Düsseldorfer Rechtswissenschaftliche Schriften
Herausgegeben von der
Juristischen Fakultät der
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Band 65
Anneke Schuchardt
Verträge über unbekannte
Nutzungsarten
nach dem „Zweiten Korb“
Nomos
D 61
1. Auflage 2009
© Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2009. Printed in Germany. Alle Rechte,
auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen Wiedergabe und der
Übersetzung, vorbehalten. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in
der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.
Zugl.: Düsseldorf, Univ., Diss., 2008
ISBN 978-3-8329-4080-5
Die Bände 1 – 34 sind in der Reihe „Nomos Universitätsschriften Recht“ erschienen.
Dissertation der Juristischen Fakultät der
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Erstgutachter: Prof. Dr. Jan Busche
Zweitgutachter: Prof. Dr. Ulrich Noack
Tag der mündlichen Prüfung: 1. September 2008
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Vorwort
Diese Arbeit wurde im Wintersemester 2007/2008 von der Juristischen Fakultät
der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf als Dissertation angenommen. Literatur und Rechtsprechung konnten bis einschließlich Dezember 2007 berücksichtigt werden. Die mündliche Prüfung fand im September 2008 statt.
Die Arbeit hat mich knapp zwei Jahre in guten wie in schlechten Zeiten zwischen Düsseldorf, Arnheim und Hamburg begleitet und ist mir dabei sehr ans
Herz gewachsen.
Ich bedanke mich bei meinem Doktorvater Prof. Dr. Jan Busche, der mir das
Promovieren so angenehm wie möglich gemacht hat, indem er mir einerseits freie
Hand ließ, sich aber andererseits immer Zeit für Fragen genommen hat. In diesem
Zusammenhang möchte ich mich auch bei Gudrun Mau bedanken, ohne die meine
Fragen nicht immer am rechten Ort zur rechten Zeit gelandet wären sowie bei
Prof. Dr. Ulrich Noack, der das Zweitgutachten erstellt hat. Einen wesentlichen
Beitrag zu dieser Arbeit haben schließlich alle Ideengeber, Diskussionspartner
und Rücken-frei-Halter bei Lovells geleistet, bei denen ich mich hiermit herzlich
bedanke.
Danke liebe Eltern, danke lieber Ole.
September 2008 Anneke Schuchardt
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Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis 13
Teil 1:
Einleitung 16
A. Hintergründe der Reform 16
B. Entwicklung der Reform 19
Teil 2:
Bisherige Rechtslage 28
A. Bedeutung und Anwendungsbereich des § 31 Abs. 4 UrhG a.F. 28
I. Zweck des § 31 Abs. 4 UrhG a.F. 28
II. Rechtsfolge 29
III. Anwendungsbereich 30
1. Persönlicher Anwendungsbereich 30
2. Sachlicher Anwendungsbereich 31
a) Arbeitsverträge 31
b) Wahrnehmungsverträge 34
3. Zeitlicher Anwendungsbereich 34
B. Die unbekannte Nutzungsart 35
I. Nutzungsart 35
1. Herrschende Rechtsprechung 35
a) Technische Eigenständigkeit 36
b) Wirtschaftliche Eigenständigkeit 36
2. Literaturmeinungen 37
a) Technische Eigenständigkeit 38
b) Wirtschaftliche Eigenständigkeit 38
II. Bekanntheit 39
III. Risikogeschäfte 42
C. Beispiele 43
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Teil 3:
Verträge über unbekannte Nutzungsarten nach neuer Rechtslage 47
A. Anwendungsbereich der §§ 31 a, 32 c UrhG 47
B. Vertragliche Einräumung der Rechte an unbekannten Nutzungsarten, § 31 a UrhG 47
I. Gesetzliche Anforderungen an den Vertragsschluss, § 31 a Abs. 1
Satz 1 und 2 UrhG 48
1. Vertragliche Konkretisierung der übertragenen Rechte 48
a) Verfügungsrechtlicher Bestimmtheitsgrundsatz 49
b) Beschränkung der Rechtseinräumung 50
c) Zweckübertragungslehre, § 31 Abs. 5 UrhG 51
aa) Grundsätzliches zur Zweckübertragungslehre 51
bb) Anwendung der Zweckübertragungslehre auf Verträge über unbekannte Nutzungsarten 54
