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? grün für Medikamente und medizinisches Gerät, ? rot für Lebensmittel, ? blau für Kleidung und Haushaltsgüter und ? gelb für Ausstattungsgegenstände.311
Standardisierte Symbole werden verwendet, um die Art des Hilfsgutes differenzierter darzustellen, z. B. Symbole für Kleidungsstücke mit symbolischer Darstellung,
ob sich diese an Frauen, Männer oder Kinder richten.312 Weitere wichtige Informationen über die Güterart und damit über die Handhabung der Logistikeinheit in der
Logistikkette betreffen Informationen über erforderliche Kühlungen (z. B. bei Impfstoffen) und Gefahrgutinformationen (mit Angabe der Gefahrgutklasse). Damit
erfüllt die Verpackung wichtige Informationsfunktionen, die über die Information
bezüglich der Art der Hilfsgüter auch weitere Informationen, z. B. über Menge,
Gewicht, Volumen sowie Absender und Empfänger enthalten. Detaillierte Informationen, werden auf einer Pack- bzw. Lieferliste und / oder auf einem automatischen
Identifikationssystem (z. B. Barcode, RFID-Transponder) erfasst.313
Weiteren Informationsleistungen in der Logistik- und Wertschöpfungskette des
Katastrophenmanagements widmet sich – aufgrund der hohen Bedeutung für das
internationale Katastrophenmanagement – ausführlich Kapitel 6.
3.2.7 Logistische Funktionen im Katastrophenmanagement
Die dargestellten logistischen Kern-, Zusatz- und Informationsleistungen vollziehen
sich in den logistischen Funktionen, die in Abschnitt 3.1.5 allgemein vorgestellt
wurden und sich auf die Logistik im Katastrophenmanagement übertragen lassen. In
der einschlägigen Logistikliteratur werden zahlreiche Methoden und Instrumente
vorgestellt, die sich zur Analyse, Bewertung und Gestaltung der Logistik in den
Funktionen Beschaffungs-, Produktions- und Distributionslogistik einsetzen lassen.314 Beispiele und Erläuterungen beziehen sich dabei in der Regel auf Industrieund Handelsunternehmen. In der Literatur und Praxis des Katastrophenmanagements finden diese Methoden und Instrumente bislang nur ansatzweise Berücksichtigung, sodass im nachfolgenden Kapitel die Einsatzpotenziale dieser Methoden auf
das Katastrophenmanagement an ausgewählten Methoden – ohne einen Anspruch
auf Vollständigkeit – aufgezeigt werden.
311 Vgl. Pan American Health Organization / World Health Organization (Hrsg.) (2001), S. 47.
312 Standardisierte Symbole des IFRC sind exemplarisch in Pan American Health Organization /
World Health Organization (Hrsg.) (2001), S. 53 dokumentiert.
313 Vgl. Pan American Health Organization / World Health Organization (Hrsg.) (2001), S. 47-
50.
314 Vgl. z. B. Pfohl, Hans-Christian (2004a), S. 179-223; Schulte, Christof (2005), S. 263-504;
Vahrenkamp, Richard (2007), S. 75-83; 173-201; 441-472.
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Abbildung 26 enthält bereits eine Zuordnung der für diese Arbeit ausgewählten
Methoden zu den logistischen Funktionen (vgl. Kapitel 4). In Abwandlung der allgemeinen Inhalte aus Abschnitt 3.1.5 werden die Funktionen nun auf Akteure des
Katastrophenmanagements gerichtet, in diesem Fall auf Hilfsorganisationen mit den
Lieferanten der Hilfsgüter und den bedürftigen Menschen als „Endkunden“ der
Logistikkette. Für die Hilfsorganisation werden die Produktions- und Distributionslogistik miteinander verbunden, da in der Dienstleistungsproduktion der Hilfsorganisationen Produktion und Distribution zeitgleich erfolgen.315
Akteur im Katastrophenmanagement
z. B. Hilfsorganisation
Lieferant
z. B. von
Hilfsgütern
Beschaffungs-
Logistik
Ausgewählte
Methoden: ? ABC-Analyse ? XYZ-Analyse
Produktions-
Logistik
Ausgewählte
Methoden: ? Prozessdarstellung ? Netzplantechnik
Distributions-
Logistik
Ausgewählte
Methoden: ? Standortplanung ? Tourenplanung
Kunden
z. B.
betroffene
Menschen
B P D
Abbildung 26: Auswahl funktionenbezogener Methoden der Logistik im Katastrophenmanagement316
Die in Zusammenhang mit den Lieferanten dargestellten Abkürzungen B für Beschaffungslogistik, P für Produktionslogistik und D für Distributionslogistik skizzieren, dass auch Akteure vorgelagerter Stufen in der Logistikkette diese logistischen
Funktionen aufweisen und demnach die vorgestellten Methoden für die Analyse,
Bewertung und Gestaltung der Logistik einsetzen (können). Des Weiteren wird
durch die Verbindung zwischen Lieferant und Hilfsorganisation deutlich, dass die
Distributionslogistik des Lieferanten auf die gleichen Material- und Informationsflüsse gerichtet ist wie die Beschaffungslogistik der Hilfsorganisation (jeweils aus
einer unterschiedlichen Perspektive mit unterschiedlichen Verantwortlichkeiten und
Zielsetzungen). Die durchgängigen Material- und Informationsflüsse von den Lieferanten (mit weiteren Vor-Lieferanten), über die Hilfsorganisation bis zu den bedürftigen Menschen verdeutlichen, dass die Material- und Informationsflüsse über die
Schnittstellen der logistischen Funktionen hinaus zu gestalten sind. Entsprechende
übergreifende und integrative Konzepte der Logistik und des Supply Chain Management sind Gegenstand des 5. Kapitels.
315 Vgl. Abschnitt 3.1.5.
316 Vgl. Eigene Darstellung auf der Grundlage von Abschnitt 3.1.5, mit Anpassung an die Akteure im Katastrophenmanagement.
Chapter Preview
References
Zusammenfassung
Im internationalen Katastrophenmanagement werden täglich Entscheidungen mit Logistikbezug getroffen. Die Autorin skizziert die Vielfalt der Entscheidungen durch die folgende Fragestellung: Welche Beschaffungskonzepte, Standorte, Touren, Informationssysteme und Konzepte der Zusammenarbeit sollen im Rahmen der Katastrophenvorsorge und -bewältigung realisiert werden?
Da die Entscheidungen in hohem Maße Qualität und Kosten der Versorgung betroffener Menschen beeinflussen, sollten diese nicht alleine aus dem Erfahrungswissen heraus getroffen, sondern durch logistische Planungsmethoden unterstützt werden.
Anwendungsbezogen und verständlich wird in dem Buch der Einsatz geeigneter Methoden (z. B. Standortplanung, Netzplantechnik) am Beispiel realer Katastrophen vermittelt. Konzepte des SCM und aktuelle Informationssysteme werden mit ihren Potenzialen und Grenzen für das internationale Katastrophenmanagement vorgestellt und unter Einsatz geeigneter Entscheidungskriterien exemplarisch bewertet.