- doi.org/10.5771/0342-300X-2021-6
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- Nomos, Baden-Baden Nomos, Baden-Baden
Zusammenfassung
Die WSI-Mitteilungen sind eine wissenschaftliche Fachzeitschrift mit politik- und praxisorientierter Ausrichtung. Sie informieren über neue wissenschaftliche Erkenntnisse im Themenspektrum »Arbeit - Wirtschaft - Soziales«. Die Zeitschrift ist 1948 erstmals erschienen.
Die Zeitschrift fördert den interdisziplinären Austausch und versteht sich als Wissens- und Argumentationsquelle für Akteure aus Arbeitswelt, Wirtschaft und politischer Praxis. Ihr Ziel ist, komplexes Wissen strukturiert und sprachlich ansprechend zu vermitteln. Ein professionelles Begutachtungsverfahren garantiert die Standards wissenschaftlicher Abhandlungen. Kurzauswertungen, Kommentare und Praxisbeiträge reflektieren aktuelle gesellschaftspolitische Probleme und diskutieren Lösungsvorschläge.
- 434–434 Kommentar 434–434
- Die Corona-Krise verschärft Bildungsungleichheit Bettina Kohlrausch Bettina Kohlrausch
- 435–462 Aufsätze 435–462
- 435–445 Flexibilitätsinstrumente am Arbeitsmarkt in der Covid-19-Krise Olaf Struck, Matthias Dütsch, Daniel Fackler, Christian Hohendanner Olaf Struck, Matthias Dütsch, Daniel Fackler, Christian Hohendanner 435–445
- 446–453 Mindestlohn und Arbeitsintensität – Evidenz aus Deutschland Alexandra Fedorets, Ralf Himmelreicher Alexandra Fedorets, Ralf Himmelreicher 446–453
- 463–471 Berichte des WSI 463–471
- 472–478 Forschung Aktuell 472–478
- „Gläserne“ Paketbot*innen – Arbeitsbedingungen und Mitbestimmung in Kurier-, Express- und Paketdiensten Klaus Schmierl, Pauline Schneider, Olaf Struck Klaus Schmierl, Pauline Schneider, Olaf Struck
- 479–483 Aus der Praxis 479–483
- Weiterbildung in der Corona-Krise Gerhard Bosch Gerhard Bosch
- 484–488 Debatte 484–488
- 484–486 Corona-Schulden : Kein Game Changer für die Finanzpolitik Jens Boysen-Hogrefe, Stefan Kooths Jens Boysen-Hogrefe, Stefan Kooths 484–486
- 489–491 Buchbesprechungen 489–491
- 492–495 Zusammenfassungen 492–495
Titelei/Inhaltsverzeichnis
DOI
- doi.org/10.5771/0342-300X-2021-6-433
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Die Corona-Krise verschärft Bildungsungleichheit
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- doi.org/10.5771/0342-300X-2021-6-434
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Flexibilitätsinstrumente am Arbeitsmarkt in der Covid-19-Krise
Autoren
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- doi.org/10.5771/0342-300X-2021-6-435
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Zusammenfassung
Flexibilitätspotenziale von Individuen, Betrieben und Gesellschaften bestimmen, inwieweit Herausforderungen, wie die Covid-19-Pandemie, zu überbelastenden Krisen werden. Flexibilität als Potenzial zu begreifen, vermeidet einerseits eine vorschnelle Zustimmung oder Ablehnung der Analysekategorie „Flexibilität“ und lenkt anderseits den Blick auf Ressourcen als Basis flexibler Anpassungsmöglichkeiten. Der Beitrag verdeutlicht die pandemiebedingten Veränderungen für Erwerbstätige und arbeitet die zutage getretenen Ungleichheiten in der sozialen Absicherung und der Beschäftigungssicherheit heraus. Neben sozialversicherungspflichtigen Insidern, die etwa von Kurzarbeit oder auch Arbeit im Homeoffice profitierten, sind andere Gruppen durch mangelnde Flexibilitätspotenziale gekennzeichnet, darunter Personen in ungeschützteren Erwerbsformen, arbeitslose Outsider und Jüngere. Aus bildungs-, arbeitsmarkt- und sozialpolitischer Sicht besteht die Herausforderung darin, vorausschauende Investitionen in flexibilitätsfördernde Ressourcen zum Wohle beider Seiten des Arbeitsmarktes – für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sowie für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – zu gestalten.
