VI. Reformvorschläge für das U.S.-amerikanische internationale Steuerrecht 351
steuersatz Makulatur ist. Andererseits ist nicht verständlich, warum die
Vereinigten Staaten propagieren, dass sich die U.S.-amerikanischen Abkommenspartner diese Regelung erst einmal verdienen müssen.
Für die Steuerpraxis sind diese Aussichten zweischneidig. Den Gesellschaften, die im Visier der Verschärfungen liegen, namentlich Durchlaufoder Briefkastengesellschaften, wird ein noch rauerer Wind entgegen wehen. Demgegenüber brechen für andere Gesellschaften und deren Gesellschafter rosigere Zeiten an, wenn es ihnen gelingt, die Früchte des Null-
Quellensteuersatzes oder des verbindlichen Schiedsverfahrens zu ernten.
VI. Reformvorschläge für das U.S.-amerikanische internationale
Steuerrecht
Aufgrund der Komplexität des U.S.-amerikanischen Steuerrechts gibt es
seit längerem Bestrebungen, das Steuersystem einfacher zu machen und
Steuervorteile zu reduzieren.1527 Ein Kritikpunkt ist auch der mit 35% relativ hohe Körperschaftsteuersatz.1528 Obwohl multinationalen U.S.-amerikanischen Unternehmen einem Durchschnittssteuersatz von (nur) 25%
unterliegen,1529 spielt die nominale Höhe eines gesetzlichen Steuerwettbewerbs für die Attraktivität eines Standortes eine große Rolle.1530
Jüngst wurde für bestimmte Einkunftsarten die Abschaffung der Anrechnungsmethode zugunsten der Freistellungmethode1531 bzw. eine umfassende Reform des FTC-Systems diskutiert.1532 Zu den konkreten Re-
1527 Weiner, U.S. Corporate Tax Reform: All Talk, No Action, Tax Notes International
2007, Vol. 47, 800, 801, 803, 804, 808. »The top three corporate tax preferences
are first, the expensing of R&E expenditures, second, the deferral of income from
CFCs, and third the deduction for U.S. production activities.«
1528 Siehe oben Kapitel 2(I.).
1529 Weiner, U.S. Corporate Tax Reform: All Talk, No Action, Tax Notes International
2007, Vol. 47, 800, 806.
1530 Edwards, Is the U.S. Corporate Tax in the Laffer Zone, Tax Notes International
2007, Vol. 48, 1243-1246; Sheppard, Ending Deferral Without Repatriating
Losses, Tax Notes International 2007, Vol. 48, 996-1001 und die Replik auf diesen
Artikel in, Tittle, International Tax Reform: Response to Sheppard, Tax Notes
International 2007, Vol. 48, 1261-1262.
1531 Weiner, Tackling Business Tax Reform in the U.S. and EU, Tax Notes International
2008, Vol. 49, 17, 18; American Bar Association, Report of the Task Force on International Tax Reform, Tax Lawyer 2006, Vol. 59, No. 3, 649, 718-795; Nadal, ABA
Task Force Releases Report on U.S. International Tax Reform, Tax Notes International 2007, Vol. 45, 114.
1532 American Bar Association, Report of the Task Force on International Tax Reform,
Tax Lawyer 2006, Vol. 59, No. 3, 649, 692-717 und 756-776;
352 Kapitel 9: Repatriierungshindernisse im U.S.-amerikanischen Steuerrecht
formvorschlägen gehört die Einführung einer Per-Country-Limitation, um
den exzessiven Einsatz des Cross-Crediting zu verhindern.1533
Außerdem gibt es Überlegungen, das Subpart F-Regime zu reformieren.1534 Vorgeschlagen wurde u.a., die Abschirmwirkung für Einkünfte aus
Tax Havens vollständig zu eliminieren.1535 Die Befürworter dieses Vorschlages mussten allerdings eingestehen, dass eine solche Maßnahme dem
Zweck einer Reform des U.S.-amerikanischen internationalen Steuerrechts
zuwiderläuft, nämlich die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit multinationaler U.S.-amerikanischer Unternehmen.1536
Schließlich wird auch diskutiert, ob die Vereinigten Staaten zu einem
Territorialsystem wechseln sollten.1537 Eine solch fundamentale Reform
würde nicht nur die Repatriierungspraxis multinationaler U.S.-amerikanischer Unternehmen stark verändern, sondern auch eine Revision der
U.S.-amerikanischen Thin Cap-Regeln erfordern.1538
1533 American Bar Association, Report of the Task Force on International Tax Reform,
Tax Lawyer 2006, Vol. 59, No. 3, 649, 672, 675.
1534 American Bar Association, Report of the Task Force on International Tax Reform,
Tax Lawyer 2006, Vol. 59, No. 3, 649, 777-812.
1535 Nadal, ABA Task Force Releases Report on U.S. International Tax Reform, Tax
Notes International 2007, Vol. 45, 114, 115.
1536 American Bar Association, Report of the Task Force on International Tax Reform,
Tax Lawyer 2006, Vol. 59, No. 3, 649, 811.
1537 Weiner, U.S. Corporate Tax Reform: All Talk, No Action, Tax Notes International
2007, Vol. 47, 800, 809.
1538 Weiner, U.S. Corporate Tax Reform: All Talk, No Action, Tax Notes International
2007, Vol. 47, 800, 810.
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References
Zusammenfassung
Die internationale Steuerplanung mit Holdinggesellschaften ist für multinationale Konzerne häufig lohnenswert. Allerdings gilt es vielerlei Fallstricke zu beachten. Der Autor stellt nicht nur die Grundlagen dieser Art von Steuerplanung dar, sondern präsentiert Strukturen, die sowohl für Praktiker als auch für Wissenschaftler von großem Interesse sind.
Spätestens wenn ein U.S.-amerikanischer Investor einen Gewinn in Deutschland realisiert hat, muss er eine Entscheidung darüber treffen, wie er den Gewinn verwendet. Hierfür gibt es drei Alternativen: Erstens, den Gewinn in Deutschland oder Europa zu reinvestieren, um diesen von der U.S.-amerikanischen Besteuerung abzuschirmen, zweitens, den Gewinn aus Europa heraus in einen Drittstaat zu leiten, um ihn dort zu investieren und von der U.S.-amerikanischen Besteuerung abzuschirmen oder drittens, die Gewinne in die Vereinigten Staaten zu repatriieren. Für die letzte Option gibt es gute Gründe. Diesen widmet sich das Werk, indem es zwei Dutzend Holdingstandorte analysiert, die eine steueroptimale Repatriierung von U.S.-Gewinnen aus Deutschland ermöglichen.
Die Dissertation wurde mit dem Gerhard-Thoma-Ehrenpreis 2009, dem Rudolf-Haufe-Nachwuchsförderpreis 2009 und dem Esche Schümann Commichau Förderpreis 2009 ausgezeichnet.