19
dern als einen von zehn zentralen Ansatzpunkten zur Bekämpfung von Armut auflistet.3
Dieser Ansatz wird in einem Positionspapier des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zur Förderung sozialer Sicherheit und
sozialer Sicherungssysteme in Entwicklungsländern konkretisiert. Darin heißt es, dass
EZ „die Wirkung von sozialen Sicherungssystemen vor allem für Arme verbessern“ solle.4 Entsprechend solle sie sich vorrangig um die soziale Sicherheit von Erwerbstätigen
im informellen Sektor bemühen, die ganz besonders verletzbar durch Risiken sind.5
Fragestellung der Studie
In dieser Studie werden daher drei Fragen diskutiert:
Zum Ersten wird untersucht, worin die besonderen Probleme von informell Beschäftigten beim Umgang mit Risiken bestehen und wie sie hierbei unterstützt werden können.
Zum Zweiten wird analysiert, welches Potenzial Kleinstversicherungen (microinsurance schemes) bei der Verbesserung der sozialen Sicherheit im informellen Sektor
aufweisen. Hierunter versteht man Versicherungssysteme mit niedrigen Beitragssätzen
und flexiblen Konditionen, die der begrenzten Zahlungsfähigkeit und den spezifischen
Bedarfen von informell Beschäftigten Erwerbstätigen mit geringen und instabilen Einkommen gerecht werden.
Zum Dritten wird erörtert, welchen Beitrag verschiedene Akteure zu unterschiedlichen Strategien der Verbesserung von sozialer Sicherheit im informellen Sektor leisten
können: (i) die Regierungen der Entwicklungsländer, (ii) die Nichtregierungsorganisationen in den Entwicklungsländern; (iii) die externen Geber sowie (iv) die kommerziellen
Unternehmen.
Gliederung der Studie
Die Studie hat sechs Kapitel. Der Einleitung folgt Kapitel 2, in dem gezeigt wird, dass
Menschen in unterschiedlichen Ländern und unter unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen auch sehr unterschiedlichen Risiken ausgesetzt sind, dass Haushalte
und Individuen beim Umgang mit diesen Risiken höchst unterschiedliche Verfahren
anwenden können und dass ein sehr enger wechselseitiger Zusammenhang zwischen der
Armut eines Haushalts bzw. Individuums und seiner Verletzbarkeit (vulnerability)
durch Risiken besteht.
Kapitel 3 definiert Systeme der sozialen Sicherung als subsidiäre Instrumente zum
Management von Risiken, benennt ihre Ziele, diskutiert mögliche Bewertungskriterien
und analysiert die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Formen der sozialen Sicherung.
Das Kapitel schließt mit einer politökonomischen Betrachtung, bei der der Einfluss der
ökonomischen, historischen, politischen und soziokulturellen und Rahmenbedingungen
auf die Sozialpolitik eines Landes analysiert wird.
Kapitel 4 wendet sich dem informellen Sektor in Entwicklungsländern zu. Es definiert ihn als den Bereich der Ökonomie, der sich dem staatlichen Regulierungsrahmen
entzieht, stellt das kausale Dreiecksverhältnis von Informalität, Armut und sozialer Un-
3 Vgl. BMZ (2001a).
4 BMZ (2002, 12).
5 Vgl. BMZ (1999a, 2).
Chapter Preview
References
Zusammenfassung
Nur die Hälfte aller Menschen weltweit ist gegen Risiken wie Krankheit, Alter oder Ernteausfall abgesichert. Dies gilt v.a. für Beschäftigte im informellen Sektor. Lange wurde übersehen, dass hierin nicht nur ein soziales sondern auch ein ökonomisches Problem besteht, da Menschen ohne soziale Sicherheit besonders vorsichtig handeln und zum Beispiel Investitionen in Bildung und Produktionskapital meiden. Sie scheuen die hiermit verbundenen zusätzlichen Risiken und haben Angst, dass ihnen das investierte Geld bei Zahlungsschwierigkeiten nicht kurzfristig zur Verfügung steht.
Das vorliegende Buch gibt Einblick in die Funktionsweise moderner und traditioneller Systeme der sozialen Sicherung in Entwicklungsländern und zeigt auf, warum viele von ihnen für informell Beschäftigte ungeeignet sind. Es diskutiert, welche Strategien sich eignen, um die soziale Sicherheit im informellen Sektor zu verbessern und geht insbesondere auf das Potenzial von Kleinstversicherungen ein. Diese zeichnen sich durch niedrige Beitragssätze, flexible Zahlungsmodalitäten und begrenzte Leistungen aus und sind somit ganz an die Möglichkeiten und Bedarfe von Beziehern niedriger Einkommen angepasst, ohne auf Subventionen angewiesen zu sein.