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9. „Small is beautiful“: Konfession und Organisationsstruktur
Dieses Kapitel verlässt für einen Moment das Thema der rational choice Theorie
und nimmt den Faden auf, der in Kapitel 3 gesponnen wurde: Organisationsmerkmale als Ursachen unterschiedlicher partizipativer und Sozialkapital generierender
Zivilgesellschaften. Ob und in welcher Weise Merkmale institutioneller Verfasstheit
durch die Natur religiöser Märkte und daraus hervorgehende Wettbewerbssituationen die Ausprägung bestimmter Organisationsmerkmale beeinflussen, soll im Verlauf dieses Kapitels untersucht werden. Organisationsmerkmale, so heißt es, sind
nicht nur für die zivilgesellschaftlichen und demokratischen Leistungen der Vereinswelt (mit-)verantwortlich, sondern sind zudem konfessionell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Protestantische Vereine gelten als klein und flach organisiert, daher
als demokratischer und partizipativer als das hierarchische und riesige Netz der
katholischen Kirche. Stimmt das?
Auf den ersten Blick ist diese These vom partizipatorischen Vorteil protestantischer Organisationen gegenüber der Organisationswelt des Katholizismus sowohl
aus theoretischer als auch aus empirischer Sicht überzeugend fundiert: kleine, horizontal verfasste Vereine bieten einen effizienteren Nährboden für Laienbeteiligung,
für die Schulung zivilgesellschaftlicher Kompetenzen, sowie die Generierung sozialen Kapitals (siehe Kapitel 3). Zwei Einwände sind dem entgegenzusetzen. Zum
einen beruhen bisherige empirische Ergebnisse fast ausschließlich auf amerikanischen Studien. In der Tat ist es zumindest fraglich, ob der Protestantismus, wie er
sich in Europa entwickelte, auch in seinen Organisationsformen mit dem amerikanischen Protestantismus vergleichbar ist. Gerade dem Luthertum wird häufig unterstellt, dass es hinsichtlich Hierarchie und Größe dem Katholizismus durchaus vergleichbar ist. Zweitens ist die hergestellte Kausalität (Größe verursacht Hierarchie
und Hierarchie unterdrückt Beteiligung) empirisch nicht abgesichert, da ihr zwei
verschiedene methodische Ansätze zu Grunde liegen. Der Zusammenhang zwischen
Organisationsgröße und organisationsinterner Partizipation wurde durch Studien
überprüft, die Organisationen – und hier in der Regel nicht Vereine, sondern ganze
Kirchengemeinden unterschiedlicher Größe innerhalb einer Konfession untersuchten. Der Zusammenhang zwischen Konfession und Partizipation hingegen beruht auf
Individualdaten, die keine Aussage über Natur und Charakter der organisatorischen
Einbettung erlauben. Die hergestellte Kausalität basiert also zunächst auf Plausibilitätsüberlegungen: Wenn einerseits der partizipatorische Vorteil kleiner Gruppen
empirisch erwiesen ist und sich andererseits zeigt, dass Katholiken in geringerem
Ausmaß partizipieren als Protestanten, dann sollte die Organisationsstruktur des
Katholizismus für diesen Unterschied verantwortlich sein. Gegen solche Plausibilitätserwägungen ist nichts einzuwenden, solange nicht alternative und ähnlich plausible Interpretationen zur Verfügung stehen. Immerhin ist durchaus vorstellbar, dass
die Größe einer Kirchengemeinde nicht nur partizipatorische Nachteile mit sich
bringt. Erst Gemeinden einer kritischen Größe sind überhaupt in der Lage, das Netz
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vielfältiger Gruppenaktivitäten auszubilden, das aus einer Sozialkapital-Perspektive
so zentral wird. Sehr kleine Gemeinden mögen in der Tat hoch engagierte Mitglieder besitzen, für die Ausdifferenzierung religiöser Subgruppen (Krabbelgruppen,
Umweltgruppen, Frauen,- Seniorengruppen, Sportgruppen, etc.) ist aber die Basis zu
klein und Engagement beschränkt sich auf den religiösen Kern. Finkes kurvenlinearer Zusammenhang zwischen Größe und innerorganisatorischen Beteiligungsmustern (vgl. Kapitel 3) mag im Kontext einer solchen Interpretation verstanden werden.
