M&K Medien & Kommunikationswissenschaft
- doi.org/10.5771/1615-634X-2021-4
- ISSN print: 1615-634X
- ISSN online: 1615-634X
- Nomos, Baden-Baden Nomos, Baden-Baden
Zusammenfassung
Medien & Kommunikationswissenschaft bietet ein Forum zur Diskussion medien- und kommunikationsbezogener Fragen sowie für Analysen der Medienentwicklung aus unterschiedlichen Perspektiven und für alle Medien. Medien & Kommunikationswissenschaft spiegelt damit die Trends der Forschung und der öffentlichen Diskussion um die Medien wider. Die Zeitschrift hat einen Jahresumfang von ca. 600 Seiten und enthält Aufsätze, Berichte, Dokumente, Diskussionsbeiträge, Rezensionen sowie eine Zeitschriftenlese und eine Literaturübersicht.
Medien & Kommunikationswissenschaft wendet sich an Wissenschaftler, Journalisten, Medien-Organisationen, Rundfunk- und Fernsehanstalten, Film-, Fernseh-, Videoproduktionsunternehmen, Verbände, Lehrer, Pressewesen, Medienpolitiker.
Homepage: www.m-und-k.nomos.de
- 483–597 Aufsätze 483–597
- 483–504 Auf dem Weg in die postfaktische Politik? Olaf Hoffjann, Lucas Seeber Olaf Hoffjann, Lucas Seeber 483–504
- 505–527 Mediatisierte Lebensführung und ihr Wandel durch Alltagsumbrüche Stephan Niemand Stephan Niemand 505–527
- 551–577 Die Figuration des Pionierjournalismus in Deutschland: Akteure und Experimentierbereiche Andreas Hepp, Wiebke Loosen, Hendrik Kühn, Paul Solbach, Leif Kramp Andreas Hepp, Wiebke Loosen, Hendrik Kühn, Paul Solbach, Leif Kramp 551–577
- 578–597 Vom Bildschirm auf die Straße? Eine empirische Untersuchung der Identifikation, Online-Partizipation und des Klimaproblembewusstseins von Fridays-for-Future- Beteiligten Anne Reif, Evelyn Peter, Tamie Gillner, Lisa-Marie Hortig, Alexander Joost, Monika Taddicken Anne Reif, Evelyn Peter, Tamie Gillner, Lisa-Marie Hortig, Alexander Joost, Monika Taddicken 578–597
- 608–628 Zeitschriftenlese 608–628
- 629–630 Literaturverzeichnis 629–630
- 631–632 Hinweise für Autor*innen 631–632
Titelei/Inhaltsverzeichnis
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- doi.org/10.5771/1615-634X-2021-4-I
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Auf dem Weg in die postfaktische Politik?
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- doi.org/10.5771/1615-634X-2021-4-483
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Zusammenfassung
Die Erfolge von Politikern wie Donald Trump und Boris Johnson sowie von Parteien wie der AfD haben dazu geführt, dass mit Begriffen wie Desinformation, dem so genannten Bullshit oder Post-Truth Politics bzw. postfaktischer Politik bewusste Verstöße gegen die Wahrheitsnorm bzw. eine wachsende Irrelevanz von Wahrheit in der strategischen politischen Kommunikation intensiv diskutiert werden. Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht die erweiterte Perspektive postfaktischer Politik, die in Deutschland empirisch bislang kaum erforscht ist. Für die Existenz einer solchen postfaktischen Politik ist vor allem die Unterstellung derselben relevant. Der reflexive Charakter postfaktischer Politik impliziert, dass man nicht nur selbst postfaktische Politik unterstellt, sondern auch anderen unterstellt, dass sie von einer solchen postfaktischen Politik ausgehen. Dabei kann zwischen zwei Typen unterschieden werden: „Postfaktische Bürgerinnen“ unterstellen Politikerinnen eine weitgehende Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrheit. „Postfaktische Akteurinnen“ erachten einen solchen gleichgültigen Umgang mit der Wahrheit für legitim. Diese Aspekte stehen im Mittelpunkt dieses Beitrags: Wie bewerten Politikerinnen, Pressesprecherinnen und Journalistinnen die Verbreitung und Akzeptanz von Lügen und Bullshit in Deutschland? In welchem Ausmaß nehmen sie sich selbst als Teil einer postfaktischen Politik wahr? Und ergänzend: Wie reagieren Journalistinnen auf Politikerinnen, denen sie eine fehlende Relevanz der Wahrheit unterstellen. Dazu wurden in einer Onlinebefragung insgesamt 758 Abgeordnete des Bundestages und aller Landtage, der Mitglieder der Bundespressekonferenz und aller Landespressekonferenzen sowie Pressesprecherinnen von Parteien, Fraktionen und Ministerien auf Bundes- und Landesebene befragt. Die Ergebnisse zeigen u. a., dass etwas mehr als die Hälfte der Befragten sich in einer postfaktischen Demokratie wähnt, während mehr als 90 Prozent der Befragten eine Politik erwarten, die ernsthaft, verbindlich und mit Wahrheitsanspruch auftritt.
