22
Prozesses möchte dieses Buch einen Beitrag leisten. Bewährte Methoden des Logistikmanagements (z. B. zur Standortplanung und zur Netzplantechnik) werden vorgestellt und auf das Management internationaler Katastrophen angewendet. Die Datengrundlagen der Berechnungsbeispiele werden aus statistischem Datenmaterial
zum internationalen Katastrophenmanagement, aus realen Daten des Webportals des
Joint Logistics Center der UN sowie aus fiktiven aber realitätsnahen Daten zusammengestellt. Durch die Berechnungsbeispiele erhalten Akteure des internationalen
Katastrophenmanagements realitätsnahe Hinweise zu den Einsatzpotenzialen und
Grenzen ausgewählter logistischer Methoden. Ebenso werden aktuelle Referenzmodelle und Konzepte des Supply Chain Management sowie Informations- und Kommunikationstechnologien mit ihren Einsatzpotenzialen für das internationale Katastrophenmanagement vorgestellt und diskutiert.
Das Buch kann darüber hinaus als weiterführendes Lehrbuch für Studierende der
Logistik oder der Supply Chain Management eingesetzt werden. Durch den Anwendungsfall des internationalen Katastrophenmanagements stehen umfangreiche reale
und fiktive Fallstudien zur Verfügung, durch die die Einsatzpotenziale der Methoden und Konzepte im internationalen Umfeld vermittelt werden.
1.2 Aufbau des Buches
Die folgende Abbildung skizziert die Inhalte der Kapitel sowie deren Zusammenhänge. Akteure sowie das Strategie- und Zielsystem bilden einen übergreifenden
Bestandteil aller Kapitel. So werden die Akteure des internationalen Katastrophenmanagements, wie z. B. Akteure des UN-Systems, staatliche und nicht-staatliche
Hilfsorganisationen und Geldgeber sowie Unternehmen der Privatwirtschaft im
zweiten Kapitel ebenso vorgestellt wie die Akteure der Logistik und des Supply
Chain Management in den Kapiteln drei und fünf. Die Strategie- und Zielsysteme
dieser Akteure werden in den einzelnen Kapiteln vorgestellt und sukzessive zusammengeführt.
Die Einleitung in das internationale Katastrophenmanagement erfolgt in Kapitel
zwei in Form einer Vorstellung empirischer Daten und ausgewählter Beispiele internationaler Katastrophen. Diese Datengrundlagen sowie Beispiele werden in den
weiteren Kapiteln über Logistik und Supply Chain Management herangezogen, um
die Bedeutung der Logistik und des SCM im internationalen Katastrophenmanagement zu untermauern und Berechnungen unter Einsatz logistischer Methoden durchzuführen. Ebenso wird das internationale Katastrophenmanagement als Kreislaufmodell vorgestellt, das sich aus mehreren Aufgabenbereichen der Katastrophenvorsorge und der Katastrophenbewältigung zusammensetzt. Der Abbildung über die
Struktur dieses Buches kann entnommen werden, dass dieses Kreislaufmodell des
Katastrophenmanagements eine wesentliche Grundlage der weiteren Kapitel bildet.
Ausgangslage und Zielsetzung in Abschnitt 1.1 sind auf die Bedeutung der Logistik
und des Supply Chain Management für das internationale Katastrophenmanagement
23
ausgerichtet. Diesen Themenstellungen widmen sich ausführlich die Kapitel drei,
vier und fünf. Kapitel drei legt hierzu Grundlagen, indem Begriff, Zielsetzung,
Bedeutung und charakteristische Elemente der Logistik allgemein sowie für das
internationale Katastrophenmanagement vorgestellt werden. Es wird dargelegt, dass
in der Privatwirtschaft logistische Methoden eingesetzt werden, die sich auf das
internationale Katastrophenmanagement übertragen lassen. Zielerreichungsgrade der
Akteure im internationalen Katastrophenmanagement lassen sich gegebenenfalls
verbessern, wenn diese Methoden Anwendung finden.
Akteure
Strategie- und Zielsystem
Kapitel 5:
SCM im internationalen
Katastrophenmanagement
3.2 Logistik im
Katastrophenmanagement
Kapitel 2:
Katastrophen und
internationales
Katastrophenmanagement
2.1 Grundlagen Katastrophen
2.2 Grundlagen intern.
Katastrophenmanagement
2.3 Akteure
Kapitel 3:
Logistik im internationalen
Katastrophenmanagement
Katastrophenvorsorge
3.1 Grundlagen Logistik
Katastrophenbewältigung
ogistik im Katastrophenmanagement
Kapitel 4:
Logistische Methoden im Katastrophenmanagement
4.1:
Beschaffung:
ABC-XYZ
4.3:
Produktion
Netzpläne,…
4.2:
Distribution:
Standorte, …
Kapitel 6: Informations- und Kommunikationssysteme im internationalen Katastrophenmanagement
5.1 Grundlagen SCM im
Katastrophenman.
