Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) 197
„nicht Gründer“ beispielhaft für eine Welle aus dem korrigierten SOEP-
Datensatz wieder:
DO IF (jp4802=2) .
RECODE
ip4802
(MISSING=SYSMIS) (-2=1) (2=0) (ELSE=1) INTO Xfbg92 .
END IF .
EXECUTE .
DO IF (jp4802 ~= 2) .
RECODE
jp4802
(MISSING=Copy) (ELSE=0) INTO Xfbg92 .
END IF .
EXECUTE .
Die Gründungsvariablen wurden mit diesem Programmcode über alle Wellen
von 1992 bis 2002 erstellt, so dass Informationen über eine freiberufliche Gründung für die Jahrgänge 1992 bis 2001 zur Verfügung stehen. Die neu kreierten
Variablen, im Beispiel die Variable „xfbg92“, enthält Informationen über alle
„freiberuflichen Gründer“ und „nicht Gründer“. Die so über alle Wellen im Untersuchungszeitraum konstruierten Gründungsvariablen werden dem Zeitpunkt
t0 zugeordnet, d.h. die Informationen über eine freiberufliche Gründung sind
dem Jahr vor der Gründung zugewiesen.
4.3.2 Deskriptive Ergebnisse zur Gründungsaktivität
Dieses Kapitel präsentiert die deskriptiven Ergebnisse zur Gründungsaktivität in
den Freien Berufen. Die zeitliche Struktur der Ergebnisdarstellung wurde wie im
vorhergehenden Kapitel zu den Freien Berufen beibehalten. Grundlage der
Auswertungen ist die im SOEP neu kreierte freiberufliche Gründungsvariable
(vgl. Kap. 4.3.1). Damit ist es möglich die Besonderheiten und Charakteristika
der freiberuflichen Gründer im Jahr vor ihrer Gründung zu analysieren und
Rückschlüsse auf das freiberufliche Gründungsgeschehen zu ziehen. Die Daten
beziehen sich auf das Jahr vor der freiberuflichen Gründung. Das Kapitel gliedert sich in folgende Abschnitte der Ergebnisdarstellung: personenbezogen,
mikro-soziales Umfeld, betriebsbezogen, umfeldbezogen und das Humankapital.
Soweit neue oder auch fehlerhafte Variablen umkodiert oder berichtigt wurden,
wird darüber berichtet. Da die Gründungsvariable Informationen aus zwei Wellen bezieht, liegt der Untersuchungshorizont zwischen 1992 und 2001. So wurden alle freiberuflichen Gründer im Untersuchungszeitraum zwischen 1993 und
2002 auf ihre Merkmale und Charakteristika im Vorjahr (1992-2001) untersucht.
Lagen die Fallzahlen bei den Freien Berufen insgesamt in den einzelnen Wellen
zum Teil schon knapp an der 100er Grenze, so reduzieren sich naturgemäß die
Fallzahlen der Gründer nochmals. So stehen innerhalb der einzelnen Wellen
lediglich zwischen 22 und 37 Beobachtungen zur Verfügung. Aufgrund der relativ geringen Fallzahlen in den einzelnen Wellen wird in der Interpretation der
198 Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP)
Ergebnisse verstärkt auf das gepoolte Modell zurückgegriffen. Hier stehen
zwischen 1992 bis 2002 insgesamt 232 Beobachtungen zur Verfügung.
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse mit den Merkmalen und Charakteristika
der freiberuflichen Gründer sowie ein Vergleich der freiberuflichen Gründer mit
den freiberuflich Tätigen schließt den deskriptiven Teil dieses dieses Kapitels
ab. Zunächst werden die personenbezogenen Ergebnisse der freiberuflichen
Gründer anhand ihres Alters, dem Geschlecht, der Nationalität und der Gesundheitszufriedenheit im Jahr vor ihrer freiberuflichen Gründung vorgestellt. Die
Tabelle 30 zeigt die Ergebnisse der personenbezogenen Auswertungen über die
Wellen 1993, 1996, 1999 und 2002 sowie die von 1993 bis 2002 gepoolten
Ergebnisse über den Untersuchungszeitraum.
Tabelle 30: Personenbezogene Ergebnisse der freiberuflichen Gründer im
Jahr vor der Gründung 1993, 1996, 1999, 2002 und der gepoolten Daten 1993-2002
Personenbezogen 1993 1996 1999 2002 gepoolt
n % n % n % n % n %
Alter
bis 29 Jahre 5 17,9% 6 27,3% 3 12,0% 5 13,5% 29 12,5%
ab 30 bis 39 Jahre 12 42,9% 8 36,4% 13 52,0% 11 29,7% 100 43,1%
ab 40 bis 49 Jahre 4 14,3% 4 18,2% 7 28,0% 9 24,3% 57 24,6%
ab 50 bis 59 Jahre 4 14,3% 3 13,6% 0 0,0% 7 18,9% 23 9,9%
ab 60 Jahre 3 10,7% 1 4,5% 2 8,0% 5 13,5% 23 9,9%
Gesamt 28 100,0% 22 100,0% 25 100,0% 37 100,0% 232 100,0%
Geschlecht
Männlich 17 60,7% 13 59,1% 15 60,0% 23 62,2% 138 59,5%
Weiblich 11 39,3% 9 40,9% 10 40,0% 14 37,8% 94 40,5%
Gesamt 28 100,0% 22 100,0% 25 100,0% 37 100,0% 232 100,0%
Nation
Ausländer 1 3,6% 1 4,5% 2 8,0% 3 8,1% 10 4,3%
Deutsch 27 96,4% 21 95,5% 23 92,0% 34 91,9% 222 95,7%
Gesamt 28 100,0% 22 100,0% 25 100,0% 37 100,0% 232 100,0%
Gesundheitszufriedenheit
eher unzufrieden 6 21,4% 7 31,8% 6 24,0% 7 18,9% 52 22,5%
eher zufrieden 22 78,6% 15 68,2% 19 76,0% 30 81,1% 179 77,5%
Gesamt 28 100,0% 22 100,0% 25 100,0% 37 100,0% 231 100,0%
Quelle: Eigene Tabelle und Berechnungen. Berichtigter SOEP-Datensatz 1992-2002, n.
Rund zwei Drittel aller Freiberufler im Jahr vor ihrer Gründung liegen im gepoolten Modell in der zweiten und dritten Altersklasse zwischen 30 bis 49 Jahren. Fast 13 Prozent der Gründer sind unter 30 Jahre alt und beachtliche 10 Prozent sind älter als 60 Jahre. Aufgrund der geringen Fallzahlen und der Klassenbreite weisen die Werte zum Alter in den einzelnen Wellen teils erhebliche
Schwankungen auf. Interessant ist der relativ hohe Anteil der über 60-Jährigen
Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) 199
Gründer, der, wenn auch mit geringen Fallzahlen, relativ konstant über die einzelnen Wellen in 1993, 1996, 1999 und 2002 vertreten ist. Eine freiberufliche
Gründung muss nicht unbedingt mit einem jüngeren Alter einhergehen, wie die
fast 10-prozentigen Anteile der über 60-Jährigen im gepoolten Modell zeigen.
Die Tabelle 31 zeigt die gepoolten Ergebnisse mit den Lage- und Streuungsma-
ßen zum Alter der freiberuflichen Gründer im Jahr vor ihrer Gründung.
Tabelle 31: Lage- und Streuungsmaße zum Alter der freiberuflichen
Gründer im Jahr vor der Gründung, unterteilt nach Geschlecht und Gesamtzahl, gepooltes Modell 1993-2002
Alter 1992-2002 Alle Gründer Männer Frauen
Freiberufler im Jahr vor Mittelwert 40,6 41,8 38,8
ihrer Gründung Median 38,0 39,0 38,0
Standardabweichung 11,9 12,7 10,6
Minimum 21 22 21
Maximum 83 83 69
Fallzahl 232 138 94
Quelle: Eigene Tabelle und Berechnungen. Berichtigter SOEP-Datensatz 1992-2002, ungewichtet. Als Mittelwert gilt das arithmetische Mittel.
