- doi.org/10.5771/0934-9200-2015-4
- ISSN print: 0934-9200
- ISSN online: 0934-9200
- Nomos, Baden-Baden Nomos, Baden-Baden
Zusammenfassung
Nichts kommt zu kurz: Die NK bündelt alle Disziplinen der Kriminalwissenschaften auf höchstem Niveau – sie ist das Forum für Kriminalwissenschaften, Recht und Praxis. Die Zeitschrift will neue Impulse setzen, Forum sein für eine interdisziplinäre Diskussion, die unter Einbeziehung ausländischer Erfahrungen über den eigenen Tellerrand hinausschaut und dabei Ziele verfolgt wie: Rationaler Umgang mit Kriminalität, Grundrechtsverteidigung, Abbau staatlicher Sozialkontrolle und Vorrang sozialer Konfliktlösungen.
Eine eigenwillige Fachzeitschrift in der inhaltlichen und optischen Methode der Themenaufbereitung: analytisch und praxisorientiert, kritisch und aktuell, kompetent und kontrovers, informativ und engagiert. Die Zeitschrift „Neue Kriminalpolitik“ wendet sich an Kriminologen, Soziologen, Juristen, Pädagogen, forensische Psychiater und Psychologen in Praxis, Politik, Wissenschaft und Ausbildung.
Homepage: www.nk.nomos.de
Abstract
Neue Kriminalpolitik brings together all disciplines in criminal law – it is the forum for criminal science, law and practice. The journal sees its priority in setting new standards and in providing a forum for interdisciplinary discussions which, including the knowledge from different countries, pursue the following targets: rational approach towards crime, the protection of the fundamental rights, the priority of social self-regulation and conflict solving while reducing state involvement.
The journal addresses criminologists, sociologists, lawyers, teachers, forensic psychiatrists and psychologists working in various kinds of fields such as politics and science.
Website: www.nk.nomos.de
- 325–338 MAGAZIN 325–338
- 325–330 Die Integration von Flüchtlingen als kriminalpräventive Aufgabe – Ein kriminologischer Zwischenruf Heinz Cornel, Frieder Dünkel, Ineke Pruin, Bernd-Rüdeger Sonnen, Jonas Weber Heinz Cornel, Frieder Dünkel, Ineke Pruin, Bernd-Rüdeger Sonnen, Jonas Weber 325–330
- 331–338 Häftlinge mit türkischen Wurzeln in deutschen Justizvollzugsanstalten Osman Isfen, Abdülhalim Arslanbaş, Sibel Kılıçarslan-Isfen Osman Isfen, Abdülhalim Arslanbaş, Sibel Kılıçarslan-Isfen 331–338
- 339–398 TITEL 339–398
- 339–345 Compliance und Whistleblowing Neuere Formen sozialer Kontrolle in Unternehmen und Gesellschaft Jens Puschke, Tobias Singelnstein Jens Puschke, Tobias Singelnstein 339–345
- 346–358 Scheiternde Rechtsnormbildung im Rahmen von Compliance‑Kontrolle Jens Bergmann Jens Bergmann 346–358
- 399–413 THEMEN 399–413
- Das Anti-Doping-Gesetz Doping, Sport und Überwachung aus AthletInnen-Sicht Nils Zurawski, Marcel Scharf Nils Zurawski, Marcel Scharf
- 414–420 Rezensionen 414–420
Titelei/Inhaltsverzeichnis
DOI
- doi.org/10.5771/0934-9200-2015-4-323
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Die Integration von Flüchtlingen als kriminalpräventive Aufgabe – Ein kriminologischer Zwischenruf
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- doi.org/10.5771/0934-9200-2015-4-325
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Zusammenfassung
Mehr als 1 Million Flüchtlinge werden bis Ende 2015 in Deutschland erwartet. Bedrängte Wohnverhältnisse und z. T. menschenunwürdige Unterbringung und Aufnahme sind Hauptprobleme und Hindernisse für eine soziale Integration. Hinzu kommt, dass von manchen Kreisen ein Klima der Ablehnung provoziert und geschürt wird. Aus kriminologischer Sicht erschwert dies und vor allem das häufige öffentliche Betonen der Unerwünschtheit der Flüchtlinge die Integration noch zusätzlich. Wir befürchten zudem, dass angesichts der terroristischen Anschläge vom 13. November 2015 in Paris die Abschottung einzelner EU-Länder zunehmen wird, mit fatalen negativen Auswirkungen für die Integration der Flüchtlinge, die (Bürger-)Kriegen und Verfolgung mit knapper Not entkommenen sind.
