Onlineerhebung zu den Freien Berufen 299
5.3.2 Strukturvergleich mit dem Mikrozensus
Um die Validität der online generierten Daten abzuschätzen, werden diese zunächst auf ihre strukturelle Zusammensetzung im Vergleich zur Bundesrepublik
Deutschland überprüft. Als Vergleichsgrundlage dienen die Mikrodaten des
Mikrozensus aus dem Statistischen Bundesamt. Der Mikrozensus ist als einprozentige Stichprobe die zentrale jährliche amtliche Statistik zur Bevölkerung und
zur Erwerbstätigkeit und ist der prominente Bezug und Rahmen für eine Vielzahl anderer Statistiken und Umfragen.
Da der Mikrozensus keine direkte Angabe zur beruflichen Stellung der Freien
Berufe erfragt, wurden die Zuordnungen des Statistischen Bundesamtes zu den
Selbständigen ausgewählter Berufe verwendet. Die Zuordnung des Statistischen
Bundesamtes ist im Anhang 7 hinterlegt. Die darauf basierende Auswertung
haben wir innerhalb des Forschungsdatenzentrums des Statistischen Bundesamtes (FDZ) in Wiesbaden vornehmen können.
Tabelle 58: Zur Repräsentativität der FFB-Onlineumfrage Freie Berufe
Strukturvergleich mit dem Mikrozensus 2003
FFB MZ FFB-MZ
n % N¹ % % Punkte
Geschlecht
Weiblich 47 38,2 378 36,0 2,2
Männlich 76 61,8 667 64,0 -2,2
Alter
bis 39 Jahre 49 39,8 307 29,4 10,4
40 – 49 Jahre 40 32,5 347 33,2 -0,7
ab 50 Jahre 39 27,6 389 37,3 -9,7
Berufsgruppen
Heilberufe 67 54,5 318 30,5 24
Recht./ Wirts. 19 15,4 250 24,0 -8,5
Tech. / Naturw. 12 9,8 154 14,8 -5
Künstler… 25 20,3 321 30,8 -10,4
Gesamt 123 100,0 1043 100,0 -
Quelle: Eigene Tabelle und Berechnungen. Mikrozensus 2003, 70 % Stichprobe des Statistischen Bundesamtes, 1) in Tsd.
Der Vergleich der Struktur zentraler demographischer und berufsspezifischer
Merkmale (vgl. Tab. 58) zeigt eine insgesamt ähnliche Struktur in beiden
Datenbeständen. Mit einem Frauenanteil bei den Freiberuflern von 38,2 Prozent
liegt die FFB-Onlineumfrage nur 2,2 Prozentpunkte oberhalb des Mikrozensus.
Die FFB-Onlineumfrage hat mehr jüngere (wohl internetbedingt) Teilnehmer
(etwa 10 Prozentpunkte).
300 Onlineerhebung zu den Freien Berufen
Die Freien Heilberufe sind in der FFB-Onlineumfrage (vgl. Tabelle 58) etwas
stärker vertreten (24 Prozentpunkte), zu Lasten der heterogenen Gruppe der
Freien künstlerischen, publizistischen und pädagogischen Berufe. In Anbetracht
der geringen Fallzahl und vor dem Hintergrund einer Onlineerhebung sind die
Strukturergebnisse mehr als zufrieden stellend.
Tabelle 59: FFB-Onlineumfrage Freie Berufe im Vergleich zum Mikrozensus – Struktur nach Altersklassen und Berufsgruppen
FFB-Onlineumfrage
Freie Berufe
Heilberufe Recht/Wirt. Tech./Natur Künstler etc. Total
n % n % n % n % n %
bis 39 Jahre 25 37,3 8 42,1 1 8,3 15 60,0 49 39,8
40 bis 49 Jahre 25 37,3 6 31,6 6 50,0 3 12,0 40 32,5
ab 50 Jahre 17 25,4 5 26,3 5 41,7 7 28,0 34 27,6
Total 67 100,0 19 100,0 12 100,0 25 100,0 123 100,0
Mikrozensus
Heilberufe Recht/Wirt. Tech./Natur Künstler etc. Total
n % n % n % n % n %
bis 39 Jahre 64 20,0 73 29,3 34 22,1 136 42,4 307 29,4
40 bis 49 Jahre 118 37,0 78 31,0 51 32,9 101 31,3 347 33,2
ab 50 Jahre 137 43,0 99 39,7 69 45,0 84 26,2 389 37,3
Total 319 100,0 250 100,0 154 100,0 321 100,0 1043 100,0
FFB-MZ
Heilberufe Recht/Wirt. Tech./Natur Künstler etc. Total
% % % % %
bis 39 Jahre 17,3 12,8 -13,8 17,6 10,4
40 bis 49 Jahre 0,3 0,6 17,1 -19,3 -0,7
ab 50 Jahre -17,6 -13,4 -3,3 1,8 -9,7
Quelle: Eigene Tabelle und Berechnungen. FFB-Onlineumfrage Freie Berufe 2003, Mikrozensus 2003.