Gerade Organisationen mittlerer Größe leiden an beiden Enden: sie sind zu groß, um
die Überschaubarkeit kleiner Gruppen zu gewährleisten und müssen daher Trittbrettfahren in einem gewissen Umfang tolerieren, sind aber noch zu klein, um ein subgruppenspezifisches Netzwerk aufzubauen, das unterschiedliche Typen von Mitgliedern in die Gemeinde integriert.
Zudem gibt es durchaus Erklärungsfaktoren jenseits der Organisationsstruktur.
Wenn (amerikanische) Katholiken zu einem geringeren Maße bürgerschaftlich partizipieren als Protestanten, so kann dies einerseits daran liegen, dass die gesellschaftlich-politische Position der Katholiken eine andere ist, da sie sich in einer Minderheitenposition in einer dominant protestantischen Gesellschaft befinden. Es mag
aber auch damit zusammenhängen, dass der Katholizismus andere Werte und Einstellungen sozialisiert als protestantische Organisationen – Werte, die sich auf die
Bereitschaft zur gesellschaftlichen Mitgestaltung auswirken. Beide Thesen sind
vertreten worden (vgl. Kapitel 3). Ob und in welchem Umfang Organisationsmerkmale den katholischen „Nachteil“ tatsächlich erklären, harrt angesichts alternativer
Erklärungsansätze der empirischen Überprüfung.
Dieses Kapitel untersucht nun, ob und inwieweit sich der für Amerika feststellbare Vorteil protestantischer Organisationsformen auch in Europa mit seiner ganz
unterschiedlichen Religionsgeschichte und konfessionellen Zusammensetzung bestätigt.
9.1 Größe, Professionalisierung, Finanzstruktur: Konfessionen im Vergleich
Die Größe der Organisation gilt als das entscheidende Merkmal. Von ihr werden alle
weiteren organisatorischen Elemente abgeleitet: wenn eine Gruppe groß ist, kann sie
nicht mehr von allen Beteiligten gesteuert werden. Eliten entstehen, der Grad der
Professionalisierung steigt und die Mitgliederbasis wird zunehmend von den Informationsflüssen- und Entscheidungskanälen isoliert. Das Ergebnis einer solchen auf
der Vereinsgröße basierenden Oligarchisierung und Arbeitsteilung ist die Entfremdung des einfachen Mitglieds, weit verbreitete Apathie und die Verteilung von
Kompetenzen und Führungsqualitäten (sowie die Chance, solche zu erlernen) auf
eine kleine Führungsschicht. Mehr noch: Mitglieder in großen hierarchischen Organisationen werden zu Unterordnung und Passivität erzogen, die Mitglieder der kleinen, horizontalen Gruppe dagegen erlernen das Einmaleins der Demokratie. Ist das
so?
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9.1.1 Organisationsgröße
Tabelle 12 präsentiert drei verschiedene Messungen organisatorischer Größe. Spalte
1 dokumentiert, wie viele Mitglieder ein Verein im Durchschnitt besitzt und wie
sich die Größe konfessioneller Gruppen im Vergleich zur jeweiligen säkularen Vereinswelt verhält, während Spalten 2 und 3 angeben, wie sich Kleingruppen (unter 50
Mitgliedern) und Organisationsriesen (mehr als 500 Mitglieder) auf Vereine unterschiedlicher Konfessionen im Vergleich zum säkularen Sektor verteilen.
Die große Überraschung zuerst: katholische Organisationen sind klein. In allen
deutschen Gemeinden, aber auch in Sabadell, ist der katholische Verein im Vergleich zum durchschnittlichen säkularen Verein ein Zwerg. 165 Mitglieder besitzt
der nicht-religiöse Verein in Mannheim, 76 der katholische. 204 Mitglieder bestücken die spanische säkulare Vereinswelt im Schnitt, bei den Katholiken sind dies
nur 92 – ein Minus von 112 Mitgliedern. Aber: auch lutherische Vereine sind klein.
Überall dort, wo der Protestantismus in lutherischer Gestalt firmiert, erweist sich ein
massiver Vorteil des lutherischen Vereins gegenüber der säkularen Vereinswelt.
