- doi.org/10.5771/0038-6073-2019-2
- ISSN print: 0038-6073
- ISSN online: 0038-6073
- Nomos, Baden-Baden Nomos, Baden-Baden
Zusammenfassung
Die Soziale Welt ist eine der großen, auch im Ausland gelesenen Fachzeitschriften innerhalb der deutschen Soziologie. Sie bringt empirische und theoretische Arbeiten aus allen Bereichen des Faches und versucht auf diese Weise, die Entwicklung der Soziologie einerseits zu spiegeln und ihr andererseits auch neue Impulse zu geben. Dies geschieht neben den viermal pro Jahr erscheinenden regulären Heften auch durch die Arbeit an Sonderbänden mit einheitlicher Thematik.
Die Zeitschrift "Soziale Welt" wendet sich an Soziologen, Sozialwissenschaftler, Interessierte allgemein.
Homepage: www.soziale-welt.de
Abstract
Soziale Welt is one of the important journals within German sociology and is even read in foreign countries. It includes empirical and theoretical contributions from all areas of the subject and tries to portray the development of sociology and to give a new impetus. In addition to the quarterly published issues, there are special issues with a unified theme.
The journal "Soziale Welt" is aimed at sociologists, social scientists, and at generally interested readers.
Website: www.soziale-welt.de
- 121–230 Aufsätze 121–230
- 121–143 Who supports gender quotas for company leadership? An empirical analysis of determinants of support and rejection among German citizens Katja Möhring, Céline Teney, Christopher Buss Katja Möhring, Céline Teney, Christopher Buss 121–143
- 200–230 (Zu) Versorgende Geflüchtete? Analyse der sozialen Bedeutungen ökonomischer Praktiken von Geflüchteten in Uganda Hannah Schmidt, Ulrike Krause Hannah Schmidt, Ulrike Krause 200–230
Titelei/Inhaltsverzeichnis
DOI
- doi.org/10.5771/0038-6073-2019-2-119
- ISSN print: 0038-6073
- ISSN online: 0038-6073
- Nomos, Baden-Baden Nomos, Baden-Baden
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Who supports gender quotas for company leadership? An empirical analysis of determinants of support and rejection among German citizens
Autoren
DOI
- doi.org/10.5771/0038-6073-2019-2-121
- ISSN print: 0038-6073
- ISSN online: 0038-6073
- Nomos, Baden-Baden Nomos, Baden-Baden
Zusammenfassung
In Deutschland wurde nach langer, kontroverser Diskussion 2016 eine gesetzliche Geschlechterquote für Aufsichtsräte großer Firmen, die sogenannte Frauenquote, eingeführt. Wir untersuchen die Determinanten der Unterstützung dieser Quote in der deutschen Bevölkerung mit dem Ziel, Gruppen in der Gesellschaft mit einer besonders hohen oder niedrigen Unterstützung zu identifizieren. Theoretisch beziehen wir uns dabei auf Ansätze zu Rational-Choice, politscher Orientierung und Intergruppenkontakten. Auf der Grundlage der Daten des German Internet Panel (GIP) vom März 2017 (N=2544) analysieren wir individuelle und Arbeitsplatzspezifische Determinanten der Unterstützung für die Geschlechterquote. Unsere Ergebnisse zeigen wie erwartet eine starke Diskrepanz in der Unterstützung zwischen Männern und Frauen mit stärkerer Unterstützung durch Frauen. Daneben werden Unterschiede innerhalb der Gruppe der Frauen wie der Männer deutlich, die auf die Bedeutsamkeit des Zusammenspiels von Geschlecht und Position auf dem Arbeitsmarkt hinweisen. Die höchste Unterstützung findet sich unter alleinstehenden Frauen in gehobenen Führungspositionen, während verheiratete Frauen und junge Männer die geringste Unterstützung aufweisen. Daher schlussfolgern wir, dass die Geschlechterquote auf die stärkste Ablehnung bei jenen stößt, die sich durch diese Maßnahme entweder ausgegrenzt fühlen oder ihre zukünftigen Arbeitsmarktchancen gefährdet sehen.
Abstract
After a long and controversial debate, a statutory gender boardroom quota was introduced in Germany in 2016. We examine the determinants of support for this quota among citizens aiming to identify the social groups that approve the most and those that resent the most the quota law. The approaches of self-interest, political orientation, and exposure are used to understand variation in support from a theoretical perspective. Based on data from the German Internet Panel (GIP) surveyed in March 2017 (N=2544), individual-level and workplace-related determinants of support for the boardroom quota are analysed. Our results show a general gender gap in support for a quota with greater support among women, but reveal differences within the target group of women and within the non-target group of men. These differences demonstrate that the interplay of gender and position on the labour market is pivotal for attitudes towards affirmative action in favour of women. The quota is most supported by single women in upper management positions, while most opposed by married women and young men. This leads to the conclusion that opposition to the gender quota is greatest among those who are disregarded by the regulation or might see their prospective labour market chances to be threatened.
