ZIB Zeitschrift für Internationale Beziehungen , Seite 175 - 188
- doi.org/10.5771/0946-7165-2018-1-175
- ISSN print: 0946-7165
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Zusammenfassung
Die "Zeitschrift für Internationale Beziehungen" (ZIB) ist das zentrale Publikationsorgan der Sektion Internationale Politik der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW). Ihre Aufgabe ist es, aus unaufgefordert eingesandten Beiträgen in einem doppelt anonymisierten Begutachtungsverfahren die besten auszuwählen, um auf diese Weise die qualitativ avancierte, theoretisch und methodisch reflektierte IB-Forschung in Deutschland zu repräsentieren.
Seit ihrer Gründung 1994 hat die ZIB wesentlich zur Profilbildung der deutschen IB-Community beigetragen und wichtige inhaltliche Impulse gegeben. Lange fehlte es den Internationalen Beziehungen in Deutschland an einem Kommunikationsforum, das den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine mehr als nur punktuelle Zusammenführung der fachlichen Diskussion bieten konnte.
Durch ihr Format schließt die ZIB diese Lücke und schafft Raum für umfassende wissenschaftliche Kontroversen und vielfältigen Austausch. Idealtypisch umfasst jedes Heft drei Aufsätze, die einen originären, theoretisch und methodisch reflektierten Beitrag zur Disziplin Internationale Beziehungen leisten, sowie entweder die Rubrik Forum oder die Rubrik Symposium.
Homepage: www.zib.nomos.de
Abstract
Zeitschrift für Internationale Beziehungen (ZIB) is the flagship journal of the German International Relations community. According to a poll amongst German political scientists across various sub-fields conducted in 2009 it is also considered the best German-language journal in Political Science at large. ZIB publishes articles that make original as well as theoretically and methodically reflected contributions to the study of international relations. The thematic spectrum includes the entire range of IR, including IR theory, foreign policy analysis, international institutions, peace and conflict resolution, security policy, European integration, North-South relations, development policy, and international economic relations.
The high quality of articles that are published in ZIB is ensured through double blind peer review. ZIB was the first journal in German Political Science to introduce such a process.
Since its founding in 1994 ZIB has greatly contributed to the professionalization of the German IR-community and can be considered a key source for thematic stimuli on theoretical, methodological and empirical levels at the edge of contemporary IR research.
Website: www.zib.nomos.de
- 5–123 AUFSÄTZE 5–123
- 65–89 Modi der Kritik des internationalen Regierens. Ein Plädoyer für immanente Kritik Felix Anderl, Philip Wallmeier Felix Anderl, Philip Wallmeier 65–89
- 124–130 Kontrollierte Territorien, Grenzgebiete und weiße Flecken der Empirie in den Internationalen Beziehungen Margit Bussmann, Klaus Schlichte Margit Bussmann, Klaus Schlichte 124–130
- 145–153 Neue Entwicklungen und Herausforderungen bei der Kodierung von Ereignisdatensätzen Sebastian Hellmeier, Johannes Vüllers Sebastian Hellmeier, Johannes Vüllers 145–153
- 175–188 Die »digitale IO«: Chancen und Risiken von Online-Daten für die Forschung zu Internationalen Organisationen Sebastian Knecht, Maria J. Debre Sebastian Knecht, Maria J. Debre 175–188
- 189–198 Wissensarten und ihr politischer Gehalt bei Expert_inneninterviews in Internationalen Organisationen Marlen Niederberger, Stefanie Dreiack Marlen Niederberger, Stefanie Dreiack 189–198
- 199–210 Methodischer Anspruch trifft organisationale Wirklichkeit: Interviewführung in Internationalen Organisationen Angela Heucher, Andrea Liese, Leon Schettler Angela Heucher, Andrea Liese, Leon Schettler 199–210
- 211–220 Quantitative Rüstungsanalysen im Zeichen von Digitalisierung und Automatisierung Mischa Hansel, Sara Nanni Mischa Hansel, Sara Nanni 211–220
