Onlineerhebung zu den Freien Berufen 285
Deutlich wird die anhaltende Dynamik der Verbreitung des Mediums Internet
auch in anderen Studien. TUS Emnid ermittelt für das Jahr 2003 (dem Jahreszeitpunkt der vorliegenden Onlineumfrage zu den Freien Berufen) im
(N)ONLINER Atlas eine Verbreitung des Internets von 50,1 Prozent innerhalb
der über 14jährigen deutschen Bevölkerung ((N)Onliner Atlas 2003). Demnach
verfügen über 79 Prozent der Personen mit Abitur und knapp 75 Prozent der
Selbständigen und Freiberufler über einen Internetzugang.
Überträgt man die vorliegenden Ergebnisse zur Verbreitung des Internets auf die
Situation der Freien Berufe, so kann man von einer Internetverbreitung von
knapp 75 Prozent ausgehen. Berücksichtigt man die Aspekte der freiberuflichen
Tätigkeit und den Bildungshintergrund kombinatorisch sowie den Zeitpunkt der
Onlineumfrage zum Ende der zweiten Jahreshälfte 2003, so ist ein Anteil von
über 75 Prozent wahrscheinlich.
5.1.3 Repräsentativität der Stichprobe
Eine bevölkerungsrepräsentative Stichprobe, ob nun im klassischen Sinne oder
über das Internet generiert, hat die Voraussetzung, dass jedes Element der
Grundgesamtheit dieselbe Chance hat, in die Stichprobe zu gelangen (vgl. Heckel 2003, 83). Diese Chancengleichheit ist mittels des Mediums Internet zurzeit
nicht zu gewährleisten, da lediglich knapp 50 Prozent der Bevölkerung über
einen Internetzugang verfügen13.
Wird die Grundgesamtheit auf einen bestimmten Personenkreis eingeschränkt,
wie im vorliegenden Fall auf die Gruppe der Freien Berufe, kann eine repräsentative Stichprobe gezogen werden. Voraussetzung für die Repräsentativität der
freiberuflichen Stichprobe ist, dass der Zugang zu einem vollständigen und aktuellen Verzeichnis aller freiberuflichen (Email-) Adressen existiert und daraus
eine Zufallsstichprobe gezogen werden kann. Da diese Voraussetzungen für die
Freien Berufe weder regional noch bundesweit gegeben sind, kann für die Gruppe der Freien Berufe (zum heutigen Zeitpunkt) keine repräsentative Onlineerhebung durchgeführt werden.
Ziel dieser Onlineumfrage ist es dennoch, wenn auch nicht repräsentativ, ein
verkleinertes Abbild der freiberuflichen Grundgesamtheit abzubilden. Dazu
werden, soweit unter den gegebenen Umständen möglich, die formalen Kriterien
einer repräsentativen Erhebung angewendet.
Dazu gehört, dass die Gruppe der freiberuflich Tätigen klar abgegrenzt werden
kann und sich als zu untersuchende Grundgesamtheit eignet (vgl. Paic 2003).
Zudem gibt es aus den Ergebnissen des SOEP und vorherigen Untersuchungen
(vgl. Merz und Paic 2003) Kenntnisse über die typischen sozio-demografischen
13
Hierbei bilden die sogenannten Onliner die bundesdeutsche Bevölkerung nicht repräsentativ ab, da sie sich von der Bevölkerung in den wesentlichen soziodemografischen Merkmalen unterscheiden (vgl. Statistisches Bundesamt 2003a).
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Merkmale der freiberuflich Tätigen. Demnach sind die typischen berufstätigen
Freiberufler meistens männlich, von hoher Bildung und von mittlerem Alter.
Letztlich eignet sich die Onlineumfrage für die Freien Berufe, da diese Gruppe
im Gegensatz zur Deutschen Bevölkerung mit einem überdurchschnittlichen Anteil unter den Nutzern des Internets vertreten ist. Dieser Anteil dürfte zum Zeitpunkt der Umfrage bei ca. 80 Prozent liegen. Einschränkend für die wirklichkeitsnahe Abbildung ist die Methode der passiven Befragung. Hier kann es
durch die Selbstrekrutierung der Befragten zu Effekten der Selbstselektion
kommen, auf die im folgenden Kapitel (Kap. 5.1.5) gesondert eingegangen wird.
