Zusammenfassung
2017 feiert die Evangelische Kirche in Deutschland das 500-jährige Gedenkjubiläum Martin Luthers und der Reformation. Im Kern eine religiöse Erneuerung, setzte die Reformation enorme Energien für Kultur, Politik, Recht, Wirtschaft und Sozialgestaltung frei, sodass sie nicht allein als religiöser Paradigmenwechsel gedeutet, sondern in diesem Sinne theologisch und gesellschaftstheoretisch interpretiert werden kann. Die Reformation und der Protestantismus als Teilbereich der Säkulargeschichte haben die funktionale Ausdifferenzierung gesellschaftlicher Sphären und Systeme wie Politik, Wirtschaft, Kultur und Zivilgesellschaft mitgeprägt, nichts blieb vom Geist des Protestantismus unberührt. Der Band möchte aufzeigen, dass die Reflexion auf die grundlegenden Kategorien des Protestantismus, und damit des Christentums, eine Ressource ist, die uns nicht nur die Grundlagen des eigenen Existenzrahmens verdeutlicht, sondern auch Potenziale bietet, um eine globale Moderne überhaupt gestalten zu können. International renommierte Wissenschaftler und Experten aus Europa, China und den USA klären auf Basis unterschiedlicher ökonomischer, soziologischer und theologischer Bezugsrahmen die Horizonte, in denen originär protestantische Perspektiven auch heute noch – oder wieder wirksam sind. Insbesondere die dynamischen Faktoren der protestantischen Mentalität, wie die Traditions- und Autoritätskritik durch den Glauben oder die Aspekte der Selbstverwirklichung und Sozialität im Glauben, stehen im Zentrum der Diskussion. Deren Rückbindung an eine global zu denkende Gesellschafts-, Wirtschafts- und Führungsethik bildet einen weiteren wesentlichen Strang der Beiträge dieses anlässlich des titelgebenden Wissenschaftssymposiums entstandenen Herausgeberbands.
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