Das Durchschnittsalter aller freiberuflichen Gründer liegt bei fast 41 Jahren im
gepoolten Modell und damit 4 Jahre unter dem der bereits freiberuflich Tätigen
im selben Vergleichszeitraum (vgl. Tab. 31). Dabei wird das Durchschnittsalter
insbesondere durch einige Ausreißer bei den „älteren männlichen“ Gründern
beeinflusst. Dies wird besonders deutlich beim direkten Vergleich des Durchschnittsalters der Gründer nach Männern (41,8 Jahre) und Frauen (38,8 Jahre).
So liegt der von den Extremwerten unbeeinflusste und in diesem Falle aussagekräftigere Median für alle freiberuflichen Gründer deutlich niedriger bei 38 Jahren. Mit einem Altersmedian von 39 Jahren bzw. 38 Jahren liegen auch die Werte der männlichen und weiblichen freiberuflichen Gründer recht nahe beieinander. Zwei Drittel aller untersuchten Gründer sind in einem Alter zwischen 29
und 53 Jahre.
Im Jahr vor der Gründung sind über 40 Prozent der Freiberufler im gepoolten
Modell weiblichen Geschlechts. Wie der Tabelle 30 zu entnehmen ist, zeigt sich
dieser Anteil relativ konstant über den Untersuchungszeitraum, mit Ausnahme
des Jahres 2002. Dabei weist der Anteil der weiblichen Gründer seit 1996 eine
leicht stagnierende bzw. in 2002 eine rückläufige Tendenz auf. Vor dem Hintergrund extrem niedriger Fallzahlen liegt der Ausländeranteil der freiberuflichen
Gründer im gepoolten Modell mit 4,3 Prozent kaum höher als der Ausländeranteil bei den freiberuflich Tätigen im selben Vergleichszeitraum (vgl. Tab. 30).
Genau 77,5 Prozent der freiberuflichen Gründer sind im Jahr vor ihrer Gründung
„eher zufrieden“ mit ihrer Gesundheit gegenüber 22,5 Prozent, die „eher unzufrieden“ mit ihrer Gesundheit sind. Im Vergleich zu den freiberuflich Tätigen
200 Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP)
liegt der Anteil der freiberuflichen Gründer, die „eher zufrieden“ mit ihrer Gesundheit sind, um über 3 Prozentpunkte höher. Die Tabelle 32 präsentiert die
Ergebnisse der freiberuflichen Gründer und ihrem mikro-sozialen Umfeld.
Tabelle 32: Ergebnisse zu dem mikro-sozialen Umfeld der freiberuflichen
Gründer im Jahr vor der Gründung 1993, 1996, 1999, 2002
und den gepoolten Daten 1993-2002
Mikro-soziales Umfeld 1993 1996 1999 2002 gepoolt
n % n % n % n % n %
Familienstand
verheiratet zusammen 16 57,1% 12 54,5% 15 60,0% 21 56,8% 122 52,6%
verheiratet getrennt 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 2 5,4% 9 3,9%
ledig 10 35,7% 9 40,9% 8 32,0% 10 27,0% 83 35,8%
geschieden 0 0,0% 1 4,5% 1 4,0% 3 8,1% 14 6,0%
verwitwet 2 7,1% 0 0,0% 1 4,0% 1 2,7% 4 1,7%
Gesamt 28 100,0% 22 100,0% 25 100,0% 37 100,0% 232 100,0%
Anzahl der Kinder HH
ohne Kinder 15 53,6% 9 40,9% 12 48,0% 21 56,8% 127 54,7%
ein Kind 7 25,0% 8 36,4% 1 4,0% 4 10,8% 42 18,1%
zwei Kinder 5 17,9% 5 22,7% 7 28,0% 5 13,5% 44 19,0%
drei Kinder 1 3,6% 0 0,0% 2 8,0% 5 13,5% 12 5,2%
mehr als drei Kinder 0 0,0% 0 0,0% 3 12,0% 2 5,4% 7 3,0%
Gesamt 28 100,0% 22 100,0% 25 100,0% 37 100,0% 232 100,0%
Bruttojahreseinkommen
bis 25 T€ 11 40,7% 7 31,8% 9 36,0% 6 16,2% 73 31,7%
über 25 - 50 T€ 6 22,2% 3 13,6% 7 28,0% 8 21,6% 54 23,5%
über 50 - 75 T€ 7 26,0% 6 27,3% 4 16,0% 14 37,8% 54 23,5%
über 75 - 100 T€ 3 11,1% 4 18,2% 4 16,0% 5 13,5% 33 14,3%
über 100 T€ 0 0,0% 2 9,1% 1 4,0% 4 10,8% 16 7,0%
Gesamt 27 100,0% 22 100,0% 25 100,0% 37 100,0% 230 100,0%
Quelle: Eigene Tabelle und Berechnungen. Berichtigter SOEP-Datensatz 1992-2002, n.
Die Ergebnisse aus dem mikro-sozialen Umfeld der freiberuflichen Gründer beziehen sich auf den Familienstand, die Kinderanzahl im Haushalt sowie das jährliche Bruttohaushaltseinkommen im Jahr vor der Gründung. Im Jahr vor ihrer
freiberuflichen Gründung sind über die Hälfte der untersuchten Personen im gepoolten Modell verheiratet. Ihnen folgen mit einem Anteil von fast 36 Prozent
die Ledigen und die Geschiedenen mit 6 Prozent. Der Familienstand „verheiratet
getrennt lebend“ und „verwitwet“ spielt bei den freiberuflichen Gründern mit
3,9 Prozent bzw. 1,7 Prozent nur eine untergeordnete Rolle (vgl. Tab. 32). Im
direkten Vergleich zu den freiberuflich Tätigen sind die Gründer im gepoolten
Modell seltener verheiratet und der Anteil der ledigen Gründer ist fast doppelt so
hoch. Sowohl der Anteil der verheirateten als auch der Anteil der ledigen Gründer findet sich über die einzelnen Wellen des Beobachtungshorizontes wieder.
Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) 201
Fast 55 Prozent der Gründerhaushalte sind im Jahr vor der Gründung kinderlos.
Rund 37 Prozent der Haushalte haben bis zu zwei Kinder und 8,2 Prozent der
Haushalte haben mehr als drei Kinder (vgl. Tab. 32).
Die Klassenverteilung der jährlichen Bruttohaushaltseinkommen ist bei den
freiberuflichen Gründern im Jahr vor ihrer Gründung sehr ungleich verteilt. Den
größten Anteil hat die kleinste Einkommensklasse mit fast 32 Prozent der Gründer im gepoolten Modell mit einem Haushaltseinkommen bis 25 T€, gefolgt von
den Klassen „25-50 T€“ und „50-75“ T€ mit einem Anteil von je 24 Prozent.
Den kleinsten Anteil hat die höchste Einkommensklasse „über 100 T€“ mit fast
7 Prozent. Die Anteile in den einzelnen Wellen schwanken dabei erheblich. Die
Tabelle 33 zeigt die Lage- und Streuungsparameter des gepoolten Modells der
jährlichen Bruttohaushaltseinkommen der freiberuflichen Gründer im Jahr vor
der Gründung.
Tabelle 33: Lage- und Streuungsmaße jährlicher Bruttohaushaltseinkommen freiberuflicher Gründer im Jahr vor der Gründung,
gepoolte Daten 1993-2002
Brutto HH Einkom. Alle Gründer Männer Frauen
Freiberufler im Jahr vor Mittelwert 49.835 50.294 49.170
ihrer Gründung Median 45.028 44.720 47.245
Standardabweichung 37.948 36.748 39.810
Minimum 102 1.687 102
Maximum 262.034 193.239 262.034
Fallzahl 230 136 94
Quelle: EigeneTabelle und Berechnungen. Berichtigter SOEP-Datensatz 1992-2002, ungewichtet. Als Mittelwert gilt das arithmetische Mittel.
Der Mittelwert des jährlichen Haushaltseinkommens aller freiberuflichen Gründer liegt im Jahr vor der Gründung bei 50 T€. Dies gilt sowohl für die männlichen als auch die weiblichen Gründer im gepoolten Modell (vgl. Tab 33). Da die
Einkommen sehr weit gestreut sind, wie die Standardabweichung sowie die
Werte zu Beginn und Ende der Spannweiten zeigen, besitzt der Median eine
höhere Aussagekraft. Der Median des jährlichen Bruttohaushaltseinkommens
liegt bei allen Gründern bei rund 45 T€. Der Einkommensmedian liegt bei den
Frauen über 1 T€ höher als bei den Männern im gepoolten Modell.