Tabelle 12: Vereinsgröße im Vergleich
1 2 3 4
Anzahl
Mitglieder
Prozent
Kleine Org.
(< 50)1
Prozent Organisationsriesen
(500 +)
Zahl gültige
Fälle
Mannheim Diff.
Säkulare 165 37,9 12,5 1162
Katholisch 76 -89 50,7 3,6 223
Lutherisch 77 -88 51,7 7,0 143
Andere Religionen 152 -13 34,8 10,9 46
Vaihingen/Enz
Säkulare 151 41,3 6,5 138
Katholisch 35 -116 96,2 0,0 26
Lutherisch 33 -118 81,8 2,3 44
Andere Religionen 51 -100 70,8 0,0 24
Althütte
Säkulare 140 52,9 5,9 17
Lutherisch 23 -117 78,6 0,0 14
Chemnitz
Säkulare 123 51,6 6,5 465
Katholisch 22 -101 86,7 0,0 15
Lutherisch 27 -96 89,9 0,0 129
Andere Religionen 41 -82 91,3 4,3 23
Limbach
Säkulare 73 67,2 0,7 134
Lutherisch 39 -34 90,0 2,0 50
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Bobritzsch
Säkulare 56 77,3 0,0 22
Lutherisch 16 -40 92,9 0,0 14
Enschede
Säkulare 144 34,4 11,7 726
Katholisch 139 -5 43,8 12,5 16
Calvinistisch 241 +97 11,8 23,5 17
Protest. Sekten 97 -47 25,0 3,1 32
Andere Religionen 118 -26 19,0 4,8 21
Lausanne
Säkulare 190 20,9 15,3 444
Katholisch 243 +54 11,1 33,3 9
Calvinistisch 146 -44 40,0 20,0 5
Andere Religionen 367 +177 0,0 33,3 3
Bern
Säkulare 202 22,3 17,5 610
Katholisch 254 +52 25,0 33,3 12
Calvinistisch 205 +3 23,1 23,1 13
Protest. Sekten 317 +115 14,3 28,6 7
Andere Religionen 235 +33 22,2 11,1 9
Sabadell
Säkulare 204 36,7 19,2 281
Katholisch 92 -112 59,2 6,1 49
Protest. Sekten 119 -85 42,9 0,0 7
Aalborg
Säkulare 188 35,1 15,0 935
Lutherisch 122 -66 48,7 5,1 39
Protest. Sekten 92 -96 60,0 0,0 5
Aberdeen
Säkulare 125 46,7 8,7 368
Calvinistisch 209 +84 42,2 26,6 64
Protest. Sekten 134 +9 52,9 5,9 17
Gesamt2
Säkulare 165 13,6 5302
Katholisch 102 -63 8,4 357
Lutherisch 55 -110 2,5 439
Calvinistisch 209 +44 25,4 99
Protest. Sekten 133 -32 6,2 74
Andere Religion 128 -37 8,0 133
Anmerkungen: nur Konfessionen, die mit mindestens drei gültigen Fällen vertreten sind.
1
zusammengefasst wurden folgende Kategorien: weniger als fünf; 5-9; 10-29 und 30-49 Mitglieder
2 Für kumulierte Analysen wurden gewichtete Daten verwendet (N=1000), ohne kleinere ost- und westdeutsche Gemeinden. Die in Spalte 4 dokumentierte Zahl der Fälle entspricht den ungewichteten Daten.
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So gibt es in Deutschland hinsichtlich Größe quasi keinen Unterschied zwischen den
Konfessionen, aber eine krasse Diskrepanz zwischen säkularem Sektor und religiösem Sektor. Aber auch in Aalborg ist der typische lutherische Verein um 66 Mitglieder kleiner als der säkulare Verein. Dieses Ergebnis ist auch deswegen überraschend, da es in der dänischen Stadt – ganz im Gegensatz zu den deutschen Gemeinden – nur wenige lutherische Vereine gibt. Die Konstante der kleinen Größe
stimmt also sowohl für Kontexte mit einer massenhaften Verbreitung konfessioneller Vereine als auch für Kontexte, in denen konfessionelle Vereine ein marginales
Phänomen sind. Die klare Ausnahme von der Regel, dass konfessionelle Vereine
klein sind, bilden die Calvinisten – jene Gruppe, die angefangen bei Weber und
Troeltsch bis zur aktuellen Religionssoziologie am ehesten mit dezentralen, keinen
Organisationsformen in Beziehung gesetzt wird. Empirisch bestätigt sich dies nicht.