- 221–229 »Big Data« oder »Dunkelziffer«? – Wie Studierende aus schwieriger Datenlage lernen können Jasmin Haunschild, Anja P. Jakobi Jasmin Haunschild, Anja P. Jakobi 221–229
- 230–236 Abstracts 230–236
- 242–246 Autorinnen und Autoren 242–246
Titelei/Inhaltsverzeichnis
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- doi.org/10.5771/0946-7165-2018-1-1
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Editorial
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Entgrenzte Konfliktkommunikation. Zum Aufbau von Kommunikationsstrukturen von nichtstaatlichen Konfliktparteien in das weltpolitische System
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Zusammenfassung
Dieser Beitrag beleuchtet einen weitverbreiteten, aber in der Forschung bislang vernachlässigten Aspekt »innerstaatlicher Konflikte«: Die (kommunikative) Entgrenzung von Konflikten über nationalstaatliche Grenzen hinweg. Auf Basis einer systemtheoretischen Analyseperspektive werden Konflikte als Kommunikationssysteme konzipiert, die sich aus der Ablehnung von Erwartungen konstituieren und zur Integration von immer mehr Themen tendieren. Diese Annahme bildet den Ausgangspunkt für die Erklärung der Adressierung von Internationalen Organisationen im weltpolitischen System durch nichtstaatliche Konfliktparteien. Die Analyse von Entgrenzungsprozessen erfolgt entlang dreier Dimensionen: der territorialen, der symbolischen und der funktionalen Entgrenzung. Anhand einer Einzelfallstudie über den Konflikt zwischen der türkischen Regierung und der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) wird die besondere Form der Inklusion der Europäischen Union in das Konfliktsystem nachgezeichnet und erklärt.
Abstract
This article deals with an important aspect of »intrastate« conflicts that has been widely neglected by contemporary research: the (communicative) debordering of conflicts beyond national borders. Based on an analytical perspective informed by systems theory, this article conceptualizes conflicts as communicative systems that are constituted through the rejection of expectations and that tend to integrate ever more topics. This assumption is the starting point to explain how non-governmental conflict parties address the international organizations (IOs) of the world political system. These processes of debordering are analyzed along three different dimensions: the territorial, the symbolic, and the functional debordering of conflicts. By analyzing the conflict between the Turkish government and the Kurdish PKK as a single case study, this article strives to explain the special form of inclusion of the EU into this conflict system.
Praktiken der Rechtfertigung im UN-Sicherheitsrat. Von der Konstitution zur Koordination normativer Ordnungen durch das Veto
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- doi.org/10.5771/0946-7165-2018-1-36
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Zusammenfassung
Der Beitrag untersucht, wie die Syrien-Vetos im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen seit 2011 gerechtfertigt und kritisiert wurden. Er argumentiert, dass Ähnlichkeiten in den Argumentationen von Unterstützer_innen und Gegner_innen der Vetos auf eine Pluralität normativer Ordnungen im Rat verweisen. Der Beitrag zeigt auf, dass Vetos im Sicherheitsrat nicht nur Ausdruck klassischer Großmachtpolitik sind, sondern auch auf die normativen Fundamente des Rats verweisen. Mittels der Praxistheorie von Luc Boltanski analysiert der Beitrag die Ratsdebatten zu den SyrienVetos und identifiziert drei unterschiedliche normative Wertmaßstäbe, die auf mögliche normative Ordnungen verweisen. Es zeigt sich jedoch, dass weniger die inhaltliche Substanz der entsprechenden Rechtfertigungsordnungen, sondern vielmehr die Koordination ihrer Pluralität von konstitutiver Bedeutung für den Sicherheitsrat ist. Gerade weil normative Ordnungen umstritten und instrumentalisierbar sind, können sie diese Koordinationsfunktion entfalten.
