284 Onlineerhebung zu den Freien Berufen
Anwendungsprogramme, wie beispielsweise SPSS, exportiert und eingespeist.
Damit entfallen mögliche Eingabefehler, welche meist unbemerkt die Datenqualität verzerren. Schließlich kann eine Onlineerhebung auch mit einer Zeit- und
Kostenersparnis verbunden sein. Im Regelfall ist die schriftliche Befragung u.a.
mit hohen Porto- und Fotokopierkosten auf der einen Seite sowie mit einem
hohen Zeitaufwand (Personalkosten) für die Eingabe der Daten auf der anderen
Seite verbunden. Diese Art von Kosten fallen bei einer Onlineerhebung nicht an.
Hier stehen Kosten im Mittelpunkt, welche für die Erstellung der Onlineumfrage
anfallen, z.B. Serverkosten oder Kosten für die Erstellung der Homepage. Letztlich wird ein Teil der Kosten auf den Probanden übertragen, da dieser die Onlinegebühren zahlt. In der Praxis ergeben sich daraus meist identische Kosten für
die Online- und die klassische Erhebung (vgl. Gadeib 1999, 109).
Für eine bundesweite Erhebung zu den Freien Berufen sprechen insbesondere
zwei Argumente für das Instrument der Onlineerhebung. Zum einen die relativ
einfache und schnelle digitale Erfassung und Weiterverarbeitung der Daten und
zum anderen der Vorteil der geografischen Unabhängigkeit einer Onlineerhebung, die eine bundesweite Erhebung der Freien Berufe erlaubt.
5.1.2 Verbreitung des Internets
Die Verbreitung des Mediums Internet nahm in den letzten Jahren sehr stark zu
und ist innerhalb der Bevölkerung mittlerweile sehr weit verbreitet. Dies belegen zwei Pilotstudien des Statistischen Bundesamtes in zehn Bundesländern
vom April und Mai 2002 über die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien in privaten Haushalten und Unternehmen (Statistisches Bundesamt 2003a und 2003b). Nach der Pilotstudie verfügen über 43 Prozent der
privaten Haushalte über einen Internetanschluss. Der Anteil der Internetnutzer
liegt mit 52 Prozent bei den Männern deutlich höher als bei den Frauen mit 41
Prozent der Bevölkerung im Alter ab 10 Jahren. Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Nutzung divergieren jedoch teilweise erheblich je nach Altersgruppe. Im Vergleich zur Bevölkerungsstruktur nutzen Personen mit höherem
Bildungsstand (63 Prozent) gegenüber Personen mit niedrigerem Bildungsstand
(37 Prozent) verstärkt das Internet. Besonders bei jungen Personen kommt es zu
einer nahezu völligen Verbreitung der Internetnutzung. Hingegen bei älteren
Personen ist die Internet-Durchdringung noch sehr gering (vgl. Statistisches
Bundesamt 2003a). Zusammenfassend ist der durchschnittliche Internetnutzer
jung, männlich, berufstätig oder in Ausbildung und besitzt eine höhere Bildung.
Jedoch ist erkennbar, dass sich diese Unterschiede mit der Zeit nivellieren werden. Insgesamt ist von einer weiter anhaltenden Verbreitung der Internetnutzung
in den deutschen Haushalten für die kommenden Jahre auszugehen. Von den in
der zweiten Pilotstudie untersuchten Unternehmen nutzen 62 Prozent das Internet. Befragt wurden über 1,2 Mio. Unternehmen im Jahr 2002 (vgl. Statistisches
Bundesamt 2003b).
Onlineerhebung zu den Freien Berufen 285
Deutlich wird die anhaltende Dynamik der Verbreitung des Mediums Internet
auch in anderen Studien. TUS Emnid ermittelt für das Jahr 2003 (dem Jahreszeitpunkt der vorliegenden Onlineumfrage zu den Freien Berufen) im
(N)ONLINER Atlas eine Verbreitung des Internets von 50,1 Prozent innerhalb
der über 14jährigen deutschen Bevölkerung ((N)Onliner Atlas 2003). Demnach
verfügen über 79 Prozent der Personen mit Abitur und knapp 75 Prozent der
Selbständigen und Freiberufler über einen Internetzugang.
