54 Die Freien Berufe
Vorteil des ZEW-Gründungspanels ist ihre primäre Ausrichtung auf originäre
Unternehmensgründungen sowie der Panelcharakter der Datenbank, welcher
umfassende statistische Auswertungsverfahren erlaubt. Allerdings verhindert die
Erhebungsmethode über die Handelsregistereintragungen sowie Kreditwürdigkeitsanfragen eine zufrieden stellende Erfassung der Freien Berufe. Diese sind
zum einen im Regelfall nicht im Handelsregister eingetragen und zum anderen
zu einem Großteil durch geistige aber weniger kapitalintensive Tätigkeiten geprägt, bei denen Kreditwürdigkeitsanfragen anderer Unternehmen eher weniger
wahrscheinlich sind.
Letztlich stellen die ZEW-Gründungspanel lediglich eingeschränkte Informationen zur Verfügung wie die Rechtsform und die Firmenanschrift. Demografische
Angaben zur Gründerperson, bisheriger beruflicher Erfahrungen, dem mikrosozialen Umfeld oder dem Bildungsniveau fehlen. Insgesamt kommen die ZEW-
Gründungspanel weder dem ersten Kriterium zur Erfassung der Freien Berufe
nach, noch bieten sie ausreichende Hintergrundinformationen zur Person des
freiberuflichen Gründers.
2.4.5 IAB-Betriebspanel
Das IAB-Betriebspanel des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
(IAB) ist ein Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit (BA). Das IAB
führt seit 1993 jährlich sich wiederholende Befragungen von Betriebseinheiten
durch. Im Jahr 1996 wurde die Erhebung auf die neuen Bundesländer ausgedehnt. Grundgesamtheit der repräsentativen Stichprobe sind alle Betriebe mit
mindestens einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten (IAB 2003,
Bellmann et al 2002, 1).
Mittels Aufstockungsstichproben in allen ostdeutschen (seit 1996) und vielen
westdeutschen Bundesländern (ab 2000) liegen im Jahr 2003 rund 15.800 Betriebsbefragungen vor (davon fast 5.800 in Ostdeutschland), die auch regionalisierte Auswertungen ermöglichen (vgl. IAB 2003).
Erhoben werden u.a. Daten zum Niveau, der Struktur, kurz- bis mittelfristige
Beschäftigungserwartungen, Umsatz, Erträge, Investitionen, Löhne, Innovationen, organisatorische Änderungen, Arbeitszeitmuster, Arbeitszeitflexibilitäten,
Aus- und Weiterbildung, offene Stellen und Arbeitskräftenachfrage über alle
Branchen und Betriebsgrößenklassen. Hinzu kommen jährlich wechselnde Themenschwerpunkte (vgl. IAB 2003).
Insgesamt stellt das IAB-Betriebspanel eine Reihe von Informationen als Panel
bereit, kann aber dem ersten Kriterium, der Berücksichtigung der Freien Berufe,
nicht entsprechen. Erfasst werden ausschließlich Freiberufler mit mindestens
einem sozialversicherten Beschäftigten. Somit finden alle Freiberufler, welche
als Einzelpersonen tätig sind, keine Berücksichtigung im IAB-Betriebspanel.
Darüber hinaus fehlen weitergehende Angaben zum Gründer oder dem mikrosozialen Umfeld ebenso wie in den ZEW-Gründungspaneln.
Die Freien Berufe 55
2.4.6 IFB
Das Institut für Freie Berufe (IFB) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg stellt in jährlicher Folge grundlegende Informationen über die
Entwicklung in den Freien Berufen zusammen. Die Informationen enthalten
Angaben zur Anzahl der in Deutschland tätigen Freiberufler, die Entwicklung
und Anzahl einzelner Berufe sowie deren Aufteilung in die vier freiberuflichen
Berufsgruppen. Darüber hinaus werden Informationen zu den Erwerbstätigen
und der Anzahl sozialversicherter Beschäftigte in den Freien Berufen bereitgestellt. Die Angaben werden aus unterschiedlichen Quellen wie den Berufsorganisationen, der amtlichen Statistik sowie eigenen Erhebungen des IFB bezogen
und zum Teil auch geschätzt (vg. IFB 2003).
Letztlich handelt es sich bei den Daten des IFB zu den Freien Berufen um eine
Aufbereitung anderer Datenquellen und nicht um eine eigens generierte Erhebung. So stellen die Daten des IFB eine einfache heuristische Aufzählung der
Freien Berufe dar. Informationen zum Gründungsgeschehen oder Verknüpfungsmöglichkeiten existieren nicht, womit das IFB nicht den erforderlichen
Kriterien entsprechen kann.
2.4.7 ALLBUS
Die Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) ist
eine Umfrageserie zu Einstellungen, Verhaltensweisen und Sozialstruktur der
Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland. Der ALLBUS ist ein gemeinsames Vorhaben vom Zentrum für Umfragen und Analysen (ZUMA) und dem
Zentralarchiv für empirische Sozialforschung (ZA), welches innerhalb der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen (GESIS) durchgeführt wird. Die Erhebungen finden seit 1980 in zweijährigem Abstand statt und
wurden 1991 auf die neuen Bundesländer ausgeweitet. Seit 1992 wird aus der
Grundgesamtheit der erwachsenen Wohnbevölkerung ein repräsentativer Querschnitt mittels 3.500 persönlicher Interviews erhoben. Erfasst werden u.a. detaillierte demographische Informationen des Befragten und des Ehe- bzw. Lebenspartners, sowie Angaben zur Erwerbstätigkeit. Erhoben werden auch sich in
zeitlicher Folge wechselnde Themenschwerpunkte wie z.B. abweichendes Verhalten, religiöse Orientierungen, Einstellungen zu sozialer Ungleichheit, politische Partizipation sowie weitere Einzelindikatoren und kleinere Itembatterien zu
verschiedenen Bereichen (vgl. ALLBUS 2003).
Prinzipiell werden die Freien Berufe im ALLBUS erfasst, allerdings ist ihre ungewichtete Fallzahl mit 33 Personen (2002) und weniger freiberuflich erfassten
Personen über die einzelnen Wellen extrem klein. Dabei stellt der ALLBUS einen ganzen Kranz an Informationen, von demografischen bis mikro-sozialen
Angaben mit deren Verknüpfungsmöglichkeiten, bereit. Die Erhebungen des
ALLBUS sind nicht primär für die Gründungsforschung ausgelegt, so dass Informationen zur freiberuflichen Wirkungsstätte sehr rar sind. Trotz der vielen
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References
Zusammenfassung
Die Arbeit verfolgt die theoretische, methodische und empirisch fundierte Analyse des freiberuflichen Gründungsgeschehens. Um die Fragestellung “Welche Determinanten beeinflussen die Gründungsaktivität und den Gründungserfolg von Freiberuflern?“ wird das Spektrum über die Phasen vor der Gründung bis zur Etablierung der freiberuflichen Tätigkeit am Markt erfasst.
Auf Grundlage des SOEP-Panels und einer Onlineerhebung tragen die Ergebnisse zu einem Erkenntnisgewinn des freiberuflichen Gründungsgeschehens bei. Gewürdigt wird dabei insbesondere die Praxis mit vielen neuen Ergebnissen aus den empirisch neu gewonnenen Daten zum Gründungsgeschehen der Freien Berufe.
Dr. Peter Paic studierte BWL und Ökonomie in Hamburg. 2008 Promotion an der Leuphana Universität Lüneburg. Zurzeit ist er Referent im Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (LDS NRW) in Düsseldorf.