Die Fallzahl der FFB-Onlineumfrage Freie Berufe erlaubt es nicht, eine tiefgegliederte Struktur der Hochrechnung zugrunde zu legen. Da in der FFB-
Onlineumfrage Freie Berufe die Geschlechterstruktur gut zutrifft, wurde in der
Hochrechnung auf die verbleibenden zentralen demographischen bzw. berufsstrukturellen Merkmale – das Alter und die Gruppierung Freier Berufe – konzentriert.
Das Alter approximiert in vielfältiger Weise den Lebens- und Berufszyklus, die
Heterogenität der Gruppen Freier Berufe erfordert eine Anpassung an die gege-
Onlineerhebung zu den Freien Berufen 301
bene Berufsstruktur Freier Berufe. Nach der Bildung drei etwa gleich großer Altersklassen (1. „bis 39 Jahre“; 2. „40 bis 49 Jahre“; 3. „ab 50 Jahre“) unter der
Brücksichtigung vier zentraler freier Berufsgruppen (Freie Heilberufe; Freie
rechts- und wirtschaftsberatenden Berufe; Freie technische und naturwissenschaftliche Berufe; Freie künstlerische, publizistische und pädagogische Berufe)
ergibt sich folgendes Bild mit den Ergebnissen des Mikrozensus 2003 und der
FFB-Onlineumfrage in der Kreuztabelle (Tab. 59).
Deutlich wird, dass die FFB-Onlineumfrage die jüngeren in den Freien Heilberufen und Freien rechts- und wirtschaftsberatenden Berufen sowie in der breiten
Gruppe der Künstler etc. überrepräsentiert. Die mittlere Altersgruppe zwischen
40 und 50 Jahren ist bei den Heil- sowie wirtschafts- und rechtsberatenden Berufen fast übereinstimmend. Abweichungen sind in allen anderen Fällen gegeben.
Die Hochrechnung passt nun unsere Datenbasis an die insgesamt 12 Tabellenwerte als zu erreichende Rahmendaten an und „repariert“ sozusagen die
vorliegende Struktur.
Mit den neuen Hochrechnungsverfahren ist somit die Struktur hinsichtlich der
Altersgruppen jeweils für alle vier Gruppen Freier Berufe übereinstimmend mit
den Ergebnissen des Mikrozensus 2003. Der Gewichtungsfaktor der Ausgangssituation hat mit jeweils 100 eine gleiche Gewichtung vorgenommen. Durch die
Hochrechnung mit dem Programmpaket ADJUST (Merz, Stolze und Imme
2001) wurden die gewünschten Aggregate erreicht.
Insgesamt zeigt die Hochrechnung mit relativ geringer Spreizung der neuen
Hochrechnungsfaktoren, dass die ungewichtete Struktur der FFB-Onlineumfrage
Freie Berufe der Struktur des Mikrozensus doch recht ähnlich ist. Mit den neuen
Hochrechnungsfaktoren gelingt es nun, repräsentative Ergebnisse für Deutschland anzunähern. „Anzunähern“ deshalb, da die relativ geringe Fallzahl der auch
insgesamt relativ kleinen Gruppe der Freien Berufe (ca. 2 Prozent der Erwerbstätigen) zwar Hinweise erlaubt, aber weitere Erhebungen notwendig macht.
5.4 Freiberuflicher Einkommenserfolg
Nach der Datengenerierung und Hochrechnung werden in den folgenden Kapiteln die hochgerechneten Ergebnisse zum freiberuflichen Einkommenserfolg aus
der FFB-Onlineumfrage 2003 vorgestellt. Zuerst werden die Kriterien zur Messung des Gründungserfolges sowie die Konstruktion der Erfolgsvariablen vorgestellt. Dem folgt die Präsentation der deskriptiven Ergebnisse auf Grundlage der
hochgerechneten Onlineumfrage (Kap. 5.4.1). Daran schließt sich die Vorstellung des Untersuchungsmodells mit seinen endogenen und exogenen Größen an
(5.4.2). Auf Grundlage der Modelle werden die multivariaten Ergebnisse zu dem
Ordered-Probit-Modell und multinomialen Logit-Modell berichtet (5.4.3). Ein
Zwischenfazit (5.5.4) mit den Hypothesentests schließt den Abschnitt der
Onlineuntersuchung ab.
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References
Zusammenfassung
Die Arbeit verfolgt die theoretische, methodische und empirisch fundierte Analyse des freiberuflichen Gründungsgeschehens. Um die Fragestellung “Welche Determinanten beeinflussen die Gründungsaktivität und den Gründungserfolg von Freiberuflern?“ wird das Spektrum über die Phasen vor der Gründung bis zur Etablierung der freiberuflichen Tätigkeit am Markt erfasst.
Auf Grundlage des SOEP-Panels und einer Onlineerhebung tragen die Ergebnisse zu einem Erkenntnisgewinn des freiberuflichen Gründungsgeschehens bei. Gewürdigt wird dabei insbesondere die Praxis mit vielen neuen Ergebnissen aus den empirisch neu gewonnenen Daten zum Gründungsgeschehen der Freien Berufe.
Dr. Peter Paic studierte BWL und Ökonomie in Hamburg. 2008 Promotion an der Leuphana Universität Lüneburg. Zurzeit ist er Referent im Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (LDS NRW) in Düsseldorf.