(1) Nicht – ausdrückliche Vereinbarungen 54
(2) Ausdrückliche Vereinbarungen 56
(3) Klarstellung durch den Gesetzgeber 58
(4) Ergebnis 58
2. Schriftformerfordernis 58
a) Grundsätzliches zum Schriftformerfordernis 59
b) Besonderheiten bei Open Source- und Open Content-
Lizenzen 62
c) Besonderheiten bei Arbeitsverhältnissen, § 43 UrhG 64
3. Regelung durch AGB 67
a) Unklarheitenregel, § 305 c Abs. 2 BGB 67
b) Inhaltskontrolle, § 307 Abs. 2 Nr. 1 BGB 68
c) Einhaltung der Schriftform, § 126 BGB 69
d) Ergebnis 71
II. Zeitpunkt der Entstehung des Nutzungsrechts für künftige
Nutzungsarten; Insolvenz des Urhebers 71
III. Weiterübertragung der Nutzungsrechte, Einräumung weiterer
Nutzungsrechte (§§ 34, 35 UrhG) 72
IV. Widerrufsrecht, § 31 a Abs. 1 S. 3 und 4, Abs. 2 bis 4 UrhG 75
1. Schutzzweck des Widerrufsrechts 76
2. Rechtsnatur des Widerrufsrechts 78
a) Besondere Gestaltungsrechte im Urheber- und Verlagsrecht 78
b) Das Widerrufsrecht 81
3. Teleologische Reduktion des § 31 a Abs. 1 Satz 3 UrhG? 84
4. Besonderheiten bei Arbeitsverhältnissen, § 43 UrhG 86
a) Pflichtwerke 86
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b) Freie Werke 89
5. Form, Umfang, Rechtsfolge und zeitliche Grenzen des
Widerrufs 89
a) Form, Wirksamkeit 89
b) Umfang 90
c) Widerruf bei Weiterübertragung bzw. Weitereinräumung
der Rechte an unbekannten Nutzungsarten (§§ 34, 35
UrhG) 91
d) Rechtsfolgen 95
e) Zeitliche Grenzen 98
6. Ausschluss bzw. Einschränkung des Widerrufsrechts 99
a) Mitteilung über die beabsichtigte Nutzungsaufnahme,
§ 31 a Abs. 1 Satz 4 UrhG 100
aa) Rechtsnatur; Abgrenzung zur Unterrichtungspflicht
(§ 32 c Abs. 1 Satz 3 UrhG) 101
bb) Kritik 102
cc) Inhalt und Zeitpunkt der Mitteilung 103
dd) »Zuletzt bekannte Anschrift«; Form der Mitteilung 104
ee) Rechtsfolge: Erlöschen des Widerrufsrechts 106
b) Vergütungsvereinbarungen, § 31 a Abs. 2 Satz 1
und 2 UrhG 107
aa) »Einigung auf eine Vergütung nach § 32 c Abs. 1
UrhG« (§ 31 a Abs. 2 Satz 1 UrhG) 108
(1) Angemessenheit der vereinbarten Vergütung? 108
(2) Zeitpunkt der Vereinbarung 110
(3) Form, Beweislast 112
(4) Vereinbarung der Vergütung in AGB 112
bb) Vereinbarung der Vergütung nach einer gemeinsamen Vergütungsregel i.S. von § 36 UrhG (§ 31 a
Abs. 2 Satz 2 UrhG) 114
(1) Gemeinsame Vergütungsregeln i.S.d. § 36 UrhG 114
(2) Verstoß gegen § 1 GWB, Art. 81 Abs. 1 EG? 116
(3) »Vereinbarung« der Vergütung 117
(4) Form, Beweislast 122
cc) Tarifvertragliche Bestimmung der Vergütung 122
dd) Auswirkungen von Weiterübertragung und Weitereinräumung der Nutzungsrechte (§§ 34, 35 UrhG) 125
c) Tod des Urhebers, § 31 a Abs. 2 Satz 3 UrhG 126
d) Widerruf bei Werkgesamtheiten, § 31 a Abs. 3 UrhG 128
aa) Zusammenfassung mehrerer Werke oder Werkbeiträge zu einer Gesamtheit 128
bb) Ausübung wider Treu und Glauben 132
cc) Rechtsfolge eines treuwidrigen Widerrufs 136
e) Unverzichtbarkeit des Widerrufsrechts, § 31 a Abs. 4 UrhG 137
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f) Ergebnis 138
7. Anwendbarkeit anderer Gestaltungsrechte 139
a) Rückrufsrecht wegen Nichtausübung, § 41 UrhG 139
b) Sonstige urheberrechtliche Gestaltungsrechte, §§ 34
Abs. 3 Satz 2, 40 Abs. 1 Satz 2, 42 UrhG 140
c) Allgemeine Gestaltungsrechte des BGB 141
8. Ergebnis 142
C. Vergütung für später bekannte Nutzungsarten, § 32 c UrhG 143
I. Anspruch auf gesonderte angemessene Vergütung, § 32 c Abs. 1
Satz 1 und 2 UrhG 144
1. Gesetzlicher Vergütungsanspruch bei vertraglicher Nutzungsrechtseinräumung 145
2. Nebeneinander von vertraglichem und gesetzlichem Vergütungsanspruch 150
a) Konkurrenzverhältnis 150
b) Abtretung 152
c) Haftung verschiedener Schuldner 153
d) Ergebnis 155
3. Verwertungsgesellschaftspflicht; Anwendbarkeit von
