- doi.org/10.5771/0340-0425-2014-2
- ISSN print: 0340-0425
- ISSN online: 0340-0425
- Nomos, Baden-Baden Nomos, Baden-Baden
Zusammenfassung
Die Zeitschrift Leviathan ist der Idee sozialwissenschaftlicher Aufklärung und Kritik verpflichtet. Sie veröffentlicht aktuelle Forschungsbeiträge und Debatten zu Themen aus Politik, Kultur, Wirtschaft, Philosophie, Recht und Gesellschaft.
Sie richtet sich an eine breite Leserschaft aus Lehre und Forschung, Politik und Verwaltung, Publizistik und Medien. Im Zeichen eines methodologischen, disziplinären und politischen Pluralismus schlägt sie Brücken zwischen Theorie, Empirie und politischer Praxis.
Homepage: www.leviathan.nomos.de
Abstract
The journal Leviathan devotes itself to enlightenment and criticism in the social sciences. It publishes current research and debate on topics drawn from politics, culture, economics, philosophy, law and society.
The journal is read by practitioners from academic research and education, politics and administration as well as communication and media. With its cross-disciplinary and cross-methodological approach it bridges the gap between theory, empirical evidence and political practice.
website: www.leviathan.nomos.de
- 157–162 Editorial 157–162
- Eigenlogik der Städte: ein fachdisziplinärer Beitrag zur Diskussion Karsten Zimmermann, Marlon Barbehön, Sybille Münch Karsten Zimmermann, Marlon Barbehön, Sybille Münch
- 174–291 Aufsätze 174–291
- 174–190 Hannah Arendt im Spannungsfeld zwischen Säkularisierung und Sakralisierung Sybille De La Rosa Sybille De La Rosa 174–190
- 219–248 Investieren in den Status: Der voraussetzungsvolle Lebensführungsmodus der Mittelschichten Olaf Groh-Samberg, Steffen Mau, Uwe Schimank Olaf Groh-Samberg, Steffen Mau, Uwe Schimank 219–248
- 249–266 Nur weil die Welt absurd ist, brauchen wir eine Demokratie Markus Pausch Markus Pausch 249–266
- 267–291 Die Politik des guten Lebens Ana Agostino, Franziska Dübgen Ana Agostino, Franziska Dübgen 267–291
- 292–304 Essay 292–304
Zu diesem Heft
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- doi.org/10.5771/0340-0425-2014-2-157
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Eigenlogik der Städte: ein fachdisziplinärer Beitrag zur Diskussion
Autoren
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- doi.org/10.5771/0340-0425-2014-2-163
- ISSN print: 0340-0425
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Zusammenfassung
Aus Sicht der lokalen Politikforschung löst die Debatte um die Eigenlogik der Städte insofern Verwunderung aus, als die institutionellen Grenzen des lokalen politischen Systems und damit das Untersuchungsobjekt wenig kontrovers definiert zu sein scheinen. Da lokale Politik zudem stets innerhalb eines Mehrebenensystems gedacht wird, ist der Vorwurf einer „lokalistischen“ Forschung nahezu ausgeschlossen. Der Beitrag beleuchtet die Diskussion aus Sicht der lokalen Politikforschung und erhellt, inwiefern die Eigenlogik-Heuristik vor allem im Sinne einer interpretativen Wende (methodologische) Innovationen anstoßen kann.
Abstract
The „intrinsic logic of cities“ has instigated an ongoing debate in urban sociology on what its object of study should be. From the viewpoint of studies of local politics, this discussion comes as a surprise, since its subject seems to be clearly defined by the institutional boundaries of the local political system. Moreover, with local politics generally being perceived as part of multi-level governance, the critique of „localistic“ research is very unlikely. The article reflects on the debate in urban sociology from the point of view of a neighboring discipline and highlights how the „intrinsic logic of cities“ can widen local politics’ perspective in empirical and methodological terms.
Hannah Arendt im Spannungsfeld zwischen Säkularisierung und Sakralisierung
Autoren
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- doi.org/10.5771/0340-0425-2014-2-174
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Zusammenfassung
Das Hauptargument des Beitrags lautet, dass Arendt an der Entstehung von Werten arbeitet, indem sie Praktiken wie das Erschaffen, Verzeihen, Sakralisieren aus dem religiösen Zusammenhang löst und radikal politisch deutet. Sie unterscheidet sich darin von Hans Joas, welcher mit der Sakralisierung der Person nach einer Möglichkeit sucht, den Schutz der Person dem Politischen zu entziehen und ihr via Heiligkeit einen unverfügbaren Charakter zu geben, denn bei Arendt bleibt die Heiligkeit der Person immer dem Spiel der Kontingenz ausgesetzt und von Aushandlungen abhängig.