Abstract
The potential for flexibility that individuals, companies and societies have determines the extent to which challenges, such as the Covid-19 pandemic, become overburdening crises. Defining flexibility as a potential avoids, on the one hand, a premature approval or rejection of flexibility as an analytical category and, on the other hand, directs attention to resources as the basis of potential for flexible adaptation. This article elucidates the pandemic-related challenges for employees and the emerging inequalities regarding social security and employment security. In contrast to insiders subject to social security contributions, who benefit from short-time or home office work, other persons are characterised by a lack of flexibility, including workers in less protected forms of employment, unemployed outsiders and younger people. From the perspective of educational, labour market and social policy, the challenge is to make proactive investments in resources that promote flexibility to the benefit of both sides of the labour market – employers and employees.
Mindestlohn und Arbeitsintensität – Evidenz aus Deutschland
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- doi.org/10.5771/0342-300X-2021-6-446
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Zusammenfassung
In den politischen Debatten, die der Einführung des gesetzlichen Mindestlohnes im Jahr 2015 vorausgingen, wurde – neben anderen vermuteten negativen Folgen der Reform – auch eine Erhöhung der Arbeitsintensität im betroffenen Lohnsegment antizipiert. Diese These beruhte auf einer sporadischen internationalen Evidenz sowie auf theoretischen Annahmen. Und in der Tat haben Arbeitgeber, wenn die Arbeitskosten steigen, einen Anreiz, diese zu kompensieren, indem sie mehr Produktivität pro gearbeitete Stunde fordern. Zudem kann angenommen werden, dass steigende Löhne die Beschäftigten zur Leistungserhöhung motivieren. Ob die vermuteten Anpassungen auf Arbeitgeber- und Beschäftigtenseite tatsächlich stattfinden, untersucht der Beitrag empirisch. Grundlage dafür ist die repräsentative Haushaltsbefragung des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zur Einschätzung der Veränderung in der eigenen Arbeitsintensität. Es zeigt sich, dass eine Steigerung der Arbeitsintensität im Mindestlohnbereich kaum zu beobachten ist, sondern überwiegend in den höheren Lohnsegmenten. Vollzeitbeschäftigte sowie Hochqualifizierte berichten häufigere und höhere Steigerungen ihrer Arbeitsintensität als gering Qualifizierte oder Minijobber, die deutlich häufiger im Niedriglohnbereich beschäftigt sind.
Abstract
The political debate following the introduction of the minimum wage in the year 2015 considers potential increases in work intensity in the affected wage segments – among other negative consequences of the reform. This expectation is based not just on theory, but also on sporadic international evidence. Indeed, when the marginal value of work increases, employers have an incentive to recoup their increased costs by pushing for greater hourly productivity. In addition, it may be assumed that increased wages may also give an incentive for workers to increase their hourly output. Using the representative employee survey of the Socio-Economic Panel (SOEP) on self-reported changes in work intensity, the authors empirically examine the adjustments of this threshold. They show that an increase in labour intensity does not happen in the minimum wage segment, but rather in the higher wage segments. In addition, it is revealed that full-time employees and university graduates report more frequent and higher increases in their work intensity than the low-skilled or mini-jobbers, who are more often employed in the low-wage sector.
