IV. Vor- und Nachteile der Holdingstandorte 197
Wegzugsbesteuerung unter Druck gesetzt822 (z.B. in der Rechtssache N,823
in der es um die Wegzugsbesteuerung in den Niederlanden ging).824
Ein häufig unterschätztes Kriterium ist die Umsatzbesteuerung von Holdinggesellschaften. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob die Holdinggesellschaft zum Vorsteuerabzug berechtigt ist, so dass sowohl die Dienstleistungen der Holdinggesellschaft als auch die von der Holdinggesellschaft eingekauften Produkte und Dienstleistungen umsatzsteuerneutral
sind. Die EuGH-Rechtsprechung weist darauf hin, dass eine reine Holdinggesellschaft keine wirtschaftliche Tätigkeit i.S.d. 6. EG-Umsatzsteuerrichtlinie825 entfaltet und daher nicht zum Vorsteuerabzug berechtigt ist.826
Umgekehrt ist eine Geschäftsführungsholding zum Vorsteuerabzug im Zusammenhang mit den Beteiligungen berechtigt, denen gegenüber sie eine
Dienstleistung erbracht hat.827
IV. Vor- und Nachteile der Holdingstandorte
Der Kreis der von multinationalen U.S.-amerikanischen Unternehmen
häufig genutzten Holdingstandorte ist überschaubar. Dies liegt zum einen
an den soeben beschriebenen Anforderungen, die an einen Holdingstandort
gestellt werden und zum anderen daran, dass der Aufbau eines guten Rufs
als Holdingstandort mehrere Jahrzehnte in Anspruch nimmt. Ein guter Ruf
und die Verlässlichkeit des Standortes sind aber von zentraler Bedeutung
für die Akzeptanz der Holdinggesellschaft sowohl auf unternehmerischer
Seite als auch bei der Finanzverwaltung.
Obwohl die meisten von multinationalen U.S.-amerikanischen Unternehmen genutzten Holdingstandorte in Europa liegen,828 werden auch au-
ßereuropäische Standorte von multinationalen U.S.-amerikanischen Un-
822 Führich, Exit Taxation and ECJ Case Law, European Taxation 2008, 10.
823 EuGH v. 7. September 2006, C-470/04 (N).
824 Ferner, Lang, The community law framework for »Exit Taxes« in light of the opinion of advocate general Kokott in the N. case, Steuer und Wirtschaft International
2006, 213; Köhler/Eicker, Hinzurechnungsbesteuerung- und Wegzugsbesteuerung, DStR 2006, 1871, 1874.
825 Sixth Council Directive of 17 May 1977 on the harmonization of the laws of the
Member States relating to turnover taxes – Common system of value added tax:
uniform basis of assessment (77/388/EEC). Siehe auch, Terra/Kajus, European
VAT Directives – Volume 4, 2005.
826 EuGH v. 20. Juli 1991, C-60/90 (Polysar).
827 EuGH v. 27. September 2001, C-16/00 (Cibo Participations), Tz. 41-45 und EuGH
v. 14. November 2000, C-142/99 (Floridienne und Berginvest) Tz. 23, 32.
828 Rechtsvergleichende Studien verschiedener europäischer Holdingstandorte bieten
Romano, Holding Company Regimes in Europe: A Comparative Survey, European
Taxation 1999, 257ff. und Kessler, Internationale Holdingstandorte, in: Schaumburg/Piltz, 2002, S. 67, 72ff.
198 Kapitel 7: Holdingstandorte
ternehmen nicht nur genutzt, sondern auch (z.B. Hongkong und Singapur)
attraktiver.
Letztlich wird es in den allermeisten Fällen jedoch keinen »perfekten«
Holdingstandort geben. Vielmehr müssen die Vor- und Nachteile jedes
Holdingstandortes im Einzelfall gegeneinander abgewogen werden. Die
folgende Darstellung der Vor- und Nachteile der einzelnen Holdingstandorte sollte eine gute Basis für die Entscheidungsfindung schaffen.
Dabei wird auch deutlich, dass die klassischen europäischen Holdingstandorte nicht nur neue Konkurrenz aufgrund der EU-Osterweiterung
bekommen haben (z.B. durch Zypern und Malta)829, sondern auch durch
Hongkong und Singapur.830
A. Niederlande
Die Niederlande blicken auf eine lange Tradition als attraktiver Holdingstandort zurück.831 Schon in der Kolonialzeit haben die Niederländer
eine weitreichende Beteiligungsertragsbefreiung in ihrem Steuersystem
verankert, um den Handel mit den Kolonien zu fördern.832
Oft noch wichtiger für Investoren ist die Kooperationsbereitschaft der
Finanzverwaltung. In den Niederlanden wird schon seit Jahrhunderten dem
Wahlspruch gefolgt: »Was gut für unsere Volkswirtschaft ist, ist gut für unser Land und ist gut für unser Steueraufkommen«. Auf dieses traditionell
829 Finkenzeller/Spengel, Company Taxation in the New Member States, European
Taxation 2004, 342-354.