Abstract
While Hans Joas argues for a sacralization of the person which withdraws the protection of the person from the political, it is maintained that Arendt’s writing proposes a sacralization that does not negate the contingency of sacralizations and rather assumes it to be part of human freedom. Furthermore it is argued, that although Arendt appropriates religious terms and practices, she subordinates them, according to her understanding of emancipation, to the political, and in this way develops the model of a secular form of collectivization.
Das Narrativ der dissoziativen Identitätsstörung im Kontext ökonomischer Imperative
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- doi.org/10.5771/0340-0425-2014-2-191
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Zusammenfassung
Der Artikel fragt vor dem Hintergrund der zunehmenden Konstatierung pluraler Identitäten nach den ökonomischen Imperativen, die jenen Erzählungen des Multiplen eingeschrieben sind. Dabei wird der Fokus auf das psychiatrische Narrativ der dissoziativen Identitätsstörung gesetzt, um an diesem exemplarisch eine fortschreitende Ökonomisierung alternativer Subjektivierungsformen zu skizzieren, mit welcher sukzessive eine Umwertung des vormals Devianten hin zum Superioren einhergeht.
Abstract
In view of the fact that there is an increasing confirmation of plural identities, this article explores the economic imperatives inscribed in these narratives of the multiple. It focuses on the psychiatrical diagnosis Dissociative Identity Disorder as an example of the progressive economisation of alternative subjectivities, which resulted in the successive reassessment of what was formerly considered a deviance into something superior.
Investieren in den Status: Der voraussetzungsvolle Lebensführungsmodus der Mittelschichten
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DOI
- doi.org/10.5771/0340-0425-2014-2-219
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Zusammenfassung
Die Debatten über die Verunsicherungen oder gar Krisen der Mittelschichten der letzten Jahre erweisen sich zumeist als nicht hinreichend theoretisch fundiert und beruhen oft auf einem oberflächlichen beziehungsweise bruchstückhaften Verständnis dessen, was die Mittelschichten ausmacht. Um zu einer genaueren Klärung der generellen Logik der Lebensführung der Mittelschichten zu gelangen, schlagen wir im ersten Teil dieses Beitrags eine Antwort vor, die diese Logik so, wie sie in der sozialstrukturellen Verortung der Mittelschichten angelegt ist, auf eine neue Weise als Investieren in den Status theoretisch ausbuchstabiert. Im zweiten Teil zeigen wir, wie auf dieser analytischen Grundlage zeitdiagnostische Fragen angesprochen werden könnten. Welche Zusammenhänge bestehen zwischen heutigen gesellschaftlichen Veränderungsdynamiken auf der einen und Veränderungen der Lebensumstände und Lebensführung der Mittelschichten auf der anderen Seite? Hierzu stellen wir ein systematisch angelegtes Forschungsprogramm mit Leitfragen und Schlüsselkonzepten vor.
Abstract
Recently there have been debates about the gropwing feelings of insecurity or even the crisis among the middle classes. But these debates have no substantial theoretical foundation and are often based on a superficial and incomplete understanding of the middle classes. To reach a more precise clarification of the general logic of the middle classes’ conduct of life, the first part of this article proposes a new answer, which spells out this logic, which is based in the social structural position of the middle classes, as an ongoing investment in status. The second part shows how this analytical model can be used to address questions about the current situation of the middle classes. How are the ongoing dynamics of societal change, on the one hand, related to the circumstances of life and mode of living of the middle classes, on the other? To prepare the way for further investigations, a systematic research agenda with key questions and key concepts has been developed.
Nur weil die Welt absurd ist, brauchen wir eine Demokratie
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- doi.org/10.5771/0340-0425-2014-2-249
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Zusammenfassung
Das Werk von Albert Camus wurde nach seinem Tod 1960 weitgehend auf seine literarische Dimension reduziert. Dass Camus ein politisches Oeuvre hinterlässt, das vielerlei Anknüpfungspunkte für die Politik- und insbesondere für die Demokratieforschung bietet, wurde aus mehreren Gründen lange Zeit in den Hintergrund gedrängt: Für die politische Linke war er ein Moralist, der sich mehr um metaphysische Fragen kümmerte als um historisch materialistische. Für die politische Rechte war er als Philosoph des Absurden und als ehemaliger Kommunist ohnehin indiskutabel. Und die politischen TheoretikerInnen nahmen ihn nicht als einen der ihren wahr. Dabei hätten sie sich zumindest von seinem Werk inspirieren lassen können, denn es liefert unter anderem Grundlagen für eine Theorie der Demokratie als Staatsform der Revolte. Aus dem Werk Albert Camus’ lassen sich für die Demokratietheorie folgende Thesen ableiten: 1. Die Demokratie beruht auf der objektiven Absurdität unseres Daseins und auf der Unabschließbarkeit der Geschichte; 2. Die Demokratie ist die Staatsform der Revolte im Dienste der Freiheit und der Gerechtigkeit; 3. Die Demokratie ist die Staatsform des Zweifels und des Dialogs; 4. Die Demokratie ist die Staatsform der Fremdheit und der Solidarität.