Calvinistische Vereine sind teilweise sogar deutlich größer als säkulare Vereine. In
Aberdeen besteht der typische nicht-religiöse Verein aus 125 Mitgliedern, der calvinistische dagegen aus 209. In Enschede sind calvinistische (und nur sie) um fast 100
Mitglieder „reicher“ als säkulare Vereine. Auch die zusammenfassende Analyse
bezeugt den relativen Organisationsnachteil des Calvinismus – falls Größe tatsächlich ein Nachteil ist. Allein calvinistische Vereine sind größer als säkulare Vereine,
alle anderen Konfessionen – die lutherische zuerst, gefolgt von den Katholiken –
zeichnen sich durch Organisationsgrößen aus, die eindeutig unter dem Niveau des
säkularen Sektors liegen. Dies trifft für alle Gemeinden mit der Ausnahme der
schweizerischen Städte zu. In Lausanne und Bern ist der religiöse Sektor wie in
Aalborg unterentwickelt, d.h. die Vereinswelt wird von säkularen Vereinen beinahe
monopolisiert (vgl. Kapitel 8). Die wenigen Vereine aber, die konfessionell orientiert sind, zeichnen sich durch eine den säkularen Sektor teilweise massiv übersteigende Mitgliedergröße aus. In der Schweiz wird offensichtlich geringe Organisationsdiffusion durch Mitgliederreichtum kompensiert. Auch ist der Anteil kleiner
Organisationen, solcher Organisationen, deren Mit-gliederbasis unter 50 Mitgliedern
verbleibt, im konfessionellen Milieu deutlich höher als im säkularen Sektor. So
fallen fast 90 Prozent der katholischen und lutherischen Vereine in Chemnitz in
diese Kategorie, aber nur etwas über 50 Prozent der säkularen Vereine. Im Prinzip
trifft dies auf alle Gemeinden nochmals mit Ausnahme der schweizerischen Städte
zu (siehe auch die zusammenfassenden Analysen in den letzten Zeilen von Tabelle
12), auch wenn der Unterschied nirgendwo so stark ausgeprägt ist wie in deutschen
Kontexten. Wieder fallen die calvinistischen Vereine aus dem Raster: sie besitzen
den geringsten Anteil kleiner Organisationen (41 Prozent) im Vergleich zu allen
anderen Konfessionen (65 Prozent im katholischen, 83 Prozent im lutherische Sektor) mit Ausnahme der protestantischen Sekten. Auch der Typus Organisationsriese
mit einer Mitgliederzahl von über 500 ist im calvinistischen Sektor mit 25 Prozent
doppelt so häufig vertreten wie im säkularen Sektor und um ein Vielfaches häufiger
als in der katholischen (acht Prozent) oder lutherischen Vereinswelt (drei Prozent).
Sieht man von der schweizerischen Ausnahmestellung ab, so sollte aus all dem ein
klarer Schluss zu ziehen sein: da lutherische und katholische Vereine klein sind,
sollten sie einen geringeren Professionalisierungsgrad und flachere vereinsinterne
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Hierarchien besitzen als calvinistische und säkulare Vereine. Das wäre die Prognose,
die aus der Organisationssoziologie seit Michels folgt.
