In diesem Beitrag wird die Frage diskutiert, wie sich Armut und Einkommensungleichheiten in Europa vor und während der Eurokrise entwickelt haben. Auf Grundlage eines europäischen Mikrodatensatzes (EU-SILC) wird die weitgehende Stabilität der inner- und zwischenstaatlichen Einkommensungleichheiten in der EU herausgearbeitet. Erklärt werden kann diese durch die fortwirkende Bedeutung der egalitären Institutionen der Nachkriegszeit (Sozialstaat, Gewerkschaften, Bildung, industrielle Arbeit), aber auch durch eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen. Während die zwischenstaatlichen Ungleichheiten insbesondere zwischen Nord- und Südeuropa wieder zunehmen, setzt sich die wirtschaftliche und soziale Angleichung zwischen Ost- und Westeuropa fort. Auch die institutionellen Rigiditäten einer Währungsunion tragen zu weitgehend stabilen Einkommensungleichheiten in Europa bei, allerdings auch zu Massenarbeitslosigkeit in Südeuropa. Insgesamt zeigen diese Analysen, dass die grenzübergreifenden Bedingungsfaktoren und die transnationale Wahrnehmung ungleicher Lebenslagen durch die europäische Integration zentral für das Verständnis von Ungleichheiten sind.
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