Zusammenfassung
Bis in die Frühe Neuzeit ist die Ehe europaweit diejenige Institution, an der nicht weniger als die göttliche Organisation menschlichen Zusammenlebens abgelesen werden kann. Aber spätestens mit Luthers volkssprachlichem Traktat Von Ehesachen gilt die Ehe ebenso als ‚öffentlicher Stand‘ und insofern als mikrologischer Ausweis eines makrologisch gedachten Ordnungsmodells, dessen Einfluss auf die Literaturgeschichte noch immer nicht voll erschlossen ist. Das Schwerpunktheft versteht sich als perspektivische Ergänzung zu den in der Mediävistik und der Kultur- und Sozialgeschichte etablierten Forschungsdiskussionen. Aus komparatistischer, neuphilologischer und neugermanistischer Sicht werden sowohl kanonische als auch lange vernachlässigte Texte in den Blick genommen. Die Beiträge fragen nach den spezifischen Leistungen der Literatur, den literarischen Aneignungsmodalitäten innerhalb eines historisch äußerst voraussetzungsreichen Gefüges. Es soll Auskunft darüber erlangt werden, wie sich die Ehe und mit ihr verwandte Leitkonzepte von Liebe, Familie oder Haushalt als Gegenstände in das strenge Gattungssystem des Druckzeitalters einschreiben, wie dort ältere Erzähl- und Darstellungstraditionen aufgenommen und transformiert werden und wie sich die „Ehesachen“ zuletzt einen Status als sinnstiftendes Element des literarischen Diskurses erarbeiten. Die historische und systematische Breite der hier versammelten Fallstudien soll einen Eindruck davon vermitteln, welche wissensgeschichtlichen Verflechtungen die Ehe besonders zwischen Literatur, Theologie und Rechtslehre erzeugt und welche Dynamiken sich daraus vom 15. bis zum frühen 18. Jahrhundert in den europäischen Kulturen ergeben.
Schlagworte
Sexualität Geschichte 1400-1799 Renaissance Erzähltraditionen Ehe Aufsatzsammlung Frühe Neuzeit Sozialgeschichte Recht Familie Literaturgeschichte Theologie Kulturgeschichte Mediävistik- Kapitel Ausklappen | EinklappenSeiten
- 1–16 Einleitung 1–16
- 64–82 Neuverwoben 64–82
- 83–108 Fortuna nuziale 83–108
- 109–137 Von Ehesachen 109–137
- 138–156 Ehe als Ende 138–156
- 203–207 Abstracts 203–207
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- „... Neuerungen und Erneuerungen in eine Zeit erhöhter politischer Instabilität fällt, von der großen Pest um ...” „... außerfamiliären Raum, der gleichwohl vom Raum der Politik unterschieden bleibt.6 Aus dem 3 Zu den antiken, aber ...” „... 1960, S. 1-341, hier S. 186. 6 Zu Albertis ambivalentem Verhältnis zur politischen vita activa, das ...”
- „... Frühneuzeitforschung hat zudem die Ehe selbst als diskursives Feld definiert5, auf dem sich juristische, politische ...” „... zeichnet sich tendenziell durch Verallgemeinerung des Besonderen und die weniger subjektiv-individuelle ...” „... Familieninteressen, politische und ökonomische Ansprüche erfüllt wurden.« Dabei waren das höfische Zeremoniellwesen ...”
- „... Geschichte des sizilianischen Prinzen Alexander, der, um sich in den politischen Gepflogenheiten des ...” „... , »Männliches Subjekt, weibliches Objekt. Zur Geschlechterdifferenz in Johann Beers Willenhag-Romanen«, in ...”