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tung des Unternehmens ab.153 Aufgrund der hohen Bedeutung der Logistikziele für
die Analyse, Bewertung und Gestaltung logistischer Systeme wird diesem Thema
ein eigener Abschnitt – auch mit Bezug zu Unternehmensstrategien und Unternehmenszielen der Akteure im Katastrophenmanagement – gewidmet.154
3.1.3 Integration und Managementaufgaben
Häufig stehen nicht mehr einzelne Unternehmen im Wettbewerb zueinander sondern
unternehmensübergreifende Wertschöpfungsketten.155 Demnach geht es bei der
Gestaltung von Logistiksystemen nicht nur um die zielorientierte Gestaltung einzelner elementarer logistischer Leistungsprozesse sondern um die integrierte Gestaltung von (unternehmensübergreifenden) Logistik- und Wertschöpfungsketten. Eine
Logistikkette stellt die Verknüpfung und damit die Integration elementarer logistischer Leistungsprozesse dar.156
Der Integrationsgedanke wird in der Begriffsbestimmung des Supply Chain Management (SCM) noch stärker in den Vordergrund gestellt und demnach in der Begriffsbestimmung des SCM im folgenden Abschnitt nochmals aufgegriffen. Des
Weiteren befasst sich das gesamte Kapitel 5 mit Fragestellungen der unternehmens-
übergreifenden Integration des Supply Chain Management.157
Durch die Begriffe „Planung, Gestaltung, Abwicklung und Kontrolle“ wird durch
die Definition zum Ausdruck gebracht, dass Logistik eine Managementaufgabe
darstellt. Logistikmanagement umfasst sowohl die zielgerichtete Entwicklung und
Gestaltung der unternehmensbezogenen und -übergreifenden Wertschöpfungssysteme nach logistischen Prinzipien (strategisches Logistikmanagement) als auch die
zielgerichtete Lenkung und Kontrolle der Güter- und Informationsflüsse in diesen
Wertschöpfungssystemen (operatives Logistikmanagement).158
153 Vgl. Isermann, Heinz (2008), S. 876.
154 Vgl. Abschnitt 3.2.5.
155 Zum Begriff der Wertschöpfungskette / Supply Chain erfolgen ausführliche Erläuterungen in
Kapitel 5.
156 Vgl. Delfmann, Werner (2008), S. 927; Isermann, Heinz (2008), S. 876; Isermann, Heinz /
Lieske, Dorit (1998), S. 405-406; Isermann, Heinz (1994), S. 26-28; Klaus, Peter (1998), S.
61-75.
157 Im einleitenden Abschnitt des Kapitels 5 findet sich auch eine Modellierung und Erläuterung
zu den Begriffen „elementarer logistischer Leistungsprozesse“ und „Logistikketten“.
158 Vgl. Pfohl, Hans-Christian (2004b), S. 16-18; Weber, Jürgen (1994), S. 45-55.
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3.1.4 Material- und Informationsflüsse
Das flussorientierte Logistikverständnis stellt Material- bzw. Güterflüsse in den
Mittelpunkt der Betrachtung. Logistische Leistungen verändern insbesondere raumzeitliche Merkmalausprägungen von Gütern.159
Eine Logistikleistung umfasst mindestens eine der logistischen Kernleistungen.
Hierzu zählen Transport, Lagerung und Umschlag.160
? Transport: Der Transport von Gütern dient der Überwindung räumlicher Distanzen und führt damit zu einer Ortsveränderung des Transportgutes, das sich
nach dem Transport zu einem späteren Zeitpunkt an einem anderen Ort befindet. Transporte verändern sowohl zeitliche als auch räumliche Merkmalsausprägungen der Logistikgüter.161 Unterschieden wird zwischen außerbetrieblichen Transporten (z. B. von einem Unternehmen zu seinen Kunden) und innerbetrieblichen Transporten (z. B. von einem Lager zur Fertigung).162 ? Lagerung: Die grundlegende Aufgabe der Lagerung besteht in der wirtschaftlichen Abstimmung unterschiedlich dimensionierter Güterströme. Es erfüllt in
diesem Zusammenhang mehrere Funktionen (z. B. Ausgleichs-, Sicherungs-,
Assortierungs-, Spekulations- und Veredelungsfunktion). Durch Lagerung werden folglich ausschließlich zeitliche Merkmalsausprägungen eines Logistikgutes
verändert.163 ? Umschlag: Im Rahmen des außer- und innerbetrieblichen Güterflusses findet
durch Umschlag regelmäßig ein Wechsel zwischen verschiedenen Arbeitsmitteln statt. Hierzu zählen unter anderem das Be- und Entladen von Transportmitteln sowie das Ein- und Auslagern. Umschlagsprozesse verändern demnach –
wie auch Transporte – raumzeitliche Merkmale der Logistikgüter.164
Durch Zusatzleistungen werden über die raum-zeitlichen Merkmalsausprägungen
der Güter weitere Merkmalsausprägungen transformiert. Zusatzleistungen ergänzen
die Kernleistungen, indem sie diese ermöglichen, zielgerichtet gestalten oder ergänzen. Zu den logistischen Zusatzleistungen zählen insbesondere Kommissionierungsund Verpackungsleistungen.165
159 Vgl. Isermann, Heinz (1998), S. 26; Pfohl, Hans-Christian (2004a), S. 8.
160 Vgl. Isermann, Heinz (1998), S. 36; Pfohl, Hans-Christian (2004a), S. 8.
161 Vgl. Bowersox, Donald J. / Closs, David J. / Cooper, Bixby M. (2007), S. 28; Murphy, Paul
R. / Wood, Donald F. (2004), S. 162; Schulte, Christof (2005), S. 147.
162 Vgl. Fleischmann, Bernhard (2008a), S. 6; Gudehus, Timm (2007b), S. 807; Schulte, Christof
(2005), S. 147.
163 Vgl. Bowersox, Donald J. / Closs, David J. / Cooper, Bixby M. (2007), S. 29; Gudehus,
Timm (2007b), S. 583; Schulte, Christof (2005), S. 222-223.
164 Vgl. Bowersox, Donald J. / Closs, David J. / Cooper, Bixby M. (2007), S. 29; Murphy, Paul
R. / Wood, Donald F. (2004), S. 149; Schulte, Christof (2005), S. 147 und 213.
165 Vgl. Isermann, Heinz (1998), S. 36-37; Pfohl, Hans-Christian (2004a), S. 8.
Chapter Preview
References
Zusammenfassung
Im internationalen Katastrophenmanagement werden täglich Entscheidungen mit Logistikbezug getroffen. Die Autorin skizziert die Vielfalt der Entscheidungen durch die folgende Fragestellung: Welche Beschaffungskonzepte, Standorte, Touren, Informationssysteme und Konzepte der Zusammenarbeit sollen im Rahmen der Katastrophenvorsorge und -bewältigung realisiert werden?
Da die Entscheidungen in hohem Maße Qualität und Kosten der Versorgung betroffener Menschen beeinflussen, sollten diese nicht alleine aus dem Erfahrungswissen heraus getroffen, sondern durch logistische Planungsmethoden unterstützt werden.
Anwendungsbezogen und verständlich wird in dem Buch der Einsatz geeigneter Methoden (z. B. Standortplanung, Netzplantechnik) am Beispiel realer Katastrophen vermittelt. Konzepte des SCM und aktuelle Informationssysteme werden mit ihren Potenzialen und Grenzen für das internationale Katastrophenmanagement vorgestellt und unter Einsatz geeigneter Entscheidungskriterien exemplarisch bewertet.