830 Siehe auch, Desai/Foley/Hines, The demand for tax haven operations, Journal of
Public Economics 2006, Vol. 90, 513, S. 517.
831 Als Überblick, Lambooij/Peelen, The Netherlands Holding Company, IBFD Bulletin for International Taxation 2006, August/September, 335, 336; Rosmalen, The
Netherlands: The Preferred Country to Establish an Intermediate Holding Company, Tax Planning International Review 2006, Vol. 32, 21, 22. Des Weiteren, van
Haaren/van Haaren-Nieboer, Netherlands, in: IBFD, Europe – Corporate Taxation, 2007, Ch. 8.3.3.3.1.; Müller, The Netherlands in International Tax Planning,
2005, Ch. 9Bardet/Beetschen/Charvériat u.a., Les holdings, 2007, S. 345-353;
Langer, Netherlands, in: Langer, Langer on International Tax Planning, 2008,
§ 138:1.1.; Diamond/Diamond, Tax Havens of the World – The Netherlands, 2004,
S. 1; Graham, The Netherlands, in: Spitz/Clarke, Offshore Service, 2005, NTH/1,
21-23; Langer, Tax Havens Used For Offshore Companies, in: Langer, Langer on
International Tax Planning, 2008, § 40:2.5.; Dreßler, Gewinn- und Vermögensverlagerungen in Niedrigsteuerländer und ihre steuerliche Überprüfung, 2007, S. 132-
142.
832 Aus historischer Sicht, Lambooij/Peelen, The Netherlands Holding Company,
IBFD Bulletin for International Taxation 2006, August/September, 335, 336.
IV. Vor- und Nachteile der Holdingstandorte 199
investorenfreundliche Klima können Investoren auch in der Zukunft vertrauen.833
Seit vielen Jahrzehnten organisieren multinationale U.S.-amerikanische
Investoren ihre Investitionen in Deutschland über die Niederlande.834 Viele
große multinationale Unternehmen wie Coca-Cola, Nike, IKEA oder Sun
Microsystems unterhalten Holdinggesellschaften in den Niederlanden.835
Viele dieser Holdinggesellschaften erfüllen eine Finanzierungsfunktion.836
Einem Bericht zufolge, unterhalten mehr als 1.100 multinationale Unternehmen Tochtergesellschaften in den Niederlanden, die auch Heimat von
20.000 Briefkastengesellschaften sein sollen.837
Eine der Vorzüge der Niederlande ist deren Besteuerung von Lizenzeinkünften, welche nicht nur Unternehmen aus dem Unterhaltungssektor (U2
oder die Rolling Stones) sondern auch Firmen wie EADS und Prada angelockt hat.838
Eine weitere Besonderheit ist die enge Verbindung zu den Niederländischen Antillen, die eine Fülle von Steuerplanungsmöglichkeiten eröffnet.839
Vor dem Jahre 2007 hat sich die starke Position der Niederlande als Holdingstandort aufgrund der zunehmenden Konkurrenz kontinuierlich verschlechtert. Dieser Umstand war der Hauptgrund dafür, dass die niederlän-
833 Vgl. Groen/van der Linden/Stalenhoef u.a., Government Discusses Pending Bill
that will Strengthen the Dutch Investment Climate, Tax Planning International
Review 2006, Vol. 33, September, 3-6.
834 Siehe Hey, German Tax Court Revamps Treaty Shopping Law, Tax Notes International 2005, Vol. 40, 122, 125. Ferner, Mongan/Johal, Tax Planning with European
Holding Companies, Journal of International Taxation 2005, Vol. 16, 49, 50;
Ruchelman/van Asbeck/Canalejo u.a., A Guide to European Holding Companies
Part 2, Journal of International Taxation 2001, January, 22, 28.
835 Tartler, Und ewig lockt die Steueroase, Financial Times Deutschland v. 20.2.2007,
S. 14. Über die Holdingsstrukturen von IKEA, Grosse-Halbuer, Gelb-blaues Wunder, Wirtschaftswoche v. 8.5.2006, S. 72, 86.