Wie viel Geld ist angemessen? eine Vignettenstudie zur akzeptanz von Sanktionen im SGB II
Autoren
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- doi.org/10.5771/0342-300X-2021-6-454
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Zusammenfassung
Seit den Reformen des SGB II 2004 /05 gelten Sanktionen in der Grundsicherung als zentrale Säule im aktivierenden Sozialstaat. Sozialpolitisch wird dabei häufig diskutiert, ob Sanktionen generell zulässig sind bzw. dazu führen dürfen, dass Betroffene (temporär) unterhalb des soziokulturellen Existenzminimums leben. Zudem stufte das Bundesverfassungsgericht 2019 Kürzungen über 30 % der Grundsicherungsleistung als verfassungswidrig ein und mahnte einen Reformprozess an. Eine breite öffentliche Akzeptanz der veränderten Sanktionspraxis könnte erreicht werden, wenn empirische Evidenz zur Wahrnehmung solcher Sanktionen den Reformprozess begleitet. Der Beitrag untersucht mittels einer Vignettenanalyse, welche Sanktionen in der Bevölkerung akzeptiert werden, wenn hypothetische Sozialleistungsbeziehende ihre Mitwirkungspflicht verletzen. Eine Mehrheit der repräsentativen deutschen Stichprobe (N = 2621) befürwortet eine als Sanktion verhängte Leistungskürzung bis 30 % der Grundsicherungsleistung. Eine geringe Motivation zur Arbeitssuche, Terminversäumnisse mit den Fachberater*innen und ein ausländischer Name erhöhen für sich genommen, aber vor allem in Kombination miteinander, die Akzeptanz von Sanktionen signifikant. Das Alter der hypothetischen Sozialleistungsbezieher*innen spielt dagegen nur eine marginale Rolle.
Abstract
A Vignette Study on the Acceptance of Sanctions in SGB II Since the reforms of the Social Code Book II in 2004 /05, sanctions in the minimum income system have been considered a central pillar of the activating welfare state. However, in terms of social policy, it is often debated whether sanctions are generally permissible, since those affected then live (temporarily) below the socio-cultural subsistence level. In addition, the Federal Constitutional Court classified cuts above 30 % of the minimum income benefits as unconstitutional in 2019 and called for a reform process. A broad public acceptance of the changed sanction practice may be achieved if empirical evidence on the perception of such sanctions accompanies the reform process. This article investigates – based on a Vignette analysis – which sanctions are considered acceptable by the population, when hypothetical welfare recipients violate their obligation to cooperate. A majority of the representative German sample (N = 2621) favours sanctions up to 30 % of the minimum income benefit. Sole factors such as low levels of motivation to look for work, missed appointments with the specialist advisors or having a foreign-sounding name significantly increase the acceptance of sanctions amongst the wider public. Especially a combination of these factors increases the acceptance of placing sanctions on welfare recipients. In contrast, the age of the hypothetical benefit recipients plays a marginal role.
WSI-Verteilungsbericht 2021: Die Einkommenssituation und Abstiegsängste der Mittelschicht
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- doi.org/10.5771/0342-300X-2021-6-463
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Zusammenfassung
Durch einen Anstieg der mittleren Einkommen kam es in den letzten Jahren zu einem leichten Rückgang der Einkommensungleichheit. Dieser Verteilungsbericht nimmt diese positive Entwicklung zum Anlass, auf die Situation der sogenannten Mittelschicht und ihre vormals zentralen Angst – die Abstiegsangst – zu blicken. Auf Basis der SOEP zeigt sich, dass die Abstiegsängste der Mittelschicht zwischen 2010 und 2019 deutlich zurückgegangen sind, nicht zuletzt wegen der guten konjunkturellen Rahmenbedingungen, die auch zu einem Absinken der Arbeitslosenquote führte. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie sich die Covid-19-Krise auf die Einkommensungleichheit und die Abstiegsängste ausgewirkt hat. Die Daten der HBS-Erwerbspersonenbefragung weisen darauf hin, dass ärmere Einkommensgruppen häufiger Einbußen hatten und sich auch vermehrt um ihre berufliche Zukunft und ihre finanzielle Situation sorgen. Somit könnte der positive Trend der letzten Jahre durch die Covid-19-Krise zum Stoppen gekommen sein und die Einkommensungleichheit wieder steigen. Es gilt also daher, vor allem die von der Krise stark betroffenen Gruppen durch Qualifizierung und Stärkung der Tarifbindung zu schützen.
