Freiburger Studien zur Netzökonomie
herausgegeben von
Prof. Dr. Günter Knieps
Band 16
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Hans-Jörg Weiß
Entscheidungsorientiertes
Costing in liberalisierten
Netzindustrien
Nomos
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1. Auflage 2009
© Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2009. Printed in Germany. Alle Rechte,
auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen Wiedergabe und der
Übersetzung, vorbehalten. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in
der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.
Zugl.: Freiburg i. Br., Univ., Habil.-Schr., 2008
ISBN 978-3-8329-4061-4
Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Gesellschaft für Verkehrswissenschaft und Regionalpolitik an der Universität Freiburg.
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Vorwort
Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher
Assistent am Institut für Verkehrswissenschaft und Regionalpolitik der Albert-
Ludwigs-Universität Freiburg. Sie wurde im April 2008 abgeschlossen und im
Sommersemester 2008 von der Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaftlichen Fakultät der Universität Freiburg als Habilitationsschrift im Fach Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftspolitik, angenommen.
Mein ganz besonderer Dank gilt Prof. Dr. Günter Knieps, meinem akademischen
Lehrer. Er hat mich intensiv betreut; von ihm habe ich sehr viel gelernt. Unsere
ungezählten Diskussionen haben meine Arbeit maßgeblich geprägt. Darüber hinaus
möchte ich Prof. Dr. Bernd Schauenberg, dem weiteren Gutachter im Habilitationsverfahren, für seine Verbesserungsvorschläge danken, die in die vorliegende Druckfassung eingeflossen sind.
Wertvolle Anregungen habe ich durch die Diskussionen zu meinen Vorträgen im
gemeinsamen Seminar der wirtschaftspolitischen Lehrstühle unserer Fakultät erhalten. Dafür danke ich den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, insbesondere Prof. Dr.
Bernhard Neumärker, Prof. Dr. Günther Schulze und Prof. Dr. Viktor Vanberg.
Einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Arbeit leisteten die Kolleginnen und
Kollegen im Institut. Dafür danke ich Marei Bittner, Monika Steinert, Martin Keller
und Patrique Wolfrum aus dem derzeitigen Instituts-Team. Ebenso danke ich den
ehemaligen Kolleginnen und Kollegen, insbesondere Dr. Franziska Birke und Dr.
Tillmann Neuscheler. Meinem früheren Kollegen Prof. Dr. Gert Brunekreeft (heute
Jacobs University Bremen) fühle ich mich zu besonderem Dank verpflichtet, weil er
mir den entscheidenden Impuls zur Rückkehr an die Universität gab.
Das Wichtigste am Schluss: Ich danke meiner Frau Annette und meinen Kindern
Samuel und David für den familiären Rückhalt, ohne den diese Arbeit letztlich nicht
möglich gewesen wäre.
Freiburg i. Br., November 2008 Hans-Jörg Weiß
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Inhaltsverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 11
1 Einführung 13
2 Notwendigkeit einer Reform der Kostenermittlung in Netzen 17
2.1 Zweckabhängigkeit jeder Kostenermittlung 17
2.2 Zentraler Zweck der Kostenermittlung vor der Liberalisierung 19
2.3 Ordnungspolitische Bausteine der Liberalisierung der Netzindustrien 22
2.3.1 Paradigmenwechsel I: Beschränkung der Marktmachtregulierung
auf monopolistische Bottlenecks 22
2.3.2 Paradigmenwechsel II: Einführung des Bestellerprinzips für
defizitäre Leistungen 26
2.3.3 Paradigmenwechsel III: Kapitalseitige Marktöffnung durch
Privatisierung öffentlicher Unternehmen 28
2.4 Zentraler Zweck der Kostenermittlung nach der Liberalisierung 31
3 Grundlagen der Ermittlung entscheidungsrelevanter Kosten in Netzen 35
3.1 Das Konzept der entscheidungsrelevanten Kosten 35
3.2 Grundsätzliche Probleme bei der Ermittlung entscheidungsrelevanter
Kosten 40
3.2.1 Kapitalkosten 40
3.2.2 Kostenallokation 43
3.3 Spezifische Probleme bei der Ermittlung entscheidungsrelevanter Kosten
in Netzen 46
3.3.1 Die Kapitalintensität von Netzinfrastrukturen 46
3.3.2 Die Informationsbedürfnisse von Regulierungsbehörden 49
3.3.3 Die Informationsbedürfnisse von Bestellern defizitärer Leistungen 54
3.3.4 Fazit: Disaggregierte Kapitalkostenermittlung als
Problembrennpunkt 57
8
4 Entscheidungsrelevante Abschreibung und Kapitalbewertung 59
4.1 Abschreibung versus Verzinsung 59
4.1.1 Der Ansatz von Böhm-Bawerk 59
4.1.2 Der Ansatz von Ladelle 61