836 Tartler, Und ewig lockt die Steueroase, Financial Times Deutschland v. 20.2.2007,
S. 14.
837 Tartler, Und ewig lockt die Steueroase, Financial Times Deutschland v. 20.2.2007,
S. 14.
838 Scott, World Tax Daily 3.8.2006, Doc 2006-14547; Rickman, World Tax Daily
9.8.2006, Doc 2006-14972; Rickman, World Tax Daily 22.9.2006, Doc 2006-
19807; Wallbraun, Fluchtpunkt Amsterdam, Der Spiegel 26.2.2007, S. 107. So
zahlten die Rolling Stones in den letzten 20 Jahren auf ihre Gesamteinkünfte von
$450 Mio. nur $7,2 Mio. an Steuern in den Niederlanden, was zu einem durchschnittlichen Steuersatz von 1,6% führte. Ferner, Nadal, Report Sheds Light on
Netherlands' Tax Haven Problems, Tax Notes International 2007, Vol. 46, 1192.
839 Aufgrund der engen Verbindungen zwischen den Niederländischen Antillen und
den Niederlanden drohte sogar das deutsche Finanzministerium, das Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und den Niederlanden revidieren zu
wollen. Dazu, Afhüppe, Steinbrück prüft alle Steuerabkommen, Handelsblatt v.
10.9.2007, S. 3.
200 Kapitel 7: Holdingstandorte
dische Regierung mit der »Working on Profit Bill« das Körperschaftsteuergesetz (Wet op de vennootschapsbelasting) reformierte.840 Die Reform
wurde allerdings nicht allein aus Wettbewerbsgründen, sondern auch als
Antwort auf EuGH-Entscheidungen durchgeführt.841 Die Hauptmerkmale
der Steuerreform 2007 lassen sich wie folgt zusammenfassen:842
Reduzierung des Körperschaftsteuersatzes auf 25,5%;843
qualifizierende EU-Tochtergesellschaften können Bestandteil einer
niederländischen Gruppenbesteuerung (fiscale eenheid) sein;
840 Elsweier, Dutch Experience with European Developments, Intertax 2006, Vol. 34,
186.
841 Weber, CTA 2007. Removing EU law problem areas, in: Loyens & Loeff, Dutch
Corporation Tax Act 2007 in focus, 2005, S. 38ff.; Elsweier, Dutch Experience with
European Developments, Intertax 2006, Vol. 34, 186ff.
842 van Wettum/Beversm/van Minnen, The Netherlands: Corporate Income Tax
Reform 2007, Tax Planning International Review 2006, Vol. 33, June, 12-14;
Peter/Schutz, Dutch reforms can deliver for investors, International Tax Review
2006, Vol. 18, December/January, 28-31;; Lor, Dutch Corporate Tax Income Tax
2007, Tax Planning International Review 2007, Vol. 34, January, 14; van Dijk/
Wurzer/Greeven, Participation Exemption, Tax Planning International Review
2007, Vol. 34, April, 25-26; van den Tillaart/Behnes, Steuerreform 2007, IStR
2007, Länderbericht 1/2007, S. 5; Groen/van der Linden/Stalenhoef u.a., Government Discusses Pending Bill that will Strengthen the Dutch Investment Climate,
Tax Planning International Review 2006, Vol. 33, September, 3-6; Bakker/van de
Rijt, Netherlands corporate income tax reform 2007, Bulletin for International Taxation 2006, Vol. 60, 308ff.; van Haaren/van Haaren-Nieboer, Netherlands, in:
IBFD, Europe – Corporate Taxation, 2007; Habers, How the 2007 corporate tax
reforms will work, International Tax Review 2006, Vol. 17, 62-94; van der Donk/
Hemels, Dutch Parliament Approves Corporate Tax Package, Tax Notes International 2006, Vol. 44, 727-733; Müller, 2007 Taxplan Discussed in Parliament, Tax
Planning International Review 2007, Vol. 33, January, 20; Spierts, Steueränderungen in den Niederlanden, Internationale Wirtschaftsbriefe 2007, Gruppe 2,
Fach 5, 461-466; Foddanu, Geplante Steuerreform in den Niederlanden, Praxis
Internationale Steuerberatung 2006, 268-270.
843 Swagers, The Netherlands – Government presents tax measures for 2008, Tax Planning International Review 2007, Vol. 34, October, 31, 32; Dikmans, New Netherlands Corporate Income Tax Provisions for 2007, European Taxation 2007, 158,
159; Lor, Dutch Corporate Tax Income Tax 2007, Tax Planning International
Review 2007, Vol. 34, January, 14; van Dijk/Wurzer/Greeven, Participation Exemption, Tax Planning International Review 2007, Vol. 34, April, 25; van Wettum/
Beversm/van Minnen, The Netherlands: Corporate Income Tax Reform 2007, Tax
Planning International Review 2006, Vol. 33, June, 12; van den Tillaart/Behnes,
Steuerreform 2007, IStR 2007, Länderbericht 1/2007, 5, 6; Peter/Schutz, Dutch
reforms can deliver for investors, International Tax Review 2006, Vol. 18, December/January, 28; van der Donk/Hemels, Dutch Parliament Approves Corporate Tax
Package, Tax Notes International 2006, Vol. 44, 727; Habers, How the 2007 corporate tax reforms will work, International Tax Review 2006, Vol. 17, 62; Müller,
2007 Taxplan Discussed in Parliament, Tax Planning International Review 2007,
Vol. 33, January, 20.
