ZfP Zeitschrift für Politik
- doi.org/10.5771/0044-3360-2016-1
- ISSN print: 0044-3360
- ISSN online: 0044-3360
- Nomos, Baden-Baden Nomos, Baden-Baden
Zusammenfassung
Die „Zeitschrift für Politik“ sieht ihre Aufgabe darin, die Politikwissenschaft in ihrer ganzen Breite und Vielfalt zu repräsentieren, ihre Entwicklung in Forschung und Lehre zu dokumentieren und als Forum für innovative wissenschaftliche Diskussionen zu dienen..
Ihr wissenschaftliches Erkenntnisinteresse bezieht sich auf: die Politische Theorie, Philosophie und Ideengeschichte als die traditionelle Basis der Politikwissenschaft, die vergleichende Politikwissenschaft und komparative, Politikfeldforschung, die neueren Entwicklungen der deutschen, europäischen und internationalen Politik sowie die Forschungsfelder der Zeitgeschichte, der Politischen Soziologie, der Politischen Ökonomie sowie der Politischen Rechtslehre.
Homepage: www.zfp.nomos.de
Abstract
Zeitschrift für Politik sees its main goals in representing political science in its full range; in outlining its development in research and teaching and in serving as a forum for innovative academic discussions.
It addresses scholars from various fields of research: political theory and philosophy, comparative political studies and international relations, political sociology, political economy and political law.
Website: www.zfp.nomos.de
- 93–118 Mehr als bloßer Terrorismus: Die Autorität des »Islamischen Staates« als soziale Bewegung und als Parastaat Christoph Günther, Tom Kaden Christoph Günther, Tom Kaden 93–118
- 119–131 BUCHBESPRECHUNGEN 119–131
- 132–136 Autoren dieses Heftes 132–136
Titelei/Inhaltsverzeichnis
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Die schwedische Reichstagswahl vom 14. September 2014 – Schwierige Mehrheitsverhältnisse und das Ende des schwedischen Exzeptionalismus
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- doi.org/10.5771/0044-3360-2016-1-3
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Zusammenfassung
Die schwedische Reichstagswahl 2014 sorgte für keine eindeutigen Mehrheiten. Die bürgerliche Vier-Parteienkoalition, die acht Jahre regiert hatte, wurde abgewählt. Jedoch ist die neue rot-grüne Minderheitsregierung - unterstützt durch die Linkspartei - mit 38 Prozent der Stimmen die schwächste Regierung seit 30 Jahren. Die rechtspopulistischen Schwedendemokraten stiegen mit 13 Prozent zur drittstärksten Partei auf. Die rot-grüne Minderheitsregierung scheiterte daran, ihren Haushaltsentwurf zu verabschieden, weil die Schwedendemokraten für den Entwurf der vier bürgerlichen Oppositionsparteien stimmten. Schweden wurde damit nach der Wahl in eine dramatische Regierungskrise gestürzt. Neuwahlen konnten gleichwohl durch eine Vereinbarung der Regierung und der vier bürgerlichen Parteien abgewendet werden. Die Wahl 2014 verkörperte somit einen Wendepunkt und steht für das Ende des schwedischen Exzeptionalismus, der sich durch eine außerordentlich starke Sozialdemokratie sowie relativ schwache Rechtspopulisten auszeichnete.
Abstract
The parliamentary election in Sweden 2014 did not lead to clear majorities. The center-right coalition that had governed for eight years was voted out of office. However, the new elected red-green minority government - supported by the left party - has been the weakest government for 30 years with its 38 per cent of the votes. The far-right populist Sweden Democrats became the third largest party gaining 13 per cent of the votes. The red-green minority government failed to adopt its budget because the Sweden Democrats voted for the proposal of the four center-right opposition parties. Hence, Sweden suffered a dramatic parliamentary crisis after the election. Indeed, snap elections could be avoided by an agreement passed by the government and the four center-right parties. The election 2014 is thus a turning point and stands for the end of Swedish exceptionalism that combined a remarkably strong social democracy and relatively weak right-wing populists.
Ein neuer Koalitionstyp: Voraussetzungen für rot-rote bzw. rot-rot-grüne Koalitionen unter Führung der Linken auf Landesebene
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- doi.org/10.5771/0044-3360-2016-1-24
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Zusammenfassung
In drei von vier rechnerisch möglichen Fällen einer Koalition von SPD, Die Linke und Bündnis `90/Die Grünen unter Führung der Linken (Sachsen-Anhalt 2006 und 2011 sowie Thüringen 2009 und 2014) entschied sich die SPD aus einer Pivot-Position der Schwäche heraus gegen ein solches Bündnis und für eine Koalition mit der CDU. Nur 2014 in Thüringen entschloss sie sich für eine Regierung mit einem von der Linken gestellten Ministerpräsidenten. In dem Aufsatz wird mittels eines Vergleichs aller vier Fälle untersucht, welche Variablen für eine derartige Entscheidung der SPD vorliegen müssen. Dabei zeigt sich, dass sich der Thüringer Fall vor allem durch die dramatische Landtagswahlniederlage der SPD und die dadurch im Landesverband ausgelöste innerparteiliche Machtverschiebung von den anderen Fällen unterschied. Außerdem wurde in der SPD die vorangegangene Koalitionszusammenarbeit mit der CDU negativ bewertet; und die Sozialdemokraten waren mit einer offenen Koalitionsaussage in den Wahlkampf gezogen - beides beträgt zur Erklärung der Koalitionsentscheidung bei.