Häftlinge mit türkischen Wurzeln in deutschen Justizvollzugsanstalten
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- doi.org/10.5771/0934-9200-2015-4-331
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Zusammenfassung
Etwa ein Viertel aller Häftlinge mit Migrationshintergrund in Nordrhein-Westfalen haben türkische Wurzeln. Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, ob sich spezifische Vollzugsprobleme bei dieser Personengruppe definieren lassen, die den Gefängnisalltag über die allgemeinen Unzulänglichkeiten hinaus zusätzlich erschweren. Die Verfasser haben dazu in acht Justizvollzugsanstalten Häftlinge und Anstaltsverantwortliche zu ihren Erfahrungen befragt. Dabei stimmten beide Seiten im Ergebnis überein, dass die Gruppe der Inhaftierten mit türkischen Wurzeln vergleichsweise gut integriert sei, wobei jedoch das oftmals geringe Bildungsniveau unter den Häftlingen genauso noch zu den Hauptproblemen des Strafvollzugs gehört wie die „lähmende“ Wirkung einer möglichen Rückführung ins Heimatland nach Ende der Haftzeit.
Abstract
About a quarter of the North-Rhine Westphalian prison inmates not of German descent are of Turkish origin. This essay deals with the question whether for these inmates a low level of integration might constitute an additional difficulty in everyday prison routines. The authors carried out a survey in eight correctional facilities interviewing both inmates and prison authorities about their experiences regarding this particular question. Both groups provided similar assessments of the situation, describing the group of prisoners of Turkish descent as comparatively well integrated, while naming low levels of education and the paralysing impact of the threat of possible compulsory repatriation after prison as two of the main problems.
Compliance und Whistleblowing Neuere Formen sozialer Kontrolle in Unternehmen und Gesellschaft
Autoren
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- doi.org/10.5771/0934-9200-2015-4-339
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Zusammenfassung
Den Konzepten „Compliance“ und „Whistleblowing“ wird eine enorme Aufmerksamkeit zuteil. Dies zeigt sich nicht nur an der wissenschaftlichen Rezeption in den vergangenen Jahren. Auch die Spezialisierung von Anwaltskanzleien, die Schaffung und Erweiterung von Compliance-Abteilungen in Unternehmen, das Florieren von Schulungen und Seminaren in diesem Bereich sowie rechtliche Steuerungsbemühungen weisen auf eine stetig wachsende Bedeutung hin. Die Fokussierung auf unternehmens- bzw. organisationseigene Normbefolgungsmaßnahmen und wirtschaftsbezogene Hinweisgebersysteme passt sich in unterschiedlich ausgeprägte Privatisierungstendenzen bestimmter, vormals öffentlicher Aufgaben ein. Zugleich zieht ein verändertes Verständnis von der Aufgabe des Strafrechts als Instrument zur Risikosteuerung ein Bedürfnis nach Risikominimierung im Vorfeld strafrechtlicher Verfolgung nach sich. Darüber hinaus haben sich die Wahrnehmung von Wirtschaft und Wirtschaftskriminalität und der Umgang hiermit verändert. Wirtschaftsdelinquenz wird zunehmend als gesellschaftsschädliches Unrecht verstanden, dem die Praxis der Strafverfolgung mit mehr Nachdruck begegnen muss. Schließlich tragen auch die bekannten Schwierigkeiten bei der normativen Erfassung, Aufdeckung und Verfolgung von Wirtschaftskriminalität zum Aufstieg teilprivatisierter Sozialkontrolle bei.