IV. Vor- und Nachteile der Holdingstandorte 201
geringere Anforderungen für ausländische Tochtergesellschaften844
zur Erlangung der Beteiligungsertragsbefreiung;845 allerdings ist diese
an ein neues Subject-to-Tax-Erfordernis geknüpft;846
Abschaffung der zeitlich begrenzten Abschreibung innerhalb der Regeln zur Beteiligungsertragsbefreiung;
Vereinfachung der Anti-Missbrauchsvorschriften hinsichtlich der Abzugsfähigkeit von Zinsaufwand;847
844 Zur Klassifizierung ausländischer Tochtergesellschaften im Rahmen der niederländischen Beteiligungsertragsbefreiung, insbesondere im Zusammenhang mit
hybriden Rechtsformen, vgl. Müller, Supreme Court Misses Opportunity in
Foreign Entity Classification, Tax Planning International Review 2006, Vol. 33,
July, 19-20; Lamers/Stevens, Classification of Foreign Entities and Classification
Conflicts: Netherlands' Developments, Intertax 2005, 240-248; Rademakers/
Swets, New Degree on the Classification and Tax Treatment of Foreign (Hybrid)
Entities in the Netherlands, European Taxation 2005, 171-180; Rademakers/Swets,
New Degree on the Classification and Tax Treatment of Foreign (Hybrid) Entities
in the Netherlands, European Taxation 2005, 171-180; de Wit, Dutch Hybrid Entity
Provision Relaxed for U.S. Investors, Tax Notes International 2005, Vol. 39, 207-
209; Spierts, Die niederländische Besteuerung hybrider Tochtergesellschaften,
Internationale Wirtschaftsbriefe 2005, Gruppe 2, 409, 410.
845 Martens in: Loyens & Loeff, Dutch Corporation Tax Act 2007 in focus, 2005, S.
29ff.; Lambooij/Peelen, The Netherlands Holding Company, IBFD Bulletin for
International Taxation 2006, August/September, 335, 336; Rosmalen, The Netherlands: The Preferred Country to Establish an Intermediate Holding Company, Tax
Planning International Review 2006, Vol. 32, 21, 22. Ferner, van Haaren/van Haaren-Nieboer, Netherlands, in: IBFD, Europe – Corporate Taxation, 2007, Ch.
8.3.3.3.1.; Müller, The Netherlands in International Tax Planning, 2005, Ch. 9;
Peter/Schutz, Dutch reforms can deliver for investors, International Tax Review
2006, Vol. 18, December/January, 28; van der Donk/Hemels, Dutch Parliament
Approves Corporate Tax Package, Tax Notes International 2006, Vol. 44, 727, 729-
730; Habers, How the 2007 corporate tax reforms will work, International Tax
Review 2006, Vol. 17, 62, 63; Müller, 2007 Taxplan Discussed in Parliament, Tax
Planning International Review 2007, Vol. 33, January, 20; Spierts, Steueränderungen in den Niederlanden, Internationale Wirtschaftsbriefe 2007, Gruppe 2,
Fach 5, 461, 463; Lier/Kraan, Host Country Netherlands, in: Tax Management
International Forum, The Definition and Taxation of Dividends, 2007, 47-50; Dikmans, New Netherlands Corporate Income Tax Provisions for 2007, European
Taxation 2007, 158, 163-166.
846 Dikmans, New Netherlands Corporate Income Tax Provisions for 2007, European
Taxation 2007, 158, 164-166; Martens in: Loyens & Loeff, Dutch Corporation Tax
Act 2007 in focus, 2005, 29, 30; van Dijk/Wurzer/Greeven, Participation Exemption, Tax Planning International Review 2007, Vol. 34, April, 25; van Wettum/
Beversm/van Minnen, The Netherlands: Corporate Income Tax Reform 2007, Tax
Planning International Review 2006, Vol. 33, June, 12, 13; van den Tillaart/
Behnes, Steuerreform 2007, IStR 2007, Länderbericht 1/2007, S. 5, 6.
847 van Wettum/Beversm/van Minnen, The Netherlands: Corporate Income Tax
Reform 2007, Tax Planning International Review 2006, Vol. 33, June, 12, 13; Dikmans, New Netherlands Corporate Income Tax Provisions for 2007, European
Taxation 2007, 158, 160, 161.
202 Kapitel 7: Holdingstandorte
Einführung von Restriktionen für den Gebrauch hybrider Finanzierungsinstrumente;848
Ersetzung des International Finance Activity (IFA) 849 Regimes durch
ein neu eingeführtes Boxensystem für Zinseinkünfte;
Abschaffung der Gesellschaftssteuer (capital duty);
Einführung einer »Patent Box«.
