Netz einspeisen. Eine auch an der Küste einsetzbare Lösung zur Speicherung von
Strom aus Windkraft sind Druckluftspeicher. Bei einem Überangebot an elektrischer
Energie wird Luft komprimiert und in unterirdische Kavernen gepresst. Die Luft
entweicht durch eine Turbine, womit bei Nachfrage Strom produziert werden kann.
Eine Wirkungsgradsteigerung von aktuell 50% auf über 70% wird für möglich gehalten.63
Zukünftig werden auch andere Technologien relevant werden.64 So wird zum Beispiel wegen ihres hohen Wirkungsgrads Hoffnung auf die Brennstoffzelle gesetzt.
Die Brennstoffzelle produziert in einem ersten Schritt durch den Einsatz von elektrischer Energie Wasserstoff (Elektrolyse). In einem zweiten Schritt kann der Wasserstoff dann in Strom umgewandelt werden, so dass die Produktion von Wasserstoff
zur Speicherung genutzt wird.65 Allerdings sinken die Preise von Brennstoffzellen
nicht so schnell wie erwartet, so dass ihre Markteinführung noch nicht absehbar ist.
Außerdem ist die Brennstoffzellentechonolgie technisch noch nicht ausgereift.66
B. Gasnetze
Mit einem Anteil an den Primärenergieträgern von 23 Prozent ist Erdgas nach Mineralöl der wichtigste Bestandteil des deutschen Energiemixes.67 Wie der Transport
von Strom ist auch der von Gas im Wesentlichen leitungsgebunden. Grundsätzlich
ist es zwar möglich, Gas in Tanks zu transportieren, wie es sich bei der Beförderung
von LNG aus dem nahen Osten nach Europa auch anbietet. Aber auch LNG wird an
den dementsprechend ausgebauten Häfen zu wesentlichen Teilen in das Gasnetz eingespeist. Ohnehin unterliegt nur die leitungsgebundene Gasversorgung dem EnWG,
§ 1 Abs. 1 EnWG. Somit beschränkt sich die Darstellung auf den leitungsgebundenen Teil der Gasversorgung.
Der Transport im Gasnetz wird durch Gasdruckregel- und Messanlagen ermöglicht. Durch Verdichterstationen wird ein Überdruck erzeugt, der das Gas in der Leitung in die Richtung des niedrigeren Drucks strömen lässt. Aufgrund des Reibungsverlusts fällt der Druck, so dass alle 80 bis 130 km Verdichterstationen notwendig
sind.
63 FTD vom 11. 10. 2006, S. 33.
64 Zu dezentralen Speicheroptionen siehe S. 105 unter Nr. 3.
65 Leprich u.a., Dezentrale Energiesysteme und aktive Netzbetreiber, S. 44.
66 Brand/Frey u.a., Analyse von Instrumenten zur Markteinführung stationärer Brennstoffzellen,
S. 39; Leprich/Thiele u.a., Einsatz stationärer Brennstoffzellentechnologie, S. 115.
67 Folgende Darstellung beruht im Wesentlichen diesen Quellen: BMWi, Versorgungssicherheit
bei Erdgas; FNR, Einspeisung von Biogas in das Erdgasnetz, S. 49 ff.; Gremer/Koopmann, in:
Germer/Loibl (Hg.), Energierecht, S. 210 ff; Hosius, Netzzugang und Reziprozität, S. 36 ff.;
IE, Möglichkeiten einer europäischen Biogaseinspeisestrategie; Klaue/Schwintowski, Zugang
zum deutschen Gasnetz, S. 24 ff.
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I. Ebenen und Speicher
85 Prozent des deutschen Erdgasbedarfs werden importiert. Dabei sind Russland (35
Prozent), Norwegen (27 Prozent) und die Niederlande (20 Prozent) diejenigen Länder, aus denen Deutschland am meisten Gas bezieht. Die für Deutschland wesentlichen Produzenten sind ausländische Monopolunternehmen wie vor allem die russische Gazprom (ca. 35 Prozent der importierten Menge)68 und die norwegische GFU.