Scheiternde Rechtsnormbildung im Rahmen von Compliance‑Kontrolle
Autoren
DOI
- doi.org/10.5771/0934-9200-2015-4-346
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Zusammenfassung
Im Zuge einer veränderten Form der strafrechtlichen Kontrolle von Wirtschaftskriminalität sehen sich Unternehmen mit wachsenden Anforderungen konfrontiert, selbst aktiv zu werden. Sie reagieren darauf mit der Implementierung neuer Kontrollmaßnahmen (Compliance), die auch den Zweck haben, Organisationsprozesse enger an Rechtsnormen zu binden. Dies soll eine präventive Selbstkontrolle dauerhaft etablieren, indem Organisationen Wirtschaftsstrafrecht in eigene Strukturen übersetzen und als Koproduzenten gesellschaftlicher Rechtsnormgeltung mitwirken. Der Beitrag geht auf Basis von Beobachtungen bei einem Fortbildungsseminar für Compliance Manager den Problemen nach, die solche Übersetzungsprozesse mit sich bringen. Es wird die These vertreten, dass Compliance-Maßnahmen aus organisationsstrukturellen Gründen daran scheitern, wirtschaftsstrafrechtliche Normen zu legitimieren.
Abstract
In consequence of changes in corporate criminal law, corporations are faced with increasing demands to take action themselves. They establish new compliance management systems in order to strengthen the link between organizational processes and legal norms. This translation of corporate crime law into organizational, formal structures is not only supposed to establish a permanent and preventive (organizational) self-control but puts corporations into the position to act as co-producers of criminal law on a societal level (such as law courts, etc.). On the basis of a participant observation made during a training seminar for compliance officers, the paper explores emerging problems that occur in processes of translating legal norms into organizational structures and traces those problems to fundamental and structural characteristics of organizations as social forms.
Der ungebremste Höhenflug des Whistleblowers
Autoren
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- doi.org/10.5771/0934-9200-2015-4-359
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Zusammenfassung
Der Whistleblower hat nach wie vor Konjunktur - Edward Snowden sei Dank. Er wird einer neu entwickelten Kategorie der systemdestabilisierenden Whistleblower zugeordnet, der empirisch am ehesten über die Fallstudie näherzukommen ist. Die Politik hat keine Skrupel, Whistleblower als ehrenwerte Kämpfer gegen Kartelle und Korruption herauszustellen. Tatsächlich stabilisieren sie lediglich die neoliberale Wirtschaftsordnung und das politische System als solches, wie sozioökonomische Studien zeigen.
Abstract
The whistleblower is still in fashion - thanks to Edward Snowden. He fits into a newly developed category of a system-destabilizing whistleblower which can be most likely examined by case studies. Politics has no qualms to emphasize whistleblowers as honorable fighters against cartels and corruption. Actually they only stabilize the neoliberal economic and political system as socioeconomic studies show.
Wirtschaftskontrolle durch Whistleblowing? Empirische Befunde zu Entscheidungsprozessen von Hinweisgebern
Autoren
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- doi.org/10.5771/0934-9200-2015-4-375
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Zusammenfassung
Whistleblower als Informationsquelle zu nutzen gilt kriminalpolitisch als modernes Schlüsselkonzept, um Ermittlungsschwierigkeiten bei der Kontrolle von Wirtschaftskriminalität zumindest teilweise zu beheben. Dabei setzt der Staat auf ein Parallelkonzept aus konkurrierenden eigenen und unternehmensinternen Hinweisgebersystemen. Die Analyse der Entscheidungsprozesse von 28 Whistleblowern zeigt allerdings, dass jedenfalls die Erwartungen an staatliche Informationsgewinne deutlich zu hoch angesetzt sind.