In der Zusammenschau der herkömmlichen und den neueingeführten
Regelungen weist der Holdingstandort Niederlande folgende Vorteile
auf:850
100%ige Beteiligungsertragsbefreiung und 100%ige Veräußerungsertragsbefreiung bei einer Mindestbeteiligung von 5% und ohne Mindesthaltefrist;851
attraktives System für die Besteuerung von Lizenzeinkünfte (»Patent
Box«);852
848 van Wettum/Beversm/van Minnen, The Netherlands: Corporate Income Tax
Reform 2007, Tax Planning International Review 2006, Vol. 33, June, 12, 13; Dikmans, New Netherlands Corporate Income Tax Provisions for 2007, European
Taxation 2007, 158,159, 160.
849 Die Europäische Kommission qualifizierte das IFA-Regime als verbotene Beihilfe
im Februar 2003. Einen Vergleich zwischen dem (alten) IFA-Regime und dem
neuen Regime bietet Elsweier, Dutch Experience with European Developments,
Intertax 2006, Vol. 34, 186, 191.
850 Eynatten, European Holding Company Tax Regimes: A Comparative Study, European Taxation 2007, 562; Dikmans, New Netherlands Corporate Income Tax Provisions for 2007, European Taxation 2007, 158-167; Lambooij/Peelen, The
Netherlands Holding Company, IBFD Bulletin for International Taxation 2006,
August/September, 335-343; Rosmalen, The Netherlands: The Preferred Country
to Establish an Intermediate Holding Company, Tax Planning International Review
2006, Vol. 32, 21-25. Ferner, Nadal, Report Sheds Light on Netherlands' Tax Haven
Problems, Tax Notes International 2007, Vol. 46, 1192.
851 Ferris, The Substantial Shareholdings Exemption: International Context and Comparisons, Tax Planning International Review 2006, Vol. 33, October, 10, 13.
852 Groen/van der Linden/Stalenhoef u.a., Government Discusses Pending Bill that
will Strengthen the Dutch Investment Climate, Tax Planning International Review
2006, Vol. 33, September, 3, 4; van Wettum/Beversm/van Minnen, The Netherlands: Corporate Income Tax Reform 2007, Tax Planning International Review
2006, Vol. 33, June, 12, 13; Groen/van der Linden/Stalenhoef u.a., Government
Discusses Pending Bill that will Strengthen the Dutch Investment Climate, Tax
Planning International Review 2006, Vol. 33, September, 3, 4; van der Donk/
Hemels, Dutch Parliament Approves Corporate Tax Package, Tax Notes International 2006, Vol. 44, 727, 728; Habers, How the 2007 corporate tax reforms will
work, International Tax Review 2006, Vol. 17, 62, 63; Müller, 2007 Taxplan Discussed in Parliament, Tax Planning International Review 2007, Vol. 33, January,
20; Spierts, Steueränderungen in den Niederlanden, Internationale Wirtschaftsbriefe 2007, Gruppe 2, Fach 5, 461, 263; Foddanu, Geplante Steuerreform in den
IV. Vor- und Nachteile der Holdingstandorte 203
attraktives System zur Besteuerung von Zinseinkünften (»Group Interest Box«);853
attraktives Gruppenbesteuerungssystem (fiscale eenheid);854
853 Niederlanden, Praxis Internationale Steuerberatung 2006, 268, 269; Brassem,
»Patents Box« Now Final, Tax Planning International Review 2007, Vol. 34, February, 27; Dikmans, New Netherlands Corporate Income Tax Provisions for 2007,
European Taxation 2007, 158, 159, 161; Paardekooper/Brassem/Gommers, Patented Intangible Assets, Tax Planning International Review 2006, Vol. 33, October,
4. Zur Genehmigung durch die EU, Kinnegim, European Commission Approves
Dutch Patent Box Tax Regime, World Tax Daily 2.2.2007, Doc 2007-2620.