Abstract
The article analyses how the vetoes on Syria have been justified and criticized in the UN Security Council since 2011. It argues that identifiable commonalities in argumentations by supporters and opponents of the vetoes reveal a plurality of normative orders apparent in the Security Council. The article changes an understanding of the veto as representing traditional great power politics by emphasizing its importance for the Council’s normative foundation. Using Luc Boltanski’s practice theory, an analysis of the records of the Council’s meetings facing the Syria vetoes identifies three different principles of normative worth that point to possible normative orders. As the analysis demonstrates, the coordination of the plurality of these orders, rather than their substance is important for the constitution of the Council.
Modi der Kritik des internationalen Regierens. Ein Plädoyer für immanente Kritik
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- doi.org/10.5771/0946-7165-2018-1-65
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Zusammenfassung
Mit der zunehmenden Pluralisierung des »kritischen« Theorieangebots schwindet der geteilte Richtungssinn der Kritik des internationalen Regierens. Dieser jedoch ist notwendig, will Kritik kollektive Transformationsprozesse anstoßen und begleiten. Um zu eruieren, woher ein solcher Richtungssinn in einer pluralistischen und ungleichzeitig globalisierten Welt kommen könnte, diskutiert der Aufsatz unterschiedliche Ansätze der Kritik. Wir unterscheiden zwischen Differenz-fokussierten und Widersprüche-auflösenden Typen. Während erstere Kritik üben, indem sie Differenzen herausarbeiten und den Status quo historisieren, nehmen letztere Bewertungen vor und machen ein Emanzipationsversprechen. Deshalb sind Widersprüche-auflösende Ansätze geeigneter, um aus der Kritik des internationalen Regierens heraus kollektive Transformationsprozesse anzustoßen. Dieser Typ neigte in der Vergangenheit allerdings häufig zu Paternalismus oder Eurozentrismus. Auf der Suche nach einem Modus von Kritik, der kollektive Transformationsprozesse anstoßen kann und dabei nicht in paternalistische Muster verfällt, diskutieren wir Vorgehen und Probleme der internen, externen und immanenten Kritik. Wir zeigen, dass immanente Kritik Richtungssinn stiftet, indem sie normative Positionen aus der bestehenden Ordnung heraus entwickelt, ohne dabei in paternalistische Muster zu verfallen.
Abstract
As the program of »critical IR« is becoming increasingly heterogeneous, the critique of governing in the international is losing its shared sense of direction. A shared sense of direction is, however, a precondition for collectively organized processes of transformation. In order to discuss how critique might regain a common purpose in a plural and unequally globalized world, this essay describes different modes of critique. To that end, we reconstruct a critique of international governing from the body of IR-scholarship. Building on this reconstruction, we differentiate between two types of approaches: the first type focuses on differences; the second attempts to resolve contradictions. While the difference-based approaches criticize by explicating differences and by historicizing the status quo, approaches that aim to resolve contradictions take a normative stand and promise emancipation. We argue that approaches attempting to resolve contradictions seem more amenable to collectively organized processes of transformation. Therefore, we also describe three modes of this kind of critique (internal, external, and immanent critique) and discuss their respective problems. We show that immanent critique can provide a common sense of direction by establishing a normative position starting from the current social order without falling back into paternalistic modes of critique.
Jenseits des Sagbaren. Die sprachliche Verschleierung eines Normverfalls: Schuldenerlass für Griechenland
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- doi.org/10.5771/0946-7165-2018-1-90
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Zusammenfassung
Bisherige Erklärungsansätze für den Zerfall von Normen finden ihren gemeinsamen Nenner in der Hypothese, dass eine Norm vergehe, sobald non-compliance nicht mehr als solche benannt werde. Damit allerdings wird eine bedeutende Qualität von Sprache vernachlässigt. So vermögen SprecherInnen mithilfe von metaphorischen sowie euphemistischen Sprechweisen, über Dinge zu sprechen, ohne sie direkt benennen zu müssen. Darin besteht im diskursiven Austausch die Möglichkeit zur Konstitution einer alternativen sozialen Wirklichkeit, in der eine Norm noch gilt, obgleich sie sich auf der compliance-Ebene im Stadium des Verfalls befinden mag. Exemplarisch wird dies im vorliegenden Beitrag anhand der Debatte über einen Schuldenerlass für Griechenland gezeigt. Aus der diskurslinguistischen Analyse der deutschen Mediendebatte im Zeitraum 2011/2012 geht als Ergebnis hervor, dass die Stabilität respektive der Verfall einer Norm davon abhängt, welche Deutung von sozialer Wirklichkeit sich als diskursbeherrschend manifestiert.
