296 Onlineerhebung zu den Freien Berufen
gehalt von Fragen und Begriffen und damit verbundenen überflüssige bzw. fehlende Frage- und Antwortformulierungen hinterfragt. Die Empfehlungen des
Expertenteams flossen in die Gestaltung des Onlinefragebogens ein und trugen
maßgeblich zu einer verbesserten Prägnanz der Erhebung bei.
Um den formalen Kriterien des Neopositivismus und seiner Intersubjektivität zu
entsprechen, müssen die generierten Daten das Kriterium von „objektiven Daten“ erfüllen (vgl. Epskamp 1998, 31). Das heißt, das eingesetzte Erhebungsinstrument muss unabhängig von der Person des Forschers beim gleichen Gegenstandsbereich die gleichen Resultate erbringen. Für die Überprüfung der Zuverlässigkeit werden die Daten unabhängig voneinander doppelt erhoben und die
Resultate miteinander verglichen. Aus mehreren Möglichkeiten der Überprüfung
wurde für die vorliegende Onlineerhebung das Test-Reset-Verfahren ausgewählt
(vgl. Friedrichs 1973, 103). Dabei wurde die FFB-Onlineumfrage nach dem
Ablauf der ersten Erhebung von Dezember 2004 bis Februar 2005 wiederholt.
5.2.4 Eckdaten der Onlineumfrage zu den Freien Berufen
Die Onlineumfrage wurde zunächst über den Zeitraum von August bis Oktober
2003 durchgeführt und während der Umfrage um einen Monat bis zum 30. November 2003 verlängert. Die Zeitspanne wurde um einen Monat ausgeweitet, da
die Weiterleitung der Informationen an die Presse, Verbände und andere Organisationen eine gewisse Anlaufzeit benötigte, z.B. das Einstellen der Links zur
Onlineumfrage auf den Homepages der Verbände sowie die Hinweise in berufsbezogenen Zeitschriften, die unregelmäßig erscheinen. Die Abbildung 40 gibt
eine Übersicht zu den Eckdaten der Umfrage.
Abbildung 40: Eckdaten der FFB-Onlineumfrage Freie Berufe
Eckdaten zur Online-Umfrage der Freien Berufe
Internetadresse:
http://ffb.uni-lueneburg.de/onlineumfrage *
Zeitraum:
1.8.2003 - 30.11.2003
Besucher:
1380 Personen
Datensätze:
140 nach Bereinigung
Teilnehmer:
180 Freiberufler
Quelle: Eigene Abbildung. *Die URL ist bis auf weiteres für Informationszwecke erreichbar.
Onlineerhebung zu den Freien Berufen 297
Insgesamt besuchten 1380 Personen die Startseite der Onlineumfrage auf dem
FFB-Server, von denen über 180 Personen den Fragebogen ausfüllten. Nach
Überprüfung und Bereinigung des Datensatzes verblieben 140 Fragebögen, von
denen 123 Personen an der kompletten Umfrage teilgenommen haben.
Den Eckdaten in der Abbildung 40 sind der Zeitraum sowie die Anzahl der Besucher der Onlineerhebung zu entnehmen. Von 1380 Besuchern der Webseite
zur Onlineumfrage haben 123 Personen am gesamten Umfang der Umfrage
teilgenommen.
5.3 Hochrechnung der Onlineerhebung
Die meisten durch Umfragen erhobenen Daten, und speziell onlinegenerierte
Umfragedaten, sind selten das Ergebnis einer reinen Zufallsauswahl und daher
in der Regel auch nicht repräsentativ. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und
können beispielsweise in Antwortverweigerungen, überquotierten Stichproben
oder in Fehlern bei der Feldarbeit begründet sein. Zur Korrektur solcher Ungenauigkeiten werden Hochrechnungen verwendet, welche repräsentative Ergebnisse ermöglichen, indem sie die einzelnen Fälle „passend“ gewichten.
Die Hochrechnungsprozedur passt dabei die Mikrodaten an gegebene Aggregate
(Restriktionen) an, indem jedem Fall der Stichprobe ein Hochrechnungsfaktor
zugewiesen wird. Diese Faktoren sind so gewählt, dass die gewichtete Summe
aller Charakteristika zu den extern gegebenen Aggregaten führen.
5.3.1 Hochrechnungsansatz
Das spezifische Problem einer simultanen Hochrechnung ist, für eine große Anzahl von Merkmalen für jede Mikroeinheit genau einen Gewichtungsfaktor zu
finden, der nach der Aussummierung alle Restriktionen gleichzeitig erfüllt.
Das Programmpaket Adjust (vgl. Merz, Stolze und Imme 2001) löst das Hochrechnungsproblem simultan und konsistent mit dem Prinzip des minimalen Informationsverlustes, welches aus der Informationstheorie stammt (vgl. Merz
1994). Dieses Verfahren erfüllt auch die Positivitätsbedingung für die Faktoren,
so dass alle Mikrodaten für die sich anschließenden Analysen erhalten bleiben.
Im Wesentlichen sind zwei Informationen für eine erfolgreiche Hochrechnung
von Nöten: Zum einen werden die Stichprobeninformationen benötigt, genauer
gesagt jene Merkmale der Stichprobe, für die eine Anpassung an Rahmendaten
erfolgen soll. Darüber hinaus werden die Aggregatsummen für die eben genannten Merkmale benötigt. Die Stichprobeninformationsmatrix S beinhaltet die
Merkmale i (i=1,…,m) aller Merkmalsträger j (j=1, …,n). Jede Spalte enthält
also alle Informationen für eine bestimmte Mikroeinheit j, d.h. es muss also ein
(n)-Vektor p mit Hochrechnungsfaktoren gefunden werden, der eine Zielfunktion Z(q,p) unter der Nebenbedingung (der Restriktionen) Sp = r optimiert.
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References
Zusammenfassung
Die Arbeit verfolgt die theoretische, methodische und empirisch fundierte Analyse des freiberuflichen Gründungsgeschehens. Um die Fragestellung “Welche Determinanten beeinflussen die Gründungsaktivität und den Gründungserfolg von Freiberuflern?“ wird das Spektrum über die Phasen vor der Gründung bis zur Etablierung der freiberuflichen Tätigkeit am Markt erfasst.
Auf Grundlage des SOEP-Panels und einer Onlineerhebung tragen die Ergebnisse zu einem Erkenntnisgewinn des freiberuflichen Gründungsgeschehens bei. Gewürdigt wird dabei insbesondere die Praxis mit vielen neuen Ergebnissen aus den empirisch neu gewonnenen Daten zum Gründungsgeschehen der Freien Berufe.
Dr. Peter Paic studierte BWL und Ökonomie in Hamburg. 2008 Promotion an der Leuphana Universität Lüneburg. Zurzeit ist er Referent im Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (LDS NRW) in Düsseldorf.