Die Abbildung 20 zeigt die Verteilung der Haushaltseinkommen bei den freiberuflichen Gründern grafisch aus den gepoolten Daten als Boxplott. Ausreißer
sind grafisch durch einen Kreis gekennzeichnet. Extremwerte wurden nicht berücksichtigt. Wie aus der Box in der Grafik zu entnehmen ist, verfügten die
Hälfte aller männlichen Gründer in den gepoolten Daten über ein jährliches
Bruttohaushaltseinkommen von 21 T€ bis 62 T€ und die Hälfte der weiblichen
Gründer von 20 T€ bis 75 T€. Ein Viertel der männlichen Gründerhaushalte verfügt über ein Bruttoeinkommen von über 62 T€ im Jahr, und das untere Viertel
202 Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP)
der männlichen freiberuflichen Gründerhaushalte liegt unter 21 T€ im Jahr. Bei
den weiblichen Gründern verfügt über ein Viertel der Haushalte über ein Einkommen von über 75 T€ und ein Viertel unter 20 T€. Demnach starten Frauen
gegenüber den Männern ihre freiberufliche Gründung aus einem finanziell etwas
besser ausgestatteten Haushalt.
Abbildung 20: Jährliche Bruttohaushaltseinkommen freiberuflicher
Gründer im Jahr vor der Gründung nach den Geschlechtern, gepoolte Daten 1993-2002
94136N =
[2] weiblich[1] maennlich
200000
180000
160000
140000
120000
100000
80000
60000
40000
20000
0
Quelle: Eigene Abbildung und Berechnung. Berichtigter SOEP-Datensatz 2002, n=230.
Nach dem mikro-sozialen Umfeld der freiberuflichen Gründer werden folgend
die betriebsbezogenen Ergebnisse vorgestellt. Bei den betriebsbezogenen Ergebnissen steht die letzte ausgeübte Tätigkeit der freiberuflichen Gründer im
Mittelpunkt der Beobachtung. Die Ergebnisse werden anhand des Erwerbsstatus
und der letzten ausgeübten Tätigkeit sowie der wöchentlichen Arbeitszeit, der
Betriebsgröße und der Arbeitszufriedenheit dargestellt. Aufgrund der Klassen-
Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) 203
einteilungen und der zum Teil geringen Gründerfallzahlen in den einzelnen Wellen werden vornehmlich die Ergebnisse aus dem von 1992 bis 2002 gepoolten
Datensatz interpretiert.
Zuerst werden die Ergebnisse der freiberuflichen Gründer zu ihrem Erwerbsstatus im Jahr vor der Gründung präsentiert. Die SOEP-Variable zur Erwerbstätigkeit änderte über den Beobachtungszeitraum ihre Klasseneinteilung und wurde
angepasst. Demnach führten gut 46 Prozent der Gründer im gepoolten Datensatz
vor ihrer Gründung eine Vollerwerbstätigkeit aus. Zweitgrößte Gruppe sind die
nicht Erwerbstätigen mit einem Anteil von einem Drittel. Dem folgen die geringfügig Beschäftigten und die Teilzeitbeschäftigten mit jeweils 10,1 Prozent
bzw. 9,6 Prozent. Freiberufliche Gründungen nach dem Wehr- oder Zivildienst
gab es im Datensatz keine und auch Gründungen direkt im Anschluss an eine
Ausbildung sind eher die Ausnahme (vgl. Tab. 34).
Tabelle 34: Ergebnisse zu dem Erwerbsstatus freiberuflicher Gründer im
Jahr vor der Gründung 1993, 1996, 1999, 2002 und den gepoolten Daten 1993-2002
Betriebsbezogen 1993 1996 1999 2002 gepoolt
n % n % n % n % n %
Erwerbsstatus
Vollerwerbstätig 13 50,0% 10 45,5% 6 25,0% 15 40,5% 105 46,1%
Teilzeit 4 15,4% 2 9,1% 3 12,5% 5 13,5% 22 9,6%
Ausbildung 0 0,0% 2 9,1% 0 0,0% 0 0,0% 2 0,9%
geringfügig Beschäftigt 2 7,7% 1 4,5% 3 12,5% 6 16,2% 23 10,1%
Wehrdienst und Zivildienst 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0%
Nicht Erwerbstätig 7 26,9% 7 31,8% 12 50,0% 11 29,7% 76 33,3%
Gesamt 26 100,0% 22 100,0% 24 100,0% 37 100,0% 228 100,0%
Arbeitslos
nicht Arbeitslos gemeldet 27 96,4% 20 90,9% 19 76,0% 37 100,0% 209 90,1%
Arbeitslos gemeldet 1 3,6% 2 9,1% 6 24,0% 0 0,0% 23 9,9%
Gesamt 28 100,0% 22 100,0% 25 100,0% 37 100,0% 232 100,0%
Labour Force Status
Non-working 4 14,3% 1 4,5% 2 8,0% 3 8,1% 19 8,2%
NW-age 65 and older 1 3,6% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 4 1,7%
NW in edu.-training 0 0,0% 2 9,1% 1 4,0% 2 5,4% 11 4,7%
NW- maternity leave 1 3,6% 0 0,0% 1 4,0% 0 0,0% 3 1,3%
NW-military/civil 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0%
NW-unemployed 1 3,6% 2 9,1% 2 8,0% 0 0,0% 13 5,6%
NW-but sec.job 1 3,6% 0 0,0% 3 12,0% 5 13,5% 14 6,0%
NW-but reg. sec.job 1 3,6% 2 9,1% 4 16,0% 1 2,7% 16 6,9%
Working 19 67,9% 15 68,2% 12 48,0% 26 70,3% 152 65,5%
Gesamt 28 100,0% 22 100,0% 25 100,0% 37 100,0% 232 100,0%
Quelle: Eigene Tabelle und Berechnungen. Berichtigter SOEP-Datensatz 1992-2002, n.
204 Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP)
Insgesamt führten rund zwei Drittel der freiberuflichen Gründer eine Tätigkeit
im Vollerwerb, in Teilzeit oder als geringfügig Beschäftigte aus und ein Drittel
stammt aus der nicht Erwerbstätigkeit. Vor der Gründung waren 9,9 Prozent der
Freiberufler bei der Arbeitsagentur als arbeitslos gemeldet. Dabei zeigen sich
über die einzelnen Wellen zum Teil erhebliche Abweichungen. Die einzelnen
Angaben schwanken zwischen 0 und 24 Prozent und sind auf die geringen Fallzahlen in den Wellen zurückzuführen (vgl. Tab. 34).
Eine dem Erwerbsstatus ähnliche Variable ist der „Labour Force Status“. Beide
Variablen unterscheiden sich in ihrer Klasseneinteilung. So können aus dem
„Labour Force Status“ weitere Einzelheiten zur vorherigen Tätigkeit der freiberuflichen Gründer, insbesondere zur Gruppe der „nicht Erwerbstätigen“, entnommen werden, wie beispielsweise der Anteil der nicht beruflich Tätigen mit
einem Alter von über 65 Jahren. Wenn auch die Ergebnisse zwischen dem „Status der Erwerbstätigkeit“ und dem „Labour Force Status“ nicht unmittelbar vergleichbar sind, zeichnet sich insgesamt ein ähnliches Bild ab. Die mit Abstand
größte Gruppe beim „Labour Force Status“ ist die Gruppe der Berufstätigen mit
einem Anteil von 65,5 Prozent, welche dem Anteil der zusammengefassten Tätigkeiten aus der Variable des „Erwerbsstatus“ mit einem Anteil von 65,8 Prozent sehr nahe kommt.
Die einzelnen Ergebnisse zum Erwerbsstatus, der Arbeitslosigkeit und dem „Labour Force Status“ der freiberuflichen Gründer im Jahr vor der Gründung sind
der Tabelle 34 zu entnehmen. Insgesamt üben rund zwei Drittel der freiberuflichen Gründer im Jahr vor der Gründung eine „Erwerbstätigkeit“ aus, während
rund ein Drittel der Gründer aus der „nicht Erwerbstätigkeit“ stammt.
Um die berufliche Herkunft der freiberuflichen Gründer weiter zu spezifizieren,
wurde die Variable zum Erwerbstatus auf ihre geschlechtsspezifische Verteilung
untersucht. Die Ergebnisse sind im Folgenden der Abbildung 19 zu entnehmen.
