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C. Zusammenfassung § 1
Für den Rechtsanwalt kommen als Insolvenzgründe Zahlungsunfähigkeit und drohende Zahlungsunfähigkeit in Betracht. Ein früher Eigenantrag des Rechtsanwalts
verbessert die Chancen einer Sanierung.
Seit 2001 nahm die Zahl der Insolvenzen von Rechtsanwälten um durchschnittlich
15 Prozent pro Jahr zu. Im Rekordjahr 2004 wurden 47 Insolvenzverfarhen eröffnet.
Insolvenzursachen sind im Wesentlichen Privatausgaben und Missmanagement. Die
Vermischung der Vermögenssphären ist eine typisches Phänomen bei Freiberuflern.
In der Praxis ist die genaue Feststellung der Ursachen von entscheidender Bedeutung
für den voraussichtlichen Erfolg einer Sanierung.
§ 2 Verbraucher- oder Regelinsolvenzverfahren
A. Einordnung des Rechtsanwalts in Verbraucher- oder Regelinsolvenzverfahren
I. Einleitung
Ob ein Rechtsanwalt den Regelungen des Verbraucher- oder des Regelinsolvenzverfahrens unterliegt, hängt von einer Reihen von Umständen ab. Es ist einhellige Ansicht, dass Freiberufler auch vom (Klein-) Unternehmensbegriff umfasst werden.44
Bei dem hier untersuchten selbstständig tätigen Rechtsanwalt ist in einem ersten
Schritt danach zu differenzieren, ob der Rechtsanwalt im maßgeblichen Zeitpunkt45
noch eine selbstständige Tätigkeit ausübt. Bedeutung erlangt die Zuordnung zum Verfahrenstyp unter anderem im Hinblick auf § 312 Abs. 3 InsO. Danach besteht im Verbraucherinsolvenzverfahren nicht die Möglichkeit der Eigenverwaltung nach §§ 270
ff. InsO und der Vorlage eines Insolvenzplans (§§ 217 ff. InsO). Die Erlangung der
Restschuldbefreiung (§§ 286 ff. InsO) steht hingegen offen.
Für die Zuordnung eines selbstständig Tätigen in das Regelinsolvenzverfahren ist
es ohne Bedeutung, ob die Verbindlichkeiten aus seiner geschäftlichen oder privaten
Sphäre stammen.46
44 MüKo-Ott, InsO, § 304 Rn. 47; Uhlenbruck-Vallender, InsO, § 304 Rn. 1; Uhlenbruck, FS-
Henckel, S. 877, 891.
45 S. dazu unter III., S. 44.
46 Uhlenbruck-Vallender, InsO, § 304 Rn. 5
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References
Zusammenfassung
Die Insolvenz des selbstständigen Rechtsanwalts zeichnet sich durch eine Kollision von insolvenz- und berufsrechtlichen Regelungen aus. Zuvorderst ist für den Rechtsanwalt in der Insolvenz der Erhalt seiner Zulassung von Bedeutung. Daneben stellen sich Fragen rund um die Verwertung, Freigabe oder Fortführung der Kanzlei, Sanierungsmöglichkeiten vor und in der Insolvenz, den Unterhalt des Rechtsanwalts im laufenden Insolvenzverfahren sowie den möglichen Schutz und Erhalt seiner Altersvorsorge. In berufsrechtlicher Hinsicht werden in dieser Arbeit neben Fragen rund um die Zulassung, wie Erhalt und Wiedererlangung der Zulassung, die Auswirkungen der Schweigepflicht des Rechtsanwalts im Insolvenzverfahren und das Verhältnis des Insolvenzverwalters zum Kanzleiabwickler untersucht. Dabei werden auch allgemeine Überlegungen zur Insolvenz des Selbstständigen und des Freiberuflers angestellt. Das Buch wendet sich insbesondere an Insolvenzrechtler und Rechtsanwälte.