853 Winkeljohann/Weihmann, Finanzierungseinkünfte in Belgien und den Niederlanden aus Sicht deutscher Unternehmen, Die Unternehmensbesteuerung 2008, 161,
164-165; Groen/van der Linden/Stalenhoef u.a., Government Discusses Pending
Bill that will Strengthen the Dutch Investment Climate, Tax Planning International
Review 2006, Vol. 33, September, 3; Groen/van der Linden/Stalenhoef u.a., Government Discusses Pending Bill that will Strengthen the Dutch Investment Climate, Tax Planning International Review 2006, Vol. 33, September, 3; Peter/
Schutz, Dutch reforms can deliver for investors, International Tax Review 2006,
Vol. 18, December/January, 28, 29-30; van der Donk/Hemels, Dutch Parliament
Approves Corporate Tax Package, Tax Notes International 2006, Vol. 44, 727, 728;
Habers, How the 2007 corporate tax reforms will work, International Tax Review
2006, Vol. 17, 62, 62; Müller, 2007 Taxplan Discussed in Parliament, Tax Planning
International Review 2007, Vol. 33, January, 20; van Wettum/Beversm/van Minnen,
The Netherlands: Corporate Income Tax Reform 2007, Tax Planning International
Review 2006, Vol. 33, June, 12, 13; van den Tillaart/Behnes, Steuerreform 2007,
IStR 2007, Länderbericht 1/2007, 5, 6; Spierts, Steueränderungen in den Niederlanden, Internationale Wirtschaftsbriefe 2007, Gruppe 2, Fach 5, 461, 262; Foddanu, Geplante Steuerreform in den Niederlanden, Praxis Internationale Steuerberatung 2006, 268, 269. Zu möglichen Konflikten mit dem EG-Recht, Kinnegim,
European Commission Approves Dutch Patent Box Tax Regime, World Tax Daily
2.2.2007, Doc 2007-2620.
854 van Haaren/van Haaren-Nieboer, Netherlands, in: IBFD, Europe – Corporate
Taxation, 2007, Ch. 9; Müller, The Netherlands in International Tax Planning,
2005, Ch. 10; Jungnitz, »Fiscale eenheid« in den Niederlanden, IStR 2006, 266-
272; Spierts, Steuerreform 2007 in den Niederlanden, Internationale Wirtschaftsbriefe 2005, Fach 5, Gruppe 2, 425, 426; Sedlaczek, Verlustbehandlung bei Kapitalgesellschaften und Konzernen in den Niederlanden, Internationale Wirtschaftsbriefe 2006, Gruppe 2, Fach 5, 435, 438-439; Bon/Mol-Verver, Set-off of losses,
in: Loyens & Loeff, Dutch Corporation Tax Act 2007 in focus, 2005, 33; Waldens/
Foddanu, Steuerliche Organschaft in den Niederlanden, Praxis Internationale
Steuerberatung 2004, 91-95.
204 Kapitel 7: Holdingstandorte
keine Quellensteuer auf Zinszahlungen;855
attraktive Regelungen für Finanzierungsgesellschaften,856 die oft mit
einer Schweizer Betriebsstätte kombiniert werden; 857
sehr attraktives und sicheres Steuerklima mit sehr gut ausgebildeten
Finanzbeamten und Beratern;858
keine expliziten CFC-Regelungen, aber Subject-to-Tax-Regeln,859
keine Gesellschaftssteuer mehr;860
sehr weites DBA-Netzwerk;861 inklusive eines DBA mit den USA, das
einen Nullquellensteuersatz vorsieht;862
855 Zur Quellenbesteuerung in den Niederlanden, Lambooij/Peelen, The Netherlands
Holding Company, IBFD Bulletin for International Taxation 2006, August/September, 335, 341, 342; Rosmalen, The Netherlands: The Preferred Country to
Establish an Intermediate Holding Company, Tax Planning International Review
2006, Vol. 32, 21, 22; van Beers, New Regulations for Limitation Dutch Dividend
Withholding Tax, Intertax 2004, Vol. 32, 250-254; van Haaren/van Haaren-Nieboer, Netherlands, in: IBFD, Europe – Corporate Taxation, 2007, Ch. 8.5.; Müller,
The Netherlands in International Tax Planning, 2005, Ch. 12; Merks, Dutch Dividend Withholding Tax in Corporate Cross-border Scenarios, Dividend Stripping
and Abuse-of-Law (Part I), Intertax 2003, Vol. 31, 450, 451-452; van der Stoel,
Year in Review 2005 – The Netherlands, Tax Notes International 2006, Vol. 41,
82; Loyens & Loeff, AG Concludes Dividend Withholding Tax Exemption for
Intercompany Dividend, Tax Planning International Review 2006, Vol. 33, July,
25.
856 Winkeljohann/Weihmann, Finanzierungseinkünfte in Belgien und den Niederlanden aus Sicht deutscher Unternehmen, Die Unternehmensbesteuerung 2008, 161,
164-168.
857 Siehe bspw. das »Dutch-Swiss-Sandwich-Model« in Dreßler, Gewinn- und Vermögensverlagerungen in Niedrigsteuerländer und ihre steuerliche Überprüfung,
2007, S. 138-140.
858 Dikmans, New Netherlands Corporate Income Tax Provisions for 2007, European
Taxation 2007, 158; Groen/van der Linden/Stalenhoef u.a., Government Discusses
Pending Bill that will Strengthen the Dutch Investment Climate, Tax Planning
International Review 2006, Vol. 33, September, 3.