Da kein freiberuflicher Gründer aus dem Erwerbsstatus des Wehr- oder Zivildienstes stammte und auch nur zwei Gründer an einer Ausbildung im Jahr zuvor
teilnahmen, wurde von der Darstellung dieser beiden Klassen in der Abbildung
21 abgesehen. Dadurch ergeben sich Differenzen in der Abbildung bei der Aufsummierung der Anteilswerte. Dies gilt sowohl bei den Männern als auch bei
den Frauen. Weit über die Hälfte aller männlichen Gründer (59 Prozent) ging im
Jahr vor ihrer freiberuflichen Gründung einer Vollerwerbstätigkeit nach. Die
zweitgrößte Gruppe bei den männlichen Gründern stammt aus dem Status „nicht
Erwerbstätig“ mit 29 Prozent. Den höchsten Anteil hat bei den weiblichen
Gründern der Erwerbsstatus „nicht Erwerbstätig“ mit 40 Prozent, gefolgt von
den Vollerwerbstätigen mit 27 Prozent.
Wie der Abbildung 21 zu entnehmen ist, gründen im Verhältnis mehr als doppelt so viele Männer als Frauen aus einer Vollerwerbstätigkeit heraus. Ein gegenläufiges Bild zeichnet sich bei dem vor der Gründung „Teilzeitbeschäftigten“, „geringfügig Beschäftigten“ und „nicht Erwerbstätigen“ ab. Hier liegt der
Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) 205
prozentuale Anteil der weiblichen Gründer in ihrer Gesamtzahl deutlich über
den Werten der männlichen Gründer. Insbesondere unter den „Teilzeitbeschäftigten“ und den „geringfügig Beschäftigten“ ist der Anteil der weiblichen Gründer zum Teil mehr als doppelt so hoch.
Abbildung 21: Anteile der freiberuflichen Gründer im Jahr vor der
Gründung in den Berufstätigkeitsklassen nach den Geschlechtern, gepoolter Datensatz 1993-2002
59%
4% 7%
29%27%
18%
14%
40%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
Vollerwerb Teilzeit geringfügig
Beschäftigt
nicht Erwerbstätig
maennliche Gründer weibliche Gründer
Quelle: Eigene Abbildung und Berechnungen. Berichtigter SOEP-Datensatz 1992-2002, ungewichtet. n=228.
Im folgenden Abschnitt werden die Ergebnisse zur Frage nach den spezifischen
Merkmalen der beruflichen Tätigkeiten vorgestellt. Die Tabelle 35 zeigt die Ergebnisse zur letzten beruflichen Tätigkeit der freiberuflichen Gründer im Jahr
vor ihrer Gründung 1993, 1996, 1999, 2002 und den gepoolten Daten 1992-
2002.
Untersucht wurde die Art der beruflichen Tätigkeit der freiberuflichen Gründer
im Jahr vor ihrer Gründung. Die Ergebnisse werden differenziert dargestellt
nach den Gruppen der Arbeiter, Angestellten, Beamten und Selbständigen. Beibehalten wurde die im SOEP angewendete Unterteilung der Tätigkeiten nach
ihren Qualifikationen. Dies hat den Nachteil, dass die verringerte Fallzahl um
die „nicht Berufstätigen“ durch die Klassenaufteilungen weiter zersplittert wird
und einzelne Klassen selbst im gepoolten Modell nicht besetzt sind. Dieser
Nachteil wurde vor dem Hintergrund des Informationsgewinns, z.B. die Herkunft aus einer bestimmten Berufsgruppe weiter zu differenzieren, in Kauf
genommen.
206 Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP)
Tabelle 35: Letzte Erwerbstätigkeit der freiberuflichen Gründer im Jahr
vor der Gründung 1993, 1996, 1999, 2002 und gepoolte Daten
1993-2002
Betriebsbezogen 1993 1996 1999 2002 gepoolt
n % n % n % n % n %
Arbeiter
Ungelernt 1 100,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 2 66,7%
Angelernt 0 0,0% 1 100,0% 0 0,0% 0 0,0% 1 33,3%
Facharbeiter 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0%
Vorarbeiter 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0%
Meister/ Polier 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0%
Gesamt 1 100,0% 1 100,0% 0 0,0% 0 0,0% 3 100,0%
Angestellte
Industrie- Werkmeister 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0%
ohne Ausbildungsabschluss 1 6,7% 0 0,0% 1 10,0% 2 16,7% 6 6,6%
mit Ausbildungsabschluss 0 0,0% 0 0,0% 2 20,0% 0 0,0% 5 5,5%
mit qualifizierten Tätigkeiten 3 20,0% 4 50,0% 1 10,0% 1 8,3% 21 23,1%
mit hochqualifiziert. Tätigk. 10 66,7% 4 50,0% 6 60,0% 9 75,0% 55 60,4%
mit Führungsaufgaben 1 6,7% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 4 4,4%
Gesamt 15 100,0% 8 100,0% 10 100,0% 12 100,0% 91 100,0%
Beamte
einfacher Dienst 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0%
mittlerer Dienst 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0%
gehobener Dienst 0 0,0% 1 50,0% 0 0,0% 0 0,0% 2 25,0%
höherer Dienst 0 0,0% 1 50,0% 0 0,0% 1 100,0% 6 75,0%
Gesamt 0 0,0% 2 100,0% 0 0,0% 1 100,0% 8 100,0%
Selbständige
Landwirte 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0%
Freie Berufe 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0%
Unternehmer 3 100,0% 1 100,0% 0 0,0% 11 100,0% 34 97,1%
Mithelfende Familienangeh. 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 1 2,9%
Gesamt 3 100,0% 1 100,0% 0 0,0% 11 100,0% 35 100,0%
Quelle: Eigene Tabelle und Berechnungen. Berichtigter SOEP-Datensatz 1992-2002, n.
Mit 91 Personen stammt die größte Gruppe der 232 freiberuflichen Gründer aus
der Berufsgruppe der Angestellten, wie der Tabelle 35 zu entnehmen ist. Dem
folgt an zweiter Stelle die Gruppe der Selbständigen. Lediglich drei Gründer
waren im Jahr vor der Gründung als Arbeiter bzw. acht Gründer als Beamte
tätig. Trotz der geringen Fallzahlen in den einzelnen Wellen zeigt sich insbesondere bei den Angestellten, dass die Gründer vornehmlich qualifizierte bis hochqualifizierte Tätigkeiten ausführten.
Das gleiche Bild zeigt sich bei den Beamten, wenngleich die Fallzahl mit acht
Beobachtungen äußerst gering ist. Hier stammen die Gründer ausschließlich aus
dem gehobenen oder höheren Dienst. Eine zusammenfassende Darstellung über
den Erwerbsstatus der freiberuflichen Gründer im Jahr vor der Gründung gibt
die Abbildung 22. Neben den zuvor berufstätigen Gründern wurden auch die
Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) 207
zuvor nicht Erwerbstätigen und Arbeitslosen berücksichtigt. Grundlage der
Auswertung sind die über den Beobachtungszeitraum 1993-2002 gepoolten Daten des SOEP.
Abbildung 22: Tätigkeit der freiberuflichen Gründer im Jahr vor der
Gründung, gepoolte Daten 1993-2002 in Prozent
Selbständige
15%
nicht
Erwerbstätige
33%
Angestellte
40%
Arbeiter
1%
Beamte
3%
Arbeitslose
8%
Quelle: Eigene Abbildung und Berechnungen. Berichtigter SOEP-Datensatz 1992-2002, ungewichtet. n=232.
Mit einem Anteil von 40 Prozent an allen freiberuflichen Gründern im gepoolten
Datensatz ist die Gruppe der „Angestellten“ die größte. Ihr folgen mit einem
Anteil von 33 Prozent die Gruppe der zuvor „nicht Erwerbstätigen“ und die
Gruppe der „Selbständigen“ mit 15 Prozent. Rund 8 Prozent der freiberuflichen
Gründer waren zuvor „Arbeitslos“ gemeldet. Die Gruppen der „Beamten“ und
„Arbeiter“ spielen mit 1 Prozent bzw. 3 Prozent nur eine untergeordnete Rolle
bei den zuvor ausgeübten Tätigkeiten der Gründer. Insgesamt stammen über 70
Prozent der Gründer entweder aus einem Angestelltenverhältnis mit höher qualifizierten Tätigkeiten oder waren zuvor nicht erwerbstätig.