Dynamiken zwischen Citizenship und Arbeitsverhältnissen von Geflüchteten mit unsicherem Aufenthaltsstatus. Eine Untersuchung in gastronomischen Betrieben der Schweiz
Autoren
DOI
- doi.org/10.5771/0038-6073-2019-2-144
- ISSN print: 0038-6073
- ISSN online: 0038-6073
- Nomos, Baden-Baden Nomos, Baden-Baden
Zusammenfassung
Der Artikel diskutiert, inwiefern das Arrangement aus Migrationsrecht, Sozialpolitik und Arbeitsmarktzugang besonders ausgeprägte Unsicherheiten in der Lebens- und Arbeitsrealität von Geflüchteten in der Schweiz hervorbringt. Dies wird am Beispiel der Situation von geflüchteten Arbeiter_innen mit unsicherem Aufenthaltsstatus im Hotel- und Gaststättengewerbe gezeigt. Wir argumentieren, dass sich diese Gruppe von Migrant_innen auf der Basis asylpolitischer Regulierungen weitgehend mit der Exklusion von Rechten konfrontiert sieht. Gleichzeitig erfahren sie aufgrund ihrer aufenthaltsrechtlichen Situation spezifische Ein- und Ausschlussprozesse in Bezug auf den Arbeitsmarkt. Darum rücken wir Arbeitsverhältnisse von Geflüchteten als konstitutives Element in den Mittelpunkt der Analyse von Citizenship-Politiken und untersuchen zudem innerbetriebliche Aushandlungen von Citizenship sowie entsprechende Praktiken von Geflüchteten. Für die Untersuchung wurde ein dreistufiges Datenerhebungsverfahren herangezogen. Die Kombination methodischer Zugänge - problemzentrierte Interviews, teilnehmende Beobachtung in einem Betrieb sowie informelle Interviews - gestattet es, Citizenship-Politiken im Zusammenhang der Arbeitsverhältnisse von Geflüchteten mit unsicherem Aufenthaltsstatus zu analysieren. Es zeigt sich, dass geflüchtete Arbeiter_innen auf der Basis fehlender Rechte und damit einhergehenden betrieblichen Citizenship-Politiken mit spezifischen Formen der Disziplinierung innerhalb der untersuchten Betriebe konfrontiert sind. Sie bringen die strategische Bereitschaft auf, Disziplinierungen und Arbeitsbedingungen zu dulden, um im Gegenzug in ihrem Kampf um Citizenship-Rechte einen stabilen Aufenthalt in der Schweiz zu erreichen.
Abstract
The article discusses to what extent the arrangement of migration policy, social policy and access to the labor market of Switzerland generates pronounced insecurities in the living and working reality of refugees. We analyze this by way of example of the situation of refugees with a precarious residence permit status working in the hotel and catering industry. We bring forward the argument that this group of migrants is confronted with the exclusion of rights because of the Swiss asylum policies. At the same time, the refugees face specific processes of inclusion and exclusion within the labor market because of their residence status. On account of this, we bring working conditions of refugees into the center of the analysis of citizenship policies as a constitutive element. Moreover, we analyze intra-company negotiations of citizenship as well as the according practices of refugees. The analysis of our research questions is based on a three-step data collection procedure. The combination of different methodological approaches - problem-centered interviews, participatory observation within the companies, and informal interviews
- allows for an in-depth analysis of the relationship between citizenship policies and the working conditions of refugees with a precarious residence permit status. We show that refugee workers are confronted with specific forms of disciplinary actions because of a lack of rights and accompanied intra-company citizenship policies. The workers accept the disciplinary actions and working conditions in order to acquire permanent residence in Switzerland in their struggle for citizenship rights.
Herkunftsunterschiede in der Promotionsintention. Resultat kultureller Reproduktion, bildungsbiographischer Rahmenbedingungen oder individueller Entscheidung?