Abstract
Relying on whistleblowers as a source of information is considered to play a key role in overcoming the shortcomings of conventional investigation methods of corporate crime. Therefore, the government relies on a binary system of competing internal and external whistleblowing-procedures. However, in depth analysis of the decision processes of 28 whistleblowers has shown that the expectations regarding the rate of crime disclosure by external whistleblowers are too high.
Incentivizing Whistleblowing in the United States Qui Tam, Anti-Retaliation and Cash-For-Information
Autoren
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- doi.org/10.5771/0934-9200-2015-4-388
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Abstract
In the U.S., there are dozens of federal and state laws, as well as thousands of cases, addressing whistleblowing. It is impossible to classify these into one category because they target a wide range of industries and are structured with different goals. Some laws protect against anti-retaliation, while others offer financial incentives in exchange for cooperation in the investigation and prosecution of corporate misconduct. This last area has gained significant attention recently. The use of these “bounties” is controversial, mainly limited to the U.S., and has generated intense debate. Nevertheless, the U.S. experience with financial incentives has been successful and it does not appear that it will stop anytime soon.
Das Anti-Doping-Gesetz Doping, Sport und Überwachung aus AthletInnen-Sicht
Autoren
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- doi.org/10.5771/0934-9200-2015-4-399
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Zusammenfassung
Doping im Sport hat mittlerweile den Status eines Problems angenommen, welches als moral panic bezeichnet werden kann. In der Berichterstattung wird Doping u.a. dafür verantwortlich gemacht, die Werte des Sportes zu gefährden, und darüber hinaus als Zeichen einer gesamtgesellschaftlichen Unordnung oder Krise gedeutet. Über die Brauchbarkeit des Konzeptes der moral panic, entworfen von Cohen (1972), wird zwar intensiv und kritisch debattiert, doch es erscheint hier insofern brauchbar, da eine solche durch das Doping ausgelöst wird und dabei durchaus produktiv ist, also Reaktionen herausfordert und Maßnahmen nach sich zieht, die dauerhafte Effekte haben werden. Die Aufregung darüber, dass Sportler gedopt haben, sich Kontrollen entziehen oder das Doping-Kontroll-System (DKS) nicht adäquat funktioniert, ist gesamtgesellschaftlich groß. So groß, dass auch die Polizei darüber nachdenkt, ob darin ein neues Betätigungsfeld liegen könnte. Die Berichterstattung ist auch jenseits der Sportseiten umfassend und oft detailliert. Die Massenwirksamkeit des Festina-Skandal bei der Tour de France 1998 war einer der letzten entscheidenden Gründe bei der Implementierung der World Anti Doping Agency (WADA) im Jahr 1999. Den vorläufigen Höhepunkt innerhalb dieser „Krise“ bilden in Deutschland derzeit das Pechstein-Urteil sowie das im Mai 2015 in erster Lesung beratene Anti-Doping-Gesetz (AntiDopG). Das Gesetz soll, im Strafgesetz verankert, zu einer besseren Bekämpfung des Doping im Sport beitragen. Um den Sport nachhaltig schützen zu können, sieht sich die Politik hier in der Pflicht. Der zuständige Justizminister Heiko Maas nennt das Gesetz „eine Kampfansage an die Betrüger und Doper“ (2015). Diese starken Worte zeigen, so unsere Behauptung, das vollkommende Unverständnis von Spitzensport. Noch viel mehr, wenn er ebenfalls fordert, dass es im Zeitalter von Doping keine Sieger mehr um jeden Preis geben dürfe. Dass dieser Preis auch ohne Doping durchaus sehr hoch und enorm gesundheitsschädlich ausfallen kann, zeigt, wie widersprüchlich diese Forderungen sind.
Rezensionen
DOI
- doi.org/10.5771/0934-9200-2015-4-414
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