Die Freien Berufe 55
2.4.6 IFB
Das Institut für Freie Berufe (IFB) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg stellt in jährlicher Folge grundlegende Informationen über die
Entwicklung in den Freien Berufen zusammen. Die Informationen enthalten
Angaben zur Anzahl der in Deutschland tätigen Freiberufler, die Entwicklung
und Anzahl einzelner Berufe sowie deren Aufteilung in die vier freiberuflichen
Berufsgruppen. Darüber hinaus werden Informationen zu den Erwerbstätigen
und der Anzahl sozialversicherter Beschäftigte in den Freien Berufen bereitgestellt. Die Angaben werden aus unterschiedlichen Quellen wie den Berufsorganisationen, der amtlichen Statistik sowie eigenen Erhebungen des IFB bezogen
und zum Teil auch geschätzt (vg. IFB 2003).
Letztlich handelt es sich bei den Daten des IFB zu den Freien Berufen um eine
Aufbereitung anderer Datenquellen und nicht um eine eigens generierte Erhebung. So stellen die Daten des IFB eine einfache heuristische Aufzählung der
Freien Berufe dar. Informationen zum Gründungsgeschehen oder Verknüpfungsmöglichkeiten existieren nicht, womit das IFB nicht den erforderlichen
Kriterien entsprechen kann.
2.4.7 ALLBUS
Die Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) ist
eine Umfrageserie zu Einstellungen, Verhaltensweisen und Sozialstruktur der
Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland. Der ALLBUS ist ein gemeinsames Vorhaben vom Zentrum für Umfragen und Analysen (ZUMA) und dem
Zentralarchiv für empirische Sozialforschung (ZA), welches innerhalb der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen (GESIS) durchgeführt wird. Die Erhebungen finden seit 1980 in zweijährigem Abstand statt und
wurden 1991 auf die neuen Bundesländer ausgeweitet. Seit 1992 wird aus der
Grundgesamtheit der erwachsenen Wohnbevölkerung ein repräsentativer Querschnitt mittels 3.500 persönlicher Interviews erhoben. Erfasst werden u.a. detaillierte demographische Informationen des Befragten und des Ehe- bzw. Lebenspartners, sowie Angaben zur Erwerbstätigkeit. Erhoben werden auch sich in
zeitlicher Folge wechselnde Themenschwerpunkte wie z.B. abweichendes Verhalten, religiöse Orientierungen, Einstellungen zu sozialer Ungleichheit, politische Partizipation sowie weitere Einzelindikatoren und kleinere Itembatterien zu
verschiedenen Bereichen (vgl. ALLBUS 2003).
Prinzipiell werden die Freien Berufe im ALLBUS erfasst, allerdings ist ihre ungewichtete Fallzahl mit 33 Personen (2002) und weniger freiberuflich erfassten
Personen über die einzelnen Wellen extrem klein. Dabei stellt der ALLBUS einen ganzen Kranz an Informationen, von demografischen bis mikro-sozialen
Angaben mit deren Verknüpfungsmöglichkeiten, bereit. Die Erhebungen des
ALLBUS sind nicht primär für die Gründungsforschung ausgelegt, so dass Informationen zur freiberuflichen Wirkungsstätte sehr rar sind. Trotz der vielen
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positiven Eigenschaften dieser Datenbasis ist letztlich die ungewichtete Fallzahl
der Freiberufler im ALLBUS zu klein für weitergehende Auswertungen.
