Der vorliegende Beitrag hat die Frage zum Gegenstand, wie sich die Prärogative in John Lockes Theoriegebäude einfügt und welche Wirkungen sie auf die politische Ordnung eines Staatswesens ausübt. Ausgehend von Lockes Annahmen wird zuerst festgestellt, dass die Prärogative zum Ausgleich einiger Unzulänglichkeiten des Rechts dient und schlüssig in das System geteilter Gewalten eingebunden wird. Darauf aufbauend wird eine zirkuläre Abfolge von drei Idealtypen von Herrschern herausgearbeitet, die in ungleicher Weise an das Gesetz gebunden sind, d.h. über mehr oder weniger Prärogativrechte verfügen, und letztlich in unterschiedlichem Maße den salus populi verwirklichen. Es wird gezeigt, dass Locke in seiner Theorie einen potentiellen Machtmissbrauch durch einen schlechten Fürsten, wenn sich dieser auf die weitläufigen Rechte seines weisen Vorgängers beruft, nicht grundsätzlich verhindern kann. Dies liegt vor allem am institutionellen Setting und der Annahme eines passiven Volkes, das sich einem korrupten Herrscher möglicherweise nicht schnell genug widersetzt. Lockes Prärogative kann somit an einigen Stellen überdacht werden, um sie sinnvoll in das System einer modernen Demokratie einzubetten.
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