Zum Abschluss der betriebsbezogenen Ergebnisse freiberuflicher Gründer werden die Ergebnisse zur Arbeitszeit, der Betriebsgröße und der Arbeitszufriedenheit im Jahr vor der freiberuflichen Gründung vorgestellt. Die Tabelle 36 gibt
eine Übersicht zu den Ergebnissen über die Jahre 1993, 1996, 1999, 2002 sowie
des gepoolten Datensatz 1992-2002.
Aus den Anteilen in den einzelnen Klassen zur tatsächlichen Wochenarbeitszeit
zeichnen sich bei den freiberuflichen Gründern im Jahr vor ihrer Gründung zwei
größere Gruppen ab: zum einen die Gruppe mit einer Arbeitszeit von unter 20
nicht
Erwerbstätig
33%
208 Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP)
Stunden die Woche und zum anderen die Gruppe mit einer Arbeitszeit von über
30 Stunden die Woche.
Tabelle 36: Betriebsbezogene Ergebnisse der freiberuflichen Gründer im
Jahr vor der Gründung 1993, 1996, 1999, 2002 und gepoolte
Daten 1993-2002
Betriebsbezogen 1993 1996 1999 2002 gepoolt
n % n % n % n % n %
Arbeitszeit pro Woche
bis 10 Stunden 9 32,1% 8 36,4% 16 64,0% 20 54,1% 66 28,4%
über 10 bis 20 Stunden 4 14,3% 1 4,5% 3 12,0% 3 8,1% 25 10,8%
über 20 bis 30 Stunden 1 3,6% 1 4,5% 0 0,0% 1 2,7% 21 9,1%
über 30 bis 40 Stunden 1 3,6% 5 22,7% 0 0,0% 4 10,8% 31 13,4%
über 40 Stunden 13 46,4% 7 31,8% 6 24,0% 9 24,3% 89 38,4%
Gesamt 28 100,0% 22 100,0% 25 100,0% 37 100,0% 232 100,0%
Betriebsgröße
ohne Mitarbeiter 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 7 31,8% 17 12,1%
1 bis 5 Mitarbeiter 2 11,1% 2 13,3% 2 16,7% 4 18,2% 22 15,7%
über 5 bis 20 Mitarbeiter 3 16,7% 6 40,0% 1 8,3% 2 9,1% 25 17,9%
über 20 bis 200 Mitarbeiter 6 33,3% 2 13,3% 2 16,7% 2 9,1% 34 24,3%
über 200 Mitarbeiter 7 38,9% 5 33,3% 7 58,3% 7 31,8% 42 30,0%
Gesamt 18 100,0% 15 100,0% 12 100,0% 22 100,0% 140 100,0%
Arbeitszufriedenheit
eher unzufrieden 5 25,0% 9 56,3% 8 57,1% 7 29,2% 62 30,7%
eher zufrieden 15 75,0% 7 43,8% 6 42,9% 17 70,8% 140 69,3%
Gesamt 20 100,0% 16 100,0% 14 100,0% 24 100,0% 202 100,0%
Quelle: Eigene Tabelle und Berechnungen. Berichtigter SOEP-Datensatz 1992-2002, n.
Mit 38,4 Prozent ist die Arbeitszeitklasse „über 40 Stunden“ am stärksten vertreten, gefolgt von der kleinsten Arbeitszeitklasse mit „bis 10 Stunden“ die Woche
und einem Anteil von 28,4 Prozent. Die Ergebnisse der folgend dargestellten
Lage- und Streuungsparameter in der Tabelle 37 beziehen sich daher einerseits
auf die tatsächlich geleistete Arbeitszeit aller freiberuflichen Gründer und andererseits auf die zuvor vollerwerbstätigen Gründer.
Die Tabelle präsentiert die Lage- und Streuungsmaße der zwei zuvor benannten
Gruppen auf Grundlage des gepoolten Datensatzes 1992-2002. Im Jahr vor der
Aufnahme ihrer freiberuflichen Tätigkeit leisteten die Gründer eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von fast 35 Stunden. Differenziert nach dem Erwerbsstatus erhöht sich die Wochenarbeitszeit wie erwartet bei den vollerwerbstätigen Gründern auf durchschnittlich fast 49 Stunden. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die vollerwerbstätigen Gründer im Jahr vor ihrer Gründung im
Durchschnitt der 50 Stundenwoche sehr nahe kommen und eine deutlich längere
Stundenwoche leisten als (im Durchschnitt) die freiberuflich Tätigen selbst im
gepoolten Datensatz.
Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) 209
Tabelle 37: Lage- und Streuungsmaße zur tatsächlichen wöchentlichen
Arbeitszeit der freiberuflichen Gründer im Jahr vor der
Gründung. Gesamt und nach Erwerbsstatus, gepoolter Datensatz 1993-2002
tatsächliche wöchentliche
Arbeitszeit
Gründer
gesamt
Vollerwerbstätig
Freiberufler im Jahr vor Mittelwert 34,7 48,9
ihrer Gründung Median 40 49
Standardabweichung 21,1 13,5
Minimum 0 12
Maximum 80 80
Fallzahl 228 105
Quelle: Eigene Tabelle und Berechnungen. Berichtigter SOEP-Datensatz 1992-2002, ungewichtet. Als Mittelwert gilt das arithmetische Mittel.
Genau 140 freiberufliche Gründer machten im gepoolten Modell zwischen 1992
und 2001 Angaben zur Betriebsgröße ihrer beruflichen Wirkungsstätte im Jahr
vor der Gründung. Mit über 54 Prozent stammt der größte Teil aus Betrieben mit
über 20 Mitarbeitern. Der Anteil der Gründer die aus Betrieben „mit 1 bis 5
Mitarbeitern“ und „über 5 bis 20 Mitarbeitern“ stammen, liegt bei 15,7 Prozent
bzw. 17,9 Prozent.
Abbildung 23: Prozentualer Betriebsgrößenanteil der beruflichen Wirkungsstätte im Jahr vor der freiberuflichen Gründung
12,1%
15,7% 17,9%
54,3%
0,00%
10,00%
20,00%
30,00%
40,00%
50,00%
60,00%
ohne Mitarbeiter 1 bis 5 Mitarbeiter über 5 bis 20
Mitarbeiter
über 20 Mitarbeiter
Quelle: Eigene Abbildung und Berechnungen. Berichtigte SOEP-Daten 1992-2002, n=140.
Die Abbildung 23 gibt eine Übersicht der Betriebsgrößenstrukturen, in denen
die freiberuflichen Gründer im Jahr zuvor beschäftigt waren. Rund 12 Prozent
der freiberuflichen Gründer stammen aus Betrieben ohne Mitarbeiter. Diese
Gruppe setzt sich ausschließlich aus zuvor selbständigen Einpersonen-
210 Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP)
Unternehmen zusammen. Weit über die Hälfte der freiberuflichen Gründer war
zuvor in tendenziell eher größeren Betrieben beschäftigt. Diese Gruppe setzt
sich mehrheitlich aus den zuvor Angestellten und Beamten zusammen.
Mit ihrer beruflichen Arbeit im Jahr vor der Gründung sind im gepoolten Datensatz 69 Prozent der Gründer „eher zufrieden“ und knapp 31 Prozent „eher nicht
zufrieden“ (vgl. Tab. 36). Die Arbeitszufriedenheit liegt damit im Durchschnitt
bei den freiberuflichen Gründern um ca. 5 Prozentpunkte niedriger als bei den
freiberuflich Tätigen (Vergleich der jeweils gepoolten Datensätze).
Die Abbildung 24 zeigt die Arbeitszufriedenheit nach dem Status der jeweiligen
Erwerbsgruppen. Im Jahr vor der Gründung sind die Teilzeitbeschäftigten und
die geringfügig Beschäftigten mit einem Anteil von 76 Prozent bzw. 75 Prozent
am „ehesten zufrieden“ mit ihrer Arbeit. Denen folgt die Gruppe der Vollerwerbstätigen mit einem Anteil von 71 Prozent.