Abstract
Existing explanations for norm decay can be summarized under the hypothesis that a norm disappears when non-compliance is no longer described as such. However, this ignores an important quality of language: speakers use metaphorical and euphemistic language to speak about things without having to name them directly. This peculiar way of speaking as an element of public discourse engenders the possibility of constituting an alternative social reality in which a norm remains valid, even when agents’ behavior suggest that it may be in decay. This argument is developed by analyzing the debate over debt relief for Greece in the German media between 2011 and 2012. The result of the linguistic discourse analysis is that the stability or decay of a norm depends on the specific interpretation of social reality that predominates in the discourse.
Kontrollierte Territorien, Grenzgebiete und weiße Flecken der Empirie in den Internationalen Beziehungen
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- doi.org/10.5771/0946-7165-2018-1-124
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Zusammenfassung
Die Beiträge des Forums setzen sich mit Herausforderungen im Umgang mit unterschiedlichem quantitativen und qualitativen Datenmaterial auseinander. Viele Fragen stellen sich dabei: Politische Interessen und begriffliche Konventionen fließen in nationale Statistiken, in durch Internationale Organisationen herausgegebene Dokumente, Medienberichte und auch in Interviews ein. Probleme der Quellenauswahl und -verfügbarkeit, aber auch mit darin nicht enthaltenen Informationen betreffen alle Materialarten gleichermaßen. Transparenz, Replikationsstandards und intersubjektive Nachvollziehbarkeit des Forschungsprozesses können eine gewisse Abhilfe schaffen, reichen aber nicht aus. Mit diesem Forum möchten wir eine Diskussion über die Qualität von und einen kritischen Umgang mit Daten- und Quellenmaterial anstoßen.
Abstract
The contributions in this special section deal with various types of quantitative and qualitative data that face similar challenges. Political interests and conceptual conventions imprint themselves on national statistics, documents provided by international organizations, media reports and interviews. Problems with selecting and accessing sources as well as the information they omit are equally relevant for all types of material. An intensive and critical assessment of the generation of empirical data is necessary in order to adequately interpret research results. Transparency, standards of replication, and intelligibility of the research process can provide a degree of remedy, but they are not sufficient. With this special section we would like to start a discussion on the quality and critical use of sources and data material.
Herausforderungen und Möglichkeiten medienbasierter Bürgerkriegsdatensätze
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- doi.org/10.5771/0946-7165-2018-1-131
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Zusammenfassung
In jüngster Zeit wurden zahlreiche neue globale Datensätze zu politischer Gewalt erhoben, die häufig auf Medienberichten basieren. Datensätze, die ausschließlich oder überwiegend auf Zeitungsartikeln aufbauen, werden häufig kritisch bewertet, denn Medienberichte können aufgrund selektiver und/oder unvollständiger Berichterstattung verzerrt sein, sodass bestimmte Informationen gar nicht oder falsch dargestellt werden. In diesem Aufsatz gehe ich auf die unterschiedlichen Arten der medialen Verzerrungen ein und diskutiere die damit einhergehenden Herausforderungen für die Anwendung medienbasierter Konfliktdatensätze. Es gibt sicherlich keine Patentlösung für die skizzierten Herausforderungen. Jedoch tragen Transparenz in der Datenerhebung - wie wurden die Daten erhoben und welche Quellen wurden genutzt - und ein verantwortungsbewusster Umgang mit den Daten durch die Nutzer_innen dazu bei, die aus der selektiven Berichterstattung resultierenden Probleme für statistische Analysen abzufedern.
