember 1990 bis Dezember 2007 ein Substanzerhaltungsdefizit von 25 Mio. € entstanden ist. Gleichzeitig hat die Stiftung von 1991–2007
1.207 Mio. € in circa 6.900 Projekte zum innovativen Umweltschutz in den Bereichen Umwelttechnik, Naturschutz, Umweltkommunikation und den Schutz
national wertvoller Kulturgüter vor Umweltschäden investiert.
Die grobe Asset Allocation der DBU nach Buchwerten hat sich in den vergangenen zehn Jahren kaum verändert und stellt sich in Abbildung 1 dar.
Die Vermögensanlage der DBU ist in ihrem Schwerpunkt auf Deutschland und
Europa ausgerichtet. In den internen Anlagerichtlinien der DBU hat sich die Stiftung selbst auferlegt, dass 80% aller Aktien und Corporate Bonds in mindestens
einem der vier beobachteten Nachhaltigkeitsindizes gelistet sein sollen. Dabei ist
eine temporäre Unterschreitung um 5% möglich. Small und Mid Caps, die nicht
im Fokus der genannten Nachhaltigkeitsindizes stehen, werden derzeit nicht gesondert bewertet.
Im Bereich der Bonds liegt der Anlageschwerpunkt bei deutschen und europäischen Staatsanleihen sowie Pfandbriefen. Diese werden nach allgemeiner Meinung unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit als weitgehend unkritisch eingeschätzt, so dass keine näheren Betrachtungen und Auswertungen notwendig
sind. Im Übrigen wird bei der Selektion von Einzeltiteln auch im Bereich der
Bonds auf das Thema Nachhaltigkeit geachtet. So wurde zum Beispiel in eine
Anleihe der Weltbank zur Finanzierung von Projekten der Nachhaltigkeit investiert, die mit kapitalmarktgerechten Konditionen ausgestattet ist. Die DBU hat
das Thema Microfinance im Jahr 2007 neu in das Anlageuniversum auf-
29
genommen. Microfinance-Produkte basieren auf Kleinstkrediten von 1 € bis in
der Regel etwa 1.000 €, die an Kleingewerbebetreibende überwiegend in
Schwellen- und Entwicklungsländern vergeben werden. Bekannt wurde das
Thema durch den Friedensnobelpreisträger Mohammad Yunus, Gründer der
Grameen Bank in Bangladesch. Mit kleinen Krediten sollen möglichst viele
Menschen erreicht werden, die sich so eine wirtschaftliche Existenz aufbauen
und aus Armut und Abhängigkeit befreien können. Ursprünglich ein klassisches
Instrument der Entwicklungshilfe kann Microfinance künftig auch für private
Anleger interessant sein, da der weltweite Bedarf an Mikrokrediten sehr hoch ist.
Die Ausfallraten waren in der Vergangenheit vergleichsweise niedrig.
Abbildung 1: Asset Allocation der DBU (nach Buchwerten)
Anmerkung: Stand September 2008.
Die DBU investiert daneben auch in Themenprodukte wie zum Beispiel „Wasser“. Dieses Thema wird eines der zentralen Zukunftsfelder für nachhaltige Entwicklungen sein, die weltweite Nachfrage nach Technologien zur Wasserreinhaltung und Wasseraufbereitung steigt.
Für Märkte, die die Vermögensverwaltung der DBU nicht selbst unter Beobachtung hat, wurden drei identisch ausgerichtete gemischte Spezialfonds aufgelegt, von denen einer unter besonderer Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsgesichtspunkten gemanagt wird.
Im Bereich Immobilien investiert die DBU in geschlossene Immobilienfonds
überwiegend in Deutschland und zu geringen Teilen auch an anderen europäischen Standorten. Vereinzelt werden in diesem Segment auch Anlageobjekte
angeboten, die unter besonderer Berücksichtigung von Aspekten der Nachhaltigkeit errichtet wurden (Green Buildings). Die DBU hat 2007 erstmals auch in ein
solches Objekt investiert. Problematisch aus Sicht des Investors ist derzeit die –
aufgrund der höheren Kosten – im Vergleich zu konventionellen Objekten
niedrigere laufende Ausschüttungsquote. Dem gegenüber steht die Erwartung,
dass ein solches Objekt aufgrund seiner geringeren Energiekosten sowie umwelt-
21,50%
5,00%
73,50%
Verzinsliche Werte
Aktien
Immobilien
30
verträglichen Baumaterialien langfristig attraktiver ist und zum Beispiel
geringere Leerstände aufweisen wird als vergleichbare Objekte. Zurzeit ist eine
Bereitschaft, für den Vorteil geringerer Energiekosten eine höhere als die ortsübliche Kaltmiete zu zahlen, im Markt noch nicht erkennbar. Bei weiter stark
steigenden Energiepreisen könnte sich dies jedoch in der Zukunft ändern.
