Zusammenfassung
Die Kriminalität der Spätaussiedler wird in der öffentlichen Diskussion vielfach als Bedrohung dargestellt. In den Gefängnissen soll das Gesetz der russischen Mafia herrschen. Eine interdisziplinäre Forschungsgruppe der Universität Kiel überprüft die Realität dieser angenommenen Bedrohungssituation, analysiert spezifische Kriminalitätsursachen und schlägt Hilfen und Integrationsmaßnahmen vor. In einem Forschungsmix wurden eine polizeiliche Sonderauswertung der tatverdächtigen Spätaussiedler, eine vergleichende Analyse von Gefangenenakten, eine Intensivbefragung von gefangenen Spätaussiedlern und Ausländern sowie Gesprächsrunden mit – nicht auffälligen – Spätaussiedlern und Betreuern durchgeführt.
Das Hauptergebnis lautet, dass die Kriminalität der Spätaussiedler insgesamt nicht höher, sondern niedriger ist als die der einheimischen Bevölkerung. Insofern ist die angenommene Bedrohung ein Mythos. Probleme bereiten allerdings die jungen Männer: Spätaussiedlerkriminalität ist männliche Jugend- und Jungerwachsenenkriminalität, der vermehrt mit allgemeinen Integrations- sowie gezielten kriminalpräventiven Maßnahmen begegnet werden muss.
Die vorgelegte Untersuchung richtet sich neben privat und beruflich Interessierten an »Meinungsmacher« und Politiker im Sinne eines aufgeklärten Umgangs mit der Kriminalität der Spätaussiedler, vor allem an »Umsetzer« von Integrations- und Präventionsmaßnahmen.
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