Der vorliegende Beitrag untersucht, ob die wiedervereinten Deutschen trotz aller Einstellungs- und Mentalitätsunterschiede zumindest im Sport zusammenfinden, dem aufgrund seiner nationalen Rahmung eine besondere Bedeutung für nationale Identifikation und die Inszenierung nationaler Gemeinschaftserlebnisse zugesprochen wird. Die zentrale Hypothese lautet, dass der ausgeprägte „kalte Krieg auf der Aschenbahn“ während der deutschen Teilung zur Folge hat, dass die gesamtdeutsche Fußball-Nationalmannschaft eher als nationale Ikone der „alten Bundesrepublik“ gilt und daher in Ostdeutschland auf weniger Interesse trifft. Analysen regionaler Einschaltquoten für die Spiele der Fußball-Nationalmannschaft von 1995 bis 2014 zeigen, dass Fußball zwar einen Großteil der Deutschen als virtuelle Nation versammeln kann, die Einschaltquoten im Osten aber signifikant und dauerhaft geringer sind. Diese Unterschiede lassen sich als Beleg für eine geringere affektive Identifikation mit der Nationalmannschaft und mit dem vereinten Deutschland interpretieren. Die Forschungslage lässt insgesamt mehr Bescheidenheit bei der Interpretation des Fußballpatriotismus angebracht erscheinen.
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