Abstract
In three out of four cases (Sachsen-Anhalt 2006 and 2011; Thuringia 2009 and 2014) in which the SPD had the pivotal choice between a coalition led by Die Linke or by the CDU she opted for the latter. Only in Thuringia in 2014 did she choose the new model of a coalition led by Die Linke. This article compares all four cases in order to determine which variables are most responsible for the Thuringian SPD's decision in 2014. The comparison shows that the party's electoral defeat in the state election which led to a shift in the intra-party power relations distinguished the 2014 case most from the other three cases. Another important variable was that the SPD in Thuringia had not explicitly excluded a coalition led by Die Linke before the election. That cooperation with the CDU in the 2009-2014 coalition was considered unsuccessful by the SPD, particularly retrospectively in the light of its own electoral defeat, also explains the party's turn toward Die Linke.
Entspannung, Eindämmung oder Regimewechsel? Paradigmen der internationalen Beziehungen und Politikoptionen im »Ukrainekonflikt«
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- doi.org/10.5771/0044-3360-2016-1-45
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Zusammenfassung
Russlands außenpolitisches Entscheidungsverhalten gleicht einem Enigma. Vier Erklärungen konkurrieren, um Russlands Ukrainepolitik zu verstehen: offensive Interpretationen, einschließlich imperialer Deutungen, der defensive Neorealismus, eine situative und eine innenpolitische Interpretation. Der Aufsatz diskutiert die Erklärungskraft der jeweiligen Argumente. Aus den konzeptionellen Ansätzen ergeben sich unterschiedliche Politikoptionen: eine Rückkehr zur Entspannungspolitik, Eindämmung und Abschreckung oder ein nötiger Regimewandel in Russland. Der Ukrainekonflikt lehrt, dass der Westen seine finalen Handlungsabsichten definieren, kommunizieren und glaubwürdig vertreten muss. Zudem gilt es, die Konsequenzen von Regelverletzungen künftig zu vereinbaren, damit Akteure, die Regeln verletzen, vorab abschätzen, welche Kosten auf sie zukommen.
Abstract
Russia’s foreign policy decision-making process is an enigma. Four explanations compete in order to understand Russia’s Ukraine policy: offensive interpretations, including imperial readings, defensive neorealism, a situational and a domestic politics interpretation. The article discusses the explanatory power of the respective approaches. Different policy options follow form the conceptual approaches - a return to détente, containment or deterrence or a necessary regime change in Russia. The Ukraine conflict teaches lessons for Western policy - it must define, communicate and credibly commit itself to its ultimate intentions. Furthermore, agreements on the consequences of violations of rules of behavior are necessary in future. Any actor violating rules should be able to calculate in advance the costs of rule violation.
Religiöse Definitionen des Nahostkonflikts: Rahmung – gewalttätige Handlungsskripts – globale Verbreitung
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- doi.org/10.5771/0044-3360-2016-1-65
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Zusammenfassung
Der Artikel untersucht den Nahostkonflikt aus der Perspektive der handelnden Akteure. Sie stützen ihr Gewalthandeln auf eine Definition der Situation. Sie verstehen sie im Lichte vergangener Geschehnisse ihrer Heilsgeschichte, ausgewählt in Übereinstimmung mit ihrer heutigen Lage. Dazu zieht der Artikel die Theorie der Definition der Situation des Soziologen Hartmut Esser heran. Beide Parteien, Israelis und Palästinenser, interpretierten den Konflikt um Palästina nicht mehr nur als völkerrechtlichen Konflikt, sondern als religiösen. Eine kleine Gruppe Juden, angeleitet von Vater und Sohn Rabbi Kook, erhoben den Anspruch auf das ganze ehemalige britische Mandatsgebiet als das ihnen verheißene Land (eres Yisrael), islamistische Palästinenser fordern es als das ihnen von Mohammed gegebene Stiftungsland (waqf). Beide Deutungen gaben der Situation einen Rahmen, der die Akteure in die Lage versetzte, Gewalthandeln religiös zu legitimieren. Der Sechstagekrieg wurde als »Krieg der Erlösung« verstanden, die gewaltsame Besetzung und Besiedlung palästinensischer Territorien durch jüdische Siedler als ein Beweis ihres Glaubens an Gottes Verheißung des Landes. Die Palästinenser verstanden ihren Kampf um das Territorium als Einsatz (jihad) für die islamische gesellschaftliche Ordnung bis zum Tod, der von Gott als Märtyrertum gewürdigt wird. Daneben gab es jihadistische, gesinnungsethische Auffassungen, für die nicht der Erfolg für das individuelle Heil entscheidend war, sondern die Tat an sich, ohne Rücksicht auf die Folgen. Diese Deutungen wurden weltweit verbreitet. Der protestantische Fundamentalismus mit seinem Prämillenarismus und die amerikanische politische Rechte machten sich die jüdische Definition der Situation zu eigen. Islamische Online-Medien verbreiteten die islamische Rahmung des Konflikts und erörterten die Legitimität von gewalttätigen Handlungsskripts, besonders wenn sie Selbstmord einschlossen, weltweit.