Insgesamt sind die freiberuflichen Gründer mit ihrer beruflichen Tätigkeit vor
der Gründung, unabhängig vom Erwerbsstatus, mehrheitlich zufrieden. Eine
vorherige Unzufriedenheit mit dem Staus quo des Erwerbsstatus der beruflichen
Tätigkeit als Momentum der Entscheidung zur freiberuflichen Gründung lässt
sich aus diesen Ergebnissen nicht deuten.
Abbildung 24: Arbeitszufriedenheit der freiberuflichen Gründer im Jahr
vor der Gründung nach dem Erwerbsstatus, gepoolte Daten 1992-2002
71%
76% 75%
29%
24% 25%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
Vollererwerb Teilzeit geringfügig Beschäftigt
"eher zufrieden" mit der Arbeit "eher unzufrieden" mit der Arbeit
Quelle: Eigene Abbildung und Berechnungen. Berichtigte SOEP-Daten 1992-2002, n=198.
Der folgende Abschnitt stellt die umfeldbezogenen Ergebnisse der freiberuflichen Gründungsaktivität vor. Untersucht wurden die geografischen Variablen
im Jahr vor der freiberuflichen Gründung anhand der Regionen und Bundesländer.
Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) 211
Gegenüber den SOEP-Daten wurde die Variable zu den Bundesländern, wie bereits bei den Freien Berufen berichtet, auch bei den freiberuflichen Gründern
geändert (vgl. Kap. 4.2.7).
Die freiberuflichen Gründer stammen in erster Linie aus Westdeutschland. Wie
der Abbildung 25 zu entnehmen ist, liegt der Anteil der westdeutschen Gründer
bei rund 82 Prozent im gepoolten Datensatz. Knapp über 18 Prozent der Gründer kommen aus Ostdeutschland. Trotz der schwankenden Anteile über die einzelnen Wellen aufgrund der geringen Fallzahlen zeichnet sich ein rückläufiger
Trend seit 1996 bei den ostdeutschen freiberuflichen Gründern ab. Insgesamt
verläuft der Gründeranteil proportional zu den jeweiligen Bevölkerungsanteilen.
Die Tabelle 38 gibt einen zusammenfassenden Überblick zur Herkunft der freiberuflichen Gründer.
Tabelle 38: Umfeldbezogene Ergebnisse freiberuflicher Gründer im Jahr
vor der Gründung 1993, 1996, 1999, 2002 und den gepoolten
Daten 1992-2002
Umfeldbezogen 1993 1996 1999 2002 gepoolt
n % n % n % n % n %
Region
Westdeutschland 22 78,6% 20 90,9% 23 92,0% 35 94,6% 190 81,9%
Ostdeutschland 6 21,4% 2 9,1% 2 8,0% 2 5,4% 42 18,1%
Gesamt 28 100,0% 22 100,0% 25 100,0% 37 100,0% 232 100,0%
Bundesland
Berlin 2 7,1% 3 13,6% 2 8,0% 0 0,0% 13 5,6%
Schleswig-Holstein 0 0,0% 1 4,5% 0 0,0% 1 2,7% 7 3,0%
Hamburg 2 7,1% 1 4,5% 0 0,0% 3 8,1% 6 2,6%
Niedersachsen 5 17,9% 3 13,6% 3 12,0% 2 5,4% 21 9,1%
Bremen 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 2 0,9%
NRW 6 21,4% 3 13,6% 9 36,0% 8 21,6% 54 23,3%
Hessen 1 3,6% 2 9,1% 1 4,0% 4 10,8% 20 8,6%
Rheinland-Pfalz / Saarland 0 0,0% 2 9,1% 3 12,0% 1 2,7% 8 3,4%
Baden-Württemberg 6 21,4% 3 13,6% 1 4,0% 6 16,2% 29 12,5%
Bayern 2 7,1% 3 13,6% 5 20,0% 10 27,0% 36 15,5%
Mecklenburg-Vorpommern 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 4 1,7%
Brandenburg 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 2 0,9%
Sachsen-Anhalt 1 3,6% 1 4,5% 0 0,0% 1 2,7% 6 2,6%
Thüringen 2 7,1% 0 0,0% 0 0,0% 0 0,0% 9 3,9%
Sachsen 1 3,6% 0 0,0% 2 8,0% 1 2,7% 15 6,5%
Gesamt 28 100,0% 22 100,0% 25 104,0% 37 100,0% 232 100,0%
Quelle: Eigene Tabelle und Berechnungen. Berichtigter SOEP-Datensatz 1992-2002, n.
Im Vergleich der Bundesländer kommen mit über 23 Prozent die meisten freiberuflichen Gründungen aus Nordrhein-Westfalen, gefolgt von den westdeutschen
212 Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP)
Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg mit Anteilen von 15,5 Prozent
und 12,5 Prozent.
Mit 6,5 Prozent aller Gründungen hat Sachsen den höchsten freiberuflichen
Gründeranteil in den ostdeutschen Bundesländern, vor Thüringen mit einem Anteil von 3,9 Prozent. Wie im Vergleich zwischen West- und Ostdeutschland verläuft auch hier der Gründungsanteil ungefähr proportional zum Bevölkerungsanteil der jeweiligen Bundesländer.
Die Abbildung 25 veranschaulicht die Gründungsverteilung nach West- und
Ostdeutschland aus den gepoolten Daten. Freiberufliche Gründungen finden
überwiegend in Westdeutschland statt, dabei ist eine seit Mitte der neunziger
Jahre anhaltende rückläufige Tendenz der ostdeutschen freiberuflichen Gründungen festzustellen, wenngleich die Tendenz aufgrund der geringen Fallzahlen nur
schwer zu quantifizieren ist.
Abschließend zu der Vorstellung deskriptiver Ergebnisse freiberuflicher Gründer wird das Humankapital der Gründer vorgestellt. Untersucht wurden der
höchste Schulabschluss, die Berufsausbildung, die Hochschulabschlüsse sowie
die Ausbildungsdauer im Jahr vor der Gründung. Änderungen an den SOEP-
Variablen wurden analog zu den Freien Berufen vorgenommen (vgl. Kap.
4.2.7).
Abbildung 25: Anteile der Männer und Frauen an den freiberuflichen
Gründungen in West- und Ostdeutschland, gepoolte Daten
1992-2002
81,9%
18,1%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
Westdeutschland Ostdeutschland
in Prozent der freiberuflichen Gründungen
Quelle: Eigene Abbildung und Berechnungen. Berichtigter SOEP-Datensatz 1992-2002, ungewichtet. n=232.
Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) 213
Die Tabelle 39 gibt eine Übersicht zum Humankapital der freiberuflichen Gründer im Jahr vor der Gründung. Als höchster Schulabschluss dominiert bei den
freiberuflichen Gründern das Abitur (69,9 Prozent) mit deutlichem Abstand vor
der Realschule (16,6 Prozent) im gepoolten Datensatz.