5.2 Referenzmodelle / Konzepte
5.3 Outsourcing / Kooperationen
Advanced Planning Systeme
Enterprise Resource Planning Informationsportale , z. B. der Vereinten Nationen
Abbildung 2: Aufbau des Buches
Unter Zugrundelegung der Beispiele und Daten über internationale Katastrophen aus
Kapitel zwei wird in Kapitel vier vorgestellt und untersucht, wie sich die aus der
Logistik bekannten Methoden im internationalen Katastrophenmanagement einsetzen lassen. Eine Katastrophe aus dem Jahr 2008 – Folgen der Unruhen nach den
Präsidentschaftswahlen in Kenia – bildet hierbei ein Anwendungsfeld für den Einsatz mehrerer logistischer Methoden. Die Strukturierung des vierten Kapitels erfolgt
nach den logistischen Funktionen Beschaffungs-, Produktions- und Distributionslogistik. Aus jeder logistischen Funktion wird mindestens eine Methode, die sich für
den Einsatz im internationalen Katastrophenmanagement eignet, exemplarisch vorgestellt.
? Für die Beschaffungslogistik werden eine ABC-Analyse und eine XYZ-Analyse
am Beispiel Kenias sowie unter Zugrundelegung empirischer Daten durchgeführt. Diese Instrumente nehmen Klassifizierungen nach Wertigkeit und Re-
24
gelmäßigkeit – im vorliegenden Fall für Hilfsgüter und Regionen – vor. Die Ergebnisse der Analysen werden zeigen, dass sich die Auswahl alternativer Beschaffungskonzepte für die einzelnen Hilfsgüter ebenso durch diese Analysen
unterstützten lässt wie eine Vorauswahl möglicher Standorte für Zentrallager
einer Hilfsorganisation. ? Aus der Distributionslogistik werden anschließend am Beispiel Kenias sowie
internationaler empirischer Daten einige Methoden der Standortplanung sowie
der Transport- und Tourenplanung mit ihren Einsatzpotenzialen für das internationale Katastrophenmanagement aufgezeigt. Über eine kurze Vorstellung von
Optimierungsmodellen hinaus werden die Heuristiken Add-Algorithmus und
Savings-Verfahren bewusst ausgewählt, da diese sich auch in Einsatzgebieten
vor Ort – ohne den Einsatz leistungsfähiger Rechner und Softwareprogramme –
in relativ kurzer Zeit umsetzten lassen. Im Vordergrund der Berechnungsbeispiele stehen Kostenreduzierungen für das logistische System; mit verkürzten
Touren lassen sich ebenfalls Zeiten für die Versorgung betroffener Menschen
reduzieren und demnach auch logistische Servicegrößen erhöhen. ? Den Abschluss bilden Methoden der Produktionslogistik mit ihren Einsatzpotenzialen für das internationale Katastrophenmanagement. Eine Prozessdarstellung zur Produktion katastrophenlogistischer Dienstleistungen wird ergänzt um
Methoden der Netzplantechnik. Am Beispiel Kenias wird vorgestellt, wie sich
eine Methode der Netzplantechnik (Metra Potential Method) für die zeitliche
Planung und Steuerung der Einsätze im internationalen Katastrophenmanagement umsetzen lässt.
Der Einsatz der logistischen Methoden im internationalen Katastrophenmanagement
ist in Kapitel vier eher auf einzelne Akteure – vorwiegend einzelne Hilfsorganisationen – und deren logistische Leistungserstellung in Beschaffung, Produktion und
Distribution ausgerichtet. Diese isolierte Betrachtung birgt die Gefahr von Insellösungen und wird dem unternehmensübergreifenden Charakter des internationalen
Katastrophenmanagements noch nicht gerecht. Aus diesem Grund widmet sich Kapitel fünf den unternehmensübergreifenden Ansätzen des Supply Chain Management (SCM) und deren Übertragung auf das internationale Katastrophenmanagement. Begriffe, Ziele und charakteristische Elemente des SCM werden für das Anwendungsfeld zunächst grundlegend vorgestellt. Die aus der Privatwirtschaft
bekannten Referenzmodelle und Konzepte des SCM werden mit ihren Einsatzpotenzialen und Grenzen für die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit zwischen
den Akteuren des internationalen Katastrophenmanagements analysiert. Auch Entscheidungen über Outsourcing sowie Kooperationen zwischen den Akteuren zählen
zu Fragestellungen des SCM im internationalen Katastrophenmanagement. Unter
anderem werden aktuelle Kooperationen zwischen Akteuren des UN-Systems und
Logistikdienstleistern der Privatwirtschaft (DHL und TNT) vorgestellt. Unter
Zugrundelegung dieser Beispiele wird der Einsatz von Entscheidungskriterien aufgezeigt, die sich aus dem übergreifenden Strategie- und Zielsystem der Akteure
25
ableiten lassen. In der unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit werden nicht
nur die individuellen Zielsetzungen sondern auch Zielkonflikte zwischen den Akteuren des Katastrophenmanagements berücksichtigt. Mit der Nutzwertanalyse wird
zum Abschluss des fünften Kapitels verdeutlicht, wie sich Beurteilungen nach den
unterschiedlichen Entscheidungskriterien methodisch zusammenführen lassen.
