Interdisziplinäre Beiträge zur
kriminologischen Forschung
Band 35
Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V.
Lützerodestraße 9 – 30161 Hannover
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Anke Neuber
Die Demonstration
kein Opfer zu sein
Biographische Fallstudien zu Gewalt
und Männlichkeitskonlikten
Nomos
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1. Auflage 2009
© Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2009. Printed in Germany. Alle Rechte,
auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen Wiedergabe und der
Übersetzung, vorbehalten. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in
der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.
Zugl.: Hannover, Univ., Diss., 2008
ISBN 978-3-8329-4056-0
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Inhaltsverzeichnis
Danksagung 7
Einleitung 9
I. Die Bedeutung von Gewalt im Gefängnis – Sykes meets Bourdieu im
homosozialen Raum 18
1. Sykes Landkartenmodell der society of captives – ein einseitiges Modell
von Struktur und Handeln 20
2. Bourdieus Konzept des sozialen Raums und des Habitus – ein vermitteltes
Modell von Struktur und Handeln 25
3. Strukturübungen und Hegemoniekämpfe? – der Zusammenhang von
Männlichkeit und Gewalt 32
4. Oben, unten oder in der Mitte? Positionszuweisungen und
Selbstpositionierungen in der Gefangenenhierarchie – der Vorgriff auf
das empirische Material 40
5. Subjekt, Geschlecht, Biographie – ein konflikthaftes Modell von
Struktur und Handeln 46
II. Das methodische Vorgehen – Hermeneutik als Unterstützung in
Verstehensprozessen 51
6. Die Datenerhebung 52
7. Die Auswertungsmethoden – Methodologische Überlegungen zum
Methodenmix und die methodische Umsetzung 54
7.1 Kollektive Deutungsmuster von Gewalt im Gefängnis und subjektive
Strategien im Umgang mit Gewalt – Grounded Theory vs. objektive
Hermeneutik 55
7.2 Der biographische Eigensinn von Gewalt – Hermeneutische Zugänge
vs. Grounded Theory 61
III. Biographische Fallanalysen 71
8. Siggi Tengel: „Sagt mir keen Inneres mehr ‚Hier hör off das reicht’“ –
Gewalt als Ausdruck von Kontrollverlust im Kontext biographischer
Trennungserfahrungen 72
6
9. Ingo Jakob: „und da habe ich ihn habe ich eben zugeschlagen“ – Gewalt
als Modus der Beziehungsaufnahme im Kontext biographischer
Anerkennungskonflikte 93
10. Manfred Neumann: „Hab ich immer „Nein“ jesagt“ – Gewalt als
Überforderung im Kontext biographischer Autonomiekonflikte 112
11. Jürgen Kemper: „dass die Gefangenen hier das alles sag ich mal sehr gut
unter Kontrolle haben“ – der rationale Blick auf Gewalt im Kontext
biographischer Ohnmachtserfahrungen 127
12. Donald Engel: „Jeder kennt dich du wirst angehimmelt bald wie so'n Gott“
– Gewalt als Mittel der Anerkennung im Kontext biographischer
Zugehörigkeitskonflikte 162
IV. Schlussbemerkung 189
Literaturverzeichnis 195
Chapter Preview
References
Zusammenfassung
Zwischen Männlichkeit und Gewalt wird sowohl in den kollektiven Deutungsmustern junger Männer als auch in vielen wissenschaftlichen Ansätzen der Jugendgewalt- und Männlichkeitsforschung ein direkter Zusammenhang vorausgesetzt.
In der vorliegenden Studie werden kollektive Deutungsmuster von Gewalt in Beziehung gesetzt zu der subjektiven Bedeutung von Gewalt im Kontext biographischer Konflikterfahrungen. Unterliegt Gewalt einem biographischen Eigensinn? Dieser Frage wird anhand fünf biographischer Fallinterpretationen auf Basis qualitativer Längsschnittinterviews mit inhaftierten jungen Männern nachgegegangen.
Das Verhältnis von Gewalt und Geschlecht wird aus einer soziologischen und sozialpsychologischen Perspektive untersucht. Dabei rücken die Opfer-Täter-Ambivalenzen von Gewalthandeln in den Blick. Es zeigt sich eine enge Verbindung zwischen der Bedeutung von Gewalt und den biographischen Konflikterfahrungen junger Männer: Gewalt steht in enger Beziehung zu ihren Autonomiekonflikten und ein komplexes und vielschichtiges Verhältnis zwischen Autonomie, Geschlecht und Gewalt wird sichtbar.