Tabelle 39: Ergebnisse zu dem Humankapital der freiberuflichen Gründer
im Jahr vor der Gründung 1993, 1996, 1999, 2002 und den gepoolten Daten 1992-2002
Humankapital 1993 1996 1999 2002 Gepoolt
n % n % N % n % n %
Schulabschluss
Hauptschule (1) 1 3,6% 2 9,5% 3 12,0% 2 5,4% 12 5,2%
Realschule (2) 8 28,6% 6 28,6% 4 16,0% 4 10,8% 38 16,6%
Fachhochschulreife (3) 0 0,0% 0 0,0% 1 4,0% 5 13,5% 12 5,2%
Abitur (4) 19 67,9% 13 61,9% 15 60,0% 24 64,9% 160 69,9%
anderer Abschluss (5) 0 0,0% 0 0,0% 1 4,0% 2 5,4% 5 2,2%
kein Abschluss (6) 0 0,0% 0 0,0% 1 4,0% 0 0,0% 2 0,9%
Gesamt 28 100,0% 21 100,0% 25 100,0% 37 100,0% 229 100,0%
Berufsausbildung
Lehre (1) 5 41,7% 5 55,6% 4 30,7% 7 63,6% 45 50,6%
Berufsschule (2) 1 8,3% 0 0,0% 1 7,7% 3 27,3% 9 10,1%
Gesundheitsschule (3) 2 16,7% 0 0,0% 3 23,1% 0 0,0% 10 11,2%
Fachschule (4) 4 33,3% 2 22,2% 2 15,4% 0 0,0% 10 11,2%
Beamtenausbildung (5) 0 0,0% 2 22,2% 1 7,7% 0 0,0% 5 5,6%
Sonstige Ausbildung (6) 0 0,0% 0 0,0% 2 15,4% 1 9,1% 10 11,2%
Gesamt 12 100,0% 9 100,0% 13 100,0% 11 100,0% 89 100,0%
Hochschulabschluss
Fachhochschule (1) 4 14,3% 3 13,6% 2 8,0% 11 29,7% 37 15,9%
Universität, TH (2) 8 28,6% 5 22,7% 7 28,0% 15 40,5% 91 39,2%
Hochschule Ausland (3) 0 0,0% 1 4,5% 2 8,0% 0 0,0% 5 2,2%
Ing.-Fachhoch. Ost (4) 2 7,1% 2 9,1% 0 0,0% 0 0,0% 7 3,0%
Hochschule Ost (5) 4 14,3% 1 4,5% 1 4,0% 0 0,0% 20 8,6%
ohne Hochschulabschl. 10 35,7% 10 45,5% 13 52,0% 11 29,7% 72 31,0%
Gesamt 28 100,0% 22 100,0% 25 100,0% 37 100,0% 232 100,0%
Dauer der Ausbildung
bis 9 Jahre (1) 0 0,0% 0 0,0% 1 4,0% 0 0,0% 1 0,4%
9 bis 11,5 Jahre (2) 2 7,1% 4 18,2% 2 8,0% 5 13,5% 24 10,3%
11,5 bis 13 Jahre (3) 8 28,6% 5 22,7% 6 24,0% 5 13,5% 44 19,0%
13 bis 15 Jahre (4) 4 14,3% 1 4,5% 6 24,0% 7 18,9% 29 12,5%
über 15 Jahre (5) 14 50,0% 12 54,5% 10 40,0% 20 54,1% 134 57,8%
Gesamt 28 100,0% 22 100,0% 25 100,0% 37 100,0% 232 100,0%
Quelle: Eigene Tabelle und Berechnungen. Berichtigter SOEP-Datensatz 1992-2002, n.
Rund 5 Prozent geben jeweils den Hauptschulabschluss bzw. die Fachhochschulreife als höchsten Abschluss an. Diese Verteilung der Schulabschlüsse
zeigt sich, wenn auch mit stärkeren Schwankungen, über die einzelnen Wellen.
214 Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP)
Weit über zwei Drittel der freiberuflichen Gründer haben das Abitur, während
weniger als 1 Prozent der Gründer keinen Schulabschluss hat.
Mehr als 61 Prozent der Gründer verfügen dagegen über keinen berufsbildenden
Abschluss. Von den verbliebenen 89 Gründern mit einem berufsbildenden Abschluss absolvierte die Hälfte eine Lehrausbildung. Der Rest verteilt sich relativ
gleichmäßig mit einem Anteil von je runden 10 Prozent auf die Abschlüsse der
Gesundheitsschule, der Berufsschule, Fachschule und den sonstigen Abschlüssen. Die kleinste Klasse der Berufsausbildungabschlüsse bildet die Beamtenausbildung. Die Zahlen relativieren sich. Denn wenn die Gesamtzahl der Gründer
beobachtet wird, dann liegt der Anteil mit einer Lehrausbildung an allen freiberuflichen Gründern unter 20 Prozent.
Über einen Hochschulabschluss verfügen 69 Prozent aller freiberuflichen Gründer im gepoolten Datensatz. Der Anteil der Gründer ohne Hochschulabschluss
liegt somit bei 31 Prozent. Von den Hochschulabsolventen haben fast 12 Prozent
der Gründer ihre Qualifikation in Ostdeutschland erworben. Dabei geht der Anteil ostdeutscher Hochschulabschlüsse unter den Gründern seit 1996 zurück.
In der Klasseneinteilung zur Ausbildungsdauer dominiert bei den Gründern mit
fast 58 Prozent deutlich die Klasse mit einer Ausbildungsdauer von über 15 Jahren. Lediglich mit einer Person bzw. 0,4 Prozent der freiberuflichen Gründer
über den zusammengefassten Untersuchungszeitraum im gepoolten Datensatz ist
die kleinste Ausbildungsklasse mit einer Ausbildungsdauer bis 9 Jahre besetzt.
Tabelle 40: Lage- und Streuungsmaße der Ausbildungsdauer freiberuflicher Gründer im Jahr vor der Gründung. Gesamt, Männer
und Frauen, gepoolte Daten 1992-2002
Ausbildungsdauer gesamt männlich weiblich
Freiberufler im Jahr vor Mittelwert 15,6 15,5 15,7
ihrer Gründung Median 16 16 16,5
Standardabweichung 2,6 2,7 2,5
Minimum 7 7 10
Maximum 18 18 18
Fallzahl 232 138 94
Quelle: Eigene Tabelle und Berechnungen. Berichtigter SOEP-Datensatz 1992-2002, ungewichtet. Als Mittelwert gilt das arithmetische Mittel.
Die durchschnittliche Ausbildungsdauer der freiberuflichen Gründer liegt bei
15,6 Jahren. Fast zwei Drittel der Gründer haben eine Ausbildungszeit zwischen
13 und 18 Jahren absolviert. Wie die Ergebnisse der Lage- und Streuungsparameter zeigen, gibt es kaum einen Unterschied zwischen der Ausbildungsdauer
bei den Frauen und Männern. Beide Gruppen kommen mit einem Mittelwert von
15,7 Jahren und 15,5 Jahren auf eine fast identische Ausbildungsdauer. Die Tabelle 40 gibt die Lage- und Streuungsparameter der Ausbildungsdauer, aufgeteilt
nach allen Gründern sowie dem Geschlecht der Gründer, wieder.
Das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) 215
Insgesamt wurde wie erwartet ein hohes Ausbildungsprofil bei den freiberuflichen Gründern festgestellt. Jeweils über zwei Drittel der Gründer verfügen über
das Abitur und einen Hochschulabschluss im Jahr vor der Gründung. Ihre Ausbildungsdauer beträgt sowohl im Mittelwert als auch im Median gerundet 16
Jahre. Rund 38 Prozent der Gründer verfügen über eine Berufsausbildung.
Tabelle 41: Überblick zu den zentralen Merkmalen der Charakteristika
freiberuflicher Gründer im Jahr vor ihrer Gründung aus dem
gepoolten SOEP-Datensatz 1992-2002
Charakteristika Die freiberuflichen Gründer (im Jahr vor der Gründung)…*
Personenbezogen
demografische Angaben sind durchschnittlich 38 Jahre alt
sind zu 40,5% Frauen
sind zu 4,3% Ausländer
sind zu 77,5% eher zufrieden mit ihrer Gesundheit
mikro-soziales Umfeld sind zu fast 53% verheiratet
sind zu fast 55% kinderlos
verfügen über ein Haushaltseinkommen von 45.000 €
Betriebsbezogen
sind zuvor bei den Frauen zu 30% nicht Erwerbstätig
sind zuvor bei den Männern zu 59% Vollerwerbstätig
sind zuvor 40% Angestellte
sind zuvor 33% nicht Erwerbstätig
sind zuvor 15% Selbständig
sind zuvor 8% Arbeitslos gemeldet
haben zuvor eine Arbeitszeit von 40 Stunden (Median) die Woche
stammen zu über 54% aus größeren Betrieben
sind zu 75% eher zufrieden mit ihrer Arbeit
Umfeldbezogenen
stammen zu fast 82% aus Westdeutschland
sind am zahlreichsten in NRW
Humankapital
haben zu fast 70% das Abitur
haben zu 38% eine Berufsausbildung
haben zu 69% einen Hochschulabschluss
Haben eine Ausbildungsdauer von 16 Jahren (Median)
Quelle: Eigene Tabelle. SOEP 1992-2002. * Alle Durchschnittswerte beziehen sich auf den
Median. **Alle Angaben zum Haushaltseinkommen beziehen sich auf den Median
des Jahres 2002.
Aus den Ergebnissen zur freiberuflichen Gründungsaktivität lässt sich ein erstes
charakteristisches Profil der freiberuflichen Gründer zusammenfassen. Alle Angaben beziehen sich auf das Jahr vor der Gründung.
