ZeFKo Zeitschrift für Friedens- und Konfliktforschung
- doi.org/10.5771/2192-1741-2017-1
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- ISSN online: 2192-1741
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Zusammenfassung
Die „Zeitschrift für Friedens- und Konfliktforschung“ (ZeFKo) ist ein peer-reviewed journal, in dem methodisch und theoretisch reflektierte Studien aus unterschiedlichsten Disziplinen zu Fragestellungen der Friedens- und Konfliktforschung veröffentlicht werden. Sie wird im Auftrag des Vorstands der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK) herausgegeben.
Die ZeFKo ist Kommunikationsforum für die Auseinandersetzung um begriffliche, theoretische, methodische und konzeptionelle Fragen der Forschung zu Gewalt, Konflikt und Frieden sein und dabei insbesondere auch die interdisziplinären Debatten in der Friedens- und Konfliktforschung anregen. Hierin einbezogen sind Ethnologie, Geographie, Geschichtswissenschaft, Kultur- und Literaturwissenschaften, Pädagogik, Philosophie, Politikwissenschaft, Psychologie, Rechtswissenschaft, Soziologie, Theologie, aber auch die Naturwissenschaften.
Homepage: www.zefko.nomos.de
Abstract
Zeitschrift für Friedens- und Konfliktforschung (ZeFKo) is a peer-reviewed journal providing a forum for theory based and methodically reflected studies from many different fields of research focusing on violence, conflict war and peace. A main goal is to stimulate interdisciplinary debates in the area of peace and conflict research. This includes ethnology, geography, history, culturural and literaterary studies, pedagogy , philosophy, political science, psychology, law, sociology, theology and natural sciences as well.
The journal is published on behalf of the Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK).
Website: www.zefko.nomos.de
- 6–106 Aufsätze 6–106
- 73–106 There is no alternative. Der Aufstieg der humanitären Hilfe in der internationalen Politik Kai Koddenbrock, Sophia Hoffmann Kai Koddenbrock, Sophia Hoffmann 73–106
- 107–128 Literaturbericht 107–128
- 129–163 Forum 129–163
- 164–167 Abstracts 164–167
Titelei/Inhaltsverzeichnis
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Editorial
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Räume der Sicherheit – Räume der Gewalt. Topologien des Alltags in der afghanischen Hauptstadt Kabul
Autoren
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- doi.org/10.5771/2192-1741-2017-1-6
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Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund aktueller Debatten um den Begriff des Gewaltraums diskutiert der Beitrag Prozesse alltäglicher Ordnungsbildung in der afghanischen Hauptstadt Kabul aus einer topologischen Perspektive. Ausgangspunkt ist die Überlegung, dass in bewaffneten Konflikten das Problem der Gewalt für Ordnungsbildungsprozesse auf allen Ebenen des Sozialen zentral ist. Denn AkteurInnen müssen ihren Alltag unter den Bedingungen der Bedrohung durch Gewalt organisieren. Auf Grundlage einer ethnographischen Forschung im Frühjahr 2015 geht der Beitrag der Frage nach, wie in verschiedenen lebensweltlichen Kontexten »Sicherheit« produziert wird und welche Konsequenzen sich daraus auf der Meso- und Makroebene ergeben. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Komplexität der afghanischen Konfliktkonstellation, in der sich soziale und politische Konflikte innerhalb des Landes mit bewaffnetem Widerstand gegen eine internationale militärische Intervention überlagern, was zu einer Multiplikation akteursspezifischer Bedrohungswahrnehmungen führt. Der Beitrag rekonstruiert Prozesse der sozialen Produktion »sicherer Orte« und diskutiert die bisweilen paradoxen Effekte, die sich aus der Konfrontation der Sicherheitspraktiken »lokaler« und »internationaler« Akteure ergeben.