Abstract
The success of politicians such as Donald Trump and Boris Johnson, as well as populist parties such as the AfD in Germany, has led to a feverish discussion of terms such as disinformation, ‘bullshit’ or post-truth politics. There has been an increase in studies examining the willful violation of the truth norm and the decreasing relevance of truth in strategic political communication. This paper focuses on the broader perspective of post-truth politics-a topic that has to date been the subject of barely any empirical research in Germany. The existence of a post-truth politics hinges first and foremost on the assumption of a post-truth politics. The reflexive character of post-truth politics implies that one not only normalizes post-truth politics, it also assumes that others do so as well. Here, a distinction can be made between two types: ‘Post-truth citizens’ assume that politicians are largely indifferent to the truth. ‘Post-truth actors’ consider such indifference to the truth to be legitimate. These are the foci of this article: How do politicians, spokespersons, and journalists assess the spread and acceptance of lies and bullshit in Germany? To what extent do they perceive themselves as being part of a post-truth politics? In addition, how do journalists react to politicians who they accuse of being disconnected from the truth? Toward these aims, we surveyed a total of 758 members of the federal and state parliaments, members of the German Federal Press Conference, and all state press conferences as well as spokespersons for parties, parliamentary groups, and ministries at the federal and state levels. The results show, among other things, that slightly more than half of the respondents believe themselves to be living in a post-truth democracy, while more than 90 percent expect politics to be serious, binding, and that it has a claim to truth.
Mediatisierte Lebensführung und ihr Wandel durch Alltagsumbrüche
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- doi.org/10.5771/1615-634X-2021-4-505
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Zusammenfassung
In dem Artikel wird das Konzept der mediatisierten Lebensführung entfaltet, das sich speziell dazu eignet, um den Wandel des Medienhandelns im Zuge von Alltagsumbrüchen wie Trennungen, Elternschaft oder Wohnungswechsel zu analysieren. Eine zentrale Besonderheit des Konzepts ist, dass es den Alltag in die Strukturdimensionen zeitlich, räumlich, inhaltlich, sozial, sinnbezogen, materiell, emotional und körperlich aufspannt. So können Veränderungen in der Alltagsstruktur zielgenau und systematisch mit einem Wandel des Medienhandels in Beziehung gesetzt werden. Die empirische Reichweite des Konzepts wird anhand der Befunde einer qualitativen Panelstudie veranschaulicht. Es wird gezeigt, inwiefern alltagsspezifische Antriebfaktoren, wie veränderte Zeitressourcen (zeitlich), neue Tätigkeitsfelder (inhaltlich), Veränderungen in der Arbeitsteilung (sozial) oder emotionale Krisen (emotional), Dynamik im Medienrepertoire anstoßen und welche Faktoren für die Rezipierenden relevant sind, wenn sie ihre mediatisierte Lebensführung innerhalb der neuen Lebenssituation neu aushandeln.