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Der typische freiberufliche Gründer ist zwischen 29 und 52 Jahre alt, hat die
deutsche Staatsangehörigkeit und ist vornehmlich männlichen Geschlechts, während 40 Prozent der Gründer weiblichen Geschlechts sind. Über die Hälfte der
Gründer ist verheiratet. Die Mehrzahl der Gründungshaushalte ist kinderlos.
Zwei Drittel der Gründerhaushalte verfügen über ein Bruttoeinkommen zwischen 12 T€ und 87 T€ im Jahr. Ein Drittel der untersuchten Personen gründet
aus der „nicht Erwerbstätigkeit“. Von den zuvor berufstätigen Gründern waren
40 Prozent als Angestellte und 15 Prozent als Selbständige tätig. Die Tabelle 41
veranschaulicht die zentralen Merkmale der Charakteristika freiberuflicher
Gründer im Jahr unmittelbar vor ihrer Gründung.
Die freiberuflichen Gründer äußern sich grundsätzlich mit großer Mehrheit eher
zufrieden zu ihrem Gesundheitszustand und ihrer Arbeitszufriedenheit. Im
Durchschnitt beträgt die wöchentliche Arbeitszeit der Gründer ca. 35 Stunden
und 49 Stunden bei den Vollerwerbstätigen. Der Großteil der berufstätigen
Gründer stammt aus Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten. Insbesondere die
Gründer aus der Gruppe der Angestellten stammen aus größeren Betrieben mit
vielen Mitarbeitern. Dagegen stammt die Gruppe der vormals Selbständigen
insbesondere aus den kleineren Betrieben.
Der typische Gründer kommt vornehmlich aus Westdeutschland. Lediglich 18
Prozent aller freiberuflichen Gründungen kommen aus Ostdeutschland. Zwei
Drittel der Gründer verfügen über das Abitur und einen Hochschulabschluss.
Einen beruflichen Bildungsabschluss haben 38 Prozent der Gründer. Die durchschnittliche Ausbildungsdauer der Gründer liegt sowohl bei den Männern als
auch bei den Frauen zu zwei Drittel zwischen 13 und 18 Jahren.
Beim Vergleich der Charakteristika der freiberuflich Tätigen mit den freiberuflichen Gründern auf Grundlage der jeweils zusammengefassten Daten zwischen
1992 und 2002 zeichnen sich folgende Unterschiede ab. Die freiberuflichen
Gründer sind erwartungsgemäß im Durchschnitt 4 Jahre jünger als die freiberuflich Tätigen. Der Anteil der Frauen liegt bei den Gründern um 6 Prozentpunkte
höher als bei den Freiberuflern. Die freiberuflich Tätigen haben bei der Gesundheitszufriedenheit nur einen marginal höheren Anteil an den „eher Zufriedenen“
als die Gründer. Der Anteil der freiberuflich Tätigen in der Gruppe der „verheirateten“ liegt um gut 10 Prozent höher als bei den Gründern. Der Anteil der kinderlosen ist bei den Gründern um 3 Prozentpunkte etwas höher als bei den freiberuflich Tätigen. Damit ist die Anzahl der Kinder in den Gründungshaushalten
nur unwesentlich geringer als bei den freiberuflich Tätigen (gepooltes Modell).
Der Median des Bruttohaushaltseinkommens liegt bei den Freien Berufen um 9
T€ im Jahr höher als bei den Gründern. Im direkten Vergleich zu den freiberuflich Tätigen ist der Anteil der freiberuflichen Gründer in der untersten Haushaltseinkommensklasse fast doppelt so hoch. Der Median der tatsächlichen
wöchentlichen Arbeitszeit liegt bei den Freiberuflern mit 44 Stunden 5 Stunden
über dem der Gründer. Die Arbeitszufriedenheit ist bei den Freien Berufen et-
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was höher ausgeprägt als bei den Gründern in ihrer vorherigen Tätigkeit. Der
Anteil der Ostdeutschen ist bei den Freiberuflern mit einem Anteil von 20 Prozent etwa 2 Prozentpunkte höher als bei den freiberuflichen Gründern. Sowohl
die meisten Freiberufler arbeiten und gründen in den Bundesländern Nordrhein-
Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. Den höchsten ostdeutschen Anteil
verzeichnet Sachsen, sowohl bei den Tätigen als auch bei den Gründern.
Auf der Ebene des Humankapitals verfügen mehr Gründer über das Abitur als
die Freiberufler. Ebenfalls höher ist der Anteil der Hochschulabschlüsse bei den
freiberuflichen Gründern mit gut 69 Prozent gegenüber rund 60 Prozent bei den
Freien Berufen. Dabei liegt der Mittelwert der Ausbildungsdauer bei den Gründern nur um 0,2 Jahre höher als bei den Freien Berufen.
Aufgrund der geringen Fallzahlen bei den freiberuflichen Gründern in den einzelnen Wellen ist es schwierig, eine Entwicklung aus dem Beobachtungszeitraum abzuleiten. Dennoch sind auch bei den freiberuflichen Gründern einige
zentrale Tendenzen sichtbar geworden. So gibt es seit 1999 einen rückläufigen
Trend bei den weiblichen freiberuflichen Gründungen. Ebenfalls rückläufig ist
die Tendenz der freiberuflichen Gründungen in Ostdeutschland.
Nach diesen ersten Charakteristika der freiberuflichen Gründer und den Vergleichen mit den freiberuflich Tätigen folgen im nächsten Abschnitt die multivariaten Verfahren, welche auch kausale Aussagen über die Zusammenhänge erlauben. Als erstes werden aus den multivariaten Analysen die Ergebnisse der Probit- und Logitschätzung vorgestellt.
4.3.3 Multivariate Analysen freiberuflicher Gründungen
Nachdem im vorhergehenden Kapitel über die deskriptiven Ergebnisse berichtet
wurde, werden nun die multivariaten Ergebnisse zur freiberuflichen Gründungsaktivität vorgestellt. Zunächst wird im ersten Abschnitt das Modell zur Untersuchung der freiberuflichen Gründungsaktivität behandelt. Dargestellt werden die
endogene Messgröße sowie die Modellierung der exogenen Einflussgrößen freiberuflicher Gründungsaktivitäten. Anschließend werden die angewendeten statistischen Auswertungsverfahren vorgestellt. Dazu gehören das Logit-, Probitund Relogit-Modell sowie die panelökonometrischen Auswertungsverfahren mit
dem Logit- und Probit-Schätzer des Random-Effects-Modells. Datengrundlage
der multivariaten Analysen ist der berichtigte SOEP-Datensatz (vgl. Kap. 4.2)
mit der dichotom modellierten abhängigen Variablen einer „freiberuflichen
Gründung“ oder „nicht freiberufliche Gründung“. In den folgenden Abschnitten
werden die Determinanten auf ihren Einfluss auf eine freiberufliche Gründung
im Jahr vor der Gründung untersucht. Die empirische Relevanz der aufgestellten
Hypothesen freiberuflicher Gründungsaktivitäten (vgl. Kap. 3.6) wird mit den
multivariaten Analysemethoden zum Abschluss der jeweiligen Unterkapitel
überprüft. Ein Zwischenfazit zu den Ergebnissen der freiberuflichen Gründungsaktivität schließt diesen Abschnitt ab.
Chapter Preview
References
Zusammenfassung
Die Arbeit verfolgt die theoretische, methodische und empirisch fundierte Analyse des freiberuflichen Gründungsgeschehens. Um die Fragestellung “Welche Determinanten beeinflussen die Gründungsaktivität und den Gründungserfolg von Freiberuflern?“ wird das Spektrum über die Phasen vor der Gründung bis zur Etablierung der freiberuflichen Tätigkeit am Markt erfasst.
Auf Grundlage des SOEP-Panels und einer Onlineerhebung tragen die Ergebnisse zu einem Erkenntnisgewinn des freiberuflichen Gründungsgeschehens bei. Gewürdigt wird dabei insbesondere die Praxis mit vielen neuen Ergebnissen aus den empirisch neu gewonnenen Daten zum Gründungsgeschehen der Freien Berufe.
Dr. Peter Paic studierte BWL und Ökonomie in Hamburg. 2008 Promotion an der Leuphana Universität Lüneburg. Zurzeit ist er Referent im Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (LDS NRW) in Düsseldorf.