Abstract
The political dimension of Albert Camus’ writings has been neglected by political theory for a long time. Following his dispute with Jean-Paul Sartre about his book The Rebel, Camus was left aside and seen as an outsider among socialist thinkers. His oeuvre was increasingly reduced to its literary dimension. Only a few scientists have analyzed Camus’ political writings, which indeed offer manifold links to democratic and political theory. The aim of this article is to show the relevance of his writings for current democracies by introducing the following theses: 1. Democracy is based on the absurdity of our existence and the non-termination of history; 2. Democracy is the governmental form of revolt for the sake of freedom and justice; 3. Democracy is the governmental form of doubt and dialogue; 4. Democracy is the governmental form of foreignness and solidarity.
Die Politik des guten Lebens
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- doi.org/10.5771/0340-0425-2014-2-267
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Zusammenfassung
Seitdem Ecuador und Bolivien die Idee des „guten Lebens“ als normative Leitidee in ihre Verfassungen aufgenommen haben, werden diese in der (post-)entwicklungstheoretischen Diskussion debattiert. Uruguay verfolgt als Teil der Neuen Linken Lateinamerikas einen Regierungskurs, der an den Wert des Lebens an sich und soziale Harmonie appelliert. Im Beitrag wird vergleichend analysiert, wie sich die jeweiligen radikalen Gegennarrative zu einem dominanten Entwicklungsmodell dieser drei Länder im Prozess ihrer jeweiligen Implementierung verändern und welche Übersetzungsprobleme dabei entstehen. Letztlich, so die Einschätzung der Autorinnen, verfolgen alle drei Länder ein neo-extraktivistisches und wachstumsorientiertes Entwicklungsmodell, welches dem kritischen Impuls ihrer Rechtfertigungsdiskurse zuwiderläuft. Eine radikal neue Politik des guten und gerechten Lebens lässt sich aus den jetzigen Institutionen und politischen Denkweisen heraus nur schwerlich generieren.
Abstract
Since Ecuador and Bolivia incorporated the idea of Buen Vivir (Living Well) in their constitutions, these countries have been at the center of attention in the (post-) development theory debate. At the same time, Uruguay - as part of what has been called the „new left“ in Latin America - strives to redirect attention to the value of life and better conviviality. The article analyzes how in the process of their implementation the respective radical counter-narratives of all three countries transform into conventional development models strongly oriented towards neo-extractivism and growth. The authors argue that this is partly due to problems of translation between a radical discourse of critique rooted in Andean cosmovisions and contemporary governance structures and their respective rationalities.
Markt oder Staat? Kooperationsprobleme in der Europäischen Union
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- doi.org/10.5771/0340-0425-2014-2-292
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Zusammenfassung
Auf dem Hintergrund ideengeschichtlicher Überlegungen zum Verhältnis von Markt und Staat wird nach den Ursachen der beständigen Kooperationsprobleme gefragt, mit denen es die Europäische Union zu tun hat, wenn für alle Mitgliedstaaten verbindliche Entscheidungen getroffen werden sollen. Die Tatsache, dass ein politisch gewollter gemeinsamer Markt die Basis der Europäischen Union ist, begründet ein grundsätzliches Spannungsverhältnis der Ordnungsprinzipien Markt und Staat. Am Beispiel von Entscheidungen zur Regulierung der Finanzmärkte wird gezeigt, dass politische ebenso wie ökonomische Interessen der Mitgliedstaaten hinter den dabei aufgetretenen Kooperationsproblemen stehen. Wirtschaftliche und politische Interessen stehen jedoch nicht in Gegensatz zueinander, sondern verschmelzen zu ökonomischen Staatsinteressen. Die Kooperationsprobleme in der Europäischen Union sind kein vermeidbarer Mangel, sondern hängen mit ihrer Struktur und Verfassung zusammen.
Abstract
A brief recapitulation of the century old discussion concerning the relation between „state“ and „market“ serves as background for the analysis of cooperation problems faced by the European Union. The fact that the EU as a political entity is built upon a common market creates a fundamental tension between economic and political principles in joint policy decision making. Using examples from financial market regulation, this article shows that the observed difficulties in reaching joint policy decisions have their roots both in political and economic interests which, instead of conflicting with each other, merge into economic state interests. The cooperation problems of the European Union follow unavoidably from its very constitution.