Abstract
Recently, many datasets on political violence have been compiled around the globe, often based on media reports. Datasets that are based solely or predominantly on news outlets are often criticized because selective reporting may bias media reports, potentially omitting or underrepresenting certain information. In this article, I outline various types of media bias and discuss the particular challenges they present. The discussion shows that there is no one-size-fits-all solution to the challenges identified. However, transparency in data-collection efforts and a reflective use of the data help to mitigate statistical problems resulting from selective reporting.
Neue Entwicklungen und Herausforderungen bei der Kodierung von Ereignisdatensätzen
Autoren
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- doi.org/10.5771/0946-7165-2018-1-145
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Zusammenfassung
Kodierungsentscheidungen spielen eine zentrale Rolle bei der Erstellung quantitativer Datensätze. Der technische Fortschritt und die zunehmende Disaggregation der Daten bringen neue Herausforderungen für den Kodierungsprozess und die Konzeptformierung mit sich. In diesem Beitrag diskutieren wir, welche Chancen und Risiken sich aus der gestiegenen Verfügbarkeit von Daten ergeben und wie wir mit zu wenig oder mit zu vielen Informationen im Kodierungsprozess umgehen können. Aus unserer Sicht können technische Hilfsmittel derzeit vor allem unterstützend zur menschlichen Kodierung eingesetzt werden. Darüber hinaus betonen wir die Notwendigkeit eines transparenten Umgangs mit konzeptionell und empirisch unklaren Fällen.
Abstract
Coding decisions play a key role in the creation of quantitative datasets in the social sciences. Recent technological advances and the trend towards the increasing disaggregation of data entail new challenges for the coding process and for concept formation. Our contribution discusses the opportunities and risks that emerge from the increased availability of data and offers some guidelines on how to deal with the abundance (or paucity) of data in the coding process. In our view, technical tools can be put to best use in support of human coders and help to prepare and organize that process. Moreover, we emphasize the need for transparency when it comes to conceptually or empirically unclear cases.
Warum Zahlen nicht reichen. Plädoyer für eine erweiterte Erfahrung der Internationalen Beziehungen
Autoren
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- doi.org/10.5771/0946-7165-2018-1-154
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Zusammenfassung
Woher wissen die Internationalen Beziehungen (IB) etwas über die Welt? Regierungsdokumente und -statistiken sowie Presseberichte stellen die wohl mit Abstand am häufigsten benutzten empirischen Quellen der IB dar. Der Preis dieser Ausrichtung ist die Übernahme von Repräsentationen und Klassifizierungen aus der nichtwissenschaftlichen Sprache. In diesem Beitrag wird diese Problematik an der Tendenz zur Quantifizierung der Empirie kritisch diskutiert, um auf Alternativen einer erweiterten Erfahrung und die Notwendigkeit einer hermeneutischen Ergänzung formalisierter Verfahren in der Erfahrungswissenschaft Internationale Beziehungen hinzuweisen.
Abstract
How does the discipline learn about the world? Government documents and statistics seem to constitute the bulk of data that the discipline uses as an empirical basis. This comes at the cost of using classifications and representations drawn from nonacademic language. This contribution critically discusses this numerified version of the empirical world, and it suggests an alternative: an extended experience and hermeneutical additions to formalized procedures in the empirical science that we call International Relations.
Ein ethnografischer Blick auf Selbst- und Fremddokumentationen politischer Ereignisse als empirische Materialien
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- doi.org/10.5771/0946-7165-2018-1-165
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Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund einer Gegenüberstellung von Selbst- und Fremddokumentationen argumentiert der Beitrag aus einer ethnografischen Sicht dafür, die eigene Forschung nicht auf eine bestimmte Art von empirischen Materialen zu beschränken, und zeigt, wie die Widersprüchlichkeiten zwischen den Materialien produktiv genutzt werden können. So kann eine kritische Distanz gegenüber empirischen Materialen an sich erreicht werden, während eine Rekonstruktion der besonderen Herstellungslogiken der einzelnen Materialen einen zusätzlichen Zugang zu den untersuchten Phänomenen bietet. Dabei wird insbesondere deutlich, dass die Selbstdokumentationen öffentlicher Akteure zwar einen herausragenden gesellschaftlichen Stellenwert haben und rechtlich verbindlich sind, dass aber Ausführlichkeit und Präzision nicht unbedingt zu ihren Stärken gehören.