Dabei ist besonders zu berücksichtigen, dass Immobilieninvestitionen im Regelfall langfristige Investitionen sind. Problematisch für den Kapitalanleger ist
dabei, dass der Investor das Gebäude finanziert und der Mieter in der Regel die
Kosten für Heizung, Kühlung und Stromverbrauch trägt. In der Regel misst der
Mieter dem Aspekt der langfristigen Bewirtschaftungskosten nur eine untergeordnete Bedeutung bei der Auswahl eines Objektes zu. Interessant wird sein,
ob eine Änderung aufgrund der rasant ansteigenden Energiekosten in den
nächsten Jahren stattfinden wird. Betrug der Preis für einen Liter Heizöl im Zeitraum 1990–1995 noch 0,20 € bis 0,25 €, pendelt der Preis im Frühjahr 2008
zwischen 0,90 € und 0,95 €. Bei der aktuellen Entwicklung besteht eine hohe
Wahrscheinlichkeit, dass der Markt dieses Problem regelt und über die höheren
Preise eine erhöhte Nachfrage nach Gebäuden mit einem geringeren Energieverbrauch entstehen wird.
Abbildung 2: Szenarios zur Entwicklung der Heizölkosten
Quelle: DBU.
Wichtig ist, dass die dargestellten Aspekte einer nachhaltigen Geldanlage kein
Selbstzweck sind. Es geht im Ergebnis darum, dass auch der Finanzsektor seinen
Beitrag zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen unseres Planeten für
künftige Generationen leistet. Wer sich mit den Erkenntnissen der weltweit
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040Jahr
6 %
5 %
4 %
3 %
Heizölkosten 1970 - 2006
nach BMWi (2007)
Preissteigerungsrate ab 1970
31
führenden Klimaforscher zum globalen Klimawandel befasst, wird feststellen,
dass die Menschen vor einer großen Herausforderung stehen. Nach den Erkenntnissen des IPCC hat die Konzentration von Methan und Kohlendioxid in der
Atmosphäre alle Bandbreiten der letzten 420.000 Jahre verlassen und wird nach
den Prognosen weiter ansteigen.
Die überwiegende Mehrheit der renommierten Klimaforscher ist sich in der
Einschätzung einig, dass der Anteil des Menschen an dieser Entwicklung sehr
hoch zu veranschlagen ist. Unabhängig von dieser Diskussion besteht die
dringende Notwendigkeit, dass sich alle Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft intensiv mit den Folgen auseinandersetzen und ihre Beiträge leisten, um
die nachteiligen Auswirkungen für die besonders betroffenen Teile der Menschheit wenigstens abzumildern.
Abbildung 3: Der menschliche Einfluss auf die Atmosphäre
Quelle: WDPC/IPCC.
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Chapter Preview
References
Zusammenfassung
In den letzten Jahren ist der Markt für nachhaltige Kapitalanlagen auch in Europa signifikant gewachsen. Besonders für Stiftungen können Kapitalanlagen, die nach ethischen, sozialen und ökologischen Kriterien ausgewählt werden interessant sein, weil dadurch der Stiftungszweck auch im Rahmen der Vermögensanlage berücksichtigt werden kann. Im April 2008 wurde zur Analyse dieses Themas eine Konferenz unter dem Titel „Nachhaltige Kapitalanlagen für Stiftungen: Aktuelle Entwicklungen“ in Osnabrück bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) durchgeführt. Ziel der Konferenz war es, einen umfassenden Überblick über die aktuellen Entwicklungen auf dem Markt für nachhaltige Kapitalanlagen zu geben und eine Bewertung, speziell aus der Perspektive von Stiftungen, durchzuführen.
Der vorliegende Konferenzband enthält als zentrales Kapitel die Studie „Nachhaltige Vermögensanlagen für Stiftungen“, die das ZEW zusammen mit der Universität Stuttgart durchgeführt hat. Die weiteren Beiträge befassen sich unter anderem mit dem noch relativ jungen Markt der Microfinance-Anlageprodukte, die als Teilgebiet der nachhaltigen Kapitalanlagen in Zukunft für Stiftungen eine ansteigende Bedeutung erlangen könnten.