Liebesbeziehungen gelten in der modernen Gesellschaft als nicht-rational und selbstlos, werden in den Sozialwissenschaften aber nicht selten tauschtheoretisch rekonstruiert. In einer Gegenüberstellung von differenzierungs- und tauschtheoretischen Argumenten soll hier angesichts der widersprüchlichen Empirie tauschtheoretischer Forschung zum Thema der theoretischen Frage nachgegangen werden, wie plausibel der Begriff des Tauschs und die Vorstellung von Kosten und Nutzen auf Liebesbeziehungen überhaupt angewandt werden können (I). Dabei wird die Passung und der Erkenntnisgewinn tauschtheoretischer Überlegungen (II) auf die Semantik von Liebesbeziehungen im engeren Sinn (III), langfristige Partnerschaften (IV) sowie die Anbahnungsphase intimer Beziehungen (V) diskutiert. Es zeigen sich sehr wesentliche Inkompatibilitäten des Tauschprinzips zur modernen Konzeption der Liebe, andererseits aber auch einige Potentiale, wenn nicht in Bezug auf die Semantik, so doch teilweise im Blick auf Ehen und längerfristige Partnerschaften und insbesondere für frühe Phasen der Kontaktaufnahme zu potentiellen Intimpartnern, in denen über eine reziproke Unsicherheit der Partner Liebe erst entfacht werden kann.
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