Ausgehend von den neuesten Entwicklungen seit dem Brexit am 23. Juni 2016 und dem Erfolg Donald Trumps bei der Wahl zum amerikanischen Präsidenten, wird der Einfluss rechtspopulistischer Parteien und gleichgerichteter Demonstrationen in vielen Ländern Europas auf verbindende Grundzüge einer ressentimentalen Welt- und Situationsdeutung bezogen. Eine seit zwanzig Jahren zu beobachtende antipolitische Stimmung kulminierte im Jahr 2015 angesichts der vielen Flüchtlinge. Erörtert wird auch die für den Politikstil von Bundeskanzlerin Angela Merkel charakteristische Orientierung an Sachzwängen, welche politische Entscheidungen »alternativlos« erscheinen lassen. Vor diesem Hintergrund widmet sich der umfassendste Teil dieses Aufsatzes den PEGIDA-Demonstrationen, die 2014 in Dresden begannen und vor allem im darauffolgenden Jahr ständig größeren Zulauf und eine weltweite Medienresonanz fanden. Einer beobachtenden Beschreibung des Aufstiegs und der Stagnation der montaglichen »Spaziergänge« folgen analytische Reflexionen über mittelständische Krisenerfahrungen, vor allem aber über den Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der DDR und dem ostdeutschen Transformationsprozess seit 1990. PEGIDA scheint ein Wiedergänger der Friedlichen Revolution zu sein, jedenfalls ergaben sich die großen Teilnehmerzahlen durch den Zuspruch von Menschen, die sich als (zumindest »Sinn«-)Verlierer der »Wende« verstehen.
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