Abstract
Against the background of recent debates about so-called »spaces of violence«, this article discusses the topological ordering of everyday life in the Afghan capital Kabul. It starts from the observation that in armed conflicts the problem of violence is central to all processes of social order formation, as actors have to (re-)organize their everyday life under the condition of a violent threat. Based on ethnographic research in spring 2015, this article traces how »security« is produced in different everyday contexts and it discusses the consequences of these processes on the meso- and the macro-level. Particular attention is paid to the complexity of the Afghan conflict constellation in which social and political conflicts within the country are juxtaposed with military resistance against a foreign intervention, a situation which multiplies the perception of actor-specific threats. The article reconstructs the social production of »safe places« and discusses the sometimes paradoxical effects of the confrontation of security-related practices of »international« and »local« actors.
Starke InvestorInnen versus schwache Staaten? Zur Komplexität öffentlichen Handelns bei Landtransaktionen am Beispiel des Agrarprojekts von Sun Biofuels in Tansania
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- doi.org/10.5771/2192-1741-2017-1-37
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Zusammenfassung
Großflächige Landakquisitionen im globalen Süden entwickelten sich in den vergangenen Jahren zu einem medialen, politischen und wissenschaftlichen Modethema. Dominanten Diskursen über Landgrabbing liegt eine relativ frontale Gegenüberstellung einflussreicher InvestorInnen aus Industrie- oder Schwellenländern auf der einen Seite und enteigneter lokaler Bevölkerungsgruppen auf der anderen Seite zugrunde. Empfängerstaaten erscheinen in diesen Szenarien häufig als schwache und homogene Akteure, die mit ausländischen Firmen kooperieren und zugunsten dubioser Landgeschäfte handeln. Dieser Beitrag rückt die Rolle und die Vielseitigkeit der Empfängerstaaten ins Zentrum der anhaltenden Debatte über die Geschäfte mit Grund und Boden. Am Beispiel des Investitionsprojekts der britischen Firma Sun Biofuels in Kisarawe in Tansania wird argumentiert, dass eine soziologische Entbündelung des Staatsapparats komplexe Verhandlungskonfigurationen sowie inneradministrative Kompetzenstreits enthüllt. Eine Analyse des öffentlichen Handelns (action publique) zeigt auf, inwiefern die Grenzen zwischen öffentlichen und privaten Bereichen porös sind und auch nichtstaatliche Akteure, wie etwa Firmen und Nichtregierungsorganisationen, zur Verhandlung von Staatlichkeit beitragen.
Abstract
Large-scale land acquisitions in the Global South have been stimulating medial, political and academic debates. Discourses on land grabbing are characterised by dichotomous power relations opposing influential investors from industrial or emergent countries to local groups of expropriated landholders. Host states appear as relatively weak and homogenous stakeholders which cooperate with foreign companies and facilitate dubious investment projects. This article questions this configuration by replacing the role and the complexity of host states in the continuing debate on land deals. Basing on the British investment project of Sun Biofuels in Kisarawe in Tanzania, I argue that a sociological approach and an unbundling of the state reveals more complex interactions and intra-administrative disputes over authority. A focus on public action in the context of land deals affirms blurred frontiers between public and private spaces whereby non-public stakeholders, like firms or non-governmental organisations, contribute to the negotiation of statehood.
There is no alternative. Der Aufstieg der humanitären Hilfe in der internationalen Politik
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- doi.org/10.5771/2192-1741-2017-1-73
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Zusammenfassung
Weitgehend unbemerkt von Internationale Beziehungen und Friedens- und Konfliktforschung hat sich ein Aufstieg der humanitären Hilfe vollzogen, der noch der Erklärung bedarf. Auf Basis langjähriger Forschung im Osten des Kongos, in Syrien und Jordanien bieten wir drei mögliche Gründe für den rasanten Aufstieg der humanitären Hilfe an: Erstens, die Fähigkeit von Hilfsorganisationen, ihre Arbeitsbereiche auszuweiten, indem die prinzipiell grenzenlose Bedürftigkeit extrem armer Bevölkerungsschichten als objektiv zunehmende Bedarfe präsentiert werden; zweitens, die Attraktivität des Jobs als HelferIn in westlichen Gesellschaften, in denen politische Transformation undenkbar erscheint; und schließlich, drittens, das gut geölte Zusammenspiel zwischen Hilfsorganisationen und den Empfängerregierungen. Im Kontext der Militarisierung der Außen- und Migrationspolitik in den letzten 20 Jahren rettet die humanitäre Hilfe angesichts ihres universalistischen Anspruches des Schutzes allen bedürftigen Lebens zwar millionenfach Leben, bleibt aber gleichzeitig eine besonders limitierte Form internationaler Solidarität, die durchaus nicht alternativlos ist.