Überträgt man die vorliegenden Ergebnisse zur Verbreitung des Internets auf die
Situation der Freien Berufe, so kann man von einer Internetverbreitung von
knapp 75 Prozent ausgehen. Berücksichtigt man die Aspekte der freiberuflichen
Tätigkeit und den Bildungshintergrund kombinatorisch sowie den Zeitpunkt der
Onlineumfrage zum Ende der zweiten Jahreshälfte 2003, so ist ein Anteil von
über 75 Prozent wahrscheinlich.
5.1.3 Repräsentativität der Stichprobe
Eine bevölkerungsrepräsentative Stichprobe, ob nun im klassischen Sinne oder
über das Internet generiert, hat die Voraussetzung, dass jedes Element der
Grundgesamtheit dieselbe Chance hat, in die Stichprobe zu gelangen (vgl. Heckel 2003, 83). Diese Chancengleichheit ist mittels des Mediums Internet zurzeit
nicht zu gewährleisten, da lediglich knapp 50 Prozent der Bevölkerung über
einen Internetzugang verfügen13.
Wird die Grundgesamtheit auf einen bestimmten Personenkreis eingeschränkt,
wie im vorliegenden Fall auf die Gruppe der Freien Berufe, kann eine repräsentative Stichprobe gezogen werden. Voraussetzung für die Repräsentativität der
freiberuflichen Stichprobe ist, dass der Zugang zu einem vollständigen und aktuellen Verzeichnis aller freiberuflichen (Email-) Adressen existiert und daraus
eine Zufallsstichprobe gezogen werden kann. Da diese Voraussetzungen für die
Freien Berufe weder regional noch bundesweit gegeben sind, kann für die Gruppe der Freien Berufe (zum heutigen Zeitpunkt) keine repräsentative Onlineerhebung durchgeführt werden.
Ziel dieser Onlineumfrage ist es dennoch, wenn auch nicht repräsentativ, ein
verkleinertes Abbild der freiberuflichen Grundgesamtheit abzubilden. Dazu
werden, soweit unter den gegebenen Umständen möglich, die formalen Kriterien
einer repräsentativen Erhebung angewendet.
Dazu gehört, dass die Gruppe der freiberuflich Tätigen klar abgegrenzt werden
kann und sich als zu untersuchende Grundgesamtheit eignet (vgl. Paic 2003).
Zudem gibt es aus den Ergebnissen des SOEP und vorherigen Untersuchungen
(vgl. Merz und Paic 2003) Kenntnisse über die typischen sozio-demografischen
13
Hierbei bilden die sogenannten Onliner die bundesdeutsche Bevölkerung nicht repräsentativ ab, da sie sich von der Bevölkerung in den wesentlichen soziodemografischen Merkmalen unterscheiden (vgl. Statistisches Bundesamt 2003a).
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References
Zusammenfassung
Die Arbeit verfolgt die theoretische, methodische und empirisch fundierte Analyse des freiberuflichen Gründungsgeschehens. Um die Fragestellung “Welche Determinanten beeinflussen die Gründungsaktivität und den Gründungserfolg von Freiberuflern?“ wird das Spektrum über die Phasen vor der Gründung bis zur Etablierung der freiberuflichen Tätigkeit am Markt erfasst.
Auf Grundlage des SOEP-Panels und einer Onlineerhebung tragen die Ergebnisse zu einem Erkenntnisgewinn des freiberuflichen Gründungsgeschehens bei. Gewürdigt wird dabei insbesondere die Praxis mit vielen neuen Ergebnissen aus den empirisch neu gewonnenen Daten zum Gründungsgeschehen der Freien Berufe.
Dr. Peter Paic studierte BWL und Ökonomie in Hamburg. 2008 Promotion an der Leuphana Universität Lüneburg. Zurzeit ist er Referent im Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (LDS NRW) in Düsseldorf.