158
portfoliotheoretischen Konsequenzen noch nicht ausreichend bekannt.178 Diese
Studie untersucht anhand ausgewählter MFIF das Rendite-Risiko-Profil sowie
den Wirkungszusammenhang einer Beimischung von MFIF zu klassisch
strukturierten Portfolios. Ziel ist es, den ökonomischen Nutzen von MFIF zu bewerten.
Die Untersuchung ist wie folgt aufgebaut. In Abschnitt 4.2 geben wir einen kurzen Überblick zur verwendeten Methodik, Abschnitt 4.3 beschreibt die für die
Fondsauswahl relevanten Selektionskriterien und bildet daraus die Untersuchungsstichprobe. Abschnitt 4.4 analysiert das Rendite-Risiko-Profil der ausgewählten MFIF und die sich daraus ergebenden portfoliotheoretischen Konsequenzen. Das Fazit in Abschnitt 4.5 schließt diese Untersuchung ab.
4.2 Methodik
Um den portfoliotheoretischen Einfluss der ausgewählten MFIF zu quantifizieren, wird nachstehender Modellrahmen gewählt: Zuerst erfolgt die Bildung
eines Basisportfolios, bestehend aus den Anlageklassen Aktien, Anleihen,
Hedge-Fonds und Geldmarkt. Dabei werden ein globaler Aktienindex (MSCI-
World), ein globaler Bondindex (JPM GBI), ein Hedge-Fonds-Index (Hedge
Fund Research Index HFRI) sowie ein Geldmarktfonds (UBS Money Market
Fund) herangezogen. Die Möglichkeit der risikolosen Anlage wird durch den 6-
Monats-LIBOR dargestellt.
In der Folge werden drei Investmentstrategien in Abhängigkeit unterschiedlicher Risikoneigungen bestimmt:
Tabelle 43: Basisportfolios – Investmentstrategien
Anlageklassen
Investmentstrategie MFIF Aktien Anleihen Hedge-Fonds Geldmarkt
Growth 0% 60% 10% 25% 5%
Balanced 0% 40% 30% 20% 10%
Defensive 0% 20% 50% 20% 10%
Abschließend erfolgt eine Veränderung der drei Basisportfolios „Defensive“,
„Balanced“ und „Growth“ durch eine MFIF-Beimischung. In diesem Zusammenhang soll die Frage beantwortet werden, welche Auswirkungen eine
5-prozentige bzw. 10-prozentige MFIF-Beimischung auf die drei Investmentstrategien (Defensive, Balanced, Growth) in Abhängigkeit der jeweiligen zu
substituierenden Anlageklasse besitzt. Insgesamt werden 24 Portfolios gebildet.
Der Effekt einer Beimischung wird pro substituierte Anlageklasse anhand der
Veränderung der erwarteten Portfoliorendite, des Portfoliorisikos sowie der
Sharpe-Ratio (risikoadjustierte Überrendite) untersucht.
178 Vgl. Menichetti, Oehri und Fausch (2007: 2).
159
Die erwartete Portfoliorendite (µp) und das Portfoliorisiko (?p) werden dabei
anhand folgender Formeln bestimmt.179
(1)
(2)
(3)
Die Sharpe-Ratio ergibt sich als Quotient aus realisierter Überrendite und Portfoliorisiko:
SRp=
p
p
r r? f
?
(4)
4.3 Untersuchungsstichprobe
Für die Analyse des Rendite-Risiko-Profils der MFIF werden vier Bedingungen
eingeführt:
– Microfinance-Investmentquote mindestens 70%
– Kapitalstruktur: Fremdkapital-Position > 50% (Microfinance Debt Funds)
– Laufzeit: mindestens drei Jahre
– Preisstellung/Net Asset Value (NAV)-Bewertung: monatlich.
Abbildung 26: Beobachtungszeiträume im Überblick (Marktphasen)
-30.00%
-20.00%
-10.00%
0.00%
10.00%
20.00%
30.00%
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
MSCI JPM GBI HFRI LIBOR
179 Vgl. dazu Markowitz (1952: 78 ff).
?n
i=1
?p =
2 ?n
j=1
x xi j jiCov
?p = ?2pµ =?
n
i =1
xiµip
Chapter Preview
References
Zusammenfassung
In den letzten Jahren ist der Markt für nachhaltige Kapitalanlagen auch in Europa signifikant gewachsen. Besonders für Stiftungen können Kapitalanlagen, die nach ethischen, sozialen und ökologischen Kriterien ausgewählt werden interessant sein, weil dadurch der Stiftungszweck auch im Rahmen der Vermögensanlage berücksichtigt werden kann. Im April 2008 wurde zur Analyse dieses Themas eine Konferenz unter dem Titel „Nachhaltige Kapitalanlagen für Stiftungen: Aktuelle Entwicklungen“ in Osnabrück bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) durchgeführt. Ziel der Konferenz war es, einen umfassenden Überblick über die aktuellen Entwicklungen auf dem Markt für nachhaltige Kapitalanlagen zu geben und eine Bewertung, speziell aus der Perspektive von Stiftungen, durchzuführen.
Der vorliegende Konferenzband enthält als zentrales Kapitel die Studie „Nachhaltige Vermögensanlagen für Stiftungen“, die das ZEW zusammen mit der Universität Stuttgart durchgeführt hat. Die weiteren Beiträge befassen sich unter anderem mit dem noch relativ jungen Markt der Microfinance-Anlageprodukte, die als Teilgebiet der nachhaltigen Kapitalanlagen in Zukunft für Stiftungen eine ansteigende Bedeutung erlangen könnten.