I. Repatriierung ohne Quellensteuern 353
Kapitel 10:
Strukturen
Auf der Basis der voranstehenden Analyse ergeben sich eine Reihe von
steueroptimalen Strukturen. Eine kleine Auswahl davon soll im Folgenden
dargestellt werden. Es liegt in der Natur solcher Struktur, dass sie stets
dahingehend überprüft werden müssen, ob sich die zu Grunde liegende
Rechtslage geändert hat. In einem solchen Falle bedarf es der Anpassung
oder einer umfassenden Umstrukturierung.
I. Repatriierung ohne Quellensteuern
A. Situation
Die Vermeidung von Quellensteuern ist eine der primären Aufgaben der
internationalen Steuerplanung. Denn Quellensteuern sind in zweierlei Hinsicht nachteilig: Zum einen sind sie definitiv, d.h. sie können nicht durch
anderweitige Maßnahmen zurückerlangt werden und zum anderen führen
sie aus U.S.-amerikanischer Sicht zu Anrechnungsüberhängen.1539 In
Strukturen, in denen die Spitzeneinheit ihren Sitz in einem Land hat, welches die Freistellungsmethode anwendet, bedeutet eine Reduzierung der
Quellensteuer gleichzeitig eine geringere Gesamtsteuerbelastung.
B. Lösung
Eine Repatriierung von Dividenden ohne Quellensteuern ist unter der
Maßgabe möglich, dass innerhalb der EU die Dividenden zunächst in ein
Land geleitet werden, welches in einem Doppelbesteuerungsabkommen
mit den Vereinigten Staaten einen Nullquellensteuersatz für Dividendenausschüttungen abgeschlossen hat. Dafür ist entscheidend, dass die unilateralen Voraussetzungen im Lichte der Mutter-Tochter-Richtlinie erfüllt
werden. In einem zweiten Schritt kann das Doppelbesteuerungsabkommen
genutzt werden, um die Dividenden quellensteuerfrei in die Vereinigten
Staaten zu repatriieren. Auch hierfür müssen die Mindestvoraussetzungen
1539 Kessler, Überlegungen zur Standortwahl einer Euro-Holding aus steuerlicher
Sicht, in: Fischer, Grenzüberschreitende Aktivitäten deutscher Unternehmen und
EU-Recht, 1997, S. 130, 153; Endres, Typische Holdingstrukturen anhand von Beispielsfällen, Wirtschaftsprüfung 2003, S56, S57.
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References
Zusammenfassung
Die internationale Steuerplanung mit Holdinggesellschaften ist für multinationale Konzerne häufig lohnenswert. Allerdings gilt es vielerlei Fallstricke zu beachten. Der Autor stellt nicht nur die Grundlagen dieser Art von Steuerplanung dar, sondern präsentiert Strukturen, die sowohl für Praktiker als auch für Wissenschaftler von großem Interesse sind.
Spätestens wenn ein U.S.-amerikanischer Investor einen Gewinn in Deutschland realisiert hat, muss er eine Entscheidung darüber treffen, wie er den Gewinn verwendet. Hierfür gibt es drei Alternativen: Erstens, den Gewinn in Deutschland oder Europa zu reinvestieren, um diesen von der U.S.-amerikanischen Besteuerung abzuschirmen, zweitens, den Gewinn aus Europa heraus in einen Drittstaat zu leiten, um ihn dort zu investieren und von der U.S.-amerikanischen Besteuerung abzuschirmen oder drittens, die Gewinne in die Vereinigten Staaten zu repatriieren. Für die letzte Option gibt es gute Gründe. Diesen widmet sich das Werk, indem es zwei Dutzend Holdingstandorte analysiert, die eine steueroptimale Repatriierung von U.S.-Gewinnen aus Deutschland ermöglichen.
Die Dissertation wurde mit dem Gerhard-Thoma-Ehrenpreis 2009, dem Rudolf-Haufe-Nachwuchsförderpreis 2009 und dem Esche Schümann Commichau Förderpreis 2009 ausgezeichnet.