9.1.2 Professionalisierung
Folgt man der Organisationssoziologie, so ist Elitismus und Professionalisierung ein
geradezu zwangsläufiges Ergebnis steigender Organisationsgröße. Die Tendenz zur
Professionalisierung gilt zudem als einer der zentralen Entwicklungen in modernen
Gesellschaften: Alle Typen von Organisationen, so Kriesi (2007), professionalisieren sich und werden von ihrer Mitgliederbasis unabhängiger. Weit verbreitet ist die
Überzeugung, „that there is an inherent conflict between professionalism and volunteerism“ (Kramer 1981: 206). Andererseits gibt es einen zweiten Trend hin zur kleinen, flexiblen, weniger stringent organisierten, aber auch kaum professionalisierten
Organisation, die mitgliederorientiert und mitgliederabhängig verbleibt (Kriesi
2007). Aber auch Untersuchungen zu Wohlfahrtsstaat und Kirche machen eindeutige Aussagen zum Verhältnis von Laien und Professionellen: Organisationsgröße
spielt hier keine Rolle, sondern das Verhältnis von Staat und Kirche:
„Je größer der Spielraum und die gesellschaftliche Verantwortung, die der Staat den Kirchen
zuweist, desto höher der Anteil hauptberuflicher Mitarbeiter am Gesamtmitarbeiterstab kirchlicher Wohlfahrtsorganisationen“ (Fix/Fix 2005: 30).
Aus diesem Grund erwarten Fix und Fix, dass gerade in Deutschland, in der
Schweiz und, in eingeschränktem Maße, auch in Spanien, konfessionelle Organisationen eine deutlich höhere Abhängigkeit von bezahltem Personal zeigen als in Systemen, in denen die Wohlfahrt rein staatlich organisiert ist oder wo – wie in den
Niederlanden – der kirchliche Dienstleistungssektor mit dem allgemeinen Zusammenbruch der Säulen massiv geschrumpft ist.224 Die Beschäftigung professionellen
Personals ist aber nur eine Seite der Medaille: wer die Führungspositionen und Aufgaben im Verein durch bezahlte Kräfte erledigen lassen möchte, benötigt Geld.
Daher soll die finanzielle Ausstattung des Vereins als ein weiterer Indikator für
Professionalisierung und gruppeninterne Arbeitsteilung betrachtet werden. Folgt
man der ökonomischen Schule so ist zudem die Herkunft der Mittel von erheblicher
Bedeutung. Dort, wo der Verein materiell von seinen Mitgliedern abhängig ist, haben diese ein höheres Kontroll- und Drohpotential gegenüber der (professionalisier-
224 So beschäftigen die beiden großen kirchlichen deutschen Wohlfahrtsorganisationen Caritas
und Diakonie heute zusammen fast 2 Millionen Mitarbeiter, die Hälfte davon arbeitet ehrenamtlich (Fix/Fix 2005: 59). Dabei hat sich der Anteil der hauptamtlichen Mitarbeiter seit den
1950er Jahren, wie Berechnungen für die Caritas ergaben, verzehnfacht (Broll 1999: 229).
Der Schweizer Diakonieverband, der 24000 Mitarbeiter unterhält, rechnet mit 66 Prozent
Freiwilligen (Fix/Fix 2005: 120). In den Niederlanden dagegen sind von den insgesamt knapp
18.000 Mitarbeitern katholischer Wohlfahrtsorganisationen 98 Prozent ehrenamtlich tätig,
während die protestantischen Organisationen – mit nur 2500 Mitarbeitern um einiges kleiner
als der katholische Bruder – zu 57 Prozent auf Ehrenamtlichkeit beruht (Fix/Fix 2005: 82).
Chapter Preview
References
Zusammenfassung
Sind protestantische Vereine und Netzwerke ein besserer Nährboden für die Demokratie als katholische Organisationen? Brauchen auch Religionen den Wettbewerb des freien Marktes ohne staatliche Einmischung, um sich kraftvoll und lebendig zu entfalten? Das Buch untersucht die demokratische und sozial integrative Wirkung katholischer, lutherischer, calvinistischer und säkularer Organisationsformen in Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Dänemark, Spanien und Schottland. Dargestellt wird die gesellschaftliche und demokratische Rolle von Religion und Kirche seit den Zeiten der Reformation bis heute. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die demokratieförderliche oder aber hemmende Wirkung von Religion und Konfession als Bestandteil europäischer Zivilgesellschaften am Beginn des 21. Jahrhunderts. Auf der Basis einer international vergleichenden Organisationsstudie kontrastiert das Buch ökonomische Theorien der Religion mit dem klassischen Säkularisierungsparadigma, sowie Sozialkapitalansätze mit Organisationstheorien, die behaupten dass die kleine, dezentral organisierte Organisationsform des Protestantismus der großen, zentralistischen und hierarchischen Organisationsstruktur des Katholizismus überlegen sei.