Abstract
This text contrasts actors’ own records with records made by others and argues from an ethnographic perspective that one’s research should not be limited to a specific kind of empirical material, since the inconsistencies between different kinds of empirical material can be used productively. First, relying on different kinds of empirical material helps to develop a critical distance towards any kind of empirical material. Moreover, the reconstruction of the specific logics that informed the production of the actors’ own records is particularly enlightening in that it provides an additional entry point to analyze the phenomena under study. Most importantly, it shows that although public actors’ own records have an outstanding social significance and are legally binding, detailedness and precision are not necessarily among their strengths.
Die »digitale IO«: Chancen und Risiken von Online-Daten für die Forschung zu Internationalen Organisationen
Autoren
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- doi.org/10.5771/0946-7165-2018-1-175
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Zusammenfassung
Die zunehmende Verfügbarkeit von Daten und Informationen von und über Internationale Organisationen (IOs) auf deren Webseiten hat zu einem grundlegenden Wandel der IO-Forschung in Bezug auf Empirie, Methodik und Forschungspraxis geführt. Seit das Studienobjekt IO nur noch einen Klick entfernt ist, ist die Analyse auch kleinerer, regionaler und vormals »black-boxed« IOs sowie der Trend weg von Einzelfallstudien und hin zu Sample-basierten, quantitativen Forschungsdesigns weit vorangeschritten. Allerdings bieten nicht alle IO-Webseiten die für eine crosscase-Analyse notwendigen Informationen in hinreichender Breite, historischer Rückschau sowie Qualität an. In diesem Forumsbeitrag diskutieren wir die Hinwendung zu einer »digitalen Empirie« in der IO-Forschung kritisch. Insbesondere reproduziert die gegenwärtige quantitative IO-Forschung einen Selektionsbias der vorherigen Generation qualitativer Forschung hin zu stark institutionalisierten, globalen und prominenten Organisationen - und unterminiert damit die Chancen und Potenziale einer »digitalen Empirie«. Wir plädieren daher für einen sorgfältigeren, kritischeren und reflektierteren Umgang mit online gewonnenen Informationen und Daten.
Abstract
Increasing availability of data and information on the websites of international organizations (IOs) has fundamentally changed IO research in terms of research practice, methods, and empirics. Since IOs are just a click away, research has advanced into the study also of smaller, regional and formerly »black-boxed« IOs, and away from single-case studies and towards sample-based quantitative designs. However, not all IO websites provide information in adequate scope, historical depth, and necessary quality for cross-case analysis. In this forum contribution, we critically discuss the trend towards »digital empirics« in IO research. While »digital empirics« have many advantages, there are also some drawbacks. Specifically, current quantitative IO research reproduces the selection bias of earlier generations of qualitative studies on highly institutionalized, global, and prominent IOs, thereby undermining the potential of online research. We thus argue that a more diligent, critical, and nuanced treatment of online data is necessary.
Wissensarten und ihr politischer Gehalt bei Expert_inneninterviews in Internationalen Organisationen
Autoren
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- doi.org/10.5771/0946-7165-2018-1-189
- ISSN print: 0946-7165
- ISSN online: 0946-7165
- Nomos, Baden-Baden Nomos, Baden-Baden
Zusammenfassung
Der Beitrag befasst sich mit den Wissensarten, auf die durch die Datenerhebung mittels Expert_inneninterviews in Internationalen Organisationen zugegriffen werden kann. Die Autorinnen zeigen, dass die Reflexion über das Wissen, welches Expert_innen besitzen, für die Auswahl und Auswertung wichtig ist, und dass der Expert_innenstatus über das von den Forschenden unterstellte Wissen konstruiert wird. Die Unterscheidung zwischen Expert_in und Nicht-Expert_in ist also eng mit dem Wissen verknüpft, das den Expert_innen zugeschrieben wird. Deshalb befasst sich der Beitrag in einem zweiten Schritt mit dem politischen Gehalt von Wissen, der bei der Auswertung von Expert_inneninterviews zu beachten ist. Die entsprechenden Erkenntnisse werden durch ein Forschungsprojekt über Polizeimissionen in der Europäischen Union unterlegt.
