Neuere politische und soziologische Ansätze untersuchen die Performativität des Finanzsystems, also die Frage, wie Politik, Finanzpraktiken und Wirtschaftswissenschaft das Finanzsystem gestalten und konstituieren, wobei sich bislang zwei Forschungsrichtungen herausgebildet haben. Während der eine Ansatz mit Rückgriff auf Callon die Performativität konkreter Handlungen der Finanzakteure in den Blick nimmt, bezieht sich der andere auf Foucault und Butler und betont, dass die diskursive Struktur des Finanzsystems der analytische Ausgangspunkt sein sollte, um deren Auswirkungen auf die alltäglichen Lebensverhältnisse zu untersuchen. Beiden Ansätzen fehlt allerdings ein Konzept, das Mikro- und Makroebene analytisch zusammenbringt und insbesondere die politischen Konflikte um die Gestaltung des globalen Finanzsystems berücksichtigt. Diese Lücke, so wird dargelegt, kann mit der poststrukturalistischen Hegemonietheorie geschlossen werden. Zugleich wird die sozioökonomische Selektivität sedimentierter Finanzstrukturen durch das Konzept der stratifizierten Hegemonie erklärt. Am Beispiel der politischen Governance der Euro-Krise wird die performative Kraft der Austeritätspolitik diskutiert.
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