Abstract
An increase in incomes of those who belong to the middle-income category has led to a slight decline in income inequality in recent years. Given this positive trend, the article examines the situation of the so-called middle class and what was formerly their central fear – the fear of losing social status. Using the SOEP data, the analysis shows that the middle class fear of relegation declined significantly between 2010 and 2019, not least because of the good economic conditions, which also led to a drop in the unemployment rate. Against this backdrop, the question is how the Covid-19 crisis has affected income inequality and fears of losing social status. The data from the HBS survey of the working population indicate that poorer income groups experienced more frequent declines and were also more concerned about their future careers and financial situation. Thus, the positive trend of recent years may have come to a halt as a result of the Covid-19 crisis, which is why income inequality may be on the rise again. There is therefore a need to protect above all the groups most affected by the crisis by improving their qualifications and strengthening their collective bargaining agreements.
„Gläserne“ Paketbot*innen – Arbeitsbedingungen und Mitbestimmung in Kurier-, Express- und Paketdiensten
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DOI
- doi.org/10.5771/0342-300X-2021-6-472
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Zusammenfassung
Ein Haupttrend der ständigen Verfügbarkeit des Internetzugangs ist der exorbitant angewachsene Onlinehandel, der Konsumgüter direkt an die Kund*innen nach Hause liefert und der infolge der Coronavirus-Pandemie auf nahezu alle Konsumgüterbereiche sowie auch auf bisher internetferne Bevölkerungsgruppen übergegriffen hat. Eine solche ständige Konsummöglichkeit setzt die Verfügbarkeit und Leistungsfähigkeit eines besonderen Arbeitskrafttypus voraus: der Paketbotin /des Paketboten in den Kurier-, Express- und Paketdiensten (KEP), auf deren Rücken die Bestellzuwächse ausgetragen werden. Im Beitrag werden sozialwissenschaftliche und gewerkschaftspolitische Zwischenbefunde einer qualitativen Studie des ISF München und der Universität Bamberg mit dem Titel „Digitale Logistik, Arbeitsstrukturen und Mitbestimmung – DiLAMi“ präsentiert: In Verbindung mit dem digitalen Technikeinsatz ergeben sich in der Kurierarbeit erweiterte Kontrollmöglichkeiten und die bestehenden Interessenvertretungs- und Mitbestimmungslücken nehmen zu. Zudem ermöglicht die Techniknutzung, den Arbeitskräftemangel in der Branche durch den gezielten Einsatz niedrig qualifizierten Personals zu kompensieren. Zusammenfassend lässt sich der zu beobachtende Trend mit dem Etikett des neuen „digitalen Taylorismus“ kennzeichnen.
Abstract
One of the main trends associated with the permanent availability of internet access is the rapid growth of online shopping and home delivery of consumer goods, which as a result of the coronavirus pandemic has spread to almost all consumer goods sectors and to groups of the population previously remote from the internet. Such a constant stream of consumption requires the availability and performance of a specific type of worker: the employee in courier, express and parcel services who – quite literally – has to shoulder the burden of increased order volumes. In this article, the authors present first findings relating to sociology and trade union policy from the qualitative study on digital logistics, work structures and worker participation (Digitale Logistik, Arbeitsstrukturen und Mitbestimmung – DiLAMi), funded by the German Hans Böckler Foundation and conducted by the ISF München and the University of Bamberg. Specifically, extended possibilities of control and growing gaps in the representation of interests of courier workers are arising in the context of digital technology use. In addition, the use of digital technology can simplify work to such an extent that companies can increasingly rely on low-skilled labour in times of labour shortages. The authors conclude that the trends observed in this sector provide further evidence for the growing rise of what can be called ‘digital Taylorism’.
Weiterbildung in der Corona-Krise
Autoren
DOI
- doi.org/10.5771/0342-300X-2021-6-479
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