Abstract
This article addresses the types of knowledge that can be accessed through expert interviews in international organizations (IOs). The authors show that reflecting on the knowledge experts can have is important for selecting interview partners and analyzing the interviews. Additionally, expert status is constructed through the knowledge assumed by the researchers. The distinction between expert and non-expert is thus closely linked to the knowledge attributed to the experts. Therefore, the article also deals with the political content of knowledge, which has to be considered when analyzing expert interviews. The findings are supported by case studies from research on IOs.
Methodischer Anspruch trifft organisationale Wirklichkeit: Interviewführung in Internationalen Organisationen
Autoren
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- doi.org/10.5771/0946-7165-2018-1-199
- ISSN print: 0946-7165
- ISSN online: 0946-7165
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Zusammenfassung
Internationale Organisationen (IOs) und ihre Verwaltungsstäbe haben in den vergangenen Jahren als Forschungsgegenstand erheblich an Bedeutung gewonnen. In dieser expandierenden IO-Forschung werden Interviews zunehmend genutzt, wobei Forscher_innen besonders häufig auf semi-strukturierte Expert_inneninterviews als Instrument der Datenerhebung zurückgreifen. Jedoch wird das methodische Vorgehen in IO-Studien meist nicht systematisch erläutert, was die intersubjektive Nachvollziehbarkeit und Einordnung der Forschungsergebnisse erschwert. Gleichzeitig adressiert die (durchaus reichhaltige) sozialwissenschaftliche Literatur zur Interviewführung IO-spezifische Herausforderungen nicht. Diese ergeben sich, wenn methodische Ansprüche auf die Bedingungen der Interviewführung in IOs treffen. Hieran knüpft der vorliegende Beitrag an, indem IO-spezifische Herausforderungen in der Interviewführung identifiziert und systematisiert werden. Des Weiteren werden mögliche Lösungsstrategien, v. a. zur Reduktion von Verzerrungseffekten durch das Interviewer_innen-Team, zur Diskussion gestellt. Damit verfolgt der Beitrag das Ziel, die Debatte zur Qualitätssicherung bei dieser immer öfter genutzten Form der Datenerhebung zu bereichern und weiter anzustoßen.
Abstract
International organizations (IOs) and their bureaucracies are increasingly the focus of academic research. Research on IOs often builds on interviews as a method of generating data; in particular, semi-structured expert interviews are widely used. However, many IO studies do not systematically explain the methods and procedures used to generate interview data. This is problematic, as it hampers intersubjective understanding and complicates the systematic assessment of research results. At the same time, while a rich literature on interviews exists in the social sciences, IO-specific challenges are not addressed. These challenges arise when standards of academic quality fail to match the IO reality. We address this gap by identifying and systematizing IO-specific challenges. Furthermore, we introduce strategies to deal with these challenges, especially in regard to reducing interviewer bias. As interviews become more prominent in IO research, we seek to contribute to and further advance the academic debate on quality standards for this method of data generation.