Abstract
This article sets out to unfold the concept mediatized conduct of everyday life, an approach from which it is insightful to analyze change of media use in correlation to changes in the everyday lives of individuals such as separation, parenthood, or change of residence. As a distinctive feature, this concept divides everyday life into the following dimensions: temporal, spatial, social, content-related, emotional, meaningful, material, and physical. This allows for an accurate and systematic analysis of the connections between changes in the structure of everyday life to changes in media use. The empirical scope of the concept is demonstrated by the results of a qualitative panel-survey. The results reveal the ways in which specific everyday life driving forces such as shifts in the control over time (temporal), new interests and tasks (content-related), altered division of work in the relationship (social) or emotional crises (emotional), initiate dynamics in the media repertoire. Furthermore, it is shown which factors are relevant for the recipients if they negotiate their mediatized conduct of life within their new life situation.
Audience Gatekeeping in der Wirtschaftskommunikation: der Fall Greensill
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- doi.org/10.5771/1615-634X-2021-4-528
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Zusammenfassung
Soziale Medien ermöglichen es ihrem Publikum, Informationen zu liken, zu kommentieren und zu teilen. Nutzerinnen und Nutzer werden so selbst zum Informations-Gatekeeper, der Aufmerksamkeiten im Netzwerk auf bestimmte Themen und Ereignisse lenkt. Solche „Audience Gatekeeping“-Vorgänge wurden bisher in der Politik, kaum aber in der Wirtschaft untersucht. Gelegenheit dazu bietet die Insolvenz des Lieferkettenfinanzierers Greensill Capital im Frühling 2021. Anders als es politische Untersuchungen nahelegen, führte Audience Gatekeeping bei diesem Wirtschaftsereignis nicht zu einer alternativen Themendarstellung, die von der journalistischen Berichterstattung abwich, sondern stärkte die bestehende Informationshierarchie mit wenigen internationalen Leitmedien, die das Thema strukturierten. Gemeinsam mit den politischen Untersuchungen ist jedoch der Befund, dass Suchmaschinen und deren hierarchische Informationsauflistungen das Audience Gatekeeping beeinflussen und dass sich aus der Aufmerksamkeitslenkung qua Verlinkung eine extreme Ungleichverteilung zugunsten einer Handvoll Titel ergibt: Von insgesamt 943 verlinkten Medien erhielten drei Medientitel ein Viertel aller Links, während die Hälfte aller Quellen nur einmal verlinkt wurde. Einer proportionalen Power-Law-Verteilung, wie sie in verschiedenen Studien zur Medienaufmerksamkeit festgestellt wurde, folgt dieses Verteilmuster jedoch nur in abgeschwächter Form.
Abstract
Social media empower their audience to like, comment, and share information. In this way, users become information gatekeepers who direct the attention of the network to certain topics and events. These “audience gatekeeping” processes have been studied quite extensively in the political realm, but hardly any studies refer to the business world. The insolvency of the financial services company Greensill Capital in spring 2021 provides an opportunity to apply this idea to the private sector. Contrary to what political research suggests, audience gatekeeping did not lead to an alternative presentation of issues but, rather, strengthened existing information hierarchies. Common to the political studies, however, is the finding that the direction of users’ attention leads to the extremely unequal distribution of just a handful of titles: Of a total of 943 linked media titles, one quarter of the links connected to just three media titles while half were linked to only once. However, this distribution pattern follows a proportional power-law distribution, as has been found in various studies on media attention, only in a less pronounced form.