Abstract
The article studies the Middle East conflict from the perspective of the actors. They base their violent acting on a definition of the situation, which they understand in the light of past events of their sacred history, selected in accordance with their own situation today. The article is based on Hartmut Esser’s sociological theory on the »definition of the situation«. Both parties didn’t understand the conflict relating foremost to international law, but as a religious one. A small group of Jews, led by father and son Rabbi Kook, claimed the entire former British mandate as land promised by God to Abraham and his descendants (eretz Israel); Islamite Palestinians claimed it as endowment (waqf), given by Muhammad to all Muslim generations forever. Both interpretations enabled actors to perform religiously legitimate violence against the other. The religious Zionists understand the Six-Day War as a War of Redemption, they regarded occupation and settlement of the Palestinian territories as proof of their faith in God and his promise. Palestinians regarded their uprising, the intifada, against the State of Israel as struggle (jihad) for the Islamic social order until death, which will be honored by God with the status of martyrdom. For Jihadists the act of dying in the fight is decisive for salvation, not the success of their activity for the well being of the Islamic community. These various religious definitions of the Middle East conflict were spread worldwide. The American Protestant Fundamentalism with its Premillennialism and its political representation supports the view of the religious Zionists. Islamic online media deal with the Islamic frame of the conflict and discuss the religious legitimacy of script and suicidal actions worldwide.
Mehr als bloßer Terrorismus: Die Autorität des »Islamischen Staates« als soziale Bewegung und als Parastaat
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- doi.org/10.5771/0044-3360-2016-1-93
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Zusammenfassung
Der Islamische Staat ergänzt seinen absoluten Machtanspruch durch Bezüge auf charismatische Autorität und hat darüber hinaus Allianzen mit verschiedenen Interessengruppen hergestellt, die auf rationaler, innerweltlicher Zweck-Mittel-Orientierung beruhen. Zwar ist es nicht möglich zu beweisen, dass die Autoritätsmittel, die der Islamische Staat anwendet, von denen, über die er herrscht oder zu herrschen gedenkt, tatsächlich als legitime Geltungsgründe seiner Herrschaft angesehen werden. Sein Bestehen angesichts militärischer und politischer Opposition suggeriert jedoch, dass die hier beschriebenen Autoritätsquellen zumindest teilweise im Sinne des Islamischen Staates wirksam sind, dass also eine Legitimitätsgeltung im Sinne Webers besteht. Mit jedem Monat, in dem der Islamische Staat relativ unbehelligt herrscht, wird vor diesem Hintergrund die Ansicht plausibler, dass er in der Tat mehr ist als eine bloße Terrormiliz.
Abstract
A sociological perspective on the Islamic State’s regime paints a surprisingly multi-faceted picture. Its appeal to a traditional order can be regarded as its most pervasive argument to garner obedience. But the Islamic State also manages to forge and maintain alliances on a rational, innerworldly, means-ends basis with various groups. Our findings are of course tentative given that it is not possible to prove that the means of authority deployed by the Islamic State are, in fact, viewed as the legitimate grounds upon which its fighters and the people ruled by it adhere to it. Some of the Western adolescents that make their way to Iraq and Syria might be drawn to it not so much due to a theological pondering of their duties as Muslims, but because they identify their crises of adolescence with the Islamic State’s cause of liberating Muslims worldwide. Many of the people under its rule might not so much conform because of their admiration for the Islamic State’s measures of communal organization, but because of the sheer threat of violence against any deviation. Still these means of authority exist as programmatic and practical features of the social movement and quasi-state that is the Islamic State. Its persistence in the face of military and political opposition suggests that the sources of authority described in this chapter are at least in part salient. Explaining his basic sociological terms, Weber remarked that no power relationship of people over people is a one-way street. Rather, for a rule to be stable, the ruled need to develop a belief in the legitimacy of the order they are subject to. Naturally, the transition between obedience out of fear of punishment (itself a form of rational domination), and obedience out of a sense of legitimacy are highly fluent (Weber 1978:31). From this perspective the Islamic State’s various claims to authority can be seen as legitimacy constructs that are offered to the population in order to increase the chance of their going beyond obedience out of fear. While it is still uncertain to what extent, and based upon which legitimating narrative, it is seen as legitimate by the ruled, each month that passes with the Islamic State being relatively uncontested makes it appear more plausible that it is, indeed, much more than a mere terrorist movement.
BUCHBESPRECHUNGEN
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- doi.org/10.5771/0044-3360-2016-1-119
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