Quantitative Rüstungsanalysen im Zeichen von Digitalisierung und Automatisierung
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- doi.org/10.5771/0946-7165-2018-1-211
- ISSN print: 0946-7165
- ISSN online: 0946-7165
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Zusammenfassung
Die Datenerhebung im Rahmen quantitativer Rüstungsanalysen steht angesichts kommerzieller und strategischer Geheimhaltungsinteressen vor besonderen Hürden. Hinzu kommen konzeptionelle Blindstellen sowie ungünstige institutionelle Anreize. Unser Beitrag diskutiert diese Herausforderungen anhand eigener Erfahrungen im Rahmen eines Projektes, das eine deskriptive Erhebung zum Stand der informationstechnischen militärischen Transformation im globalen Maßstab anvisiert. Aufbauend auf unserer Problemdiagnose diskutieren wir verschiedene Lösungsmöglichkeiten - von einer Validierung durch Expert_innensurveys bis zum Forschungsverzicht. Wir plädieren dafür, nicht nur Unsicherheiten bezüglich der Datenlage und darauf aufbauender Schlüsse umfassender zu kommunizieren, sondern auch für einen stärkeren Austausch über gescheiterte und revidierte Forschungsstrategien.
Abstract
Data collection in quantitative research on armament policies faces numerous challenges. One is the tendency of both commercial and governmental actors to keep silent about particular technical features of advanced weapons systems. There is also conceptual confusion about how to categorize new technologies, such as combat drones, cyber weapons, etc. Moreover, descriptive analysis generally reaps les academic glory than theory development and testing. In our paper, we reflect on the difficulties of quantifying the arms dynamic by reporting on our own research project on the global diffusion of advanced military information technology. Based on a detailed problem description, we assess the pros and cons of several practical solutions. We conclude by pleading for greater transparency, with regard not only to data gaps and sources of analytical bias but also failed research efforts and significantly revised research designs.
»Big Data« oder »Dunkelziffer«? – Wie Studierende aus schwieriger Datenlage lernen können
Autoren
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- doi.org/10.5771/0946-7165-2018-1-221
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Zusammenfassung
Dieser Beitrag diskutiert ein Lehrforschungsprojekt in der Methodenausbildung von Studierenden, das die Erstellung, Nutzung und Verbreitung von Daten als Ansatzpunkt nutzt. Datenfragen stellen sich unseres Erachtens vor dem Hintergrund von »Big Data« mit neuer Dringlichkeit, da die Datengenerierung absehbar weiter an Bedeutung gewinnen wird. Gleichzeitig entstehen viele genutzte Daten außerhalb des wissenschaftlichen Kontextes und können nicht als gesichertes Wissen gelten, entfalten jedoch politische und soziale Relevanz. Um Studierende im Umgang mit Daten zu schulen, wurde mit dem Ziel der research literacy ein Lehrforschungsprojekt entwickelt, das Forschendes Lernen sowie Problembasiertes Lernen verbindet. Zunächst zeigen wir die Relevanz von Daten für die Lehre auf und wie ein passendes Modul im Lehrplan identifiziert werden kann. Danach stellen wir dar, inwiefern das Projekt Zielen der research literacy dient. Wir schließen mit einer kurzen Diskussion von Möglichkeiten und Grenzen ähnlicher Veranstaltungen sowie einem Ausblick auf die zukünftige Relevanz von Daten in der Methodenausbildung.
Abstract
This article discusses a research-oriented teaching project that takes the generation, use und dissemination of data as the starting point for teaching social science methods. With the rise of »Big Data«, critical analysis and data processing is becoming more frequent and more important. At the same time, ever more data is freely available and generated outside of academic research contexts, so it cannot be expected to adhere to highest quality standards. Still, this data is politically and socially relevant. To teach students skills related to this new data environment, we developed a research-oriented teaching project as part of an undergraduate module on methods. The course aims to provide students with so-called »research literacy« by combining learning through research practice and problem-based learning. In the first part of this article, we demonstrate the importance of data for teaching and learning. Second, we discuss how to identify an appropriate module for teaching such a project as part of a standard curriculum. Third, we show how such a project promotes research literacy in student education. We conclude with a discussion of the potential and limits of such courses, including an outlook on the future role of data in courses related to methods.
Abstracts
DOI
- doi.org/10.5771/0946-7165-2018-1-230
- ISSN print: 0946-7165
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