Autoren
DOI
- doi.org/10.5771/0038-6073-2019-2-172
- ISSN print: 0038-6073
- ISSN online: 0038-6073
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Zusammenfassung
Im Zuge der Bildungsexpansion und der Bologna-Reform haben sich in Deutschland die Wege zur Promotion grundlegend verändert und mit der Ausweitung des Promotionsrechts auf die Fachhochschulen wurden die formalen Hürden einer Promotionsaufnahme weiter abgebaut. Die bisherige Ungleichheitsforschung hat sich in diesem Bereich vorwiegend auf die Universitäten konzentriert und die Frage offengelassen, an welchen vorgelagerten Schwellen der Bildungslaufbahn soziale Ungleichheiten entstehen und über welche Prozesse die sozialen Ungleichheiten beim Promotionszugang zu erklären sind. An dieser Stelle setzt der vorliegende Beitrag an und beschäftigt sich mit der Frage, warum Studierende aus weniger privilegierten Familien seltener eine Promotionsintention ausbilden und welche Rolle die Rahmenbedingungen im Elternhaus, vorgelagerte Bildungsentscheidungen und daraus resultierende Pfadabhängigkeiten sowie individuelle Merkmale spielen. Diese Frage wird anhand der dritten Welle der DZHW-Studienberechtigtenbefragung aus dem Jahr 2010 bearbeitet. Auf Basis logistischer Regressionsanalysen und einer nicht-linearen Dekompositionsanalyse zeigt sich, dass insbesondere über die Wahl der Hochschulinstitution und die Aufnahme eines medizinischen Studiums weite Teile der Herkunftsunterschiede zu erklären sind. Diese Unterschiede resultieren allerdings zu einem gewissen Grad bereits aus den unterschiedlichen kulturellen Rahmenbedingungen und Erwartungshaltungen im Elternhaus. Zudem sind es die zwischen den verschiedenen Herkunftsgruppen divergierenden Karriereambitionen, die zu den beobachtbaren Unterschieden in der Promotionsintention führen.
Abstract
In the course of educational expansion the ways to a doctoral degree have changed systematically. In addition, the opportunity to award doctoral degrees on the side of universities of applied sciences also reduces barriers to doctoral studies. Research on social inequality and social stratification has mainly focused on universities, leaving open questions about prior transitions and their role in explaining social inequality in transition to doctoral studies. Therefore, this article deals with the question why students from privileged families more often intend a doctoral degree and the impact of familial circumstances, previous educational decisions as well as individual characteristics. This question will be addressed using data from the third wave of the DZHW school leaver survey 2010. Based on logistic regression and non-linear decomposition, it is shown that particularly the choice of higher education institution as well as the choice of field of study can explain a vast proportion of social inequality in the intention to reach a doctoral degree. To a certain degree, these social differences originate from differences in cultural circumstances and parental expectations. Furthermore, diverging career ambitions lead to observable social differences in the intention to reach a doctorate.
(Zu) Versorgende Geflüchtete? Analyse der sozialen Bedeutungen ökonomischer Praktiken von Geflüchteten in Uganda
Autoren
DOI
- doi.org/10.5771/0038-6073-2019-2-200
- ISSN print: 0038-6073
- ISSN online: 0038-6073
- Nomos, Baden-Baden Nomos, Baden-Baden
Zusammenfassung
Wie setzen sich geflüchtete Menschen, die in restriktiven Verhältnissen in Aufnahmeländern im Globalen Süden leben, für wirtschaftliche Stabilität ein und welche sozialen Bedeutungen können ihren Praktiken beigemessen werden? Diese Frage steht im Mittelpunkt des Beitrags und wird anhand qualitativer empirischer Forschung mit einem Mehrmethodenansatz in Uganda und einem Agency-Fokus nach Emirbayer und Mische untersucht. Der Beitrag zeigt, dass humanitäre Fördermaßnahmen in Uganda zwar auf die Unterstützung von Geflüchteten teils als wirtschaftliche Akteur*innen abzielen, aber dass die eigens mobilisierten Ressourcen von besonderer Bedeutung für die Menschen sind. Soziale Netzwerke sind ausschlaggebend sowohl für die Aufnahme ökonomischer Praktiken einzelner als auch die daraus folgende Übernahme sozialer und wirtschaftlicher Funktionen anderer Geflüchteter. Auf Grundlage dessen argumentieren wir, dass wirtschaftliche Praktiken unter Geflüchteten den Charakter relationaler Agency haben, indem sich diese durch ihre soziale Verwobenheit konstituieren und reproduzierend wirken.
Abstract
This article explores economic strategies which refugees employ in restrictive environments in host countries in the Global South and focuses on the social meanings of these practices. As a result, it is not humanitarian refugee protection and assistance at the core, but instead refugees’ own practices. Our analysis is based on qualitative empirical research with a multi-method approach in Uganda and an agency perspective following Emirbayer and Mische. The article demonstrates that although humanitarian measures aim to support refugees as economic actors, the resources refugees mobilize themselves are key for the people. Social networks are crucial for individuals to adopt economic practices as well as for other refugees to assume social and economic roles. Hence, we argue that economic practices in refugee situations have the character of relational agency by being constituted and reproduced through their social interdependence.