Abstract
The catastrophic crises in the Middle East mean that humanitarian aid is currently at the forefront of many political discussions. But even beyond the fickle public international attention given to various wars and crises, humanitarian aid has developed into an increasingly systematic political practice of ever growing importance. This advance, which is reflected, inter alia, in massively expanded aid, requires explanation. Drawing on our many years of research in eastern DRC, Syria and Jordan, in this paper we present three processes that explain the rapid rise of humanitarian aid. Firstly, we argue that aid organizations operate according to an inherently expansionist logic, which is based primarily on the weakly defined concept of humanitarian »needs«, which are always growing. Secondly, we argue that working in humanitarian aid remains highly attractive in Western societies, where other options for political transformation and utopian thought have ceased to exist. Thirdly, we identify the improved ability of aid-receiving governments to integrate humanitarian aid into their domestic politics, without this developing into a threat to legitimacy and the status quo. In addition, these three factors underscore why and how humanitarian aid appears to be developing into the new »TINA«-doctrine of international affairs, expressing a particularly limited vision and practice of global solidarity.
Zwischen Nomadentum und Diaspora. Perspektivensuche der Friedenswissenschaft als Interdisziplin am Beispiel Österreich
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- doi.org/10.5771/2192-1741-2017-1-107
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Zusammenfassung
Die Friedensforschung in Österreich befindet sich - vielleicht exemplarisch für die Befindlichkeit des Faches auch in einem größeren Kontext - in einem intensiven Selbstreflexions- und Verortungsprozess, der durch strukturelle Schwächungen und nötige Neuorientierungen eine zusätzliche Dynamik bekommt. Was macht Friedensforschung zu Friedensforschung? Wie grenzt sie sich von nahen Disziplinen wie Konflikt- und Demokratieforschung ab? Und wie können normative Ansprüche mit strenger Wissenschaftlichkeit vereinbart werden? Die österreichische Friedenswissenschaft hat, durch ihre bislang am stärksten verankerte universitäre Vertretung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, eine stark friedenspädagogische Ausrichtung, was im Wechselspiel mit anderen friedensaffinen Disziplinen und mit Politischer Bildung sowie Demokratiepädagogik weitere Abgrenzungsbedürfnisse und Zuordnungsbemühungen bedingt. Entlang der jüngsten, dicht aufeinanderfolgenden Publikationen zur inhaltlichen Standortbestimmung der österreichischen Forschungsgemeinschaft lotet der Beitrag theoretische und praxeologische Abklärungen einer Wissenschaft zwischen leidenschaftlich vertretener Vision, erprobter Praxisarbeit und struktureller Bedrohung aus.
Abstract
Peace research in Austria is going through an intensive process of self-reflection and self-defining due to a structural crisis, which asks for new orientations, presumably as an example of the state of the subject in a broader context. What is the self-concept of peace research? How is it bordering on related disciplines such as conflict research and democracy research? And how can a normative paradigm be agreed with strict scientific standards and all the more with the parameters of mainstream-sciences? Austria’s peace science has, due to the at last strong position of the Center of Peace Research and Peace Education at the Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, a predominant pedagogical orientation which is newly challenged in consequence of the recent institutional debilitation. Discussing the respectable number of recent publications of and about Austrian peace research community, the article explores theoretical and praxeological clarifications of a science between the passion for peace building, proven practice and structural threats.