2.4.8 Überblick und Fazit
In der Gesamtschau wird deutlich, dass insbesondere die drei Paneldatensätze
des ZEW, des IAB und des SOEP große Vorteile hinsichtlich des Informationsgehaltes, der Informationstiefe und der statistischen Auswertungsmöglichkeiten
gegenüber den anderen Datenbasen bieten. Interessant aus der Perspektive der
Gründungsforschung sind insbesondere das ZEW-Gründungspanel und das
IAB-Betriebspanel. Das Ziel beider Datensätze ist speziell auf das Eruieren von
Unternehmensdaten ausgerichtet. Im direkten Vergleich der beiden Datenbasen
weiß vor allem das IAB-Betriebspanel mit seiner Informationsvielfalt zu überzeugen. Allerdings liegt der Focus bei beiden Panels in erster Linie auf dem Erfassen von Unternehmen mit einer bestimmten Mindestgröße. Daraus ergeben
sich je nach Datenbasis stark einschränkende Informationsdefizite für die Untersuchung von Kleinstbetrieben und Einpersonenunternehmen generell und für die
freiberufliche Gruppe im Besonderen. Weder die beiden ZEW-Gründungspanel
noch das IAB-Betriebspanel sind für eine Untersuchung des freiberuflichen
Gründungsgeschehens geeignet, da sie kein realistisches Bild der freiberuflichen
Größen- und Sozialstruktur wiedergeben können.
Eine innerhalb der selbständig Tätigen umfassend differierte Berücksichtigung
finden die freiberuflich Tätigen in den Datenbasen des SOEP, ALLBUS, IFB
und des Mikrozensus. Allerdings verfügen weder der Mikrozensus noch die Angaben des IFB über die elementare Möglichkeit die Daten zu verknüpfen und
über die Zeit auszuwerten. Hinzu kommt dass beide Basen kaum Informationen,
abgesehen von reinen heuristischen Nettoveränderungen, zum Gründungsgeschehen bereithalten. Die Daten des ALLBUS wiederum eignen sich aufgrund
der kleinen Stichprobe und damit einhergehend, einer zu kleinen ungewichteten
Fallzahl der Freien Berufe nicht für deren wissenschaftliche Auswertung. Das
IFB, der Mikrozensus und das SOEP bieten als einzige Quellen Informationen
über die Anzahl und Entwicklung der Freien Berufe.
Nach der differenzierten Betrachtungsweise zur Eignung der einzelnen Datenbasen gibt die Tabelle 2 eine zusammenfassende Übersicht zu den Ergebnissen der
an die Datensätze gestellten Anforderungen. Wie der Übersicht zu entnehmen
ist, erfüllt das SOEP-Panel als einzige Datenbasis alle sechs aufgestellten Anforderungskriterien an die Datenbasis zur Untersuchung des freiberuflichen
Gründungsgeschehens.
Das SOEP berücksichtigt explizit die Freien Berufe in seiner bundesweiten Erhebung und ermöglicht eine repräsentative Hochrechnung der Daten. Dabei finden sich in den Erhebungen des SOEP die Freien Berufe, im direkten Vergleich
zu den anderen Datenbasen wie dem ALLBUS, mit einer relativ hohen Fallzahl
wieder. Zur Untersuchung des Gründungsgeschehens stellt das SOEP die um-
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References
Zusammenfassung
Die Arbeit verfolgt die theoretische, methodische und empirisch fundierte Analyse des freiberuflichen Gründungsgeschehens. Um die Fragestellung “Welche Determinanten beeinflussen die Gründungsaktivität und den Gründungserfolg von Freiberuflern?“ wird das Spektrum über die Phasen vor der Gründung bis zur Etablierung der freiberuflichen Tätigkeit am Markt erfasst.
Auf Grundlage des SOEP-Panels und einer Onlineerhebung tragen die Ergebnisse zu einem Erkenntnisgewinn des freiberuflichen Gründungsgeschehens bei. Gewürdigt wird dabei insbesondere die Praxis mit vielen neuen Ergebnissen aus den empirisch neu gewonnenen Daten zum Gründungsgeschehen der Freien Berufe.
Dr. Peter Paic studierte BWL und Ökonomie in Hamburg. 2008 Promotion an der Leuphana Universität Lüneburg. Zurzeit ist er Referent im Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (LDS NRW) in Düsseldorf.