Mit der zunehmenden unternehmensübergreifenden Vernetzung der Akteure im
internationalen Katastrophenmanagement steigen zunehmend auch die Anforderungen an übergreifende Systeme der Information und Kommunikation. Kapitel sechs
stellt einige dieser Informations- und Kommunikationssysteme mit spezieller Bedeutung für Logistik und SCM im internationalen Katastrophenmanagement vor, von
denen eine Auswahl in Abbildung 2 skizziert wird. Zunächst werden mit Informationsportalen der Vereinten Nationen und eProcurement Themen vorgestellt, die die
Einsatzmöglichkeiten des Internet verdeutlichen. Ein weiterer Abschnitt befasst sich
mit Standards der Information und Kommunikation, die teilweise im Katastrophenmanagement bereits Anwendung finden. Über den standardisierten elektronischen
Geschäftsdatenaustausch und den Einsatz von Standards zur Identifikation von Objekten hinaus, werden mit Systemen des Enterprise Resource Planning (ERP) sowie
des Advanced Planning (APS) standardisierte betriebswirtschaftliche Anwendungssysteme vorgestellt. Am Beispiel der ABC-Analyse wird verdeutlicht, wie sich einzelne logistische Methoden durch ERP-Systeme EDV-technisch umsetzten lassen.
Ebenso wird vorgestellt, wie sich Inhalte des Supply Chain Management durch Systeme des Advanced Planning unterstützen lassen. Die für die Privatwirtschaft entwickelten Standards werden den Anforderungen des internationalen Katastrophenmanagements teilweise gerecht; in einigen Fällen lassen sich jedoch die Besonderheiten
der Logistik und des SCM im Katastrophenmanagement durch die standardisierten
Systeme nicht abbilden. Aus diesem Grund wird zum Abschluss am Beispiel der
Software Helios ein spezielles Softwaresysteme für Logistik und SCM im internationalen Katastrophenmanagement vorgestellt. Dieses befindet sich im Jahr 2008
noch in der Entwicklungsphase, bietet aber eine Ausgangslage für zukünftige
Einsatzbereiche und Weiterentwicklungen. Im Rahmen solcher Entwicklungen ist
zum Beispiel zu prüfen, ob sich logistische Methoden sowie Konzepte des Supply
Chain Management, die in diesem Buch exemplarisch mit ihren Einsatzpotenzialen
und Grenzen für das internationale Katastrophenmanagement vorgestellt werden,
einbinden lassen.
Chapter Preview
References
Zusammenfassung
Im internationalen Katastrophenmanagement werden täglich Entscheidungen mit Logistikbezug getroffen. Die Autorin skizziert die Vielfalt der Entscheidungen durch die folgende Fragestellung: Welche Beschaffungskonzepte, Standorte, Touren, Informationssysteme und Konzepte der Zusammenarbeit sollen im Rahmen der Katastrophenvorsorge und -bewältigung realisiert werden?
Da die Entscheidungen in hohem Maße Qualität und Kosten der Versorgung betroffener Menschen beeinflussen, sollten diese nicht alleine aus dem Erfahrungswissen heraus getroffen, sondern durch logistische Planungsmethoden unterstützt werden.
Anwendungsbezogen und verständlich wird in dem Buch der Einsatz geeigneter Methoden (z. B. Standortplanung, Netzplantechnik) am Beispiel realer Katastrophen vermittelt. Konzepte des SCM und aktuelle Informationssysteme werden mit ihren Potenzialen und Grenzen für das internationale Katastrophenmanagement vorgestellt und unter Einsatz geeigneter Entscheidungskriterien exemplarisch bewertet.