374 Kapitel 10: Strukturen
B. Lösung
Die hier eingeführte »Two Markets Holding Strategy« sieht vor, dass ein
U.S.-amerikanisches Unternehmen Regional Headquarters in Hongkong
und/oder Singapur gründet, um die Gewinne der Tochtergesellschaften im
asiatisch-pazifischen Raum zu bündeln. Sowohl Hongkong als auch Singapur wenden ein territoriales Steuersystem an.
Aufgrund der DBAs Hongkong-VR China, Hongkong-Belgien1575 und
Hongkong-Luxemburg sowie VR China-Singapur und der Vielzahl von
Doppelbesteuerungsabkommen von Singapur mit europäischen Staaten1576
bestehen einige Möglichkeiten der steueroptimalen Ausschüttung von Gewinnen in der Volksrepublik China nach Europa. Allerdings gilt für Ausschüttungen von VR China nach Hongkong oder Singapur, dass mindestens 5% Quellensteuer in der VR China einbehalten werden.1577
Die belgische oder Luxemburger Holdinggesellschaft kann somit nicht
nur die Gewinne aus dem europäischen Raum, sondern auch die Gewinne
aus dem asiatisch-pazifischen Raum bündeln und ggf. quellensteuerfrei in
die Vereinigten Staaten repatriieren [Abbildung 52]. Dadurch wird die belgische oder Luxemburger »Euro-Holding« zu einer »Welt-Holding«.
1575 Art. 10 Abs. 2 DBA Belgien-Hongkong; 12 Monate Mindesthaltefrist; 25 Mindestbeteiligungshöhe.
1576 Bspw. Art. 10 Abs. 3 DBA Belgien-Singapur.
1577 Art. 10 Abs. 2 DBA VR China-Hongkong; Art. 10 Abs. 2 DBA VR China-Singapur. In beiden Vorschriften wird das Quellenbesteuerungsrecht auf 5%
beschränkt.
XII. »Two Markets Holding Strategy« mit einer »Welt-Holding« 375
Abbildung 52: Struktur – Two Markets Holding Strategy
USA
Hongkong
Singapur
TwoMarketsHolding Strategy
0% QSt
VR China
EU
Belgien
Luxemburg
5% QStKSt
0% QSt
0% QSt
KSt
KStKSt
Chapter Preview
References
Zusammenfassung
Die internationale Steuerplanung mit Holdinggesellschaften ist für multinationale Konzerne häufig lohnenswert. Allerdings gilt es vielerlei Fallstricke zu beachten. Der Autor stellt nicht nur die Grundlagen dieser Art von Steuerplanung dar, sondern präsentiert Strukturen, die sowohl für Praktiker als auch für Wissenschaftler von großem Interesse sind.
Spätestens wenn ein U.S.-amerikanischer Investor einen Gewinn in Deutschland realisiert hat, muss er eine Entscheidung darüber treffen, wie er den Gewinn verwendet. Hierfür gibt es drei Alternativen: Erstens, den Gewinn in Deutschland oder Europa zu reinvestieren, um diesen von der U.S.-amerikanischen Besteuerung abzuschirmen, zweitens, den Gewinn aus Europa heraus in einen Drittstaat zu leiten, um ihn dort zu investieren und von der U.S.-amerikanischen Besteuerung abzuschirmen oder drittens, die Gewinne in die Vereinigten Staaten zu repatriieren. Für die letzte Option gibt es gute Gründe. Diesen widmet sich das Werk, indem es zwei Dutzend Holdingstandorte analysiert, die eine steueroptimale Repatriierung von U.S.-Gewinnen aus Deutschland ermöglichen.
Die Dissertation wurde mit dem Gerhard-Thoma-Ehrenpreis 2009, dem Rudolf-Haufe-Nachwuchsförderpreis 2009 und dem Esche Schümann Commichau Förderpreis 2009 ausgezeichnet.