Insgesamt kann die unter den beschriebenen Voraussetzungen generierte Stichprobe dem realen Bild der freiberuflichen Gesamtpopulation relativ nahe kommen. Insbesondere sollte sie Aufschlüsse über die eingangs gestellten Fragen
liefern. Man kann zwar nicht von einer repräsentativen Umfrage sprechen, aber
von einer Befragung, welche annäherungsweise die Realität wiedergibt.
5.1.4 Methodischer Ansatz
Ein entscheidender Aspekt für den Gehalt der durch eine Onlineerhebung gewonnenen Daten ist die Auswahl des methodischen Ansatzes zur Teilnehmerrekrutierung. Hierbei kann grundsätzlich zwischen drei methodische Ansätzen
einer Onlineerhebung unterschieden werden: (1) personalisierte Umfragen, bei
denen die Anzahl der Befragten feststeht, (2) selbstrekrutierende Umfragen, für
die auf verschiedenen Internetpräsenzen geworben wird, (3) selbstrekrutierende
Umfragen, die den Nutzer einer Webseite ansprechen (vgl. Gräf 2002, 55).
Der Ansatz der personalisierten Umfrage findet Anwendung, wenn die befragten
Personen für die Umfrage feststehen und bekannt sind. Im vorliegenden Erhebungsfall der freiberuflichen Onlineerhebung liegen uns keine personalisierten
Daten über die zu befragenden Personen aus der Gruppe der Freien Berufe vor.
Daher ist der methodische Ansatz einer personalisierten Umfrage zwar wünschenswert, aber nicht realisierbar.
Bei den selbstrekrutierenden Umfragen (self-administered survey) wird nach
Gräf (2002) zwischen zwei Gruppen differenziert. Zum einen gibt es Umfragen,
die den Nutzer über Werbung auf mehreren Internetpräsenzen zu erreichen
suchen und zum anderen Umfragen, die den Nutzer einer einzigen Website
ansprechen sollen (vgl. Gräf 2002, 55). Für die Onlineumfrage zu den Freien
Berufen wurde eine selbstrekrutierende Umfrage auf Basis einer einzigen Website, der Internetpräsenz des Onlinefragebogens auf dem Server des Forschungsinstituts Freie Berufe (FFB) der Universität Lüneburg (http://ffb.unilueneburg.de) ausgewählt. Mittels des instituteigenen Servers und personellen
Know-hows bestand hier die Möglichkeit, innerhalb der zur Verfügung stehenden Ressourcen eine datenbankgestützte Onlineerhebung durchzuführen.
Dies hat gegenüber den Umfragen, bei denen auf verschiedenen Internetpräsenzen geworben wird, hinsichtlich der Kosten Vorteile zur Teilnehmergewinnung.
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References
Zusammenfassung
Die Arbeit verfolgt die theoretische, methodische und empirisch fundierte Analyse des freiberuflichen Gründungsgeschehens. Um die Fragestellung “Welche Determinanten beeinflussen die Gründungsaktivität und den Gründungserfolg von Freiberuflern?“ wird das Spektrum über die Phasen vor der Gründung bis zur Etablierung der freiberuflichen Tätigkeit am Markt erfasst.
Auf Grundlage des SOEP-Panels und einer Onlineerhebung tragen die Ergebnisse zu einem Erkenntnisgewinn des freiberuflichen Gründungsgeschehens bei. Gewürdigt wird dabei insbesondere die Praxis mit vielen neuen Ergebnissen aus den empirisch neu gewonnenen Daten zum Gründungsgeschehen der Freien Berufe.
Dr. Peter Paic studierte BWL und Ökonomie in Hamburg. 2008 Promotion an der Leuphana Universität Lüneburg. Zurzeit ist er Referent im Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (LDS NRW) in Düsseldorf.