Das Gasnetz ist in vier Ebenen unterteilt.
Das internationale Fernleitungsnetz wird mit einem Druck von 80 bis 120 bar
betrieben. Importierende Ferngasgesellschaften sind vor allem die E.ON Ruhrgas
AG und die Wingas GmbH. Aber auch die BEB GmbH, RWE AG und VNG Verbundnetz Gas AG führen Gas nach Deutschland ein.
Auf der nationalen Transportnetzebene gewährleisten Hochdruckleitungen
(1 bar bis 100 bar, Nenndurchmesser 30 – 90 cm69) den Transport über größere Entfernungen und den Gasimport. Die Leitungen auf dieser Ebene sind kaum vermascht.
Die Verteilernetzebene umfasst Mitteldruckleitungen (100 mbar bis 1 bar, Nenndurchmesser 10 – 40 cm), die das Gas großräumig verteilen.
Die Ortsgasnetzebenen sind eng vermascht und bilden die unterste Ebene (Niederdrucknetze, bis 100 mbar, Nenndurchmesser 5 – 60 cm), auf der das Gas an die
Letztverbraucher verteilt wird.
Industrielle Großkunden werden aus allen Netzebenen beliefert, Haushalte sind
an die Ortsnetze kommunaler Weiterverteiler angeschlossen.
In Deutschland werden 43 Speicheranlagen betrieben. Im Unterschied zu Strom
kann Gas in großem Umfang gespeichert werden. Gleichzeitig ist dies notwendig, da
Gas, unter anderem wegen der Lieferwege und damit verbundene Lieferdauer, nicht
bedarfsorientiert zur Verfügung gestellt werden kann. Speicher gleichen auch saisonale Unterschiede im Gasverbrauch aus. Darüber hinaus ermöglichen sie die Deckung des Spitzenbedarfs und gewähren eine Reserve bei Lieferunterbrechungen.
Die momentane maximale Speicherkapazität deckt die Nachfrage für ungefähr 80
Tage.70
II. Gasqualitäten
Der Primärenergieträger Erdgas wird aus zahlreichen Erdgasfeldern bezogen und
lässt sich aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung mithilfe des Wobbe-Index
in unterschiedliche Qualitäten unterteilen. Die Qualität wird beeinflusst von Energiegehalt und Dichte des Gases.71 Diese Qualitätsunterschiede wirken sich auf den
68 FNR, Einspeisung von Biogas in das Erdgasnetz, S. 76.
69 Nenndurchmesser nach IE, Einspeisung von Biogas in das Erdgasnetz, S. 96.
70 BMWi, Versorgungssicherheit bei Erdgas, S. 16.
71 Weber, Biogas im Schweizer Erdgasnetz, GWF 2007, S. 47.
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References
Zusammenfassung
Das Werk befasst sich mit dem Gesetzesziel „Umweltverträglichkeit“ des Energiewirtschaftsgesetzes. Der Autor reduziert das Gesetzesziel auf eine Definition mit wenigen Kriterien. Ferner wird die Rechtsqualität von Ziel- und Zweckbestimmungen untersucht. Umwelteinwirkungen der Energieversorgung werden aufgezeigt – insbesondere in welchem Umfang Netztechnik, Struktur und Steuerung der Netze Auswirkungen auf die Umwelt haben. Umweltverträglicher Netzbetrieb bedeutet so beispielsweise die möglichst weitgehende Einbindung dezentraler Erzeuger und eine effiziente Abstimmung von Angebot und Nachfrage. Schließlich werden Beispiele gebildet, um zu zeigen, inwieweit „Umweltverträglichkeit“ in Abwägung mit den anderen Zielbestimmungen des EnWG Auswirkung bei der Auslegung des Energiewirtschaftsrechts haben kann. So wird unter anderem deutlich, dass „Netzausbau“ unter Berücksichtigung der Umweltverträglichkeit nicht nur den Bau neuer Leitungen, sondern auch das Überwachen der Temperatur der bestehenden Leitung bedeuten kann.