4.1.3 Konventionelle versus entscheidungsrelevante Abschreibung 64
4.2 Abschreibung auf den Deprival value 65
4.2.1 Das Deprival value-Konzept 65
4.2.2 Abschreibungsermittlung nach Wright 68
4.3 Anwendung des Deprival value-Konzepts in Netzen 74
4.3.1 Anwendbarkeit des Deprival value-Konzepts in unterschiedlichen
Bewertungskontexten 74
4.3.2 Beispiel für die Implementierung des Deprival value-Konzepts 76
4.3.3 Fazit 77
5 Entscheidungsrelevante Zinskosten 79
5.1 Zinskosten und Risiko 79
5.1.1 Der Ansatz von Knight 79
5.1.2 Der Ansatz von Markowitz 81
5.1.3 Prinzipien der Ermittlung entscheidungsrelevanter Zinskosten 82
5.2 Kapitalmarktorientierte Ermittlung der Zinskosten 84
5.2.1 Das Cost of capital-Konzept 84
5.2.2 Kapitalmarktorientierte Ermittlung der Eigenkapitalkosten 87
5.3 Zinskostenermittlung in regulierten Netzbereichen 90
5.3.1 Regulatory Finance 90
5.3.2 Wirkungen des Einsatzes von Regulierungsinstrumenten auf die
Zinskosten 92
5.3.3 Bewirkt Marktmacht niedrigere Zinskosten? 95
5.3.4 Disaggregierte Zinskostenermittlung für unterschiedliche
Geschäftsbereiche 98
5.3.5 Fazit 100
6 Entscheidungsrelevantes Mengengerüst der Kapitalkosten 102
6.1 Das Problem der entscheidungsorientierten Aggregation der relevanten
Kapitalgüter 102
6.2 Das Mengengerüst im Netzkontext 104
6.2.1 Strategische Entwicklung des Mengengerüsts aus der Perspektive
des Netzbetreibers 104
6.2.2 Differenzierte Investitionsmodellierung nach einheitlichen
Prinzipien 106
9
6.3 Das Mengengerüst in regulierten Netzbereichen 111
6.3.1 Die Kosten der effizienten Leistungsbereitstellung 111
6.3.2 Accounting Separation 115
6.3.3 Fazit 118
7 Entscheidungsrelevante Kosten öffentlicher Unternehmen 121
7.1 Der Staat in der Unternehmerrolle 121
7.2 Kapitalkostenermittlung in öffentlichen und privaten Unternehmen nach
einheitlichen Prinzipien 123
7.2.1 Abschreibung und Kapitalbewertung 123
7.2.2 Zinskosten 125
7.2.3 Mengengerüst 128
7.3 Konsequenzen für die Preise öffentlicher Unternehmen 129
8 Regulierung und Subventionierung defizitärer monopolist. Bottlenecks 132
8.1 Profitable versus defizitäre monopolistische Bottlenecks 132
8.2 Regulierung defizitärer monopolistischer Bottlenecks ohne Subventionen 136
8.2.1 Der Regulierungsbedarf im Szenario ohne Subventionen 136
8.2.2 Horizontale Accounting Separation zwischen profitablen und
defizitären monopolistischen Bottlenecks 140
8.3 Regulierung defizitärer monopolistischer Bottlenecks mit Subventionen 144
8.3.1 Der Regulierungsbedarf im Szenario mit Subventionen 144
8.3.2 Ermittlung des Subventionsbedarfs 146
8.3.3 Fazit 151
9 Kostendeckung unter Regulierungsrisiko 153
9.1 Der traditionelle Ansatz zur Modellierung von Regulierungsrisiken 153
9.1.1 Der Ansatz von Ahn/Thompson 153
9.1.2 Kritische Betrachtung des traditionellen Ansatzes 155
9.1.3 Die Kompensationslösung von Kolbe/Tye/Myers 157
9.2 Ein alternativer Ansatz auf Basis der positiven Theorie der Regulierung 161
9.2.1 Das Verhalten von Regulierungsbehörden unter dem Einfluss von
Interessengruppen 161
9.2.2 Regulierungsrisiko in wettbewerbsfähigen Netzbereichen 164
9.2.3 Regulierungsrisiko in regulierungsbedürftigen Netzbereichen 167
9.3 Kostendeckung und disaggregiertes Regulierungsmandat 173
10
10 Zusammenfassung 176
Literaturverzeichnis 185
Chapter Preview
References
Zusammenfassung
Für die in liberalisierten Netzindustrien aktiven Unternehmen sind Kosteninformationen insbesondere bei Preis- und Investitionsentscheidungen von zentraler Bedeutung. Darüber hinaus interessieren sich in zunehmendem Maße die wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger für die Kosten der Netze, vor allem bei der Regulierung von Marktmacht und der Bestellung defizitärer Netzleistungen. Dies erfordert eine auf anerkannten ökonomischen Prinzipien basierende entscheidungsorientierte Kostenermittlung, die durchgängig und konsistent in allen Netzbereichen – seien sie nun wettbewerblich, reguliert oder subventioniert – anwendbar ist. Die vorliegende Habilitationsschrift will hierfür eine systematische methodische Grundlage legen.
Im Mittelpunkt steht die disaggregierte Ermittlung der Kapitalkosten. Es wird aufgezeigt, dass das Deprival value-Konzept bei der Kapitalkostenermittlung eine zentrale Rolle spielt. Darauf aufbauend wird ein analytischer Rahmen entwickelt, der das Zusammenspiel von Regulierung und Subventionierung (z.B. bei defizitären Eisenbahninfrastrukturen) normativ begründen kann.