859 Kritisch bezüglich der Behauptung, die Niederlande hätten keine CFC-Regelungen, Müller, The Netherlands in International Tax Planning, 2005, Ch. 13.6.
860 Dikmans, New Netherlands Corporate Income Tax Provisions for 2007, European
Taxation 2007, 158.
861 Dutch Ministry of Finance, Netherlands Updates Treaty Priorities, World Tax
Daily 16.3.2007, Doc 2007-6876.
862 van der Deijl/van Holthuijsen, New Protocol Between the United States and the
Netherlands, Tax Planning International Review 2004, Vol. 31, August, 3-10;
Rienks, An EU View on the New Protocol to the Tax Treaty between the US and
the Netherlands, Intertax 2004, Vol. 32, 567-577; van Weeghel/van den Berg, The
New US-Netherlands Tax Treaty Protocol, European Taxation 2004, Vol.44, 386-
395. Über die Vorgängerversion, Wijnen, The new US/Netherlands double taxation
convention, IBFD Bulletin for International Taxation 1993, Vol. 47, 74-83; Kessler/Eicke, Hinter dem Horizont – Das neue US-Musterabkommen und die Zukunft
IV. Vor- und Nachteile der Holdingstandorte 205
ein »Ruling System«, das dem Steuerpflichtigen Rechtssicherheit gewährleistet.863
Neben diesen Vorteilen weist der Holdingstandort Niederlande aber auch
einige Nachteile auf:
Beschränkungen bei der Teilwertabschreibung;864
bei der Abzugsfähigkeit von Zinsaufwand ein 1:3 Debt-to-Equity-Verhältnis;865
Substanzerfordernisse (u.a. bei der Beteiligungsertragsbefreiung);866
relativ hoher Körperschaftsteuersatz.
863 der US-Steuerpolitik, IStR 2007, 159, 161; Mundaca/O'Connor/Murillo, Treasury's Technical Explanation of Protocol to 1992 U.S.-Netherlands Tax Treaty,
U.S. Taxation of International Operations, 15.6.2005, 5485, 5487-5490; Plansky/
Schneeweiss, Limitation on Benefits: From the US Model 2006 to the ACT Group
Litigation, Intertax 2007, 484-493.
863 van Haaren/van Haaren-Nieboer, Netherlands, in: IBFD, Europe – Corporate
Taxation, 2007, Ch. 2.14.6.2.; Müller, The Netherlands in International Tax Planning, 2005, Ch. 14.
864 van Haaren/van Haaren-Nieboer, Netherlands, in: IBFD, Europe – Corporate
Taxation, 2007, Ch. 2.6.3.
865 van den Tillaart/van Dijk, Interest deduction in the Netherlands: Part I, Tax Planning International Review 2007, Vol. 34, September, 3, 4-5; van den Tillaart/van
Dijk, Interest deduction in the Netherlands: Part II, Tax Planning International
Review 2007, Vol. 34, October, 3-6; Lacroix/Lor, Level Playing Field of Dutch
Interest Deductions, Tax Planning International Review 2007, Vol. 33, July, 7-11;
Dikmans, New Netherlands Corporate Income Tax Provisions for 2007, European
Taxation 2007, 158, 161; Cornelisse, Discrimination between debt and equity, in:
Loyens & Loeff, Dutch Corporation Tax Act 2007 in focus, 2005, 26, 27; van Wettum/Beversm/van Minnen, The Netherlands: Corporate Income Tax Reform 2007,
Tax Planning International Review 2006, Vol. 33, June, 12, 14; Rosmalen, The
Netherlands: The Preferred Country to Establish an Intermediate Holding Company, Tax Planning International Review 2006, Vol. 32, 21, 23; de Wit/Tilanus,
Dutch Thin Capitalization Rules »EU Proof« ?, Intertax 2004, Vol. 32, 187-192;
Muller, The Dutch Interest Limitation Rules, Tax Notes International 2005, Vol.
39, 1083-1086; Bobeldijk/Hofman, Dutch Thin Capitalization Rules from 2004
Onwards, Intertax 2004, Vol. 32, 254-261.
866 Dikmans, New Netherlands Corporate Income Tax Provisions for 2007, European
Taxation 2007, 158, 159; van den Tillaart/van Dijk, Interest deduction in the Netherlands: Part II, Tax Planning International Review 2007, Vol. 34, October, 3, 4-
5; Lacroix/Lor, Level Playing Field of Dutch Interest Deductions, Tax Planning
International Review 2007, Vol. 33, July, 7, 10; Peter/Schutz, Dutch reforms can
deliver for investors, International Tax Review 2006, Vol. 18, December/January,
28, 30. Die 10% werden nach niederländischen Gewinnermittlungsregeln ermittelt. Zur Verschärfung der Anti-Base Erosion Rule, Groen/van der Linden/Stalenhoef u.a., Finance Secretary Proposes Change In Antierosion Rules, Tax Notes
International 2007, Vol. 48, 659.