Möglichkeiten und Grenzen des Völkerstrafrechts als Instrument gegen die illegale Ausbeutung von natürlichen Ressourcen und Landraub
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- doi.org/10.5771/2192-1741-2017-1-129
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Zusammenfassung
Im September 2016 verkündete die Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofes (IStGH) in Den Haag in einem Strategiepapier, dass sich ihr Büro in Zukunft vermehrt mit Verbrechen befassen wolle, welche unter anderem Umweltzerstörung, illegale Ressourcenausbeutung oder Landnahme beinhalten oder zur Folge haben. Die Reaktionen auf diese Mitteilung reichten von Euphorie bis hin zu Vorwürfen, dass die Chefanklägerin damit dem Gerichtshof einen neuen Vorwand gäbe, sich ausschließlich mit dem Globalen Süden zu befassen. Was ist von dieser Kontroverse zu halten und welche Auswirkungen könnte die Ankündigung der Anklagebehörde auf die breiteren Bemühungen in der Vergangenheitsarbeit nach bewaffneten Konflikten und anderen Gewaltsituationen haben? Der vorliegende Beitrag bespricht das Strategiepapier der Chefanklägerin vor dem Hintergrund neuer Forschungsergebnisse, welche aufzeigen, dass Verletzungen von wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechten mit völkerstrafrechtlichen Tatbeständen überlappen können.
Abstract
In September 2016, the Chief Prosecutor of the International Criminal Court (ICC) in The Hague announced that her Office intends to pay particular attention to prosecuting »crimes that are committed by means of, or that result in, inter alia, the destruction of the environment, the illegal exploitation of natural resources or the illegal dispossession of land«. Some reacted enthusiastically to this announcement while others criticised that the Chief Prosecutor would give the ICC a new pretext for exclusively dealing with the Global South. What should we make of this controversy and what implications might the announcement of the Prosecutor have for the role of international law in transitional justice more broadly? The author analyses the Prosecutor’s Policy Paper on Case Selection. She does so in light of recent research results suggesting that violations of economic, social and cultural human rights can overlap with the definitions of existing international crimes.
Friedensforschung und (De-)Kolonialität
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- doi.org/10.5771/2192-1741-2017-1-149
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Zusammenfassung
Dekoloniale Perspektiven sind für die Friedens- und Konfliktforschung zugleich Chance und Herausforderung. Sie machen die Kolonialität von Macht, Wissen und Sein zum Ausgangspunkt einer Kritik der Moderne und stellen damit Eurozentrismen dominanter Paradigmen und Praktiken infrage. Dabei werden vermeintlich lokale oder regionale Gewalt-, Macht- und Herrschaftsverhältnisse in ihrer zeitlichen und räumlichen Verwobenheit mit der historischen kolonialen Expansion Europas und deren bis heute andauernden weltweiten Folgen verortet. In diesem Zusammenhang gerät auch die epistemische Gewalt der Wissenschaften selbst in den Blick. Dem theoretischen Potenzial dekolonialer Perspektiven und der möglichen Umsetzbarkeit ihrer Kritik widmete sich der Workshop Friedensforschung und (De)Kolonialität im Dezember 2016 in Wien.
Abstract
Decolonial perspectives represent both an opportunity and a challenge for Peace and Conflict Studies. Taking the coloniality of power, knowledge and being as a starting point for a substantial critique of modernity, they call into question dominant paradigms and practices of Eurocentrism. Such a decolonial critique conceptualizes local and regional phenomena of violence and power relations in the temporal and spatial entanglement of the history of colonial European expansion and its continuing global consequences. It is in this context that we have to consider the epistemic violence of knowledge production, and hence of Peace and Conflict Studies, as well. The workshop Peace Studies and (De-)Coloniality, which took place in Vienna in December 2016, dealt with issues that arise from a decolonial perspective on this discipline and field.
Abstracts
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- doi.org/10.5771/2192-1741-2017-1-164
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