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2.4.2 Berufsausbildung
Die geringere Abschlussart von ausländischen Jugendlichen hat natürlich erhebliche Auswirkungen auf ihre weitere berufliche Qualifizierung. Das mögliche Berufsspektrum der Jugendlichen ausländischer Herkunft wird hierdurch viel enger
im Vergleich zu deutschen Gleichaltrigen. Zusätzlich hat sich ein ungünstiger
Trend verfestigt. In den letzten Jahren ist ein erheblicher Rückgang bei der Ausbildungsbeteiligung junger Ausländer festzustellen. In allen Ausbildungsbereichen werden diese im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil unterdurchschnittlich ausgebildet.84
Der Vergleich zwischen Auszubildenden aus den Unionsstaaten und Türken weist
hierbei keine signifikanten Unterschiede auf. Beide Gruppen sind vorwiegend in
Industrie, Handel und Handwerk vertreten.85 Und beide Gruppen sind im Vergleich zu ihren deutschen Altersgenossen im Bereich öffentlicher Dienst unterrepräsentiert.
2.4.3 Erwerbsbeteiligung und Arbeitslosigkeit
Der Integrationsprozess bzw. -erfolg von Zuwanderern wird neben der (Aus-) Bildungssituation maßgeblich auch durch ihre Erwerbssituation bestimmt. Arbeitnehmer und Selbstständige nehmen eine aktive Rolle innerhalb des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Geschehens ein. Neben der Schaffung von Arbeitsplätzen zahlen sie Steuern und Beiträge zu den Sozialversicherungssystemen.
Jedoch unterscheidet sich die Erwerbssituation der Ausländer im Vergleich zur
Gesamtbevölkerung. Ausländische Haushalte sind statistisch mit einem höheren
Risiko behaftet, auf Sozialleistungen angewiesen zu sein. Diese ist auf eine höhere Erwerbslosigkeit zurückzuführen, die aus der geringeren Bildungs- und
Ausbildungsbeteiligung resultiert.
Die Entwicklung der Erwerbssituation von Ausländern ist weitaus stärker mit
den ökonomischen Strukturveränderungen verbunden als bei der Gesamtbevölkerung.86 Die Arbeitslosenquote der ausländischen Bevölkerung betrug im Jahr
2004 etwa 20,4% und war damit nahezu doppelt so hoch wie die der Gesamtbevölkerung mit 11,7%. Ausländer sind mithin etwa doppelt so stark von Arbeitslosigkeit betroffen als Deutsche.
84 Vgl. Die Beauftragte der Bundesregierung für Ausländerfragen (2002), Daten und Fakten
zur Ausländersituation, Berlin, S. 15 f.
85 Vgl. ebenda, S. 46. Die am häufigsten gewählten Ausbildungsberufe sind: Kaufmann, Friseur, Kraftfahrzeugmechaniker, Arzthelfer.
86 Vgl. Lebenslagen in Deutschland (2005), Der 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, S. 161.
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References
Zusammenfassung
Für straffällige Ausländer, die in Deutschland geboren oder im Kindesalter eingereist sind, stellt sich eine Ausweisung regelmäßig als „Doppelbestrafung“ dar. Auch die Verwurzelung im Bundesgebiet schützt nach nationalen Maßstäben hiervor nur begrenzt. Betrachtet man das sozioökonomische Profil der Ausgewiesenen, so zeigt sich, dass diese fast ausnahmslos der sog. Unterschicht angehören. Bildungsarmut, Arbeits- und Perspektivlosigkeit sowie der damit einhergehende unsichere Aufenthaltsstatus bestimmen ihr Leben. Im Gegensatz zum bisherigen nationalen Ausländerrecht stellt der Europäische Ausweisungsschutz nun insbesondere für Unionsbürger und assoziationsbegünstigte türkische Staatsangehörige stärker auf faktische Bindungen in der „Heimat“ ab. Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive ist nachweisbar, dass er hierdurch ausgesprochen effektiv wirkt und die Ausweisungszahlen in der Ausländerpraxis deutlich reduziert hat.