206 Kapitel 7: Holdingstandorte
In den Niederlanden gibt es kein spezielles Holdingregime. Die meisten
Holdinggesellschaften firmieren als BV (Besloten Vennotschap met
beperkte aansprakelijkheid),867 die mit einer englischen Limited, einer
U.S.-amerikanischen LLC, oder einer deutschen GmbH vergleichbar ist.
Weniger häufig wird als Holdinggesellschaft eine NV (Naamloze Vennootschap) gewählt,868 die mit einer englischen PLC, einer U.S.-Corporation
oder einer deutschen AG vergleichbar ist.
Über Holdinggesellschaften hinaus, haben die Niederlande ein attraktives steuerliches Umfeld für sog. Special Purpose Vehicles (SPV) geschaffen.869
All diese Eigenschaften zusammengenommen haben das Center for Research on Multinational Corporations (SOMO) dazu bewogen, die Niederlande als ein Tax Haven zu qualifizieren.870
B. Luxemburg
Das Steuerrecht Luxemburgs ist ein Spiegel seiner Vergangenheit. Als ehemaliger Teil Frankreichs und später Deutschlands, ist der Einfluss noch
heute sichtbar. Obwohl einige Veränderungen vorgenommen wurden, kann
das luxemburgische Steuerrecht als ein Zwilling des deutschen Steuerrechts bezeichnet werden. Dies gilt vor allem im Hinblick auf die Rechtsprechung (Case Law), da die luxemburgischen Finanzgerichte Anleihe an
den Entscheidungen des deutschen Bundesfinanzhofes nehmen. Die
Rechtsformen hingegen sind vom französischen Recht geprägt (z.B. SA,
SARL).
Das Fürstentum Luxemburg ist zu einer der wichtigsten Investitionsstandorte für multinationale U.S.-amerikanische Unternehmen geworden.871 Für die meisten Private Equity Funds ist Luxemburg der primäre
Holdingstandort.872
867 Lambooij/Peelen, The Netherlands Holding Company, IBFD Bulletin for International Taxation 2006, August/September, 335, 336.
868 Dreßler, Gewinn- und Vermögensverlagerungen in Niedrigsteuerländer und ihre
steuerliche Überprüfung, 2007, S. 134, 136.
869 Graaf/de Vos, Positive Developments in Law / Tax and the Impact on SPVs, Tax
Planning International Review 2007, Vol. 34, January, 19-23; Reinoud, Structuring
Private Equity Investments In the Netherlands, Tax Notes International 2007, Vol.
47, 67-71.
870 Nadal, Report Sheds Light on Netherlands' Tax Haven Problems, Tax Notes International 2007, Vol. 46, 1192.
871 Mongan/Johal, Tax Planning with European Holding Companies, Journal of International Taxation 2005, Vol. 16, 49.
872 Molitor/Mathey, The growing importance of Luxembourg in the private equity
market, International Tax Review 2005, September, 43-46; Sheppard, Monetizing
Old Europe, Tax Notes International 2006, Vol. 44, 587, 589.
Chapter Preview
References
Zusammenfassung
Die internationale Steuerplanung mit Holdinggesellschaften ist für multinationale Konzerne häufig lohnenswert. Allerdings gilt es vielerlei Fallstricke zu beachten. Der Autor stellt nicht nur die Grundlagen dieser Art von Steuerplanung dar, sondern präsentiert Strukturen, die sowohl für Praktiker als auch für Wissenschaftler von großem Interesse sind.
Spätestens wenn ein U.S.-amerikanischer Investor einen Gewinn in Deutschland realisiert hat, muss er eine Entscheidung darüber treffen, wie er den Gewinn verwendet. Hierfür gibt es drei Alternativen: Erstens, den Gewinn in Deutschland oder Europa zu reinvestieren, um diesen von der U.S.-amerikanischen Besteuerung abzuschirmen, zweitens, den Gewinn aus Europa heraus in einen Drittstaat zu leiten, um ihn dort zu investieren und von der U.S.-amerikanischen Besteuerung abzuschirmen oder drittens, die Gewinne in die Vereinigten Staaten zu repatriieren. Für die letzte Option gibt es gute Gründe. Diesen widmet sich das Werk, indem es zwei Dutzend Holdingstandorte analysiert, die eine steueroptimale Repatriierung von U.S.-Gewinnen aus Deutschland ermöglichen.
Die Dissertation wurde mit dem Gerhard-Thoma-Ehrenpreis 2009, dem Rudolf-Haufe-Nachwuchsförderpreis 2009 und dem Esche Schümann Commichau Förderpreis 2009 ausgezeichnet.