§ 63 a Satz 2 UrhG 155
4. Anspruchsvoraussetzung: Nutzungsaufnahme 157
5. Entsprechende Anwendung des § 32 Abs. 2 und 4 UrhG
gemäß § 32 c Abs. 1 Satz 2 158
a) § 32 Abs. 2 und 4 UrhG 158
b) Entsprechende Anwendung 163
aa) Vorrang tarifvertraglicher Vergütungsbestimmungen
(§ 32 Abs. 4 UrhG) und gemeinsamer Vergütungsregeln (§ 32 Abs. 2 Satz 1 UrhG) 164
bb) Kriterien zur Bestimmung der angemessenen
Vergütung im Einzelfall (§ 32 Abs. 2 Satz 2 UrhG) 166
(1) Maßgeblicher Zeitpunkt 166
(2) Branchenübung und weitere Kriterien 167
6. Verhältnis zu §§ 32, 32 a UrhG 169
7. Sachverhalte mit Auslandsbezug 170
8. Besonderheiten bei Arbeitsverhältnissen, § 43 UrhG 173
a) Pflichtwerke 175
b) Freie Werke 177
9. Ergebnis 177
II. Unterrichtungspflicht, § 32 c Abs. 1 Satz 3 UrhG 178
1. Rechtsnatur, Voraussetzungen, Umfang und Formerfordernis
der Unterrichtungspflicht 179
a) Rechtsnatur, Zweck 179
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b) Entstehung 180
c) Umfang 181
d) Form 183
2. Erfüllung der Unterrichtungspflicht bei Unauffindbarkeit des
Urhebers 183
3. Rechtsfolgen bei Verletzung der Unterrichtungspflicht 185
4. Übergang der Unterrichtungspflicht bei Weiterübertragung
und -einräumung des Nutzungsrechts (§§ 34, 35 UrhG) 188
III. Übergang der Haftung auf Dritte, § 32 c Abs. 2 UrhG 188
1. Anwendungsbereich 189
2. Haftung des Vertragspartners (§ 32 c Abs. 2 Satz 2 UrhG) 191
3. Berücksichtigung des Vertragsverhältnisses zwischen Veräu-
ßerer und Erwerber 192
IV. Unverzichtbarkeit des Anspruchs, § 32 c Abs. 3 UrhG 195
V. Prozessuale Geltendmachung des Anspruchs 199
D. Neuregelung der §§ 88, 89 UrhG 201
I. Besondere Interessenlage bei der Auswertung von Filmwerken 201
II. Auslegungsregeln der §§ 88 Abs. 1, 89 Abs. 1 UrhG 203
III. (Partielle) Anwendbarkeit der §§ 31 a, 32 c UrhG 205
E. Schlussbetrachtung 207
Teil 4:
Anhang 210
A. Einzelne Reformvorschläge 210
I. Auszug aus dem Vorschlag der Filmwirtschaft 210
II. Vorschlag von Zscherpe 211
III. Auszug aus dem Nordemann-Vorschlag 212
IV. Auszug aus den Vorschlägen des Börsenvereins des Deutschen
Buchhandels 212
V. Vorschlag der Initiative Urheberrecht (Schack, Erhard, Schimmel,
Pöppelmann) 213
B. Gesetzgebungsverfahren 214
I. Auszug aus dem Referentenentwurf der Bundesregierung
vom 27. September 2004 214
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II. Auszug aus dem Entwurf der Bundesregierung vom 22. März
2006 (BT-Drucks. 16/1828) 215
III. Auszug aus der Stellungnahme des Bundesrates vom 19. Mai
2006 (BR-Drucks. 257/06) 216
IV. Auszug aus der Beschlussempfehlung des Rechtsausschusses
vom 4. Juni 2007 (BT-Drucks. 16/5939) 217
Literaturverzeichnis 219
Chapter Preview
References
Zusammenfassung
Seit Inkrafttreten des Zweiten Gesetzes zur Regelung des Urheberrechts in der Informationsgesellschaft („Zweiter Korb“) am 1.1.2008 können Urheber nunmehr auch die Rechte zur Nutzung ihrer Werke in unbekannten Nutzungsarten wirksam übertragen.
Das Verbot solcher Verträge wurde ersetzt durch Bestimmungen zum Vertragsschluss und durch Einführung eines Widerrufsrechts sowie eines gesetzlichen Vergütungsanspruchs zum Schutz der Urheber. Die Verfasserin stellt die Neuregelung sowie ihre Auswirkungen auf die Vertragspraxis vor. Dabei kommt sie zu dem Ergebnis, dass die Verwertungshemmnisse, die nach alter Rechtslage bestanden, im Wesentlichen überwunden sind, dass dabei aber auch die Interessen der Urheber aufgrund der neuen Bestimmungen angemessen gewahrt werden. Abschließend werden die Punkte zusammengefasst, an denen noch eine Nachbesserung des Gesetzgebers erfolgen sollte.
Die Autorin ist derzeit Mitglied der Kammer für Urhebersachen am LG Hamburg.