Die Figuration des Pionierjournalismus in Deutschland: Akteure und Experimentierbereiche
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DOI
- doi.org/10.5771/1615-634X-2021-4-551
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Zusammenfassung
Gegenstand des Beitrags ist ein Mapping der Figuration des deutschen Pionierjournalismus. Als Pionierjournalismus bezeichnen wir solche Formen des Journalismus, die durch experimentelle Praktiken und Imaginationen einer zukünftigen Entwicklung des Journalismus auf eine Neudefinition des Feldes abzielen. Dies schließt Journalismus in etablierten Medienorganisationen und Start-ups ebenso ein wie deren Unterstützung durch Akzeleratoren und das Engagement individueller Pionierjournalist:innen. Nach einer Abgrenzung des Pionierjournalismus als Forschungsfeld und der Erläuterung unseres figurationstheoretischen Zugriffs stellen wir unser typologisierendes Mapping als Methode vor. Im Mittelpunkt unseres Vorgehens stehen folgende Fragen: Wer sind die Pionierakteure in Deutschland? Was sind ihre Experimentierbereiche? Welche Figuration des Pionierjournalismus wird so greifbar? Mit Blick auf die Akteurskonstellation des Pionierjournalismus unterscheiden wir individuelle, korporative und kollektive Akteure, die wiederum verschiedene Formen annehmen können wie z. B. Gründer:innen, Start-ups, oder Netzwerke. Als Experimentierbereiche unterscheiden wir Produkte, Arbeitsweisen, Finanzierungsformen und Publikumsbeziehungen. Dies führen wir in unserem Fazit zusammen zu einer Gesamtbetrachtung der Figuration des Pionierjournalismus.
Abstract
This article maps German pioneer journalism’s communicative figuration. We define pioneer journalism as those forms of journalism that aim to redefine the field through experimental practices and imaginaries of journalism’s possible future. This includes journalism produced by established media organisations as well as start-ups and the accelerators and individual pioneer journalists who support them. After defining pioneer journalism as a field of research and explaining our figurational approach, we present our methodology: “typological mapping”. Our approach focuses on the following questions: Who exactly are the groups and individuals engaging with and producing pioneer journalism? What are their areas of experimentation? What characterises the overall figuration of pioneer journalism? In regard to the constellation of actors operating in the field, we distinguish between individual, corporate, and collective actors, which in turn can take on myriad forms, such as founders, start-ups, or networks. As areas of experimentation, we distinguish between products, working methods, approaches to financing, and audience relations. In our conclusion, we bring these together to form an overall view of German pioneer journalism’s figuration.
Vom Bildschirm auf die Straße? Eine empirische Untersuchung der Identifikation, Online-Partizipation und des Klimaproblembewusstseins von Fridays-for-Future- Beteiligten
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- doi.org/10.5771/1615-634X-2021-4-578
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Zusammenfassung
Fridays for Future zieht seit dem Beginn im Jahr 2018 viele junge Menschen auf die Straße, die für mehr Klimaschutz protestieren. Die weltweite Bewegung organisiert sich vor allem über soziale Medien; sie ermöglichen die Verbindung zu den Anhänger*innen der Demonstrationen und bieten herabgesenkte Beteiligungshürden. Doch wen genau erreichen die sozialen Medien innerhalb der Bewegung - und wer partizipiert und wie? Zur Beantwortung dieser Frage wurde eine quantitative Online-Befragung von Fridays-for-Future-Beteiligten durchgeführt (n = 219). Basierend auf einer hierarchischen Clusteranalyse werden anhand der individuellen Identifikation mit der Bewegung, der Online-Beteiligung und des Klimawandelproblembewusstseins vier Gruppen charakterisiert: die verbundenen Besorgten, die besorgten Aktivist*innen, die gehemmten Besorgten und die vereinzelten Unbesorgten. Die vergleichsweise junge Stichprobe sowie die Gruppe der vereinzelten Unbesorgten könnte ein Hinweis darauf sein, dass soziale Medien als niedrigschwelliger Einstieg in die soziale Bewegung genutzt werden.
Abstract
Since its establishment in 2018, Fridays for Future has attracted many young people to the streets to protest for more climate protection. The global movement organises itself primarily via social media, which enables enduring connections with its supporters while offering lower barriers to participation. But who exactly does social media reach within the movement? And who participates and in which ways? To answer this question, a quantitative online survey was conducted with a sample of the movement’s participants (n = 219). Using a hierarchical cluster analysis, four groups are characterised based on their individual identification with the movement, online participation, and climate change problem awareness: the connected concerned, the concerned activists, the restrained concerned, and the unconcerned. The comparatively young sample as well as the group of the unconcerned could be an indication that social media are used as a low-threshold entry point into the social movement.
Literatur - Besprechungen
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- doi.org/10.5771/1615-634X-2021-4-598
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Zeitschriftenlese
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- doi.org/10.5771/1615-634X-2021-4-608
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